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Die beiden entfernten sich, kamen wieder zurück, und Yomax mußte sie ein paarmal anschreien, damit sie endlich gingen.

»Also, junge Dame«, sagte er, als er mit Julee allein war, »ich will dir ein paar Namen sagen, vielleicht kennst du einen davon.«

»Gut.«

»Nathen Brassel«, begann er und las von einem Blatt Papier ab, das er aus dem Schreibtisch gezogen hatte. »Vardja Dipla ZwölfEinundsechzig. Dayton Hain. Wo Jolie. Na?«

Sie schüttelte langsam den Kopf.

»Nie gehört, jedenfalls glaube ich das.«

»Hmm. Ich bin sicher, daß ich recht habe. Die einzige mögliche Erklärung. Paß auf. Wenn das Boot kommt, werden wir ja sehen. Alter Zugang aus derselben Gegend wie die Namen hier — vor zehn oder fünfzehn Jahren. Er steuert das Fährschiff, seit der alte Gletin nicht einsehen wollte, wie alt er schon war, und vor zwei Jahren bei einem Sturm über Bord ging. Er wird sich an die alte Sprache noch erinnern. Der soll mit dir reden.«

Sie unterhielten sich, bis das Boot eintraf, und er erklärte ihr, wie es in Dillia zuging. Sie erfuhr von der Schacht-Welt und den Hexagons, hörte, daß die Mutter die Kinder aufzog, die Familie aber die gemeinsame Verantwortung trug. Da es Ehe und Erbgut nicht gab, schlossen sich Leute zu Familien zusammen, die sich miteinander verstanden, ohne auf das Geschlecht besonders zu achten. Das ganze Sechseck von Dillia war eine Ansammlung von kleinen Städten und Dörfern, erfuhr sie, wegen der niedrigen Geburtenrate und auch wegen der technologischen Beschränkungen. Alles, was komplizierter war als die allereinfachste Dampfmaschine, funktionierte in Dillia einfach nicht.

Kurz danach war der anhaltende Pfiff einer Dampfpfeife zu hören, der von den Bergen widerhallte.

Yomax griff nach einem Stoffsack und führte sie zum See, der hundertfünfzig Meter vom Ort entfernt begann. Sie sah einen einfachen Holzsteg mit mehreren großen Pfosten, sonst nichts. Ein paar Bewohner standen in der Nähe.

Auf den Steg fuhr das seltsamste Fahrzeug zu, das sie je gesehen hatte. Ein riesiges, ovales Floß, so sah es aus, auf dem ein zweites Floß befestigt war, getragen von massiven, gekreuzten Baumstämmen. In der Mitte gab es einen einzelnen, riesigen schwarzen Dampfkessel, aus dessen Kamin weißer Rauch quoll.

Ein Zentaur, am ganzen Leib schwarz-weiß gestreift, einen breitkrempigen Hut auf dem Kopf, stand an einem großen Rad, das zwischen zwei langen Hebeln angebracht war. Die Hebel führten hinab zum Kessel und schienen nichts anderes zu bewirken, als einem braunen Zentauren-Heizer zu signalisieren, wann er am Kessel das eine oder andere Ventil zu betätigen hatte. Der Kessel war durch dicke Taue und Ketten mit einem kleinen hölzernen Schaufelrad am Heck verbunden.

Auf dem ersten Deck standen ungefähr zwanzig verschiedenfarbige Dillianer, manche zwischen Eichentruhen, die unbekannte Fracht enthielten. Unter dem Gerüst schien eine Theke mit Fässern und Krügen aufgebaut zu sein, daneben lag ein großer Ballen Korn.

Wu Julee hatte mit Yomax schon einen Imbiß eingenommen und wußte, daß die Zentauren Pflanzenfresser waren, die gelegentlich verschiedene Speisen kochten, meist aber Korn und Gras von den Feldern aßen. Schmeckte gut, wie sie festgestellt hatte.

Ein paar Dorfbewohnern wurden Taue zugeworfen, und sie vertäuten das Boot. Der Kapitän ging nach hinten und kam über eine kaum erkennbare Rampe auf das Unterdeck.

Yomax warf die Post einem Mann der Besatzung zu, der sie auf das Boot warf. Der Kapitän ergriff einen ähnlichen Sack, sprang auf den Steg und drückte Yomax die Hand, bevor er ihm den Postsack reichte.

Yomax stellte Wu Julee den Dampfschiffkapitän vor.

»Das ist Klamath«, sagte der alte Mann. »Kein richtiger Name für einen Dillianer, aber er ist damit geboren.«

»Freut mich, Lady, äh…?«

»Sie weiß ihren Namen nicht, Klammy«, sagte Yomax. »Ist heute früh aufgetaucht und weiß von nichts. Ich glaube, sie ist ein Neuzugang, und dachte, du kannst vielleicht helfen.«Er erläuterte dem Kapitän seinen Einfall mit der Sprache.

»Schwerer, als du glaubst«, erwiderte der Kapitän nachdenklich. »Ich denke zwar in der alten Sprache, aber alles wird automatisch sofort übersetzt. Es wäre einfacher, wenn ich etwas für sie schreiben könnte.«

Julee schüttelte traurig den Kopf.

»Ich bin sicher, daß ich nie lesen gelernt habe. Ich weiß es einfach.«

»Hmm… Tja, Yomax, du mußt aufpassen. Es wird nicht leicht sein, durch den Übersetzungsprozeß alte Worte zu schmuggeln. Ich weiß einfach nicht, ob ich Erfolg habe oder nicht. Für mich klingt das alles gleich. Wenn Sie etwas versteht und du nicht, haben wir es geschafft.«Er dachte lange nach, dann hellte sich sein Gesicht plötzlich auf. »Ich glaube, der Versuch lohnt sich«, sagte er, »aber selbst wenn sie es nicht versteht, beweist es nicht viel. Also dann… Unter Verwendung des Drei-KY-Spektroanalyseprogramms kann die Sternenbewegung berechnet werden durch die Phasenverschiebung der Beobachtungen mit Hilfe der Infraspektrometerschaltungen in der Navigations-Matrix für darstellbare Kursbahnen«, sagte Klamath. Er verstummte und sah Yomax an. »Wie war das?«

»Ich habe vielleicht jedes fünfte Wort verstanden«, sagte der alte Mann. »Wie ist es mit der Dame hier?«

Julee schüttelte verwirrt den Kopf.

»Viele lange Worte, aber was sie bedeuten, weiß ich nicht.«

»Kannst du dich an eines erinnern?«fragte Klamath.

Sie dachte nach.

»Ma-Matrix, glaube ich. Phasenverschiebung?«

Klamath lächelte.

»Das gute alte Navigationshandbuch!«rief er. »Du bist wirklich aus meiner Gegend des Alls. Es gibt in dieser Sprache hier einfach keine Entsprechung.«

Yomax nickte befriedigt.

»Sie ist also eine von den letzten vier.«

»Fast mit Sicherheit.«Klamath nickte. »Ich habe auf sie alle geachtet, weil ich einen kenne, jedenfalls oberflächlich. Er ist fast eine lebende Legende unter den Raumfahrern, und wir wissen, wo er ist, und wo diese Vardia ist. Du mußt das Mädchen sein, das krank war. Das würde die Gedächtnisprobleme erklären.«

»Wer bin ich dann?«fragte sie aufgeregt. »Ich möchte es wissen.«

»Wahrscheinlich ein Mädchen namens Wu Julee«, sagte Klamath.

»Wu Julee«, wiederholte sie. Der Name klang ihr völlig fremd. Sie konnte nicht sagen, ob er ihr eigentlich gefiel.

»Ich fahre in einer Stunde seeabwärts, und in Donmin rede ich mit dem Ratsherrn«, meinte Klamath. »Inzwischen bleibst du am besten hier. Hier kann man sich erholen und sein Leben genießen, und das brauchst du wahrscheinlich.«

Die Männer begaben sich zur Bar im Ort, und Julee, die sich langweilte, ging hinaus, wo sie auf Jol und Dal stieß.

»Sie sagen, ich bin ein Neuzugang«, erklärte sie ihnen. »Ich heiße Wu Julee. Ich sei krank gewesen, heißt es.«

»Na, jetzt bist du gesund«, gab Jol zurück. »Vielleicht kommt dein Gedächtnis auch irgendwann zurück.«Er sah Julee an, stotterte ein wenig herum, ermahnte sich schließlich und sagte:»Paß auf, Dal und ich haben uns überlegt, ob wir eine eigene Familie gründen, da Dal schwanger ist. Es gibt so wenige von unserem Alter hier oben, und mit unseren eigenen Familien kommen wir nicht so gut aus. Warum schließt du dich uns nicht an?«

Julee zögerte kurz, dann sagte sie:»Gerne — wenn Yomax nichts dagegen hat.«

»Dem macht es nichts aus. Er will ohnehin, daß wir was arbeiten, und wenn wir die Gruppe bilden, müssen wir unseren Teil der Ernte selbst einbringen.«

Und so einfach war es wirklich.

Sie suchten sich eine Stelle tief im Wald flußaufwärts aus und begannen, als erstes einen Weg anzulegen. Mit einer großen Säge und der Hilfe eines Försters hieben sie zwei Bäume an einem kleinen Bach um und rodeten die Stelle. Wu Julee arbeitete begeistert mit. Die anderen gaben ihr den Namen Wuju, was ihr viel besser gefiel. Aus den zerschnittenen Stämmen errichteten sie ein Blockhaus, der Boden wurde mit Sägemehl bestreut, ein Steinherd diente als Kochstelle und Winterofen. Es gab einen großen Gemeinschaftsbereich mit einfachen Tischen, eine Arbeitsfläche und fünf Boxen — eigentlich Schlafräume mit Anlehnstützen, weil die Dillianer im Stehen schliefen. Die zusätzlichen Boxen waren für Dals Nachwuchs gedacht, und für einen anderen Zentauren, der sich ihnen noch anschließen mochte. Jol und Dal brachten ihr im Wald das Fallenstellen, das Abhäuten und Verarbeiten der Felle bei.