Выбрать главу

»Hören Sie auf zu murren, Skander«, sagte Der Rel. »Sie vergeuden Luft, und außer mir versteht Sie ohnehin keiner. Aber Sie haben völlig recht — wir sind hingehalten worden.«

»Wer kann dahinterstecken?«fragte Vardia. »Wer wußte, daß wir hier waren? Vielleicht haben unsere Leute euch aufgespürt«, meinte sie hoffnungsvoll.

»Regen Sie sich nicht auf, Czillanerin«, sagte Der Rel. »Wir sind zwar aufgehalten worden, aber nur vorübergehend, und befreit hat Sie niemand. Nein, da steckt Rätselhafteres dahinter. Es sieht ganz nach dem aus, der im Büro des Barons in Zone das Abhörgerät eingebaut hatte.«

Vardia erfuhr zum erstenmal von diesem Vorfall. Sie dachte an all die Merkwürdigkeiten, an Ortega, den Schlangenmann. Über siebenhundert Möglichkeiten, und Brazil begegnet ausgerechnet der einzigen Person, die ihn kennt. Sie wurde wütend, als sie begriff, daß irgend jemand sie benutzte wie Figuren in einem Spiel.

»In anderen Hotels werden wir besseren Service und kürzeren Aufenthalt haben«, sagte Der Rel und unterbrach Vardias Gedankengänge. »Ich glaube, wir werden in zwei Tagen diesen Ort verlassen haben, wo wir so unbeliebt waren. In Slelcron wird es nicht schneller gehen, aber leichter. Niemand hat Kontakt mit den Bewohnern dort. Wir werden ignoriert, aber auch nicht behindert. Was Ekh'l betrifft — nun, da habe ich keine Informationen, aber ich bin sicher, daß wir es schaffen.«

»Wieder Prophezeiungen vom Erahner?«fragte Vardia.

»Logik«, gab Der Rel zurück. »Wir sind für die Zwecke eines anderen Beteiligten aufgehalten worden. Warum? Zu welchem Ende? Damit man vor uns am Äquator sein kann? Das bezweifle ich. Es wäre einfacher, uns zu töten, als uns so aufzuhalten. Nein, sie werden zu uns an den Äquator kommen müssen. Sie wollen da sein, wenn wir erscheinen, weil sie wissen, wer und wo wir sind, aber nicht, was Dr. Skander weiß — wie man zum Schacht gelangt. Sie wollen mit uns hinein — sie könnten sogar Verbündete sein. Und es gibt ganz gewiß eine zweite Expedition. Der Erahner hat erklärt, daß wir nicht hineingelangen, bis alle kürzlichen Neuzugänge versammelt sind. Das ist gut — solange wir das Kommando führen.«

»Das werden wir«, sagte Hain plötzlich.

In Umiau, nahe der Grenze zu Ivrom

Sie boten einen auf der Schacht-Welt ungewohnten Anblick: ein breites Floß aus Baumstämmen, gezogen von zehn Umiau mit Gurten. Auf dem Floß befanden sich eine Zentaurin aus Dillia, ein riesiger Antilopenhirsch, eine zwei Meter hohe Fledermaus und eine Czillanerin, dazu ein Ballen Heu, bereits geschrumpft, und ein Kasten mit Sand.

»Warum können uns die Umiau nicht ganz hinbringen?«fragte Vardia.

»Ich kann mich immer noch nicht daran gewöhnen, daß Sie sozusagen an zwei Orten zugleich sind«, erwiderte Brazil. »Um Ihre Frage zu beantworten, es ist zu gefährlich. Wir fahren so weit wir können, aber es gibt dann starke Strömungen, Strudel und dergleichen. Mit den Bewohnern kommen sie auch nicht gut aus. Die Umiau kämen zurecht, aber die scheußlichen Fische mit den zwanzig Zahnreihen würden uns und das Floß zerlegen, bevor wir uns richtig vorgestellt hätten. Nein, wir riskieren es mit hundertsechzig Kilometern Ivrom.«

»Was ist Ivrom, Nathan?«fragte Wuju. Sie hatte den Dolmetscher bekommen und ihre Bedenken zum großen Teil überwunden. Er behandelte sie sanft und sagte nur die richtigen Worte, und sie hatte sich ein wenig beruhigt, aber das Fremdartige an ihm war geblieben. »Nathan!«meinte sie lauter. »Was ist Ivrom? Du hast es uns nicht gesagt.«

»Weil ich es nicht weiß, Liebes«, erwiderte er beiläufig. »Viel Wald, Hügel, viele Tiere, die meisten bekannter Art. Im Atlas stand, es gäbe Pferde und Rehwild. Ein nicht-technologisches Hex, also wohl wieder Schwert und Speer. Die intelligente Lebensform ist irgendeine Insektenart, glaube ich, aber niemand weiß es genau. Die aktiven Vulkane auf unserer linken Seite — das ist Alisstl, eine gewaltige Sperre. Die Leute dort sind dickhäutige Reptilien, die in Temperaturen nahe dem Siedepunkt leben und Schwefel essen. Vermutlich nette Leute, aber niemand besucht sie.«

Sie blickte zu den Vulkanbergen hinüber; aus den meisten stiegen Dampfwolken empor, und an einem lief Lava herunter. Sie fror, obwohl es nicht kalt war.

»So muß man reisen, wenn man kann«, sagte Brazil begeistert und atmete tief die salzige Luft ein. »Phantastisch! Früher bin ich mit großen Schiffen auf solchen Meeren gefahren, damals auf der alten Erde. Das war noch romantisch.«

»Wann werden wir landen?«fragte Wuju.

»Nun, sie sind erstaunlich schnell vorwärtsgekommen. Starke Teufel, und ganz in ihrem Element. An diese Kraft muß ich denken. Hätte keinen Sinn, unseren Dr. Skander zu unterschätzen.«

»Aber wie lange dauert es noch?«

»Morgen früh sind wir da. Dann ungefähr ein Tag nach Ghlmon — wir müssen nicht durch das ganze Ivrom-Hex, nur durch einen Winkel — und noch ein Tag hinauf zur Bucht in Ghlmon.«

»Glauben Sie wirklich, wir werden die anderen dort treffen?«sagte Vardia. »Ich möchte mein anderes Selbst — meine Schwester — so gern vor diesen Wesen retten.«

»Wir treffen sie, wenn wir ihnen zuvorkommen, und das schaffen wir bei dieser Geschwindigkeit. Ich weiß, wohin sie müssen. Wenn sie dort ankommen, erwarten wir sie.«

* * *

Die Umiau hatten bemerkenswert wenig über Ivrom gewußt, was im Grunde aber nicht so erstaunlich war, wie man glauben mochte. Die Umiau waren Wasserbewohner, und sie brauchten technologische Produkte, die sie nicht herstellen konnten. Ein Bündnis mit Czill war ganz natürlich. Ivrom bestand zum großen Teil aus Wäldern und Wiesen, es gab keine großen Ströme, wenn auch viele kleine Bäche und Flüsse. Es war ein nicht-technologisches Hex, also schwer zu erreichen und vermutlich auch nicht lohnend. Das Hauptproblem war natürlich, daß niemand, der sich je auf den Weg nach Ivrom gemacht hatte, um zu studieren, Verbindung aufzunehmen oder nur hindurchzuziehen, jemals wieder aufgetaucht war. Aus diesem Grund hielten sie an einem Riff an und übernachteten, obwohl sie das Ufer noch hätten erreichen können.

Einladend genug sah das Land aus. Die Luft war reich und frisch, etwa zwanzig Grad warm, ein paar kleine Wolken und tiefblauer Himmel.

An der Küste war unberührter, gelber Sandstrand zu erkennen. Die Wellen hatten Treibholz angeschwemmt. Der Wald dahinter war sehr dicht. Als es dunkler wurde, konnten sie gelegentlich ein Reh und eine Reihe anderer Tiere wie Bisamratten, Murmeltiere und andere Waldbewohner erkennen.

Schließlich wurde es ganz dunkel, und nur Cousin Bat konnte noch etwas sehen. Er berichtete, daß er nichts anderes feststellen könne, als was sie schon am Tag gesehen hätten.

»Das heißt, doch etwas«, verbesserte sich Bat. »Aus dieser Entfernung bin ich mir aber nicht sicher. Überall im Wald scheinen kleine, winzige Lichter zu blinken.«

Leuchtkäfer, dachte Brazil. War er der einzige aus ihrer kleinen Ecke der Galaxis, der sich an Leuchtkäfer erinnerte?

»Gut«, sagte er zu Bat. »Dann fliegen Sie hin, aber vorsichtig. Die Gegend hat einen schlechten Ruf. Achten Sie auf jeden Fall auf Insekten, gleichgültig, wie klein oder unbedeutend sie scheinen mögen.«

»In Ordnung. Ich rühre sie nicht an, obwohl ich sie gerne esse«, meinte Cousin Bat. »Nur ein kurzer Ausflug, dann bin ich wieder da.«

Bat flog in die Dunkelheit hinein.

Als am nächsten Morgen die Sonne heraufkam, war Cousin Bat noch nicht zurückgekehrt.

Gleich hinter Der Nation — Grenze von Slelcron — der Morgen

Der Rel hielt an, als die Luft plötzlich klar wurde und sie in hellen Sonnenschein traten.

»Ihr könnt alle eure Atemgeräte abnehmen und wegwerfen«, sagte er. »Die Luft ist jetzt ungefährlich.«