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»Wir sind die Summe unserer Vergangenheit«, erwiderte Der Rel. »Was Sie verlangen, kann möglich sein, aber unsere Fehler sind durch das Schicksal vergrößert worden. Kann man erwarten, daß wir nach solchen Regeln leben, wenn es uns sogar schwerfällt, sie zu verstehen?«

»Ihr könnt es nur versuchen«, erwiderte Brazil. »Auch darin liegt Größe.«

Das Pochen ging weiter.

»Was ist das für ein Geräusch?«fragte Ortega.

»Die Schacht-Schaltungen sind dem Gehirn geöffnet«, erwiderte Brazil. »Es wartet auf Anweisungen.«

»Und wie werden sie aussehen?«fragte Varnett nervös.

»Ich muß Reparaturen und Änderungen am Gehirn vornehmen«, erklärte Brazil. »Ein paar Kleinigkeiten, damit niemand noch einmal durch Zufall auf die Schlüsselgleichung stößt. Ich möchte dies alles nicht noch einmal durchmachen. Auf jeden Fall wird das Zugangs-Portal allein auf mich eingestellt. Und für den Fall, daß wieder etwas passiert, kommt ein Sicherheitsfaktor hinzu, damit ich sofort gerufen werde.«

»Das ist alles?«fragte Skander erleichtert.

»Mir genügt es vollkommen«, sagte Der Rel. »Uns ging es nur darum, daß nichts in Unordnung gerät. Das hatten wir vorübergehend vergessen, aber nun sehen wir wieder klar.«

»Kleine Justierungen sind möglich«, erläuterte Brazil. »Ich werde dafür sorgen, daß es kein Gas mehr geben wird, wie die Ambreza es gegen die Menschen vom Typ Einundvierzig eingesetzt haben. Ich kann sie nicht als Affen sehen und werde in die Atmosphäre dort etwas einführen, was die Gasmoleküle harmlos werden läßt, aber gleichzeitig werde ich das Hex völlig nicht-technologisch machen. Ich weiß nicht, was ihnen einfallen wird, aber es wird besser sein als ihr jetziges Schicksal.«

»Und wir?«fragte Hain.

»Ich werde nicht verändern, was ihr im Inneren seid«, gab Brazil zurück. »Wenn ich das täte, hättet ihr nicht gelebt. Ich muß euch behandeln, wie ihr seid.«Er dachte kurz nach, dann sagte er mit einer Stimme, die einem Donnern glich:»Elkinos Skander! Du wolltest die Menschheit retten, bist dabei aber selbst unmenschlich geworden. Wenn der Zweck jedes Mittel heiligt, bist du nicht besser, eher schlechter, als jene, die du verabscheust. Auf Dalgonia liegen sieben Tote, sieben Menschen, die dir vertraut haben, die die Opfer deiner Machtgier wurden. Ich kann sie nicht vergessen. Und wenn ich die Zeitlinie verändere, sie zurückhole, ist dies alles nicht geschehen. Ich bemitleide dich, Skander, für das, was du bist, was du hättest werden können. Meine Anweisungen an das Gehirn sind Gerechtigkeit als Folge der Vergangenheit.«

»Das war nicht ich!«schrie Skander. »Es war Varnett! Ich wollte die Welten retten! Ich wollte —«

Und plötzlich war Skander nicht mehr da.

»Wo ist er?«fragte Der Rel.

»Auf einer Welt, die zu ihm paßt, in einer Form, die der Gerechtigkeit entspricht«, antwortete Brazil. »Er könnte glücklich sein, er könnte Gerechtigkeit finden. Überlaßt ihn seinem Schicksal.«Brazil schwieg einen Augenblick, dann tönte die hallende Stimme:»Datham Hain! Du bist das Produkt eines grauenhaften Lebens. Geboren im Schmutz, hast du ihn verbreitet.«

»Ich hatte nie eine andere Chance, das wissen Sie!«rief Hain trotzig-»Die meisten Produkte einer schlechten Umwelt werden schlechter«, gab Brazil zu. »Aber aus solchen Umständen sind auch die größten Menschen hervorgetreten. Du nicht, obwohl du die Intelligenz und Fähigkeit besessen hättest. Ich bemitleide dich, Hain, und deshalb erfülle ich dir einen begrenzten Wunsch.«

Hain wurde ein wenig größer, ihre schwarze Farbe verwandelte sich in Weiß. Sie sah es an ihren Vorderbeinen.

»Sie haben mich adlig gemacht!«rief sie erfreut und erleichtert.

»Du bist die schönste Brüterin im Reich der Akkafier«, sagte Brazil. »Wenn ich dich in den Palast zurückversetze, wird niemand dich erkennen. Du wirst am Anfang eines Brutzyklus sein. Der Baron Azkfru wird dich sehen und vor Begierde wahnsinnig werden. Du wirst seine Brutkönigin sein und seine königlichen Jungen tragen. Das ist dein neues Schicksal, Hain. Bist zu zufrieden?«

»Es ist alles, was ich erhoffen konnte«, erwiderte Hain und verschwand.

Wuju sah Brazil aufgebracht an.

»Dem Dreckskerl hast du das gegeben? Wie konntest du dieses — dieses Ungeheuer belohnen?«

»Hain bekommt den Wunsch erfüllt, aber es ist keine Belohnung, Wuju«, antwortete Brazil. »Sie haben vor ihrem Neuzugang etwas geheimgehalten, in Akkafia. Die meisten Marklings sind steril, und sie tun die Arbeit. Einige werden als Brüterinnen aufgezogen. Eine Brüterin bringt hundert oder mehr Junge zur Welt — aber sie wachsen im Körper der Mutter und fressen sich hinaus, nähren sich vom Fleisch der Brüterin.«

Wuju wollte etwas sagen, stöhnte aber nur, als ihr das Grauenhafte an Hains Schicksal aufging.

»Slelcronier!«sagte Brazil. »Ich habe es so eingerichtet, daß die Aufzeichner nur mit den Slelcroniern zusammenwirken können, nicht mehr mit intelligenten Pflanzen anderer Art. Du bist zu gefährlich, als daß man dich in Czill herumlaufen lassen könnte; gleichzeitig weißt du zuviel von den Vorgängen, um nach Slelcron zurückzukehren. Wenn du Vardia nicht in deine Gewalt gebracht hättest, wäre nichts verändert worden, also hast du es nicht getan und konntest es auch nicht.«

Nichts schien sich zu verändern, aber an dem czillanischen Körper wirkte plötzlich etwas anders.

»Was werden Sie mit mir und meiner Schwester machen?«fragte die czillanische Vardia. Für alle, die zugegen waren, hatte es die Übernahme durch den Slelcronier nie gegeben. Alles war, wie es vorher gewesen.

»Vardia, du bist dein altes Ich und nicht mehr deine Schwester«, sagte Brazil. »Es wäre für dich am besten, wieder nach Czill zurückzukehren, ins Zentrum. Du hast viel beizutragen und kannst berichten, wie es gewesen ist. Geh!«

Sie verschwand.

Nur Brazil, Erahner und Rel, Varnett, Wu Julee, Ortega und die eigentliche Vardia waren noch da.

»Erahner und Rel«, sagte Brazil. »Ihr seid ein gutes Volk und habt viel in euch. Vielleicht kannst du zu Hause diese Erkenntnis verbreiten.«

»Sie schicken uns zurück?«fragte Der Rel.

»Nein, nicht ins Hex. Deine Rasse ist im Begriff, sich in ihrem Sektor auszubreiten. Ich schicke dich zu deinen eigenen Leuten auf ihrer Welt. Vielleicht kannst du ihnen helfen. Geh!«

Erahner und Rel verschwanden.

»Varnett«, sagte Brazil, und der Junge zuckte, wie von einer Kugel getroffen. »Es gibt verschiedene Kom-Welten, manche besser als andere. Sogar die von Vardia kann sich erholen. Es sind Ameisenstaaten, aber sie könnten die Zukunft bedeuten. Ich gebe dir die Chance, einen Wandel zu schaffen. Wie die Murnies es mit dir gemacht haben, mache ich es mit dir. Du wirst Vorsitzender des Zentralkomitees von Paradies sein, früher Dädalus genannt. Du wirst der neue Vorsitzende sein. Der alte ist gestorben, und du bist aus den Kühlhallen geholt worden, um das Kommando zu übernehmen. Wenn es dir mit dem, was du gesagt hast, ernst ist, kannst du die Schwammhändler vertreiben und deinen Planeten umgestalten. Die Revolution wird leicht sein. Du hast alle Macht.«

»Was geschieht mit dem Gehirn des neuen Vorsitzenden und mit meinem Körper?«fragte Varnett.

»Austausch«, erwiderte Brazil. »Der neue Junge wird als Fledermaus in deinem alten Hex erwachen. Er wird zurechtkommen. Er ist das Befehlen gewohnt.«

»Nicht in diesem Irrenhaus«, sagte Varnett lachend. »Gut, ich nehme an.«