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Der Funke in ihm, der stets für sein Überleben gesorgt hatte, wollte ihn nicht ruhen oder aufgeben lassen. Es war wie ein Kampf gegen ein unsichtbares Hindernis; etwas in ihm griff an, bestürmte die Sperren, die errichtet worden waren.

Plötzlich stieß er durch. Erinnerungen drängten heran, und mit ihnen die Vernunft. Er fühlte sich erschöpft, er wußte, daß kostbare Zeit vergeudet war. Er schaute sich um. In der Nähe schliefen die drei verwandelten Mitglieder der Expedition, in jeder Beziehung identisch, bis hin zum Geruch.

Er begriff, daß er wenig tun konnte, bis es hell wurde, zwang sich zur Ruhe und wartete auf das Morgengrauen.

* * *

Mit dem Tageslicht kamen die Sicherheit und die freie Bewegung. Er versuchte über eine Stunde lang, sich mit den drei Rehen zu verständigen, aber ihre Blicke waren leer, ihre Handlungen völlig naturbestimmt. Für sie konnte der Zauber nicht von außen gebrochen werden.

Er überlegte eine Weile, ob er sie im Stich lassen sollte; sie würden ihm natürlich zur Grenze folgen, sie aber nicht überqueren können. Der Einsatz verlangte es ebenso wie die Logik.

Aber er wußte, daß er es nicht tun konnte, nicht, ohne vorher alles versucht zu haben.

Er machte sich auf den Weg durch den Wald, und die drei folgten ihm sklavisch. Er erreichte den Ozean, bevor es dunkel wurde, konnte aber nicht erkennen, ob er sich nördlich oder südlich der Feenkolonie befand, die er suchte. Er entschied, daß er für einen Tag genug geleistet hatte.

Er erwachte später, als er beabsichtigt hatte. Die Sonne strahlte schon auf das Meer, das aus zahllosen Diamanten zu bestehen schien.

Er beschloß, nach Norden zu laufen. Selbst wenn er kein Glück hatte, würde ihn das zur Grenze von Ghlmon bringen. Nach ungefähr einer Stunde erreichte er das Gepäck, das vom Wind mit Sand bedeckt, aber unbeschädigt war.

Während die Rehe in der Brandung spielten oder herumschnupperten, arbeitete er fieberhaft und verfluchte die Tatsache, daß er keine Hände besaß. Es dauerte zehn Minuten, ein Bündel zu öffnen, und noch einige mehr, eine der Flammenwaffen herauszuholen. Nun kam es darauf an, sie zu tragen.

Er konnte sie schließlich mit dem Maul festhalten. Es war schwierig, und er ließ sie oft fallen, als er in den Wald lief, aber er hob sie immer wieder auf.

Es schien Stunden zu dauern, doch endlich erreichte er die Lichtung mit dem hohen Baum und dem Giftpilz-Ring. Er hatte sie zu gut im Gedächtnis, um sie mit einem anderen Schwarmplatz zu verwechseln, und seine Witterung bestätigte, daß er den richtigen Ort gefunden hatte.

Sorgfältig suchte er einen großen, unregelmäßig geformten Stein und rollte ihn mit großer Mühe bis auf einen Meter an die Baumhöhlung heran. Er vermochte die Flammenwaffe an den Stein zu lehnen, so daß sie auf die Höhlung zielte.

Er holte Zweige aus dem Wald und legte ein Pentagramm um Pistole und Stein, dann stellte er sich so auf, daß die Pistole zwischen seinen Vorderbeinen lag. Das linke diente als Haltepunkt für den Griff, der auch das Gas enthielt, das rechte befand sich neben dem Abzug.

Er nickte befriedigt, blickte auf die Sonne und seine drei Rehe, die in der Nähe ästen. Noch etwa zwei Stunden bis Sonnenuntergang, dachte er. Genau richtig.

Er legte das rechte Vorderbein auf den Abzug. Die Pistole wackelte, blieb aber aufrecht. Gas zischte heraus, aber keine Flamme. Er ließ den Abzug los, als ihm klar wurde, daß der Feuersteinzünder ein kurzes, hartes Reißen am Abzug verlangte.

Er wußte, daß ihm die Waffe davonspringen mochte, wenn er das tat, vielleicht sogar emporschnellte und ihn verbrannte. Er seufzte und entschloß sich. Er legte das linke Vorderbein an den Griff, und sein rechtes berührte den großen bügellosen Abzug, der für czillanische Ranken gedacht war.

Plötzlich riß er mit dem rechten Bein hart am Abzug. Die Waffe zuckte ein wenig, blieb aber in ihrer Lage.

Und zündete nicht.

Er versuchte es noch einmal. Wieder gab es keine Zündung, weil er den Abzug nicht gerade zurückgerissen hatte. Er fragte sich, ob er es mit seiner körperlichen Behinderung überhaupt schaffen konnte. Wenn nicht, würde er seine Begleiter einfach zurücklassen müssen.

Er versuchte es noch einmal, mit besonderer Anstrengung. Die Pistole zündete, aber sie flog ihm beinahe davon. Vorsichtig, ohne den Abzug loszulassen, richtete er sie auf den Baum. Links davon flammte und rauchte es.

Der Flammenstrahl erreichte die Baumhöhlung, und er konnte sehen, wie die Rinde schwelte und sich entzündete, wie das Feuer den Baum einhüllte, als sei es etwas Flüssiges, Lebendes. Rauch quoll empor, Vögel kreischten, Waldtiere flüchteten in Panik.

Plötzlich hörte er, worauf er gewartet hatte: eine dünne, schwache, hustende Stimme.

Die Schwarmkönigin verfügte über mehr als nur einen Ausgang, und sie kroch betäubt oben aus dem Baumstamm, wo die vier großen Äste auseinanderstrebten. Sie war blind und erschöpft und versuchte, schwächlich an einem der Äste hinaufzukriechen.

»Schwarmkönigin!«rief Brazil, ohne den Flammenstrahl zu verringern. »Soll ich dich verbrennen, oder erfüllst du meine Bedingungen?«

»Wer bist du, der mir das anzutun wagt?«stieß sie hustend und stöhnend hervor.

»Er, dem du Böses getan hast, und er, der deine Vorfahren von fernen Planeten vertrieben hat«, erwiderte er kühn, während er sich im stillen fragte, wie lange die Ladung der Pistole noch vorhalten mochte. »Gibst du nach?«

Der große Käfer hatte am Ast nicht emporkriechen können. Brazil fürchtete plötzlich, die Schwarmkönigin könnte ins Feuer stürzen, bevor sie aufgegeben hatte.

»Ich — ich gebe nach!«schrie sie. »Dreh dein verfluchtes Feuer ab!«

»Du mußt sagen, ich gebe ohne Vorbehalte nach.«

»Ich gebe ohne jeden Vorbehalt nach, verdammt!«schrie sie nervös.

In diesem Augenblick war die Ladung der Pistole verbraucht, und die Flamme erlosch. Brazil starrte die Waffe an. Noch ein paar Sekunden, dachte er, und ich hätte verloren.

»Hol mich herunter, bevor ich verbrenne!«kreischte die Schwarmkönigin.

»Spring hinaus und flieg herunter«, sagte er. »Du kennst die Entfernung.«

Das hätte sie naürlich auch vorher tun können, aber Hitze und Feuer trieben diese Wesen stets in Panik.

Sie landete unsicher und blieb zitternd einige Minuten sitzen. Schließlich fand sie ihre Fassung wieder und schaute mit den alten, bösartig halbmenschlichen Augen zu ihm hinauf.

»Du bist das Tier«, sagte sie entgeistert. »Wie hast du den Zauber gebrochen? Wie kannst du überhaupt reden?«

»Deine Zaubersprüche können mich nicht lange bannen«, erwiderte er. »Was in diesem schlichten Gefäß steckt, ist dir überlegen. Aber der Zauber bindet meine Begleiter, und um ihretwillen handle ich.«

»Sag, was du verlangst«, erklärte sie bitter. »Es wird geschehen.«

Brazil überlegte.

»Erstens«, begann er, »meine drei Begleiter und ich werden die Grenze nach Ghlmon überschreiten und den Weg bis dorthin ohne Behinderung zurücklegen.«

Die Schwarmkönigin zog die Brauen hoch und sagte:»Gut.«

»Zweitens: Der Zauber wird bei meinen drei Begleitern aufgehoben, und sie werden sein wie vorher.«

»Gut«, sagte sie. »Und drittens?«

»Wenn wir die Grenze nach Ghlmon überschritten haben, sprichst du einen Zauber, der alle Erinnerungen, Wirkungen und Anzeichen löscht, daß wir vier hier gewesen sind, auch bei dir selbst.«

»Mit Vergnügen«, sagte sie. »So wird es geschehen, wenn es dunkel wird.«

»Bis Mitternacht am Schacht der Seelen«, antwortete er.

Und sie konnte nichts tun. Wenn irgendeine der Bedingungen nicht erfüllt wurde, mußte der Zauber sich umkehren, Brazil würde die Schwarmkönigin und sie das Tier sein.

* * *