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Und Wu Julee kreischte ununterbrochen.

Plötzlich lagen sie auf einer flachen, glasglatten, schwarzen Oberfläche. Ringsum brannte Licht, und sie schienen ein Bauwerk vor sich zu haben — so, als befänden sie sich in einem großen Lagerhaus.

Eine Weile noch drehte sich alles um sie. Sie waren schwindlig und erbrachen sich, mit Ausnahme Brazils, in ihre Helme, die das Zeug sofort wegspülten. Brazil erholte sich als erster und setzte sich auf dem schwarzen, glasartigen Boden auf.

Es war ein Zimmer, sah er — nein, eine riesige Kammer mit sechs Seiten. Die glasige Fläche war ebenfalls ein Sechseck, umgeben von einem Geländer und einem Laufgang. Ein einzelnes großes Licht, ebenfalls mit sechs Seiten, hing über ihnen an der gewölbten Decke. Der Raum war riesig, stellte Brazil fest, und konnte ohne Mühe ein kleines Frachtschiff aufnehmen.

Die anderen waren da. Vardia setzte sich bereits auf, aber Wu Julee schien ohnmächtig geworden zu sein. Hain blieb schwer atmend am Boden liegen. Brazil raffte sich mühsam auf und ging schwankend zu Wu Julee hinüber. Er konnte feststellen, daß sie noch atmete, aber bewußtlos war.

»Alles in Ordnung?«rief er den anderen zu. Vardia nickte und versuchte aufzustehen. Er half ihr auf die Beine. Hain stöhnte und raffte sich mühsam hoch.

»Ungefähr ein G«, sagte Brazil. »Interessant.«

»Was nun?«fragte Datham Hain.

»Das Geländer scheint Lücken zu haben — die nächste ist hier drüben auf Ihrer rechten Seite. Am besten versuchen wir es dort.«Er hob Wu Julees schlaffen Körper hoch und ging voran. Sie war leicht wie eine Feder.

Er blickte dumpf auf sie hinunter. Was wird jetzt aus dir werden, Wu Julee? dachte er. Aber ich habe es versucht. Und wie ich es versucht habe!

Sie öffnete die Augen und blickte durch die getönten Sichtscheiben in die seinen. Vielleicht war es die sanfte Art, wie er sie trug, vielleicht sein Ausdruck, vielleicht aber auch die Tatsache, daß sie ihn sah und nicht Hain, aber sie lächelte.

Auf halbem Weg wurde sie viel schwerer, stellte er fest, als das Adrenalin, das beim Fallen in sein Blut gepumpt worden war, verbraucht wurde. Schließlich mußte er aufgeben und sie auf die Beine stellen. Sie erhob keinen Widerspruch, aber als sie weitergingen, klammerte sie sich fest an seinen Arm.

Was auch immer geschehen mochte, sie war nicht mehr Hains Besitz.

Stufen, die aus poliertem Stein zu bestehen schienen, führten zu der Lücke im Geländer — es waren sechs. Schließlich standen sie alle auf einer Art Plattform, von der sich ein Transportband erstreckte, das aber nicht in Bewegung war.

Sie sahen alle den Kapitän an, obwohl er selbst nicht wußte, wie es weitergehen sollte.

»Hm«, sagte er, »wenn wir hierbleiben, verhungern oder ersticken wir. Wir sollten uns wenigstens ansehen, wo wir sind. Es muß ja einen Ausgang geben.«

»Vermutlich sechs«, sagte Hain beißend.

Brazil trat auf eines der Transportbänder, das sich sofort in Bewegung setzte. Die Bewegung kam so unerwartet, daß er immer weiter davongetragen wurde, bevor irgend jemand etwas sagen konnte.

»Steigt lieber auf«, rief er, »sonst verlieren wir uns! Ich weiß nicht, wie man das Ding anhält!«

Er fuhr immer weiter von den anderen davon, bis Wu Julee endlich auf das Band trat. Die beiden anderen folgten ihr sofort.

Die Geschwindigkeit war nicht hoch, aber schneller, als man flott gehen konnte. Bevor Brazil sich umsah, tauchte eine größere, breitere Plattform auf. Er glitt hinauf, stolperte, stürzte und rollte ein ganzes Stück weit.

»Vorsicht! Da kommt eine Plattform!«rief er. Die anderen sahen sie und ihn rechtzeitig und konnten absteigen.

»Offenbar soll man auf dem Band gehen«, meinte Vardia. »So, wie wir jetzt auf die Plattform getreten sind. Es gibt sogar mehrere Bänder, eines immer ein bißchen langsamer als die anderen.«

Das Band kam plötzlich zum Stehen.

»Hier gibt es keine Tür«, sagte Hain. »Wollen wir weiter?«

»Denke schon — holla!«rief Brazil, als er hinaustreten wollte: Das andere Band lief plötzlich in der Gegenrichtung.

»Da scheint uns jemand begrüßen zu wollen«, meinte Brazil spaßhaft, zog aber trotzdem seine Pistole, was auch Hain tat.

Sie konnten eine Riesengestalt auf sich zukommen sehen und traten alle an den hinteren Rand der Plattform zurück. Als die Gestalt näher kam, konnten sie sehen, daß sie mit nichts im bekannten Universum Ähnlichkeit hatte.

Man beginne mit einem schokoladenbraunen menschlichen Oberkörper, unfaßbar breit und so gerippt, daß die Brustmuskeln quadratische Platten zu sein schienen. Ein ovaler Kopf, ebenso braun und unbehaart bis auf einen riesigen, weißen Walroß-Schnurrbart unter einer breiten, flachen Nase. Sechs Arme — in zwei Reihen zu je drei Exemplaren am Oberkörper angebracht —, außerordentlich muskulös, aber, bis auf das Schulterpaar, an Kugelgelenken befestigt wie die Scheren einer Krabbe. Darunter verschmolz der Oberkörper-Rumpf zu einer immensen braun-gelb gestreiften Reihe von Schuppen, die zu einer gewaltigen, schlangenartigen unteren Hälfte führte, eingerollt, aber offensichtlich fünf Meter lang oder länger, wenn ausgestreckt.

Während das Wesen sich der Plattform näherte, betrachtete es sie mit großen, menschlich aussehenden Augäpfeln, die kohlschwarze Pupillen besaßen. Als es den Rand der Plattform erreichte, klatschte der untere linke Arm auf das Geländer. Das Band blieb kurz vor der Plattform stehen. Dann starrten sie einander eine Ewigkeit lang, wie es schien, nur an — die vier Menschen in geisterhaft weißen Druckanzügen und dieses Wesen irgendeiner unvorstellbar fremden Herkunft.

Das Fremdwesen deutete schließlich auf sie und zeigte mit den obersten Armen an, sie sollten die Helme abnehmen. Als sie sich nicht rührten, deutete es noch einmal auf sie und schien tief einzuatmen.

»Ich glaube, er versucht uns klarzumachen, daß wir hier atmen können«, sagte Brazil vorsichtig.

»Sicher, das glaubt er, aber was atmet er?«warf Hain ein.

»Keine andere Wahl«, sagte Brazil. »Unsere Luft geht ohnehin bald zu Ende. Wir sollten es ruhig riskieren.«

»Ich tue es«, sagte unerwartet Wu Julee und entriegelte ihren Helm, ließ ihn herabfallen und atmete ein.

Und atmete weiter.

»Das genügt mir«, sagte Vardia, und sie und Brazil taten dasselbe. Hain zögerte noch eine Weile, aber als er sah, daß alle anderen noch atmeten, nahm auch er seinen Helm ab.

Die Luft erschien ein wenig feucht und ziemlich sauerstoffreich — sie spürten einen leichten Schwindel, der aber rasch verging — war aber sonst durchaus gut.

»Was nun?«fragte Hain.

»Weiß der Teufel«, sagte Brazil ehrlich. »Wie sagt man zu einer Riesen-Walroß-Schlange guten Tag?«

»Na, hol mich doch der Henker«, rief die Walroß-Schlange in perfekter Konföderations-Sprache, »wenn das nicht Nathan Brazil ist!«

Zone

(Auftreten Gespenster)

Keiner in der Gruppe hätte verblüffter sein können als Nathan Brazil.

»Ich wußte, daß Sie irgendwann hier landen«, fuhr das Wesen fort. »Früher oder später geht es fast jedem Senior so.«

»Sie kennen mich?«fragte Brazil fassungslos.

Das Wesen lachte.

»Aber klar doch — und Sie mich auch, wenn Sie nicht schon eine Verjüngung zuviel hinter sich haben. Ich weiß Bescheid, hatte dasselbe Problem, als ich durch den Schacht fiel. Sagen wir nur, daß die Leute sich hier wirklich verwandeln, und belassen wir es dabei. Wenn ihr mitkommt, sorge ich für eure Bequemlichkeit und orientiere euch ein bißchen.«Damit entrollte sich das Wesen rückwärts und ringelte sich auf dem Band wieder zusammen. »Steigt auf«, sagte es.