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»Ich glaube schon«, sagte Wuju zögernd. »Es ist die Trockenzeit. Draußen auf dem Grasland übersteigt ihre Furcht vor einem Buschfeuer ihre Angst vor den Hunden oder ihre Sehnsucht nach Wärme.«

»Es muß sein wie Zunder«, sagte Brazil. »Wenn sie vor jedem Feuer Angst haben, muß es so trocken sein, daß eine Kleinigkeit genügt, um es zu entzünden. Wenn der Wind richtig steht, könnten wir es ihnen so heiß machen dort unten, daß wir für sie das Unwichtigste sind.«

»Der Wind steht ideal«, sagte Bat.

»Gut.«Brazil zog sich nackt aus und sprang auf Wujus Rücken. Er zog das Hemd unter den Achseln zusammen. »Nimm die Enden an beiden Seiten und knote sie fest um dich. Nein! Ganz fest, sage ich. So fest es geht. Ja, schon besser.«Dann zog er die dehnbare Hose um sich und band sie vor ihr zusammen. Es dauerte einige Minuten, bis er, rücklings auf ihr reitend, zufrieden war. Vor sich hatte er den Rucksack, die beiden Taschen voll Streichhölzer waren in Griffweite. Dann rieb er sich mit dem Kochfett dick ein.

Cousin Bat nickte zustimmend. Die zwei sahen einander stumm an, dann setzte sich die Fledermaus in Bewegung. Wuju folgte ihm. Brazil verfluchte die Tatsache, daß er nichts sehen konnte.

»Halt!«rief er plötzlich, und die anderen erstarrten. »Deine Haare, Wuju. Du mußt sie zusammenbinden. Nimm das alte Hemd. Den Säbel mußt du ohnehin tragen.«

Sie zog die Haare nach vorn und über ihre linke Brust, damit sie die Waffe in ihrer rechten Hand nicht behinderten. Brazil war nun dreifach festgeknotet und kam sich vor, als würde er in Stücke zerschnitten, aber genauso wollte er es haben.

Sie hatten den Plan oft genug durchgesprochen, aber Brazil war immer noch nervös. Wuju konnte bis zu fünfunddreißig Kilometer in der Stunde schaffen, aber nur auf kurzen Strecken. Sie würde über fünf Kilometer weit mit voller Kraft laufen müssen, dann einen Graben hinunter und weiter, solange sie konnte.

Cousin Bat flog hinauf und kreiste eine Minute, die ihnen wie eine Stunde erschien. Dann hörten sie ihn hinter sich herankommen.

»Jetzt«, sagte das Fluggeschöpf. »Los!«

Wuju hetzte mit höchster Geschwindigkeit über die Prärie.

Brazil sah die Gräser hinter ihr verschwinden und klammerte sich fest. Er saß auf einer knochigen Stelle und wurde wild durchgerüttelt. Obwohl die Nacht klar war und er gut sah, konnte er die Berge schon nicht mehr erkennen.

Los, Wuju! dachte er angespannt. Weiter!

»Etwas nach rechts«, tönte Bats Stimme von oben herunter, und sie gehorchte. »Zuviel!«Sie hörte die Stimme der Fledermaus zwei oder drei Meter über sich:»Richtig. Jetzt geradeaus.«

Brazil geriet in Panik, als die Verschnürung sich lockerte, und klammerte sich am Rucksack fest. Plötzlich platzten die Knoten der oberen beiden Schnüre, und er prallte mit dem Kopf gegen den Rucksack, der festgeschnallt war.

»Nathan!«hörte er Wuju keuchend rufen.

»Nur weiter!«schrie er.

Plötzlich schwoll Lärm um sie an, Grunzen, Stöhnen, Geschrei.

»Nathan!«kreischte sie. »Sie sind vor uns!«

»Lauf einfach auf sie zu, so schnell du kannst!«schrie er. »Hau mit deinem Säbel zu!«Er packte die Streichhölzer, zündete sie an den harten Ledergurten an. Sie flammten auf, erloschen aber im Wind sofort.

Plötzlich raste Wuju in sie hinein, und sie brüllten und hieben nach ihr. Sie stach die ersten nieder und stellte fest, daß die Waffe wie durch Butter zu gehen schien. Einmal, zweimal noch stach sie zu, und sie kreischten vor Schmerzen auf und umklammerten ihre Wunden.

Und dann war sie hindurch.

»Noch welche voraus?«brüllte Brazil.

»Noch nicht«, rief Bat herunter, »weiter!«

»Es sind genug hinter uns!«schrie Brazil. »Lauf langsamer, damit ich wenigstens ein Streichholz anzünden kann!«

Wuju wurde langsamer, und er versuchte es wieder. Die Streichhölzer brannten in seiner Hand, gingen aber aus, bevor sie zu Boden fielen.

»Brazil!«rief Bat aufgeregt. »Ein ganzer Haufen von ihnen! Ganz schnell von rechts!«

Plötzlich stürmte aus dem Gras eine Gruppe von sechs oder sieben Murnies auf sie zu. Nathan spürte einen sengenden Schmerz in seinem rechten Bein. Ein Murnie sprang hoch und erwischte Wuju am Rücken, hieb ihr eine tiefe Wunde kurz vor dem Rucksack in den Leib. Sie kreischte, bäumte sich auf, schlug mit dem Säbel zu.

Brazil klammerte sich auf irgendeine Weise fest und riß mit einer Kraft, die ihn selbst überraschte, eine der Taschen voll Streichhölzer ab. Er zündete eines an und warf es in die Tasche. Die Zündhölzer explodierten, und er warf das ganze Ding ins Gras.

Eine Minute lang geschah nichts, und Wuju hetzte auf die Murnies zu, wo scheinbar eine Lücke entstanden war. Sie hatten einen Jagdkreis gebildet, die Speere angriffsbereit in den Händen.

Plötzlich flammte die ganze Welt auf.

Was sie alle betäubte, war die Plötzlichkeit und Heftigkeit.

Mein Gott! dachte Brazil. Es ist, als wäre das ganze Zeug aus Zellulose!

Brazil sah Cousin Bat auf einen Murnie herabstoßen und mit den handähnlichen Füßen wie mit Fäusten zustoßen. Der riesenhafte grüne Wilde brach zusammen.

Die ganze Welt wurde plötzlich taghell. Vor sich sahen sie das Flußtal wie einen Spalt im Land.

Die Murnies begannen, zu kreischen und davonzustürmen. Die Antilopen gerieten in Panik und hetzten in allen Richtungen davon, trampelten viele Murnies nieder.

Wuju sprang in die Schlucht und verlor das Gleichgewicht, überschlug sich, stürzte den steilen Hang hinunter. Brazil wurde davongeschleudert und landete am Ufer. Er blieb eine Minute betäubt liegen, dann raffte er sich auf und schaute sich um. Vom Feuer oben war noch der Widerschein zu erkennen, aber hier unten im Tal herrschten fast völlige Dunkelheit und Stille.

Dumpf und schwindlig rannte er das Tal hinunter. Er suchte nach Wuju, konnte sie aber nirgends finden.

»Wuju!«schrie er heiser. »Wuju!«Doch seine Stimme richtete nichts aus gegen den Lärm über ihm, die Schreie von den Flammen erfaßter Tiere und in Panik flüchtender Murnies, von denen viele über die Kante ins Tal stürzten.

Er lief zum schlammigen Ufer, in den Fluß hinein und folgte ihm. Der steinige Boden verletzte ihm die Füße, aber er nahm die Schmerzen nicht wahr, rannte, ohne zu denken, ziellos den Fluß hinunter.

Bald blieben Lichtschein und Lärm weit hinter ihm zurück, aber noch immer trieb er sich vorwärts. Plötzlich stolperte er und fiel vornüber ins Wasser. Er kroch einige Meter weiter, raffte sich auf und stürmte vorwärts.

Der stinkende Sumpfgeruch umgab ihn, hüllte ihn ein, und er lief trotzdem weiter. Bis ihn plötzlich alles einholte und er zusammenbrach, bewußtlos, bevor er in Wasser, Steine und Sumpf hineinstürzte.

Die Nation — ein Hotel ersten Ranges

Sie waren, wie sich herausstellte, nicht festgenommen, sie befanden sich in Quarantäne. Der Roboter-Direktor erklärte, eine Analyse der Abfallgase hätte ergeben, daß zwei von ihnen von gewissen mikroskopisch kleinen Lebewesen befallen seien, die in Der Nation Rostprobleme hervorrufen könnten. Deshalb wurden sie festgehalten, bis die Labors die Organismen untersuchen, ein Gegenmittel finden und es ihnen zuführen konnten, damit sie sicher durch das Land gelangten, ohne Schwierigkeiten zu verursachen.

Für Hain war dies der erste Urlaub seit dem Eintritt in diese irre Welt, und sie erholte sich und schien es nicht eilig zu haben, weiterzukommen.

Erahner und Rel nahmen die Situation aufgebracht, aber resigniert hin und blieben für sich.

Da der Flügel, den sie bewohnten, evakuiert worden war, konnten sie einander besuchen. Vardia war die einzige, die das wollte. Sie suchte regelmäßig Skanders Raum auf.