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Sie hatte begonnen, in der Mittagspause zu laufen. Sie nahm beim Frühstück Obst und Muffins mit und ging auf den Sportplatz. Sie trug die Laufsachen unter dem Leinenkostüm. Sie musste nur duschen und ihre Sachen wieder anziehen. Die Schuhe hatte sie in der Umhängetasche. Sie wickelte die Muffins in Servietten und steckte sie in die Laufschuhe. Die Laufschuhe in die Schuhsäcke. Die Muffins waren dann bis zum Mittag nicht ganz zerbröselt. Vom Aufwachen an plante sie die Mittagspause. Von der Mittagspause an plante sie ihre Flucht.

Sie lief. War das die fünfte Runde. Oder die sechste. Sie lief. Sie wollte sich nichts überlegen. Keine Fragen der Personalentwicklung. Psychologische Stabilität und deren Messung. Versicherungspakete und wie sie die Motivation beeinflussten. Familienbande und wie Personalentwicklung sie einbeziehen sollte. Sie stellte sich vor, wie die Personalabteilung mit ihrer Tante Marina sprach. Über die benefits, wenn sie bei einem Auslandseinsatz umkommen würde. Es wäre gut, die Familie zu einem Treffen zusammenzuführen. Erklären, we don’t put your sons and daughters in harm’s way but … Bei ihr. Da wäre das ein nettes internationales Treffen. Die Marina konnte gleich eine Sitzung der Erbengemeinschaft anschließen. Und wenn sie tot war, dann konnten die sich die Versicherungssumme teilen. Consens building. Es würde nicht hilfreich sein, wenn die Familie die Motivation eines ihrer Mitglieder nicht verstehen würde. Es würde die Einsatzleistung mindern.

Würde das ihre Einsatzleistung mindern. Die Tante Trude. Der Onkel Schottola. Der Gino. Vielleicht. Aber die waren alle nicht Familie. Die würden da nicht aufscheinen. Ihre Mutter. Die Frau, die sie immer schon verlassen hatte. Die würde am Ende kassieren. Rein rechtlich. Aber vielleicht war das eine lustige Gelegenheit, ihre Mutter neu kennenzulernen. Ein Treffen zur Instruktion der Familie über die Versicherungsangelegenheiten bezüglich eines Auslandseinsatzes eines ihrer Familienmitglieder als Sicherheitsfachkraft. Das wäre genau richtig gewesen. Mit ihrer Mutter darüber zu reden, was ihr Tod wert war. Wert wäre. Diese Person hatte ihr das Leben geschenkt. Dann musste sie ihr ihren Tod zurückschenken.»Tit for tat «hieß das hier. Aber ihre Mutter. Die musste sie als Leihmutter ansehen. Die war ihre Leihmutter gewesen. Die hatte jetzt ihre eigenen Kinder, und sie war das leihweise Ausgetragene. Ihre Mutter war nicht bezahlt worden dafür. Das war es wahrscheinlich. Wahrscheinlich hatte ihre Mutter nicht das Gefühl, belohnt genug zu sein. Für sie. Es war alles nur ein Geschäft. Schiefgegangen. Dieser deal war schiefgegangen. Und beide Geschäftspartner unzufrieden. Aber ihre Mutter war unzufrieden gewesen, bevor sie etwas hätte machen können.

Ein Frau kam quer über den Sportplatz. Im Businesskostüm. High heels. Das war verboten hier. Sie ging zielstrebig. Querte die Tartanbahn. Stieg auf das Kunstrasenfeld. Steuerte auf die Mitte zu. Sie blieb stehen. Wandte sich um. Winkte.

In der Kurve konnte sie die anderen sehen. Lachend. Redend. Rufend. Sie kamen über die Straße herüber auf den Sportplatz. Aufgeregt. Alle dunkel gekleidet. Auf dem Sportplatz breiteten sich die Personen aus. Eine Gruppe in der Mitte. Ein Mann zog sich aus. Er ging und knöpfte sein Hemd auf. Die Männer rund um ihn johlten. Eine Frau ging neben ihm. Sie trug sein Sakko und nahm sein Hemd in Empfang. Der Mann begann seinen Gürtel aufzumachen. Die Hose. Er zog die Hose im Gehen aus. Er trug eine Sporthose unter seiner Anzughose.

Wie ich, dachte sie. Trugen alle unter ihren dunklen, seriösen Kleidern ihre Sportsachen. Sie war enttäuscht. Sie war sich so geschickt vorgekommen. Aber wenn alle das so machten. Dann war das keine Leistung mehr. Der Mann zog sein Unterhemd aus. Die Frau, die als Erste aufgetaucht war. Alle gingen zu ihr. Sie hatte den Arm gehoben. Der Mann verschwand in der Gruppe.

Sie hatte stehen bleiben müssen. Ein Mann querte die Tartanbahn vor ihr. Sie schaute ihn fragend an. Er deutete mit dem Kopf auf die Gruppe. Eine Wette. Sie wiederholte.»Just a bet?«Ja. Ja. Nickte der Mann. Man müsse sich doch irgendwie unterhalten. Hier. Oder. Der Mann hatte die Hände in den Hosentaschen. Er sprach leise. Sie musste sich anstrengen, ihn zu verstehen. Der Mann war stehen geblieben. Er sah sie fragend an. Sie ging neben ihm zur Gruppe. Es war ein Kreis gebildet worden. Der Mann in der Mitte zog gerade seine Socken aus. Er rollte die Socken zu einem Bällchen und stecke sie in den rechten Schuh. Die Schuhe hatte er genau nebeneinandergestellt. Er setzte sich auf den Boden. Rund um ihn wurde diskutiert. Geschrien. Gestikuliert. Es ging um die sit-ups. Ob man nicht doch in die Halle gehen solle. Da sei es noch heißer. Die Frau in der Mitte hielt immer noch ihren Arm in die Höhe. In der Nähe war zu sehen, dass sie eine Stoppuhr in der Hand hielt. Dann eben das Doppelte. 4 Minuten sit-ups und 4 Minuten push-ups. Der Mann hob nun selbst den Arm. Nein. 5 Minuten von beiden. Alle applaudierten. Und dann die 3 Meilen. Wie wäre es, eine Meile. Das wären 4 Runden, und er solle eine der Frauen auf dem Rücken tragen dabei. Wieder wurde applaudiert und gepfiffen.

Der Mann auf dem Gras. Ein Europäer. Groß. Braune Haare. Sehr kurz geschnitten und vorne hochgegelt. Eine Lausbubenfrisur. Er war gebräunt. Muskulös. Sie wollte weggehen. Die alle. Die vom Grundkurs der Academy. Die schickten einander Nachrichten und trafen einander zu solchen Wetten. Oder zu einer Besetzung des swimming pools, und alle sprangen im Anzug ins Wasser. Das war dann eine Frage der Ehre. Das zu machen. Gegen alle Regeln. Aber die waren alle lange hier. Die mussten sich unterhalten. Sie war da nicht integriert. Das ging gar nicht. Die meinten es ja auch ernst. Mit der Gefahr. Sie könne jetzt nicht weg, sagte eine Frau neben ihr. Sie würde noch gebraucht. Sie sei doch die ideale Last für diese Prüfung. Sie wäre total verschwitzt, wandte sie ein. Die Frau rief laut, alle sollten still sein. Wäre diese Schönheit hier. Sie sagte» this young beauty«. Wäre die nicht die ideale Last. The ideal burden. Die Beschwerung für die Laufrunde. Was sage Henry dazu. Henry drehte sich ihr zu. Er schaute an ihr hinunter und hob den Daumen. Die Frau mit der Stoppuhr rief» Go. «und Henry begann mit den sit-ups. Es wurde mitgezählt. Die Gruppe von Personen verwandelte sich in einen Chor. Henry lag auf dem Boden. Seine Hände waren im Genick verschränkt. Ein anderer Mann kniete vor ihm und drückte Hernys Füße auf den Boden. Henry setzte sich auf und legte sich wieder zurück. Genau. Er hatte genau abgezirkelte Bewegungen. Seine Bauchmuskeln spannten sich zum sixpack und dehnten sich in die Ruhestellung zurück. Die Menge rund um ihn. Das Zählen. Lange. Ab 90. Bei jeder neuen Zahl kamen sie näher. Alle standen vorgebeugt. Die Frau mit der Stoppuhr schrie am lautesten. Henry war vollkommen sicher. Konzentriert. Seine Haut gebräunt und glatt. Ihr selbst lief der Schweiß über den Rücken. Dieser Mann war epiliert. Kein einziges Haar auf der Brust oder an den Armen und Beinen. Sie fühlte sich klebrig. Ihr Lauftop tropfnass. Henry setzte sich auf und ließ sich zurück ins Liegen gleiten. Ihre Nachbarin schaute auf ihre Uhr. Dann schaute sie auf die Frau mit der Stoppuhr. Die zählte mit. Einige Personen hatten begonnen, mit den Händen die Zahl zu betonen. Sie standen rund um Henry. Ganz außen. Am Rand der Gruppe. Es wurde geplaudert. Herumgegangen. Das Zählen. Der Mann über Henrys Beinen. Er hob die eine Hand, die Krawatte zu lockern. Henrys Beine schnalzten in die Höhe. Der Mann fiel fast nach hinten zurück. Henry stieß einen Schrei aus. Der Mann stürzte sich wieder über Henrys Füße und drückte sie nieder.