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Gleichgültig, wie du dich fühlst, stehe jeden Morgen auf, und schicke dich an, dein Licht anzuzünden.

Diejenigen, die nicht blind sind, werden dein Strahlen sehen und davon bezaubert sein.«

Und ein Mädchen, das selten

das Haus verließ, weil es sich

selbst für langweilig hielt, sagte:

»Sprich zu uns über Eleganz,

Anmut und Vornehmheit!«

Auf dem Platz begannen die Leute

zu murren: Wie konnte man so eine

Frage am Vorabend der Einnahme

der Stadt durch die Kreuzritter stellen,

wo doch Blut durch alle Straßen

fließen würde?

Doch der Kopte lächelte – und sein

Lächeln war nicht abschätzig,

sondern voller Achtung angesichts

des Mutes des jungen Mädchens.

Und er sagte:

»Eleganz wird häufig mit Oberflächlichkeit und gutem Aussehen verwechselt. Was ein großer Irrtum ist. Obwohl sie alle aus Buchstaben bestehen, können Wörter doch völlig unterschiedlich sein: elegant, Anstand ausdrückend, verletzend oder gar zerstörend. Es gibt Blumen, die wachsen auf dem Feld zwischen hohen Gräsern und sind doch elegant und anmutig. Die Gazelle, die vor dem Löwen flieht, tut dies mit Eleganz und Anmut.

Eleganz ist nichts Äußerliches, sondern in ihr wird ein Teil der Seele sichtbar.

Und selbst in noch so stürmischen Leidenschaften sorgen Eleganz und Anstand dafür, dass das, was die wahren Bindungen zwischen zwei Menschen ausmacht, nicht zerrissen wird.

Eleganz liegt nicht in den Kleidern, die wir tragen, sondern darin, wie wir sie tragen.

Eleganz liegt nicht in der anmutigen Weise, mit der wir das Schwert ergreifen, sondern im Anstand, mit dem wir den Dialog führen, der einen Krieg verhindern kann.

Eleganz oder Anmut ist dann erreicht, wenn alles Überflüssige abgelegt wird und der Mensch die Einfachheit und die Konzentration entdeckt: Je einfacher und sparsamer die Bewegung, desto schöner.

Und was ist Einfachheit? Es ist die Begegnung mit den wahren Werten des Lebens.

Der Schnee ist schön, weil er nur weiß ist. Das Meer ist schön, weil es wie eine glatte Oberfläche wirkt. Die Wüste ist schön, weil sie wie ein Feld aus Sand und Felsen wirkt.

Die einfachen Dinge im Leben sind die außergewöhnlichsten. Lass zu, dass sie sich offenbaren.

Seht die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht und sind doch schöner als Salomos schönste Kleider.

Je mehr sich das Herz der Einfachheit nähert, umso eher wird es imstande sein, ohne Vorbehalte und Angst zu lieben. Je geringer seine Angst ist, umso eher wird es imstande sein, Eleganz, Anmut, Anstand und Vornehmheit in jeder kleinen Geste zu zeigen.

Eleganz ist keine Frage des Geschmacks. Jede Kultur hat ihren eigenen Schönheitsbegriff, der häufig ganz anders ist als der unsrige.

Aber alle Volksstämme, Völker halten Eleganz in der Form von Anstand hoch: Gastfreundschaft, Respekt, Höflichkeit.

Arroganz zieht Hass und Missgunst an. Eleganz als Anstand weckt Respekt und Liebe.

Arroganz lässt uns unseren Nächsten erniedrigen. Die Eleganz als Anstand lehrt uns, im Licht zu gehen.

Arroganz schafft komplizierte Wörter, weil sie findet, dass Intelligenz nur wenigen Erwählten vorbehalten ist. Eleganz als Klarheit verwandelt komplexe Gedanken in etwas, das alle verstehen können.

Jeder Mensch, der den Weg geht, den er erwählt hat, schreitet voller Anmut voran und verbreitet Licht ringsum.

Seine Schritte sind fest, sein Blick klar, seine Bewegungen schön. Und selbst in schwierigen Augenblicken können seine Feinde in ihm keine Zeichen der Schwäche erkennen, denn Eleganz als Anmut und Vornehmheit schützt ihn.

Eleganz wird akzeptiert und bewundert, weil sie unangestrengt ist.

Nur die Liebe gibt dem, was zuvor nicht einmal geträumt werden konnte, eine Form.

Und nur die Eleganz erlaubt, dass diese Form sich offenbart.«

Und ein Mann, der seine Herden

immer in aller Frühe auf die Weide

außerhalb der Stadt führte, meinte:

»Du hast studiert, um schöne Dinge

sagen zu können, wir aber müssen

unsere Familien ernähren.«

Und der Kopte antwortete:

»Schöne Worte werden von Dichtern gesagt. Und dereinst wird jemand schreiben:

Ich schlief und träumte, das Leben wäre Freude,

Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht;

Ich handelte - und siehe:

Die Pflicht war Freude.

In der Arbeit zeigt sich die alle Menschen vereinende Liebe. Durch sie entdecken wir, dass wir alle einander brauchen und ohne einander nicht leben können.

Es gibt zwei Arten von Arbeit.

Zum einen die Arbeit, die wir notgedrungen tun, weil wir schließlich von etwas leben müssen. Bei dieser Art von Arbeit verkaufen die Menschen nur ihre Zeit, und ihnen ist nicht bewusst, dass diese niemals zurückgekauft werden kann.

Ihr ganzes Leben lang träumen sie von dem Tag, an dem sie endlich ausruhen können. Ist dieser Tag gekommen, sind sie jedoch zu alt, um all das zu genießen, was das Leben bieten kann.

Diese Menschen werden niemals Verantwortung für ihr Tun übernehmen: ›Ich habe keine Wahl.‹

Aber es gibt noch eine weitere Art von Arbeit, die die Menschen verrichten, um ihr tägliches Brot zu verdienen, die sie aber mit Hingabe und Nächstenliebe zu tun versuchen.

Diese Art von Arbeit nennen wir Liebesgabe. Zwei Menschen können das gleiche Gericht kochen, mit den gleichen Zutaten, aber einer hat sich beim Kochen Mühe gegeben, während der andere sich nur den Bauch vollschlagen wollte. Obwohl Liebe weder sichtbar noch messbar ist, wird das Ergebnis völlig unterschiedlich sein.

Je mehr Liebe er anderen gibt, umso mehr Liebe wird er selber empfinden.

Als die göttliche Kraft das Universum in Bewegung setzte, haben alle Planeten und Sterne, alle Meere und Wälder, alle Täler und Berge die Gelegenheit erhalten, aktiv an der Ausgestaltung der Schöpfung teilzuhaben. Und das Gleiche geschah mit den Menschen.

Einige sagten: ›Wir wollen das nicht, denn wir werden, was falsch ist, nicht berichtigen können und Unrecht nicht bestrafen.‹

Andere sagten: ›Ich werde im Schweiße meines Angesichts mein Feld bewässern, und das wird meine Art sein, den Schöpfer zu preisen.‹

Doch dann kam der Dämon und flüsterte mit honigsüßer Stimme: ›Du wird diesen Felsbrocken jeden Tag zum Gipfel des Berges tragen, und wenn du dort angekommen bist, wird er wieder hinunterrollen.‹

Und all jene, die den Worten des Dämons glaubten, sagten: »Das Leben hat keinen anderen Sinn, als immer nur dieselbe Aufgabe zu wiederholen.«

Doch jene, die dem Dämon nicht glaubten, entgegneten: ›Dann werde ich eben den Stein lieben, den ich jeden Tag auf den Gipfel des Berges tragen muss. So wird jede Minute mit ihm eine Minute an der Seite dessen sein, was ich liebe.‹

Die Liebesgabe ist ein Gebet ohne Worte. Und wie jedes Gebet verlangt sie Disziplin – eine Disziplin, die nicht Unterwerfung ist, sondern frei gewählt.