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Sie klickte das Auto auf. Dominik öffnete ihr die Autotür. Er beugte sich in das Auto und legte das Päckchen auf den Beifahrersitz. Sie schaute seinen Kopf an. Die dunklen Haare. Er würde nie eine Glatze bekommen. Er würde immer erfolgreich sein. Und er würde nie von hier wegkommen. Wegen der Langeweile. Weil er nichts wusste außer sich. Während er die Autotür öffnete und so sorgfältig die Mehlspeisen auf dem Beifahrersitz deponierte. Sie hatte ihn mitleidig beobachtet. Es war Mitleid. Sie wusste genau, wie er diese Leere vor sich hatte und sie nur mit Tennisterminen und Fernreisen füllen konnte. Konzerte in Wien. Oper. Theater. Vielleicht hatte er ein Hobby. Sie verstand plötzlich die Jagd. Dieses Töten. Das arbeitete gegen die Langeweile an, und der Onkel Schottola hatte keine Langeweile, weil er in den Regeln seiner Religion gefangen war. Da wurde alles schwer und bedeutsam. Ohne solche Regeln. Sie schüttelte den Kopf, all diese Vorstellungen loszuwerden. Sich loszureißen davon, wie sich hier alle fühlten.

Dominik stand vor ihr. Sie stieg vom Gehsteig auf die Straße hinunter. Sie war trotzdem nicht viel kleiner als er.»Du weißt, dass du die schönste Frau bist, die ich kenne. «Er sagte das wieder vorwurfsvoll. Bedauernd. Sie schaute vor sich hin. Ihm auf die Mantelbrust. Er trug einen dunkelblauen Kaschmirmantel. Klassisch geschnitten.»Na ja. «sagte er. Er würde versuchen, sie zu erreichen. Die Schottolas stünden ja sicher noch im Telefonbuch. Sie stieg in das Auto. Er warf die Tür hinter ihr zu. Sie schnallte sich an. Er stand am Auto. Hob die Hand. Sie startete. Sie musste warten, bis sie in den Verkehrsstrom einbiegen konnte. Er wartete so lange. Dann blinkte sie. Er hob noch einmal die Hand. Dann wandte er sich ab. Sie fuhr an. Sie gab Gas. Raste die Bahnhofstraße hinunter. Sie fuhr davon. Sie war schon fast auf der Autobahn, da fiel ihr ein, dass sie das Auto zurückbringen musste. Sie fuhr nach rechts in die Hauptstraße zurück und dann hinauf. In die Siedlung. Sie wurde wieder weinerlich deswegen. Sie hätte wegfahren wollen. Fliehen. Flüchten. Davon. Eilen. Stürmen. Ihre Situation kam ihr inmitten dieser Menschen noch unerträglicher vor. Sie war abgetrennt von diesen Personen. Die wussten das aber nicht. Das wusste nur sie. Das durfte nur sie wissen. Es war eines von ihren Geheimnissen. Sie lebte gar nicht. Wahrscheinlich lebte sie gar nicht. Sie tat nur so. Sie machte das nach. Faking, dachte sie. You are faking. Es war das Autofahren, das existierte. Sie war der Schatten davon.

Und dann war es ein Glück, dass ihr bei seinem Vorschlag, mitzukommen, gleich der Ausfluss eingefallen war. Bräunlich rot. Dünnflüssig. Stark riechend. Ein heller, widerlicher, starker Geruch. Sie roch lange daran. Wenn sie die Einlagen wechselte. Sie roch dann an der alten. Sie legte die alte auf dem Behälter für das Klopapier ab und nahm sie dann wieder. Sie stand vor der Toilette. Drückte die Spülung und roch an der alten Binde. Wenn die Spülung der Toilette dann langsam verstummte. Sie rollte die Binde zusammen und steckte sie ein. Sie hatte eine Rolle Plastiksäcke fürs Einfrieren in ihrem Zimmer. In die tat sie die zusammengerollten Binden und warf sie so in der Küche in den Müll unter dem Abwaschbecken. Während des Riechens dieses Geruchs. Sie musste nichts denken. Währenddessen. Gar nichts. Während sie diesen Geruch roch, war sie ruhig. Und konzentriert. Erst außerhalb des Badezimmers dann wieder die Wirklichkeit. Sie konnte sich den Geruch vorstellen. Während des Fahrens. Sie schnitt einen alten Volkswagen und bog in die Senningerstraße ab. Links die Umspannanlage. Sie fuhr sehr schnell. Sie bremste in die Uhlandgasse und kroch dann dem Haus zu.

Sie ließ das Auto draußen. Vor dem Gartentor. Stieg die Stufen zum Haus hinauf. Der Onkel öffnete die Tür.»Gerade pünktlich. «sagte er lächelnd. Dann erstarrte er. Ging durch die Tür. Sie trug die Mehlspeisen in die Küche. Was die Familie Ebner mache, rief sie dem Onkel ins Vorzimmer zu. Es kam keine Antwort. Sie ging ins Vorzimmer zurück. Die Tür stand offen. Der Onkel stand am Gartentor. Ein Polizist stand da. Eine Polizistin stieg gerade aus dem Polizeiauto, das hinter dem Range Rover parkte. Sie war zu schnell gefahren. Sie hatte die Polizei aber nicht gesehen. Wieso hatte sie die nicht gesehen. Wo waren die gewesen. Sie lief die Stufen zum Gartentor hinunter. Was denn los sei, rief sie. Dann verstummte sie.»Immer warten, was die andere Person zu sagen hat, und dann die taktische Einrichtung darauf. Nie spontan reagieren. Man kann sich nur verraten dabei. Es ist zunächst das Problem der anderen Person, und wir wollen der das Problem nicht abnehmen. «Das spöttische Grinsen von Cindy dazu. Sie stellte sich neben den Onkel Schottola.

Es ginge um sie. Der Onkel schaute sie an. Es war dieser Blick. Wie damals. Immer.»Onkel Schottola. «sagte sie und wollte es ihm erklären. Sie hatte eine Geschwindigkeitsüberschreitung gemacht. Er machte so etwas nicht. Nie. Aber es war keine Todsünde. Oder. Sie holte Luft und wandte sich an die Polizisten hinter dem Gartentor. Der Onkel legte ihr die Hand auf die Schulter. Das wäre die Person, die sie suchten. Er drückte ihr die Schulter, still zu sein. Nicht zu reden. Würde es reichen, wenn sie ihren Pass holen würde und ihnen den zeigen. Der Polizist hielt ein Blatt Papier in der Hand. Er schaute darauf. Das würde reichen, sagte er.»Komm. Geh. Hol deinen Pass. Kinderl. «Der Onkel drehte sie an den Schultern und schubste sie die erste Stufe hinauf. Sie drehte sich zurück. Warum, wollte sie wissen. Was denn los sei. Warum ihren Pass.»Es liegt eine Vermisstenmeldung vor. Amalia Schreiber.«»Eine Vermisstenmeldung. «Sie ging an das Gartentor. Hielt ihre Hand aus. Der Polizist ließ die Hand mit dem Papier sinken. Sie starrte diesen Mann an. Er war nicht sehr groß. Sie war größer als er und stand eine Stufe höher. Jung. Er war jung. Auch die Polizistin war jung. Die Frau blondgebleichte Haare in einem Pferdeschwanz unter der Kappe. Der Mann gebräunt. Stark gebräunt. Eine gebräunte Haut ist eine kranke Haut. Der Satz ging ihr durch den Kopf. Und wer konnte nach ihr suchen. Dann sagte sie es.»Wer will nach mir suchen. «Der Polizist sagte nichts.»Na komm. Hol den Pass. «Der Onkel drängte.»Wir verkühlen uns hier nur. «Sie seufzte.»Ich habe alles in der Wiener Wohnung. «sagte sie. Sie hatte sich an den Onkel gewandt.»Alles.«, fragte er.»Ich habe meine e-card mit. Die habe ich. «Dann sprach sie nicht weiter. Sie hätte sagen wollen, dass sie die im Spital gebraucht hatte. Was ging das dieses Polizistenpärchen an.»Würde es ausreichen, wenn ich ihnen einen Ausweis zeige und dafür einstehe, dass diese Person hier Amalia Schreiber ist. «Der Mann schaute den Onkel an. Dann zu ihr. In welchem Verhältnis er zu Frau Schreiber stünde, fragte die Polizistin. Der Onkel schaute die Frau lange an. Er hole jetzt seinen Führerschein. Das genüge ja. Und er sei ein Verwandter. Dann drehte er sich weg und stieg die Stufen hinauf. Sie stand da. Sie zog den Mantel um sich. Die Polizisten hatten dunkelblaue Parkas an. Es war ihnen aber kalt. Die Frau hatte begonnen, mit den Füßen zu stampfen, um sich warm zu halten. Der Mann schlug die Hände gegeneinander. Das Papier wurde dabei geknickt. Ein Wind kam von den Hügeln herunter. Der Onkel stürmte aus dem Haus. Er hielt seinen Führerschein über das Gartentor. Der Polizist nahm ihn. Schaute ihn an. Gab ihn der Polizistin. Die nahm ihn und ging zum Auto. Sie standen schweigend da. Sie konnten die Polizistin hören. Sie hatte sich ins Auto gesetzt und sprach von da. Der Name war zu hören. Murmeln. Der Polizist schaute das Haus an. Musterte es. Die Frau stieg wieder aus und kam an das Gartentor zurück. Sie reichte dem Onkel den Ausweis. Ob Frau Schreiber mit einem Ausweis in der Dienststelle vorbeikommen könne. Nur zur Klärung. Und es ginge eigentlich darum, dass Frau Marina Schreiber-MacDuff einen Unfall gehabt habe und um einen Anruf bitte. Es wäre dringend. Die Polizistin schaute ihr in die Augen. Hielt sie mit den Augen fest.»Antworten. Mit den Augen antworten. Den Blickkontakt halten. Das ist wichtiger als ein Lügendetektortest. «Die Lektionen von Heinz. Sie schaute also dieser Polizistin in die Augen und verbot sich, irgendetwas zu sagen.»Ich werde sofort anrufen. «sagte der Onkel. Er werde sofort in London anrufen und alles klären. Ob man jetzt fertig sei, fragte er. Ruhig. Er hielt seinen Führerschein. Er habe nämlich einen wichtigen Termin. Er betonte das wichtig. Der Polizist nickte. Die Polizistin löste ihren Blick und schaute ihren Kollegen an. Sie wandten sich ab. Grüßten.»Grüß Gott. «sagten sie. Im Chor.