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Im Spätsommer brachte Dal ihr Fohlen zur Welt, groß und voll ausgeformt, aber mit weichem, farblosem Flaum auf einer rötlichen, runzligen Haut, die den Jungen wie einen alten Mann aussehen ließ.

Das Kind würde über ein Jahr ohne Gebiß sein und gesäugt werden müssen, obwohl es wenige Stunden nach der Geburt schon stehen und sogar laufen konnte. Mit acht oder zehn Jahren erst würde es ganz erwachsen sein und sich selbst helfen können.

Das friedliche, idyllische Dasein wurde jedoch durch das Auftauchen ihrer Alpträume beeinträchtigt. Sie hatte oft mit furchtbaren Schmerzen, mit Folterungen und einem bösartigen, gemeinen Gesicht zu tun, das entsetzliche Dinge von ihr verlangte. Oft wachte sie schreiend auf, und es erforderte Stunden, sie zu beruhigen.

Sie ging zur Heilkundigen des Ortes — sie war kein Arzt, weil die Dillianer keinen dazu hatten bewegen können, in diese abgeschiedene Gegend zu kommen, aber sie konnte kleinere Krankheiten behandeln, gebrochene Knochen einrichten und dergleichen mehr. Alle ernsthaften Fälle mußten mit dem Dampffloß seeabwärts gebracht werden. Das war nicht so schwierig, wie es sich anhörte, weil es eine ziemlich starke Strömung gab, die zu den Wasserfällen bei der Stadt dort führte.

Die Unterhaltung mit der Heilkundigen half, aber die Schlafpulver nützten nichts. Als der Herbst das Laub färbte und von den Bergen der Schnee herunterkroch, wirkte Wuju eingefallen und erschöpft. Das warme, starke Ale-Bier zu trinken, half, aber sie war immer häufiger berauscht, und man konnte nur schwer mit ihr auskommen.

An einem besonders kalten Tag trat sie angetrunken aus der kleinen Bar und wanderte zum Steg hinunter, als das Dampfboot kam. Sie starrte auf eine Gestalt in dicken Pelzen, die auf dem Oberdeck saß, vor dem kleinen Pilotenhaus, das beim Wechsel der Jahreszeit errichtet worden war.

Sie war fremdartig. Sie sah menschlich aus, besaß aber nur zwei Beine und kein Hinterviertel. Die Züge waren unter einer dicken Pelzmütze verborgen, aber die Person schien Pfeife zu rauchen, was hier nur ganz wenige taten. Wuju glotzte das Wesen an.

Das Boot wurde vertäut, und die Gestalt stieg mit dem Kapitän hinunter auf das Unterdeck und den Steg. Klamath entdeckte sie und zeigte mit dem Finger in ihre Richtung. Das seltsame zweibeinige Wesen nickte und kam auf sie zu.

Sie wich angstvoll zurück, wäre am liebsten geflüchtet.

Das Wesen näherte sich vorsichtig und rief:»Wu Julee? Bist du das, Wu Julee?«Die Stimme erschien ihr irgendwie bekannt. Er blieb zwei Meter vor ihr stehen, nahm die große, gebogene Pfeife aus dem Mund und die große Mütze vom Kopf.

Wu Julee schrie und schrie, dann brach sie plötzlich ohnmächtig zusammen.

Klamath und eine Reihe von Dorfbewohnern liefen besorgt auf sie zu.

»Verdammt!«sagte das Wesen. »Warum habe ich auf Frauen immer diese Wirkung?«

Denn der Schock, sein Gesicht zu sehen, hatte ihr plötzlich alles mit voller Wucht wieder ins Gedächtnis gerufen. Die einzige Veränderung, die die Schacht-Welt bei Nathan Brazil hervorgerufen hatte, betraf seine Kleidung.

Die Baronie Azkfru, akkafisches Reich

Baron Azkfru war außer sich vor Wut.

»Was heißt, er war nicht da?«tobte er.

Der Erahner und Der Rel blieben ungerührt, wie immer.

»Wir hatten keine Probleme, uns am ersten Tag zu verbergen, und handelten ungefähr eine Stunde, nachdem es dunkel geworden war«, sagte Der Rel. »Als wir uns der Struktur näherten, wo Skander sein mußte, spürte Der Erahner eine Veränderung in der Gleichung. Ein neuer Faktor war hinzugetreten. Skander war dagewesen, aber wieder fort.«

»Was heißt, ein neuer Faktor?«fauchte der Baron.

»Jemand wußte, daß wir kommen, und was wir wollten«, erwiderte Der Rel. »Skander ist also direkt gewarnt worden oder hat sonst etwas gemerkt. Es war viel zu gefährlich, dort zu warten, also brachen wir das Unternehmen ab und kamen zurück.«

»Hier soll etwas durchgesickert sein?«sagte der Baron fassungslos. »Ausgeschlossen! Von meinen Leuten kann es niemand gewesen sein. Und wenn jemand vom Kaiserlichen Palast hier eine Umkonditionierungsanlage hätte, wäre ich nicht mehr am Leben. Das muß bei euch passiert sein.«

»Es ist möglich, daß unsere Absichten erahnt wurden, wie wir die Absichten anderer erahnen«, gab Der Rel zu, »aber in meiner eigenen Führungsschicht kann uns niemand verraten haben. Daß bei Ihnen etwas durchgesickert ist, bleibt die naheliegendste Erklärung.«

»Lassen wir das vorerst. Was tun wir jetzt?«

»Skander ist noch immer die einzige Verbindung zu konkretem Wissen über das Rätsel«, betonte Der Rel. »Der Erahner teilt mit, daß Skanders Forschungen unvollständig waren und er wieder an den Lernort zurückkehren muß. Wir werden wissen, wann. Es wird vorgeschlagen, abzuwarten, bis dieser Skander wieder erreichbar ist. Der Plan ist noch immer ausführbar.«

»Also gut«, knurrte Azkfru. »Bleibt ihr hier?«

»Wir vermissen unser Heimatland und sein konstruktives Bemühen, aber die Mission ist zu wichtig. Wir bleiben. Inzwischen wäre es angebracht, Ihre Sicherheitsvorkehrungen zu überprüfen.«

Der Baron flog, nachdem für Der Erahner und Der Rel gesorgt war, zum Kaiserlichen Palast und erreichte sein Büro in Zone. Nur dort konnte die Suche erfolgversprechend sein.

Die Büros wurden auseinandergenommen, sogar die Wände. Es dauerte fast zwei Tage, und die Botschaft war nahezu verwüstet, bis man es fand. Ein winziger kleiner Sender, in seinem Kommunikationsgerät in seinem eigenen Büro! Seine Experten untersuchten ihn, konnten aber wenig mitteilen.

»Die Reichweite erfaßt über vierhundert andere Botschaften«, wurde ihm erklärt. »Davon sind fast dreihundert im Gebrauch und mehr als die Hälfte technologisch in der Lage, dergleichen herzustellen, während die anderen es unbemerkt kaufen könnten.«

Er ließ trotzdem fast sein ganzes Verwaltungspersonal rituell hinrichten. Danach fühlte er sich zwar nicht besser, aber weniger töricht.

Jemand hatte gehört, wie er General Ytil getötet hatte.

Jemand hatte spioniert, als Erahner und Der Rel gekommen waren, und hatte die ersten Gespräche hier belauscht.

Nicht mehr, das wußte er, aber es war schlimm genug.

Nun wußte noch jemand zumindest, was Skander war.

Es blieb ihm keine andere Wahl mehr, begriff er. Er mußte warten.

Fast fünfzehn Wochen lang.

Das Zentrum in Czill

Vardia erhielt einen einfachen Auftrag in der Computerforschung. Sie lernte schnell, auch wenn sie von dem Projekt nicht viel erfaßte.

Das Leben gefiel ihr sehr. Es hatte ein Ziel und diente den gesellschaftlichen Bedürfnissen.

Nach einigen Wochen wurde ihr bei der Arbeit ab und zu schwindlig. Die Anfälle traten oft ohne erkennbare Ursache auf und verschwanden ebenso unvermittelt. Nach einigen solchen Episoden suchte sie die Klinik im Zentrum auf. Die Ärzte nahmen einige Untersuchungen vor und erklärten ihr das Problem.

»Sie verdoppeln sich«, sagten sie. »Kein Anlaß zur Sorge. Es ist sogar wunderbar — vor allem, da Sie erst so kurz bei uns sind.«

Vardia war wie betäubt.

»Was wird aus meiner Arbeit?«fragte sie.

»Das wirkt sich praktisch nicht aus. Sie werden einfach wachsen, während jede Zelle ihr Duplikat hervorbringt. Aus Ihrem Rücken wächst Ihr zweites Ich hervor. Dabei wird man ein wenig schwindlig und schwach und kurz vor dem Abschluß desorientiert.«