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»Doch, er hat recht, wissen Sie«, warf Vardia ein. »Vielleicht hat jemand — oder etwas — uns entdeckt.«

»Nein«, sagte der Kapitän, »das ist es nicht. Es gibt eine einfachere Erklärung. Was da unten geschehen ist, war kaltblütiger, menschlicher Mord durch ein Mitglied der Gruppe. Aus welchem Wahnsinn heraus, kann ich nicht sagen. Mit dem, was sie haben, können sie den Planeten nicht verlassen. Und wenn sie nicht vorher verhungern, schnappt sie ihr Schiff, das sie abholen soll.«

»Sie meinen, Sie wollen nicht versuchen, sie zu finden?«fragte Vardia. »Aber das müssen Sie! Sonst meldet sich vielleicht irgendein anderes Schiff, und die Mörder überwältigen die Leute darin, bevor sie etwas ahnen.«

»Ach, die Aussichten, daß andere den Notruf hören, sind verschwindend gering«, sagte Brazil geduldig.

»Ich versichere Ihnen, das letzte, was ich tun möchte, ist, auf einer unbekannten Welt einen Mörder zu jagen«, sagte Hain tonlos, »aber Bürgerin Vardia hat recht. Wenn wir sie gefunden haben, könnte das anderen auch passieren.«

Brazil zog erstaunt die Brauen hoch.

»Können Sie mit einer Pistole umgehen?«fragte er den dicken Mann. »Oder Sie, Vardia?«

»Ich kann es und habe es schon getan«, erwiderte Hain ruhig.

»Das bleibt der Militärkaste überlassen«, antwortete Vardia, »aber ich kann mit dem Degen umgehen und habe einen Ehrendegen dabei. Er durchbohrt einen Druckanzug.«

Sie eilte in ihre Kabine und brachte einen glänzenden, wunderschönen Degen mit.

»Man bekommt schnelle Reflexe und starke Muskeln davon«, sagte sie.

»Und was ist mit Wu Julee?«fragte Brazil, den Blick auf Hain gerichtet.

»Sie geht hin, wo ich hingehe«, erwiderte Hain bedächtig, »und im Notfall wird sie uns mit ihrem Leben schützen.«

Da bin ich sicher, dachte Brazil mürrisch. Auf jeden Fall dich.

* * *

Bei Druckanzügen gab es keine Probleme; sie dehnten sich oder schrumpften und paßten sich fast jedem menschlichen Träger an, wenngleich Hain mit dem seinigen gewisse Schwierigkeiten hatte. Sie waren außerordentlich leicht, und sobald der Helm aufgesetzt und die Abdichtung betätigt war, nahm der Träger ihn kaum noch wahr. Die Luft wurde durch zwei kleine, leichte Filter an beiden Helmseiten erneuert und gereinigt. Der Vorrat reichte für fast einen ganzen Tag. In einem Notfall konnte das Rettungsboot den Luftbedarf für fünfzehn Personen einen Monat lang liefern, so daß es genug für jeden gab.

Brazil führte sie zuerst zum Notpeiler, nur um sich noch einmal zu vergewissern, daß er sich nicht irrte. Sie untersuchten ihn gründlich und waren sich darin einig, daß er nie und nimmer senden konnte.

Aber der kleine Monitoranschluß im Rettungsboot bestand darauf, daß er es tat.

Sie stiegen wieder ein und fegten nach Norden. Der Schiffscomputer hatte die beiden vermißten Fähren auf einer Ebene am Nordpol geortet.

»Warum sollten sie da oben sein?«sagte Vardia zu Brazil.

»Nach meiner Vorstellung konnte der Mörder einen im Basislager nicht in die Falle locken, der sich eine Fähre nahm und davonflog. Es muß eine Verfolgungsjagd gegeben haben, und auf der Ebene sind sie wohl zusammengetroffen. Wir werden es gleich wissen, weil wir bald da sind.«

Da das Rettungsboot über Raumantrieb verfügte, konnte Brazil die weite Strecke überwinden, indem er in eine Umlaufbahn zurückkehrte und dann abbremste. Auf diese Weise verkürzte sich die Flugzeit auf knapp über neunzig Minuten. Er bremste ab und überflog eine letzte Hügelkette.

»Da sind sie!«rief Vardia. Sie starrten auf die beiden kleinen Maschinen, die im Zwielicht zwei kleine Silberscheiben am Rand einer kleinen Bodenverfärbung waren.

Brazil umkreiste die Stelle mehrmals.

»Ich sehe niemanden«, meldete Hain. »Keine Spur von Leben, kein Druckanzug, nichts. Vielleicht sind sie noch in den Maschinen.«

»Okay«, sagte Brazil. »Ich setze ein paar hundert Meter davon entfernt auf. Hain, Sie bleiben am Boot und geben mir Deckung. Die beiden Frauen bleiben im Boot. Wenn uns etwas zustoßen sollte, holt das Schiff das Boot zurück.«

Es gab einen sanften Aufprall, und sie waren auf der Oberfläche von Dalgonia gelandet. Brazil griff in den breiten schwarzen Gürtel, den er über dem Druckanzug trug, zog eine der beiden Pistolen heraus und gab sie Hain.

Die Pistolen sahen harmlos aus, konnten aber kurze Energieimpulse von einem bis fünfhundert in der Sekunde ausstrahlen, wobei letztere zwar nicht zielgenau waren, aber ein kleines Regiment niedermähen konnten. Es gab eine Einstellungsmarke ›Betäubung‹, mit der ein Mensch für eine halbe Stunde oder länger gelähmt werden konnte, aber die beiden Männer stellten die Waffen auf höchste Leistung ein.

Weit im Süden lagen sieben Tote.

Brazil schob sich in der unheimlichen Stille des Beinahe-Vakuums aus der Luke und ging hinter dem Boot in Deckung. Hain mühte sich hinter ihm heraus und stellte sich am Bug auf.

Brazil trat langsam vor.

Er hatte die erste der beiden Maschinen nach weniger als zwei Minuten erreicht.

»Noch kein Lebenszeichen«, sagte er über Funk. »Ich steige hinauf und schaue hinein.«Er kletterte die Außenleiter hoch und ging zur Einstiegsluke. »Immer noch nichts. Also.«Es dauerte nur drei Minuten länger, hineinzusteigen und festzustellen, daß niemand an Bord war. Er durchsuchte auch die zweite Maschine, die ebenfalls leer war, allerdings erkennen ließ, daß darin jemand viele Stunden verbracht hatte.

Brazil rief sie alle zu sich und warf einen belustigten Blick auf Vardia, die ihren kleinen Degen umklammerte.

»Seht euch hier den Boden an«, sagte er und deutete auf die Fußabdrücke einer Person im Druckanzug, die zu einer Stelle führte, wo in weitem Umkreis der Staub aufgewühlt war. »Meine Theorie scheint zu stimmen. Der erste war hier, sah den zweiten landen und versteckte sich auf der Maschine. Als der Verfolger niemanden sah, ging er hierher und wurde von oben angesprungen. Sie kämpften hier miteinander, dann ergriff der eine die Flucht, und der andere lief hinter ihm her.«

Vardia folgte den Spuren mit dem Blick. Plötzlich erstarrte sie und glotzte auf den Boden.

»Captain! Kommt alle her!«rief sie drängend. Sie stürmten auf sie zu. Sie zeigte auf den Boden vor sich.

Der feine Staub war hier dünner, und das Gestein war hier eher grau als rötlich, aber zuerst sahen sie nicht, was sie meinte. Brazil ging hin und bückte sich. Dann begriff er.

An der Stelle, wo ein Mann hingetreten war, genau dort, wo die beiden Gesteinsflächen sich berührten, war ein halber Fußabdruck zu sehen. Wo das Grau begann, war der Staub unberührt.

»Wie ist das möglich, Captain?«fragte Vardia erschrocken.

»Es muß eine Erklärung geben. Ich bin sicher, daß die Spuren drüben weitergehen.«

Sie gingen ein ganzes Stück auf dem grauen Boden weiter. Plötzlich blieb Vardia stehen und schaute sich um.

»Captain!«stieß sie entsetzt hervor. Die anderen folgten ihrem Beispiel und drehten sich ebenfalls um. Vardia zeigte auf die Schiffe, wo sie hergekommen waren.

Da waren keine Flugzeuge. Da war kein Rettungsboot. Nur eine öde, ununterbrochene rötliche Ebene, die sich bis hin zu den Bergen erstreckte.

»Ja, aber was…«stieß Brazil hervor.

»Was ist passiert?«fragte Hain mit dünner Stimme.

Plötzlich machte sich eine Vibration bemerkbar, einem kleinen Erdbeben vergleichbar. Sie stürzten alle zu Boden.

Brazil fing den Sturz ab und blieb auf Händen und Knien liegen. Er riß den Kopf hoch.

Die ganze Umgebung schien plötzlich von unheimlichen, blauweißen Blitzen erfüllt zu sein, die zu Tausenden aufzuckten.

Wu Julee schrie gellend auf.

Dann gab es nichts als Dunkelheit und die seltsamen, bläulichen Blitze, die jetzt mit goldenen Funken vermischt zu sein schienen. Sie hatten alle das Gefühl, als stürzten sie hinab, wirbelten durch die Luft einem bodenlosen Abgrund entgegen. Es gab kein Oben, kein Unten, nichts als dieses Schwindelgefühl.