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Sie schliefen auf Liegen, die Ortega zur Verfügung stellte. Alle waren todmüde, und Brazil hatte auch den k.o.-Schlag des Riesenwesens, das die Reinkarnation seines früheren Freundes zu sein schien, noch nicht verdaut. Hain schlief getrennt von den anderen, eingeschlossen in ein Büro, dessen Örtlichkeit der jähzornige kleine Kapitän nicht erfuhr.

Am nächsten Morgen wurden sie von Ortega geweckt. Sie nahmen an, daß es Morgen war, obwohl sie nicht im Freien gewesen waren und auch gar nicht wußten, wie es draußen auf diesem sonderbaren und doch auf irgendeine Weise vertrauten Planeten aussah. Ein Frühstück alten Stils aus, wie es aussah, normalen Hühnereiern, gerührt, Wurst, Toast und Kaffee erwartete sie, serviert von demselben kleinen Wagen, der am Abend vorher schon das Essen gebracht hatte. Als sie gegessen hatten und der Wagen auf kleinen Reifen davongesummt war, drückte Ortega auf einen anderen Knopf seiner kleinen Konsole, worauf an seiner rechten Seite ein Bildschirm heruntersank.

»Die Zeit ist hier leider begrenzt — sowohl für euch, als auch, weil ich viele andere Pflichten habe, für mich. Als ich vor langer Zeit in Zone abgesetzt wurde, hatte ich nur eine kurze Orientierung, bevor man mich hinausfeuerte. Ich wollte Ihnen ein bißchen mehr vermitteln, damit Sie es leichter haben als ich.«

»Wie lange ist das eigentlich her, daß Sie hier abgestürzt sind, Bürger Ortega?«fragte Vardia.

»Hm, schwer zu sagen. Weit über siebzig Standardjahre — es werden doch immer noch dieselben Jahre verwendet, Nate, oder?«

Brazil nickte, und Ortega fuhr fort:»Es war während einer unruhigen Zeit, und ich schmuggelte Waffen für streikende Arbeiter auf Astroiden hinter dem Sirius. Ich brachte sie auch hin, entkam allen Polizisten, geriet aber in irgendeine verdammte Röhre mitten im Weltraum, bevor ich ÜLG erreichen konnte oder sonst was. Ich habe erfahren, daß die meisten — vielleicht eine übergroße Mehrheit — der Portale auf Planeten sind, und vielleicht war das auch einmal bei diesem der Fall. Vielleicht sind alle diese Asteroiden früher ein markovischer Planet gewesen, der aus irgendeinem Grund auseinanderbrach.«

»Wie lange gibt es das hier — diesen Planeten — schon, Serge?«fragte Brazil.

»Das weiß niemand. Länger als die Menschheit, Nate. Ein paar Millionen Jahre, dem Anschein nach. Da die ältesten Angehörigen der ältesten Rasse auf dem Planeten nur vierhundert Jahre alt sind — und sie befinden sich schon an der Schwelle des Todes —, ist die alte Geschichte der Welt hier so in Rätsel und Mythologie gehüllt wie unsere eigene. Es geht bei allem um die Markovier — weiß einer von euch etwas über sie?«

»Niemand weiß sehr viel«, erwiderte Brazil. »Eine Art Superrasse, die ihre Planeten mit Gehirnen unter der Oberfläche betrieb und plötzlich ausstarb.«

»Das wäre es so ungefähr«, bestätigte Ortega. »Die Wissenschaftler hier glauben, daß sie vor zwei bis fünf Millionen Jahren ihre Blütezeit hatten. Und sie waren über die ganze Galaxis ausgebreitet, Nate. Vielleicht noch weiter. Schwer zu sagen, aber hier stürzen viele herein, deren Wissen vom Universum nicht mit dem übereinstimmt, was wir Menschen wissen. Und das ist das Allerseltsamste — verdammt viele davon sind nahezu menschlich.«

»In welcher Beziehung meinen Sie das, Serge?«fragte Brazil. »Menschlich wie wir oder wie Sie?«

Ortega lachte.

»Beides. Humanoid wäre vielleicht ein besserer Ausdruck. Also, laßt euch zuerst einmal zeigen, was euch bevorsteht, und den Rest erkläre ich nebenbei.«Der Schlangenmann verdunkelte die Beleuchtung, und eine Karte, die zwei Halbkugeln zeigte, erschien auf dem Bildschirm. Sie sah aus wie eine normale Planetenkarte, aber die beiden Kreise waren von Pol zu Pol mit Sechsecken ausgefüllt.

»Die Markovier, die ganz verrückt nach der Zahl Sechs waren, haben diese Welt erbaut«, begann Ortega. »Wir wissen nicht, wie oder warum, aber wir wissen, was. Jede ihrer Welten hatte mindestens ein Portal von der Art, das einen hierher befördert. Ihr befindet euch jetzt an der Südpol-Zone, was aus naheliegenden Gründen hier nicht exakt dargestellt werden kann. Alles auf Kohlenstoff beruhende Leben kommt hierher, und alle Hexagons nördlich von uns bis zu dieser dicken Äquatorlinie sind auf Kohlenstoff aufgebaut oder könnten in einer auf Kohlenstoff beruhenden Umwelt leben. Die Mechs von Hex Drei-Siebenundsechzig sind beispielsweise nicht auf Kohlenstoff aufgebaut, aber ihr könntet in ihrem Hex leben.«

»Die Nordpol-Zone ist also für die biologischen Exoten gedacht?«fragte Hain.

Ortega nickte.

»Ja, dort sind die wahren Fremdwesen, mit denen wir buchstäblich nichts gemein haben. Ihre Hexe reichen auf der nördlichen Halbkugel bis zum Äquator herunter.«

»Ist das schwarze Band am Äquator nur eine Karten-Trennlinie oder etwas anderes?«fragte Vardia.

»Nein, das ist nicht nur auf der Karte, und es war scharfsinnig von Ihnen, das zu bemerken. Es ist — nun, am besten kann ich es beschreiben als eine glatte Mauer, undurchsichtig und mehrere Kilometer hoch. Man kann sie eigentlich nicht sehen, bis man vor ihr steht, unmittelbar vor der Grenze des letzten Hex. Man kann nicht hindurch und sie nicht überfliegen oder sonst irgend etwas. Sie ist, nun, einfach da. Wir haben natürlich einige Theorien darüber, und die beste ist, daß es sich um den bloßliegenden Teil des markovischen Gehirns handelt, das, wie es scheint, den ganzen Kern dieses Planeten ausmacht. Der alte Name dafür scheint zu sein ›Der Schacht der Seelen‹ — und es gibt einen alten Spruch hier: ›Bis Mitternacht am Schacht der Seelen‹, den ihr vermutlich hören werdet. Das ist jetzt nur ein alter Ritualspruch, aber er könnte früher, in der fernen Vorgeschichte, einen echten Sinn gehabt haben. Wenn das der Schacht der Seelen ist, dann muß immer irgendwo Mitternacht sein!«

»Was stellen die Sechsecke dar?«fragte Hain.

»Nun, es gibt auf dem Planeten fünfzehnhundertsechzig davon«, erwiderte Ortega. »Niemand weiß auch hier, was der Grund ist, aber die Zahl enthält wenigstens nur eine Sechs. Jedes Hexagon ist von gleicher Größe — jede der sechs Seiten ist knapp unter dreihundertfünfundfünfzig Kilometer lang, mit einem Durchmesser von etwas unter sechshundertfünfzehn Kilometern. Man braucht nicht zu betonen, daß sie nicht unsere Maße verwendet haben, als sie die Welt bauten, und wir wissen nicht, welches System sie hatten, aber das verschafft euch eine Vorstellung nach unseren Maßstäben.«

»Aber was ist in den Sechsecken?«fragte Brazil.

»Nun, man könnte sie Nationen mit Grenzen nennen«, antwortete Ortega, »aber das wäre eine Untertreibung. Jedes Hex ist eine abgeschlossene Biosphäre für eine bestimmte Lebensform — und für verwandte niedrigere Lebensformen. Sie werden alle vom markovischen Gehirn aufrechterhalten, und jede einzelne wird auch auf einer bestimmten technologischen Ebene gehalten. Die soziale Höhe wird dem überlassen, was die Bewohner entwickeln können oder haben wollen, so daß es von Monarchien über Diktaturen bis zur Anarchie alles gibt.«

»Was meinen Sie mit technologischer Ebene?«fragte Brazil. »Soll das heißen, daß es Stellen gibt, wo Maschinen vorhanden sind, und andere, wo das nicht der Fall ist?«

»Hm, ja, das natürlich«, bestätigte Ortega. »Aber, nun, man kann nur die technologische Höhe erreichen, die durch die Hilfsmittel im Hex selbst möglich wird. Alles, was darüber hinausgeht, funktioniert einfach nicht, wie gestern Hains Pistole.«