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Lady Grandersmith machte sich nicht die Mühe, darauf einzugehen. »Ich beobachte Sie und diese tapferen Kinder hier seit dem Tag, an dem Sie die NAUTILUS wieder flottgemacht haben«, sprach sie weiter. »Ich weiß nicht alles über Sie, aber doch das meiste. Ich hätte schon eher Kontakt mit Ihnen aufgenommen, aber es ist nicht leicht, Sie zu finden. Immerhin versucht es praktisch die gesamtezivilisierte Welt seit drei Jahren. Übrigens mein Kompliment -wie Sie aus der Falle vor der schottischen Küste entkommen sind, das war eine nautische Meisterleistung, die Ihnen so schnell keiner nachmacht. «

»Sie haben die ganze Zeit übergewußt,daß es die NAU-TILUS gibt?« fragte Mike überrascht. »Oh, schon lange vorher. Ich wußte auch von deinem Vater und habe versucht, in Verbindung mit ihm zu treten, aber es ist mir leider nicht gelungen. « »Warum?« fragte Trautman. Er hatte es

offensichtlich aufgegeben, zu leugnen.

»Weil ich Ihre Hilfe brauche«, antwortete Lady Grandersmith. »Sagte ich das nicht? Es gibt etwas, was getan werden muß. Etwas von unglaublicher Wichtigkeit, auch wenn ich Ihnen im Moment noch nicht sagen kann, was es ist. Und die NAUTILUS ist das einzige Schiff auf der Welt, das dazu in der Lage ist. « »Uns zu entführen und fast umzubringen ist nicht unbedingt der richtige Weg, um uns um unsere Hilfe zu bitten«, sagte Juan.

Lady Grandersmith sah plötzlich ein bißchen verlegen drein. Sie warf einen raschen Blick zu der schwarzverhüllten Gestalt neben sich, ehe sie antwortete. »Damit hast du wahrscheinlich sogar recht, mein Junge. Ich habe Yasal und Hasim gesagt, daß es der falsche Weg ist, aber sie sind... sagen wir, manchmal etwas eigen in der Wahl ihrer Mittel. Und es fällt mir oft schwer, sie zu überzeugen. «

»Also war die EntführungIhrWerk?« fragte Trautman zornig. »Wir hätten dabei alle ums Leben kommen können!«

»Das weiß ich, und ich bedauere es zutiefst«, antwortete Lady Grandersmith. »Ich entschuldige mich dafür. « »Und ich nehme an, Sie haben auch dafür gesorgt, daß wir aus dem Hotel geworfen wurden«, sagte Juan grollend.

Diesmal lächelte Lady Grandersmith. »Ich gestehe es. Irgendwie mußte ich euch doch schließlich hierherbekommen, oder? Und dieses Haus ist doch wirklich komfortabler als das Hotel, das mußt du zugeben. Übrigens -es gehört dem Hotelmanager, falls es dich interessiert. Er ist ein guter Freund von mir. « »Aber warum das Ganze?« fragte Trautman. »Ich meine: Wenn Sie wirklich unsere Hilfe brauchen, hätten Sie uns einfach fragen können. Es wäre nicht nötig gewesen, die Kinder in Lebensgefahr zu bringen. « »Ich glaube nicht, daß Sie mir in Kairo überhaupt zugehört hätten«, antwortete Lady Grandersmith. »Sie würden doch am liebsten jetzt noch leugnen, daß Sie der sind, der Sie nun einmal sind, und daß es die NAUTILUS überhaupt gibt, oder?« »Hm«, machte Trautman.

»Nun?« fragte Lady Grandersmith. »Werden Sie mir helfen?«

»Helfen?« Trautman lachte böse. »Wohl kaum, wenn Sie uns nicht einmal sagen, wobei. Wenn Sie wirklich so genau über uns alle Bescheid wissen, sollten Sie sich das eigentlich selbst sagen. «

»Es ist im Grunde ganz einfach«, antwortete Lady Grandersmith nach kurzem Überlegen - und nachdem sie wieder einen raschen Blick mit Yasal getauscht hatte. »Es gibt etwas, was hierhergebracht werden muß, in die große Pyramide. Wir können es aus bestimmten Gründen nicht riskieren, es über Land zu transportieren, und wir können es schon gar nicht riskieren, daß irgend jemand davon erfährt. Der einzige Weg, der bleibt, ist der über den unterirdischen Fluß. Und dazu brauchen wir die NAUTILUS. «

»Angenommen«, sagte Trautman, »es gäbe dieses sagenumwobene Schiff wirklich -nur einmal angenommen -, dann verstehe ich Sie immer noch nicht. Die NAUTILUS ist weiß Gott nicht das einzige Unterseeboot auf der Welt. Sie hätten sehr viel leichter ein anderes bekommen können. Man kann sie sogar chartern, wissen Sie? Es ist teuer, aber es geht. « »Aber die NAUTILUS ist das einzige Schiff auf der Welt, das

in der Lage ist, das, was wir brauchen, zu finden und

hierherzubringen«, antwortete Lady Grandersmith.

»Zu finden?« hakte Trautman nach. »Was soll das heißen? Was ist es, undwoist es?« »Ich will es Ihnen erklären«, sagte Lady Grandersmith. Sie trank einen Schluck Tee, blickte zuerst Trautman, dann Mike und alle anderen der Reihe nach an und ließ auch dann noch einige Sekunden verstreichen, ehe sie fortfuhr.

»Ich habe euch das Geheimnis der Pyramide gezeigt, aber es ist nur eines vonzweiGeheimnissen. Das andere ist noch viel gewaltiger -größer und faszinierender, als ihr euch auch nur denken könntet, glaubt mir. Und ich habe euch von Al Achawwiya al sauda' erzählt, die dieses Geheimnis seit Jahrtausenden bewacht. Yasal, Hasim und ihr Bruder Sulan, den ihr im Grab des Cheops kennengelernt habt, sind die letzten ihres Stammes. «

»Dann ist es wahr, was Sie uns über die Schwarze Bruderschaft erzählt haben?« fragte Chris. Er starrte Hasim aus großen Augen an. »Daß sie Zauberer sind, die sich mit dem Teufel verbündet haben?« Lady Grandersmith lachte. »Natürlich nicht. Aber wahr ist, daß sieanderssind als die meisten Menschen, und Menschen fürchten nun einmal alles, was sie nicht kennen. Die beiden sind sowenig Dämonen wie du oder ich, glaub mir. Aber sie sind die letzten Hüter eines großen Geheimnisses, und sie sind nicht unsterblich. Ihre Zeit läuft ab, und es gibt etwas, was sie vor ihrem Ende tun müssen. Wir können nicht noch einmal zweihundertfünfzig Jahre... « Sie verbesserte sich hastig. »Nicht mehr lange warten. «

»Und Sie werden uns selbstverständlichnichtsagen, was«,

knurrte Trautman.

Lady Grandersmith überging die Bemerkung. »Vor drei Jahren beschlossen sie, das, von dem ich vorhin sprach, an einen anderen Ort bringen zu lassen; einen Ort, an dem es sicher wäre, auch wenn es sie nicht mehr gäbe. Es gelang ihnen mit meiner Hilfe, den - sagen wir wirklichen -Schatz der Cheopspyramide unbemerkt außer Landes zu bringen. « »Ohne die NAUTILUS?« fragte Trautman spöttisch. Diesmal antwortete Lady Grandersmith. »Die Situation war völlig anders, Mister Trautman«, sagte sie. »Wir hatten Zeit, und es herrschte kein Krieg, wie jetzt. Wir brachten den Schatz außer Landes und transportierten ihn nach England, wo ich genug einflußreiche Freunde hatte, die uns weiterhalfen. «

»Und dort ist er heute noch«, vermutete Trautman. Er schüttelte den Kopf. »Ich muß Sie enttäuschen, Lady Grandersmith. Sie haben es selbst gesagt -es ist Krieg. Nicht einmal die NAUTILUS könnte sich einem englischen Hafen unbemerkt nähern. «

»Wäre der Schatz noch in England, würden wir Sie nicht brauchen«, erwiderte Lady Grandersmith kopfschüttelnd. »Nein, ich fürchte, ich habe einen Fehler gemacht. « »Einen Fehler?«

»Ich wollte ganz sicher gehen, verstehen Sie?« sagte Lady Grandersmith. »Ich ließ die Fracht auf das größte und sicherste Passagierschiff verladen, das es zu jenem Zeitpunkt auf der Welt gab, um nur ja jedes Risiko auszuschließen. Das Schiff verließ Liverpool im Winter des Jahres neunzehnhundertzwölf

und nahm Kurs auf Amerika. Es kam niemals an. «

Trautmans Augen wurden groß, und alle Farbe wich aus seinem Gesicht. Ben war erschrocken zusammengefahren, und Mike fühlte einen eisigen Schauer über seinen Rücken gleiten.

»Sie... Sie wollen damit andeuten, daß das Schiff-« begann er.