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Hol mich der Teufel, dachte er. Ich wollte schon immer wissen, wie das ist, wenn ein Mann eine Erektion bekommt. Er sah sie an.

»Ich zeige dir, wie es wirklich ist, wenn du willst«, sagte er leise.

»Ich glaube, es ist das, was er wollte«, erwiderte sie.

»Ist es auch das, was du willst?«fragte er ernsthaft.

»Ich glaube, ja«, flüsterte sie und begriff, daß es so war. »Aber ich weiß nicht einmal, wie.«

»Überlaß das einem Experten«, antwortete er. »Auch wenn ich es von dieser Seite nicht gewohnt bin.«Er legte beide Arme um sie, küßte und streichelte sie.

Und er zog die Hose aus und zeigte ihr, wie es ist, eine Frau zu sein, während er entdeckte, was es hieß, ein Mann zu sein.

* * *

Der Regen hatte aufgehört, schon seit zwei Stunden, aber sie lagen noch immer beieinander und genossen die Nähe ihrer Körper.

Vardia schaute hinaus und sah die Sterne hervorkommen.

»Morgen besorgen wir dir etwas anzuziehen«, sagte er. »Dann sehen wir uns die Farm an. Der Regen tut dem Land gut.«

»Tun die Leute, die nicht von den Kom-Welten sind, das jeden Tag?«fragte sie.

»Zweimal, wenn sie scharf genug sind«, meinte er lachend. »Nur ein paar Tage im Monat nicht.«

»Du — du hast es auf beiden Seiten getan«, sagte sie. »Ist es anders?«

»Das Gefühl ist ganz anders, aber es ist im Grunde dasselbe. Das Wichtige dabei ist, Mann oder Frau, daß man es mit jemandem tut, den man haben will.«

»Ist das Liebe?«fragte sie. »Hat Brazil das gemeint?«

»Nicht den Sex«, gab er zurück. »Das ist nur ein — ein Bestandteil, wie er sagen würde. Ohne Liebe, ohne Gefühl für die andere Person, ohne das Innere, ist es nicht schön.«

»Deshalb bist du jetzt ein Mann«, sagte sie. »Das andere war alles nicht richtig, außer mit Nathan.«

»Ja.«

»Glaubst du, daß er wirklich Gott war?«fragte Vardia.

»Ich weiß es nicht«, erwiderte er seufzend. »Und wenn nicht? Als er im Schacht war, hatte er die Macht. Er gab mir meine Farm, einen guten, starken Körper, eine neue Chance. Und er hat dich geschickt.«

»Ich habe nie so gelebt«, meinte sie. »Ist alles so herrlich wie heute nacht?«

»Nein«, sagte er ernsthaft. »Es gibt viel harte Arbeit und Qual und Herzschmerzen — aber wenn alles zusammenkommt, kann es sehr schön sein.«

»Wir versuchen es hier«, erklärte sie entschlossen. »Und wenn das Vergnügen vorbei ist, falls das je der Fall sein sollte, oder wenn wir alt und grau sind, gehen wir auf eine markovische Welt und fangen wieder von vorn an. Das ist eine gute Zukunft.«

»Das glaube ich auch. Es ist mehr, als die meisten Leute je bekommen.«

»Diese Welt darf nie werden wie die anderen«, sagte sie, »wie die Kom. Dafür müssen wir sorgen.«

Weit hinter dem Horizont entstand ein Glühen, plötzlich fegte ein greller Pfeil in den dunklen Himmel hinauf und verschwand. Sekunden danach hörten sie ein fernes Grollen.

»Armer Nathan«, sagte er traurig. »Er kann es für alle tun, nur für sich selbst nicht.«

»Ich möchte wissen, wo er jetzt ist«, sagte sie nachdenklich.

»Ich weiß nicht, welche Form er angenommen hat«, erwiderte er, »aber ich glaube, ich weiß, wo er ist, und was er tut, denkt und fühlt.«

Sie blickten hinauf zu den Sternen.

An Bord des Frachters ›Stehekin‹

Nathan Brazil lag im Kommandosessel auf der Brücke und blickte auf das nachgeahmte Sternenfeld auf den beiden Fensterschirmen. Er schaute hinüber zum Tisch auf den alten Computer.

Derselbe pornographische Roman lag dort, aufgeschlagen, wo er zuletzt darin gelesen hatte. Brazil konnte sich nicht mehr an alles erinnern, aber darauf kam es nicht an. Sie waren ohnehin alle gleich, und es blieb Zeit genug, ihn wieder zu lesen.

Er seufzte und griff nach den Frachtpapieren.

›Ladung Korn nach Coriolanus‹, stand dort. ›Keine Passagiere.‹

Keine Passagiere.

Sie waren jetzt anderswo — die Verrotteten in ihren eigenen Privathöllen, die Guten — und die potentiell Guten — mit ihren Chancen. Er fragte sich, ob ihre Träume so süß waren, wie sie es sich vorgestellt hatten. Würden sie die Lektionen der Schacht-Welt vergessen oder Veränderung suchen?

Am Ende kam es natürlich nicht darauf an.

Außer für sie.

Er warf den Frachtbrief in eine Ecke. Er seufzte, tief und traurig; je ein Seufzer für die Zeiten zuvor und danach.

Die Erinnerungen würden verblassen, aber die Schmerzen würden bleiben.

Denn was immer aus den anderen oder aus diesem kleinen Winkel des Universums wird, dachte er, ich bin Nathan Brazil, seit fünfzehn Tagen unterwegs, mit einer Ladung Korn nach Coriolanus.

Warte immer noch.

Fühle immer noch mit.

Bin immer noch allein.

Aus dem Amerikanischen übertragen von Tony Westermayr

Made in Germany • 1/80

l. Auflage —1112

© der Originalausgabe 1977 by Jack L. Chalker

© der deutschsprachigen Ausgabe 1980 by Wilhelm Goldmann Verlag, München

Umschlagentwurf: Atelier Adolf & Angelika Bachmann, München

Umschlagfoto: Agt. Schlück, Garbsen

Gesamtherstellung: Mohndruck Graphische Betriebe GmbH, Gütersloh

Verlagsnummer 23338

Lektorat: Helmut Putz/Melanie Berens

Herstellung: Lothar Hofmann