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«Am besten, die Lady bleibt hier«, meinte Allday.»Mama Robbins wird schon alle Mann an Deck rufen, wenn in der Nacht was passiert.»

Bolitho nahm Platz und streckte die Beine von sich. Er hatte seit dem Frühstück nicht eine Krume gegessen, aber ihm war auch jetzt nicht danach. Es war ein knapper Sieg gewesen. Doch die eigentliche Schlacht hatte noch nicht mal angefangen.

Catherine stand an einem hohen Fenster und blickte auf die Straße hinunter. Die Sonne strahlte, aber diese Seite lag noch im Schatten. Einige Leute gingen spazieren, und man hörte schwach die Stimme eines Blumenmädchens, das seine Ware anpries.

Sie sagte leise:»So kann es nicht bleiben.»

Bolitho saß mit gekreuzten Beinen in einem Sessel und sah ihr zu; kaum glaublich, daß es sich um dieselbe Frau handelte, die er der Erniedrigung im Kerker entrissen hatte; für die er alles riskiert hatte, einschließlich eines Kriegsgerichtsverfahrens wegen Nötigung des Gefängnisdirektors.

Er erwiderte:»Wir können nicht hier wohnen. Ich möchte mit dir allein sein. Dich wieder im Arm halten, mit dir reden.»

Sie drehte ihren Kopf so, daß ihr Gesicht im Schatten blieb.»Du machst dir noch Sorgen, Richard, aber das brauchst du nicht. Was meine Liebe zu dir betrifft — die hat nie geschwankt. Warum sollte sie jetzt?»

Langsam schritt sie näher und legte ihm die Hände auf die Schultern. Sie trug ein einfaches grünes Kleid, das die allgegenwärtige Mrs. Robbins am Vortag gekauft hatte.

Bolitho sagte:»Du bist jetzt in Sicherheit. Alles, was du brauchst, und alles, was ich geben kann, gehört dir. «Er sprach weiter, froh, daß sie sein Gesicht nicht sehen konnte.»Es kann Monate dauern, dein Vermögen wiederzuerlangen, das er dir gestohlen hat. Du gabst ihm alles und warst seine Rettung.»

Sie entgegnete:»Umgekehrt bot er mir Sicherheit, einen Platz in der Gesellschaft, wo ich nach Belieben leben konnte. War das töricht? Vielleicht. Es war eben ein ausgemachter Handel, keine Liebe. «Sie legte ihren Kopf an den seinen.»Ich habe oft Dinge getan, deren ich mich schäme, aber ich habe niemals meinen Körper verkauft.»

Er griff nach ihrer Hand.»Das weiß ich.»

Eine Kutsche klapperte vorbei, ihre Räder lärmten auf dem Kopfsteinpflaster. Nachts ließ dieser Haushalt wie andere in der Nähe von seinen Dienstboten Stroh auf der Straße ausbreiten, um die Geräusche zu dämpfen. London schien nie zu schlafen. In der vergangenen Nacht hatte Bolitho wach gelegen und an Catherine gedacht, die in ihrem Gästezimmer schlief, dem Kodex des Hauses entsprechend, der sie trennte.

Sie sagte:»Ich möchte irgendwo leben, wo ich von dir höre und erfahre, was du machst. Es wird für dich noch mehr Gefahren geben, ich möchte sie auf meine Weise mit dir teilen.»

Bolitho sah ihr ins Gesicht.»Ich werde sehr bald zu meinem Geschwader zurückkehren müssen. Jetzt, da ich mich festgelegt habe, will man mich in London wahrscheinlich so schnell wie möglich los sein.»

Er legte seine Hände um ihre Taille, fühlte ihren geschmeidigen Körper, ihr gegenseitiges Verlangen. Jetzt hatten ihre Wangen wieder Farbe, und ihr Haar, das offen über den Rücken hing, hatte seinen Glanz zurückgewonnen.

Sie las in seinen Augen.»Mrs. Robbins betreut mich gut.»

Bolitho schlug vor:»Ich habe ein Haus in Falmouth. «Doch als er ihr Widerstreben, ihren stummen Protest spürte, brach er ab.»Ich weiß, meine liebe Catherine, du willst warten, bis.»

«Bis du mich als dein ausgehaltenes Frauenzimmer nach Falmouth bringst. «Sie versuchte zu lachen, sagte aber nur heiser:»Denn so werden es die Leute sehen.»

Sie hielten sich an den Händen und sahen sich lange an.»Und ich bin auch nicht wundervoll oder entzückend. Nur in deinen Augen, liebster Mann.»

Er erwiderte:»Ich will nur dich. «Gemeinsam traten sie ans Fenster, und ihm wurde bewußt, daß er seit jener Nacht das Haus noch nicht wieder verlassen hatte.»Wenn wir nicht heiraten können.»

«Genug davon!«Sie legte ihm den Finger auf den Mund.»Meinst du, das kümmert mich? Ich werde sein, was du wünschst. Und ich werde dich immer lieben und wie eine Tigerin verteidigen, wenn dir andere etwas antun wollen.»

Ein Diener klopfte und trat mit einem kleinen Silbertablett ein. Darauf lag ein versiegeltes Kuvert mit dem vertrauten Wappen der Admiralität. Ihre Augen waren auf ihn gerichtet, als er es öffnete.»Ich habe mich morgen bei Admiral Godschale zu melden.»

Sie hatte verstanden.»Neue Befehle?»

«Wahrscheinlich. «Er umarmte sie.»Es war unvermeidlich.»

«Ich weiß. Nur der Gedanke, dich zu verlieren.»

Bolitho sah sie wieder allein in London. Er mußte etwas tun.

Ihre Hände glitten über seine Schultern, seine Wangen.»Denke jetzt nur daran, daß wir noch einen Tag und eine ganze Nacht vor uns haben.»

«Aber wenn ich abreise.»

Sie berührte wieder seinen Mund.»Ich weiß, was du sagen willst. Aber jetzt, liebster Richard, sollst du mich so lieben wie in Antigua und wie damals in London. Ich habe dir einmal gesagt, daß du Liebe sehr nötig hast. Und ich kann sie dir geben.»

Mrs. Robbins schaute herein.»Pardon, Sir Richard. «Ihre Augen schienen den Abstand zwischen ihnen zu messen.»Ihr Neffe ist hier. «Sie wurde ein wenig freundlicher.»Sie sehen wohl und heiter aus, Mylady.»

Catherine lächelte ernst.»Bitte, Mrs. Robbins, nicht diesen Titel. «Und mit einem Blick auf Bolitho:»Ich habe derzeit keine Verwendung dafür.»

Mrs. Robbins oder Ma, wie Allday sie nannte, ging langsam die Treppe hinunter und sah Adam sein widerspenstiges schwarzes Haar vor einem Spiegel ordnen.

Der Teufel sollte die Männer holen, dachte sie. Jeder in der Küche sprach schon von der Affäre. Es war schlimm genug gewesen, das mit dem Zimmermädchen Elsie, als ihr kostbarer Trommeljunge mit einer Schwarzen aus Westindien durchbrannte. Und auch der alte Lord Browne war kein Frauenverächter gewesen, ehe er verschied. Aber dann dachte sie an Bolithos Gesicht, als sie ihm die Ohrringe aus dem schmutzigen Kleid gegeben hatte. Vielleicht steckte doch eine Menge mehr dahinter, als die Leute annahmen.

Sie nickte Adam zu.»Ich komme, Sir.»

Adam lächelte. Merkwürdig, dachte er. Er hatte seinen Onkel immer mehr geliebt als jeden anderen Mann. Aber bis jetzt hatte er ihn noch nie beneidet.

Admiral Sir Owen Godschale empfing Bolitho unverzüglich. Bolitho hatte den Eindruck, daß er eine andere Unterredung vorzeitig beendete, um dieses Treffen schnell hinter sich zu bringen.

«Ich habe Nachricht erhalten, daß die französische Flotte Nelsons Schiffen davongelaufen ist«, begann er.»Ob er sie noch zum Gefecht stellen kann, ist zweifelhaft. Es scheint auch unwahrscheinlich, daß Villeneuve von sich aus die Entscheidung sucht, bevor er seine Kräfte mit den Spaniern vereinigt hat.»

Bolitho stand vor der Übersichtskarte des Admirals. Die Franzosen befanden sich also noch auf See, konnten aber nicht allzu lange draußen ble iben. Nelson mußte angenommen haben, daß der Feind die britischen Besitzungen in der Karibik angreifen wolle. Oder handelte es sich lediglich um eine Ertüchtigungsoperation? Die Franzosen verfugten zwar über gute Schiffe, waren aber durch die wirksame Blockade der Engländer in den Häfen festgehalten und rostig geworden. Villeneuve war zu erfahren, um mit Schiffen und Besatzungen, deren Wert durch Untätigkeit nachgelassen hatte, im Englischen Kanal anzugreifen und Napoleons Landungstruppen den Weg zu bahnen.

Godschale erklärte rund heraus:»Darum wünsche ich.

daß Sie wieder Ihre Flagge setzen und das Maltageschwader verstärken.»

«Aber es war doch abgemacht, daß ich Konteradmiral Herrick dort ablösen sollte?»

Godschale schaute auf die Karte.»Wir brauchen jetzt jedes Schiff am richtigen Ort. Ich habe heute Herrick durch Kurierbrigg neue Befehle übersandt. «Er betrachtete Bolitho unbewegt.»Sie kennen sich?»

«Sehr gut.»

«Es sieht also ganz danach aus, daß das von mir geplante

Dinner verschoben werden muß, Sir Richard. Auf ruhigere Zeiten, nicht wahr?»

Ihre Blicke kreuzten sich.»Wäre ich auch allein willkommen gewesen, Sir Owen?«Er sprach locker, aber die Schärfe in seiner Stimme war nicht zu verkennen.