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Wolfgang Hohlbein

Die schwarze Festung

Science Fiction Roman

Bechtermünz Verlag

CHARITY

von Wolfgang Hohlbein im Bechtermünz Verlagsprogramm:

Charity 01 - Die beste Frau der Space Force

Charity 02 - Dunkel ist die Zukunft

Charity 03 - Die Königin der Rebellen.

Charity 04 - In den Ruinen von Paris

Charity 05 - Die schlafende Armee

Charity 06 - Hölle aus Feuer und Eis

Charity 07 - Die schwarze Festung

Charity 08 - Der Spinnenkrieg

Charity 09 - Das Sterneninferno

Charity 10 - Die dunkle Seite des Mondes

Charity 11 - Überfall auf Skytown

Charity 12 - Der dritte Mond

In allerletzter Sekunde können sich Charity und ihre Gefährten durch einen Sprung in den Transmitter vor den Ameisenkriegern retten.

Doch sie sind längst noch nicht in Sicherheit!

Denn als sie aus der schwarzen Leere des Transmitters herausstolpern, befinden sie sich mitten in der Orbit-Stadt, dem Hauptquartier der Invasoren im Weltraum.

Charity weiß, daß sie so schnell wie möglich zur Erde zurückkehren müssen, um die schwarze Festung auszuschalten. Da aber entbrennt in der Weltraumstadt ein unglaublicher Kampf:

Die Ameisenkrieger beginnen, aufeinander zu schießen ...

Charity Laird kämpft weiter um das Schicksal der Erde.

Lizenzausgabe mit Genehmigung der Bastei-Verlag Gustav H. Lübbe GmbH & Co. für Weltbild Verlag GmbH, Augsburg 1998

Copyright © 1991 by Bastei-Verlag

Gustav H. Lübbe GmbH & Co., Bergisch Gladbach

Umschlaggestaltung: Atelier Bachmann & Seidel, Reischach

Umschlagmotiv: James Warhola/Uwe Luserke, Stuttgart

Gesamtherstellung: Presse-Druck Augsburg

Printed in Germany

ISBN 3-8289-0143-3

Prolog

Das Geschöpf ähnelte einer über zwei Meter großen aufrecht gehenden Ameise. Aber es war keine Ameise. Es glich ihnen allerhöchstens in dem Maße, in dem einem Außerirdischen ein Mensch und ein Angehöriger einer x-beliebigen Primatenklasse gleich vorgekommen wären: Es hatte einen in der Mitte unterteilten Körper mit einem Exoskelett aus stahlhartem Chitin, einen flachen dreieckigen Schädel mit einem winzigen Insektenmaul, bewehrt mit fingerlangen Mandibeln und sechs Glieder.

Aber seine Extremitäten waren schlanker als die einer irdischen Ameise, die beiden oberen Beinpaare endeten in kräftigen, trotzdem aber sehr geschickten vierfingrigen Händen, die mit der gleichen Mühelosigkeit, mit der sie einen komplizierten chirurgischen Eingriff vornahmen, auch Panzerplatten zerreißen konnten, und in den kinderfaustgroßen rubinrot schimmernden Facettenaugen glomm eine beunruhigende Intelligenz.

Das Geschöpf hatte einen Namen, aber der war ebenso bedeutungslos wie für menschliche Zungen unaussprechlich. Es hatte ihn bekommen, um sich bei Kontakten mit den Ureinwohnern dieser Welt von seinen Brüdern unterscheiden zu können, denn die schwachen, verwundbaren Geschöpfe, die diesen Planeten bevölkerten, waren Wesen, die Wert auf so überflüssige Dinge wie Namen, Individualität und Gewohnheiten legten. Es würde diesen Namen wieder ablegen und im gleichen Moment vergessen, in dem es diese Welt verließ.

Es wußte jetzt, daß dies bald geschehen mußte. Die Vorzeichen waren deutlich gewesen. Aber was sie alle überrascht hatte, das war die Schnelligkeit, mit der es geschah. Nie war ein Sprung so früh erfolgt und niemals so rasch. Einen Moment lang dachte es darüber nach, ob es ihnen wohl gelingen würde, alle Besatzungstruppen von dieser Welt zu evakuieren, verschwendete aber nicht sehr viel Energie auf diese Frage. Solche Überlegungen waren müßig und daher uneffektiv. Der große Transmitter am Nordpol war seit mehr als einem Planetentag von Empfang auf Senden geschaltet, und ein ununterbrochener Strom von Arbeitern, Kriegern und Material verließ diese Welt, um auf anderen Planeten andere Aufgaben zu übernehmen. Es würde bis zum letzten Moment arbeiten, aber wahrscheinlich würde die Zeit nicht ausreichen. Nicht einmal, um einen nennenswerten Prozentsatz der Besatzungstruppen in Sicherheit zu bringen.

Der Inspektor verspürte ein leichtes Bedauern bei dem Gedanken an die bevorstehende Vernichtung dieser Welt. Aber es war ein Bedauern, das einzig der ungeheuren Verschwendung von Material und Kriegern galt, nicht dem sinnlosen Tod der Milliarden und Abermilliarden Geschöpfe, die diesen Planeten bevölkerten.

Auf dem Instrumentenpult vor dem Inspektor begann eine gelbe Lampe zu blinken. Die rechte untere Hand des Insektengeschöpfes berührte eine Taste, und in dem für menschliche Augen völlig unverständlichen Durcheinander von Geräten und Instrumenten begannen grüne Leuchtbuchstaben in der kryptischen Schrift der Moroni über einen Monitor zu flimmern. Der Inspektor verfolgte die Computerauswertung der letzten Geschehnisse mit der hundertprozentigen Aufmerksamkeit, mit der er jede ihm übertragene Arbeit erfüllte, und korrigierte seine Schätzung, was die Gnadenfrist dieses Planeten anging, wieder einmal nach unten. Wäre er dazu in der Lage gewesen, hätte er Überraschung oder Entsetzen empfunden. Was auf dieser Welt geschah, war eine neue Erfahrung; nicht nur für ihn, sondern für sein ganzes Volk. Er hatte von Sprüngen gehört, die sich innerhalb weniger Jahre vollzogen - aber niemals von solchen, die nur Wochen brauchten. Möglicherweise aber auch nur Tage. Die Geschwindigkeit, mit der die Seuche um sich griff, wuchs immer schneller.

Er berührte eine zweite Taste, und die Ergebnisse seiner Computerauswertung wurden an den Hauptrechner der Schwarzen Festung am Nordpol übertragen.

Zeit verging, ohne daß der Inspektor ihr Verstreichen wirklich registrierte. Obwohl aus Fleisch und Knochen und Blut erschaffen und mit einem denkenden Gehirn, das ein für menschliche Begriffe völlig unverständliches und fremdes Bewußtsein hatte, war er doch zugleich wenig mehr als eine Maschine; ein lebender Chip in einem gigantischen lebenden Computersystem, das die Hälfte der Galaxis umspannte und in seiner Gesamtheit hundertmal mächtiger war als die Summe seiner Einzelteile.

Nach einer Weile begann das gelbe Licht auf dem Pult vor ihm abermals zu flackern. Er berührte eine Taste auf seinem Pult, und wieder leuchtete vor ihm ein Monitor auf. Diesmal zeigte er keine Buchstaben- und Ziffernkombinationen, sondern das verschlungene Symbol der Schwarzen Festung.

Der Inspektor senkte den Blick. Nicht aus Furcht oder Respekt, denn beide Begriffe gehörten nicht zu seinem Vokabular, ja, es gab in seiner Sprache nicht einmal einen Ausdruck dafür, sondern einem instinktiven Reflex folgend, wie er vor Urzeiten in die Erbsubstanz seines Volkes eingepflanzt worden war. Niemand durfte die Herren der Schwarzen Festung sehen. Ihr Anblick war tödlich für sein Volk.

»Herr?« sagte er.

Die Antwort, die aus dem Lautsprecher drang, klang kalt und metallisch, wie die Stimme einer Maschine, die sie auch war - die Stimme der Herren war so tödlich wie ihr Anblick. Es gab keine Begrüßung, keine Höflichkeitsfloskeln. Solcherlei Dinge waren Zeitverschwendung, und auch das war ein Wort, das es in der Sprache Morons nicht gab. »Überprüfe noch einmal die Ergebnisse der letzten Hochrechnung.«

Nun empfand der Inspektor doch ein leises Gefühl von Verwunderung. Seit er in diesem Datenkomplex arbeitete, war so etwas noch nicht vorgekommen. Und es war auch nicht nötig. Die Computer begingen keine Fehler. Sie sammelten Daten, werteten sie aus, und ihre Ergebnisse waren richtig. Immer. Trotzdem gehorchte er, ohne zu zögern. Seine chitingepanzerten Finger huschten mit der Geschicklichkeit eines Pianisten über vier Computertastaturen gleichzeitig. Auch diesmal vergingen nur wenige Augenblicke, bis das Ergebnis auf einem der Monitore vor ihm erschien, und doch wurden in dieser Zeit Hunderte von Datenbänken abgerufen, Trillionen von Informationen aufgelistet und miteinander verknüpft, Milliarden von Möglichkeiten durchgerechnet und Wahrscheinlichkeiten aufgestellt, mögliche Fehlerquellen erkannt und durch Extrapolationsverfahren eliminiert, die älter waren als dieser Planet und sich milliardenfach bewährt hatten. Das Ergebnis war bis auf die siebzehnte Stelle hinter dem Komma das gleiche wie bei seiner ersten Übertragung. Der Inspektor war weder überrascht noch befriedigt. Er hatte nichts anderes erwartet.