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»Und du warst hier, als das geschah?«fragte Wuju nervös.

»Ja. Ich half dem Schöpfer von Hex Einundvierzig-Einssiebenundachtzig, der hundertsiebenundachtzigsten und letzten Rasse, die in diesem Hex geschaffen wurde. Ich erschuf sie nicht, überwachte sie nur und half aus. Wir stahlen einander natürlich dauernd die Ideen. Unsere eigene Rasse war direkt von großen Affen in einem anderen Hex gestohlen. Dem Schöpfer gefielen sie so gut, daß die beherrschende Rasse nicht nur Affen wurden, sondern sie auch als Tiere sich zu enormer Vielfalt entwickelten.«

»Augenblick, Brazil«, sagte Skander. »Die anderen verstehen vielleicht nicht viel davon, aber ich bin Archäologe. Die alte Erde hat sich über einige Milliarden Jahre hinweg langsam entwickelt.«

»Nicht direkt«, erklärte Brazil. »Erstens wurde in jedem Fall die Zeit verändert. Der Zeitrahmen für die Entwicklung in unserem Sektor wurde beschleunigt. Der ursprüngliche Entwurf produzierte das Leben, das wir erwarteten, aber es entwickelte sich anders — zuletzt als Riesenreptile. Als klar wurde, daß unsere Leute nicht mit ihnen zusammenleben konnten, führte eine leichte Achsenkippung dazu, daß die Dinosaurier ausstarben, aber andere Organismen unterlagen einer anderen Belastung. Es entwickelten sich kleine Säugetiere, und zu diesen fügten wir im Lauf der Zeit unsere eigenen hinzu, um diejenigen zu ersetzen, welche sich im Evolutionsschema logischerweise entwickelten. Als uns die Bedingungen geeignet erschienen, als affenartige Wesen zu überleben begannen, unternahmen wir den Exodus. Bald besaßen die gemäßigten Zonen ihr erstes intelligentes Leben. Auch hier mit allen Hilfsmitteln, aber nichts sonst. Sie hielten sich erstaunlich gut, doch die Langzeitwirkungen der Achsenneigung führten zu Veränderungen der Erdoberfläche und binnen weniger Jahrhunderte zu einer großen Eiszeit. Unser jetziger langsamer Aufstieg ist das Ergebnis der außerordentlich primitiven Überlebenden dieser Katastrophen. So ist es übrigens bei allen euren Heimatwelten gewesen.«

»Gibt es also eine Welt oder ein Netz von Welten der Akkafier?«fragte Hain.

»Es gab sie«, erwiderte Brazil. »Vielleicht gibt es sie noch. Vielleicht ist sie größer und großartiger und fortgeschrittener als die unsrige. Dasselbe gilt für die Umiau, für Czill, Slelcron, Dillia und andere. Am Schacht selbst werde ich euch zumindest sagen können, welche noch funktionieren, wenn auch nicht, wie, oder ob sie sich verändert haben. Ich möchte meinen, daß einige der älteren inzwischen sehr weit fortgeschritten sein müßten. Meine Erinnerung sagt, daß wahrscheinlich fast eine Million Rassen geschaffen und verstreut worden sind. Ich bin neugierig darauf, wie viele es davon noch gibt.«

Sie waren einige Zeit hinuntergefahren, und plötzlich tauchte unter ihnen ein riesiges Sechseck mit leuchtenden Umrissen auf.

»Das Zugangs-Portal«, sagte Brazil. »Eines von sechs. Es kann euch zu vielen Orten im Schacht bringen, aber wenn es keine Anweisung erhält, schafft es euch zum Kontrollzentrum und den Monitorstationen. Wenn wir es erreichen, braucht ihr nur darauf zu treten. Ich löse es erst aus, wenn alle dort sind.«

Sie hielten sich an die Anweisungen, und als alle auf dem Portal standen, erlosch plötzlich das Licht. Sie empfanden ein merkwürdiges Gefühl, als stürzten sie hinab, dann war es plötzlich ganz hell.

Sie standen in einer riesigen Kammer, die einen Durchmesser von ungefähr einem Kilometer hatte. Hunderte von Korridoren führten in alle Richtungen. Das Portal befand sich in der Mitte der Kuppel. Die Wände schienen aus winzigen sechseckigen Glitzersteinen zu bestehen.

Von Kraftfeldern gehalten, zwischen Portal und Scheitelpunkt der Kuppel, schwebte ein riesiges Modell der Schacht-Welt, das sich langsam drehte. Es besaß einen Terminator, eine Hälfte war dunkel, und es schien aus demselben Material zu bestehen wie die Wände der gigantischen Halle. Aber die Sechsecke auf dem Modell waren viel größer, an den Polen gab es glatte Flächen, um die Mitte verlief ein schwarzes Band.

»So sieht die Welt vom Raum her aus«, sagte Brazil. »Es ist maßstabsgetreu, fünfzehnhundertsechzig Sechsecke, die Zonen — alles. Ihr könnt sehen, wie das Licht von jedem Hex anders widergespiegelt wird. Das ist markovische Schrift — es sind Zahlen. Eigentlich ist das mehr als ein Modell. Es ist ein eigenes markovisches Gehirn, das die Hauptgleichung für die Stabilisierung aller neuen Welten enthält. Es beschickt den Schacht mit Energie und ermöglicht dem großen Gehirn ringsum, seine Arbeit zu tun.«

»Wo ist die Steuerung, Nate?«fragte Ortega.

»Jedes Biom — das heißt, jedes planetarische Biom — verfügt über eigene Steuerung. Jedes Sechseck auf dieser Welt wird als Entsprechung zur eigentlichen Welt gesteuert. Für die meisten Steuerungsanlagen gibt es natürlich kein Hexagon. Was wir heute haben, sind die letzten geschaffenen Sechsecke und einige der Mißerfolge — nicht unbedingt jene, die ausgestorben sind, sondern jene, die nicht funktionierten. Das Feenland, etwa. Kommt, gehen wir zu einem der Steuerungszentren.«Er ging auf seinen sechs Greifarmen durch einen der Korridore, und die anderen folgten ihm zögernd. Sie liefen eine schier endlose Zeit und kamen an sechseckigen Türen vorbei. Brazil blieb schließlich vor einer stehen, und sie öffnete sich ähnlich wie der Verschluß einer Kamera.

Als sie eintraten, wurde es im Inneren hell. Die Wände waren übersät mit Hebeln, Schaltern, Tasten und Skalen, unmittelbar vor ihnen befand sich ein großer, schwarzer Bildschirm.

Brazil trat an eine der Steuertafeln. Die anderen hoben ihre Pistolen, und die Lichter des Erahners begannen heftig zu blinken.

»Nichts anrühren, Nate!«warnte Ortega.

»Ich sehe nur nach«, erwiderte Brazil ruhig. »Ja, ich sehe es schon. In diesem Raum ist die Grundlage für eine Zivilisation, die sich inzwischen ausgebreitet hat. Sie ist interstellar, aber nicht pangalaktisch. Bevölkerung etwas über eineinviertel Billionen.«

»Wenn es eine hoch-technisierte Zivilisation ist, kann es nicht die unsere sein«, sagte der Slelcronier erleichtert.

»Nicht unbedingt«, gab Brazil zurück. »Die technologischen Ebenen hier auf der Schacht-Welt sind keineswegs auch den eigentlichen Planeten auferlegt worden. Sie wurden diktiert von den Problemen, die man auf der eigenen Welt finden mochte. Wenn wir ein Versuchs-Sechseck hier mit niedriger Technologie ausstatteten, glichen wir nur den Grad der Schwierigkeiten aus, auf der Heimatwelt eine technologische Zivilisation aufzubauen; wir verhinderten sie nicht. Wir zwangen sie, Alternativen zu entwickeln, ohne Technologie zu leben, damit sie auf ihren Heimatwelten besser präpariert waren. Manche hielten sich hervorragend. Das meiste an Zauber, was ihr hier findet, ist nicht Schacht-Zauber, sondern sind echte geistige Kräfte, entwickelt von den Hexagons, um niedrige Technologie auszugleichen. Was sie hier gebrauchen konnten, war auch dort anwendbar.«

»Der Erahner sagt, daß Sie die Wahrheit sprechen«, erklärte Der Rel. »Sie waren für die Prophezeiung verantwortlich, daß wir hier sein würden.«

»In gewisser Weise, ja«, gab Brazil zurück. »Als ich durch das Zonen-Portal ging, erkannte mich das markovische Gehirn als einen Angehörigen von Hex Einundvierzig und schickte mich dorthin. Bei der Analyse stellte es ferner fest, was ich selbst nicht wußte — daß ich eine originale markovische Gehirnwellenstruktur besaß. Es nahm daher an, ich sei hier, um ihm weitere Anweisungen zu geben, oder Arbeit zu leisten. Der Erahner fing das, wenn auch verstümmelt, auf.«Die Masse neigte sich den anderen ein wenig zu. »Und jetzt sind wir im Kontrollzentrum, die Angst steht euch in den Gesichtern geschrieben, und ihr habt eure Pistolen auf mich gerichtet«, sagte Brazils Stimme traurig. Sogar du, Wu Julee, dachte er. Sogar du. »Ich habe versucht, der Menschheit Regeln für das Leben zu geben, die eine zweite Katastrophe verhindern, ihre Selbstzerstörung aufhalten sollten. Niemand hörte zu. Niemand änderte sich. Typ Einundvierzig hatte schwere innere Fehler — und trotzdem setzte er sich durch. Er gelangte zu den Sternen, und das war ein Ventil für seine Aggressivität, obwohl selbst jetzt, selbst dort seine verschiedenen Bestandteile versuchen, einander zu beherrschen, zu töten. Und der Trieb zur Herrschaft ist sogar bei den Nicht-Menschen vorhanden, bei Ihnen, Der Erahner und Der Rel, und beim Slelcronier. Seht euch an. Seht euch nur an! Seht ihr es? Spürt ihr es? Angst, Habgier, Entsetzen, Ehrgeiz, davon werdet ihr verzehrt. Der einzige Grund, warum ihr euch noch nicht gegenseitig umgebracht habt, ist eure gemeinsame Angst vor mir. Wie könnt ihr es wagen, einen Hain zu verdammen, einen Skander — eine ganze Gesellschaft? Wie könnt ihr das wagen? Wie viele von euch denken an die Wesen, für die diese Steuerungsanlagen hier stehen? Habt ihr Angst um sie? Sind sie euch wichtig? Ihr wollt sie nicht retten, nicht ihr Leben verbessern. Die Angst ist in euch, die Angst um euch selbst. Der grundlegende Makel in der vorgegebenen Gleichung: diese brennende, unausrottbare Selbstsucht. Keiner von euch denkt an etwas anderes als an sich selbst. Seht euch an. Seht, was für Ungeheuer aus euch geworden sind.«