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Mike schüttelte seufzend den Kopf, aber er ersparte es sich, irgend etwas darauf zu sagen. Bens scheinbare Feindseligkeit war seine Art, mit dem Schock fertig zu werden. Er meinte es nicht so, das wußten sie alle; selbst Astaroth. Trotzdem wandte er sich an den Kater und sagte laut, damit alle es hörten: »Nimm es ihm nicht übel, Astaroth. Er ist nur durcheinander. «

Durcheinander?schnappte Astaroth.Er soll nur aufpassen, daß ich ihm nicht seine Knochen durcheinanderbringe. Immerhin bin ich der einzige, der überhaupt versucht hat, etwas zu tun! Warte nur ab. Ich hatte gerade Pech, aber wenn ich diesen schwarzen Hampelmann das nächste Mal in die Krallen bekomme, geht es anders aus!»Was sagt er?« fragte Ben.

»Nichts«, antwortete Mike hastig. Er warf einen raschen Blick zu Singh hinüber, der vornübergebeugt auf dem Sofa saß und die Hand gegen den Leib preßte. Der Inder war nicht schwer verletzt, aber Mike zweifelte keine Sekunde daran, daß Yasal ihn mit einer einzigen Handbewegung hätte töten können, wenn er gewollt hätte.

»Ist auch besser so«, maulte Ben. »Hört auf!« sagte Trautman streng. Er maß Astaroth und Ben mit einem strafenden Blick. »Wir haben wirklich Besseres zu tun, als uns zu streiten. « »So?« gab Ben zurück. »Und was?« »Zum Beispiel darüber nachzudenken, was wir tun können«, sagte Juan. »Ich verstehe einfach nicht, wie sie uns so hereinlegen konnte!«

»Das versteht niemand«, sagte Trautman. »Ich dachte immer, ich wäre ein guter Menschenkenner, aber ich muß gestehen, daß sie auch mich getäuscht hat. Wer ist diese Frau nur?«

»Jedenfalls keine harmlose Lady«, murrte Ben. »Wenn ich nicht so wütend wäre, würde ich sie bewundern. Sie weiß tatsächlich alles über uns. « »Fast alles«, sagte Serena.

Alle sahen sie überrascht an, und Serena fuhr fort. »Offensichtlich weiß sie nicht, wer ich bin. Und ich glaube, sie weiß auch nicht, wer Astaroth ist. Und schon gar nicht,waser ist. « »Das stimmt«, sagte Trautman. »Und so soll es auch bleiben. « Er überlegte einen Moment, dann wandte er sich an Mike. »Bitte frage Astaroth, ob er Lady Grandersmith' Gedanken lesen kann. Ich meine jetzt, von hier aus. «

Natürlich kann ich das,sagte Astaroth, ehe Mike die Frage in Gedanken wiederholen konnte. Der Kater war nicht nur in der Lage, Mikes Gedanken zu lesen, sondern die jedes Menschen, und er verstand auch gesprochene Worte. Trautman wußte das zwar, aber er hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, mit

einemKaterzu reden, obwohl sie nun seit mittlerweile drei

Jahren zusammen waren.

»Dann frag ihn, worum es hier wirklich geht. « »Wirklich? Wie meinen Sie das?« »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß sie bloß hinter einemSchatzher ist«, sagte Trautman. »Sie hat es selbst gesagt«, erinnerte Ben. »Sie hat gesagt, daß Yasal und die beiden anderen die Hüter des Schatzes sind«, erinnerte Trautman. »Aber nicht, woraus dieser Satz besteht. « »Woraus schon?« fragte Juan. »Aus Gold, Diamanten... woraus Schätze eben bestehen. « »Ja, das war auch mein erster Gedanke«, sagte Trautman und schüttelte den Kopf. »Trotzdem... irgend etwas stimmt hier einfach nicht. Erinnert ihr euch, wie sie reagiert hat, als sie uns Cheops' Mumie zeigte? Sie war entsetzt. Und sehr zornig über die, die das getan haben. Das wäre sie kaum, hätte sie selbst mitgeholfen, den Schatz wegzubringen. Vielleicht waren es wirklich Grabräuber, und sie und diese drei unheimlichen Gestalten suchen etwas ganz anderes. « »Aber was denn?«

»Das will ich ja gerade von Astaroth wissen«, sagte Trautman. Er sah den Kater auffordernd an, erntete aber nur ein zaghaftes Blinzeln.

Ich kann euch nicht helfen,gestand Astaroth nach einiger Zeit.

»Was soll das heißen?« fragte Mike. »Kannst du ihre Gedanken lesen oder nicht?«

Doch. Aber es ist... seltsam. Sie... sie scheint gar nicht zu wissen, wonach sie sucht.»Wie?« fragte Mike ungläubig.

Astaroth machte eine Bewegung, die fast wie ein menschliches Achselzucken wirkte.Es ist so,bestätigte er.Sie

weiß es nicht. Oder sie kann ihre Gedanken vor mir verheimlichen. Aber das gelingt nur den wenigsten. Die sicherste Methode, an etwas Bestimmtes zu denken, ist nämlich, sich mit aller Kraft darum zu bemühen,nichtdaran zu denken.

Mike übersetzte rasch, was der Kater gesagt hatte. Allgemeine Enttäuschung machte sich breit, aber dann sagte Juan: »Und was ist mit den anderen? Yasal und Hasim?«

Dasselbe wie mit dem Fahrer des Wagens gestern,gestand Astaroth.Ich habe es versucht, aber ich kann ihre Gedanken nicht lesen. Es ist fast, als... als ob sie gar nicht leben würden.

»Dann bleibt uns wohl keine andere Wahl«, sagte Trautman niedergeschlagen.

»Als was?« fragte Ben. »Auf ihre Forderung einzugehen? Das gefällt mir nicht. Ich lasse mich nicht gerne zu etwas zwingen. «

»Ich auch nicht«, sagte Trautman. »Aber im Moment können wir nicht viel tun. Du hast gesehen, wozu Hasim und Yasal in der Lage sind. Vielleicht haben wir später eine Chance, sie zu überwältigen. Wenn wir erst einmal wieder auf der NAUTILUS sind, haben wir möglicherweise die besseren Karten. Ich schlage vor, wir gehen auf ihre Forderung ein - wenigstens zum Schein. «

Mike bezweifelte, daß Lady Grandersmith darauf hereinfallen würde, aber welche andere Wahl hatten sie schon? Außerdem hatte Trautman nicht völlig unrecht -auf der NAUTILUS standen ihnen andere Mittel und Wege zur Verfügung, sich zu wehren. Er wollte gerade eine entsprechende Bemerkung machen, als die Tür geöffnet wurde und Lady Grandersmith in Begleitung ihrer beiden Wächter eintrat. Sie wirkte sehr entschlossen.

»Lady Grandersmith!« begann Trautman. »Die Frist ist noch nicht -« Lady Grandersmith unterbrach ihn mit einer ärgerlichen Handbewegung und deutete auf Serena. Noch bevor Mike richtig begriff, was überhaupt geschah, trat Hasim auf sie zu, packte das Mädchen und zerrte es grob in die Höhe.

Serena schrie überrascht auf. Astaroth fauchte, stürzte sich blitzschnell auf Hasim und handelte sich einen Tritt ein, der ihn meterweit davonschlittern ließ. Sofort war er wieder auf den Füßen und griff erneut an, aber diesmal mit noch geringerem Erfolg: Hasim ergriff ihn mit der freien Hand im Nacken und hob ihn mit derselben Mühelosigkeit hoch, mit der er mit der anderen Hand Serena festhielt.

Auch Mike, Ben und Juan waren aufgesprungen, und selbst Singh stemmte sich in die Höhe. Hasim wich rasch zurück, und sein Bruder Yasal stellte sich schützend zwischen ihn und die anderen. »Hört auf!« sagte Trautman scharf. Er machte eine rasche Handbewegung, sah Ben warnend an und wandte sich dann an Lady Grandersmith. »Lady Grandersmith, was bedeutet das?« fragte er. »Darf ich um eine Erklärung bitten?« »Das dürfen Sie, Mister Trautman«, antwortete Lady Grandersmith. »Ich war unhöflich, ich gebe es zu. Ich habe gelauscht. « »Sie haben -«