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Allday lächelte.»Ein paar Jahre. Er paßt mir und ist gut für Sir Richard. Damit hat sich's.»

Auch Allday gedachte des Abschieds von Portsmouth Point. Das Publikum jubelte und schwenkte die Hüte. Frauen lächelten, bis sie in Tränen ausbrachen. Er runzelte die Stirn, als der andere Bootsführer seine Gedanken unterbrach.»Warum hast du gerade mich ausgesucht?«fragte Tojohns.

Allday überlegte. Tojohns war ein guter Seemann und wußte sich auch bei einer Prügelei zu behaupten. Er ähnelte nicht im geringsten Old Hogg, Keens früherem Bootsführer. Die beiden waren wie Feuer und Wasser, was man auch über ihn und Stockdale gesagt hatte. Allday antwortete:»Weil du soviel redest.»

Tojohns lachte laut heraus, schwieg aber, als ein vorbeigehender Fähnrich ihn scharf ansah. Er konnte sic h nur schwer an seine neue Rolle gewöhnen. Nun brauchte er nicht mehr bei jedem schrillen Pfiff mit seinen Vortoppgasten aufzuentern, um die wildgewordenen Segel zu bändigen. Wie Allday war er vom Wachegehen befreit. Zum erstenmal in seinem Leben stellte er etwas dar.

Allday sah ihn eindringlich an.»Merke dir: Was du auch dort achtern mitbekommst, behalte es für dich. Verstanden?«Tojohns nickte. Dort achtern… Ja, er war jetzt jemand.

Von der Back der Hyperion schlug es sechs Glasen. Kapitän Valentine Keen unterdrückte ein Lächeln, berührte seinen Hut und grüßte Bolitho.»Der Meister hat unsere Ankunft richtig berechnet, Sir Richard.»

Bolitho hob das Teleskop und musterte die vertrauten Mauern und Batterien von La Valetta.»Gerade noch so.»

Es war eine längere Überfahrt von Gibraltar geworden als erwartet. Für die zwölfhundert Meilen hatten sie mehr als acht Tage gebraucht. Das hatte Keen Zeit gelassen, dem Schiff seinen Stempel aufzuprägen. Bolitho aber hatte sie mit bösen Ahnungen wegen des bevorstehenden Treffens mit Herrick verbracht.

Er sagte langsam:»Nur drei Linienschiffe, Val. «Herricks Flaggschiff Benbow hatte er fast ebenso schnell wie der Ausguck im Mast erkannt. Es war einmal sein eigenes gewesen und steckte wie Hyperion voller Erinnerungen. Keen würde sich seiner aus ganz anderen Gründen entsinnen. Er hatte sich dort einem Untersuchungsausschuß stellen müssen, den Herrick leitete. Wenn Bolitho nicht eingegriffen hätte, wäre er jetzt ruiniert gewesen.

Alte Geschichten? Sehr unwahrscheinlich, daß er sie jemals vergessen würde.

Bolitho sagte:»Ich kann auch eine Fregatte ausmachen, sie ankert jenseits der Benbow.»

Die Fregatte hieß La Mouette und war eine Prise, die man den Franzosen vor Toulon abgenommen hatte. Nur ein kleines Schiff mit sechsundzwanzig Kanonen, aber Bettler durften eben nicht wählerisch sein. In diesem Stadium des Krieges war jede Fregatte willkommen. Bolitho hatte schon befürchtet, daß man sie anderswohin geschickt haben könnte.

Keen entgegnete:»Sie verstärkt unsere Kampfkraft auf acht Einheiten. Wir haben uns schon mit weit weniger beholfen.»

Jenour stand etwas abseits und überwachte die Signalfähnriche. Bolitho schritt zur anderen Seite und beobachtete, wie Thynnes Obdurate hinter ihnen Segel fortnahm.

Er sah Herrick auf Benbow vor sich, der vielleicht beobachtete, wie die fünf großen Schiffe des Bolitho-Geschwaders sich schwerfällig auf ihren Ankerplatz zubewegten. Es war sehr heiß, und Bolitho hatte Sonnenreflexe von vielen Teleskopen auf den hier versammelten Schiffen gesehen. Würde Herrick dieses Treffen scheuen? fragte er sich. Oder würde er daran denken, daß ihre Freundschaft schon bei einer Schlacht und einer Meuterei im Krieg gegen die amerikanischen Rebellen geprüft worden war?

«Gut denn, Mr. Jenour, lassen Sie signalisieren. «Er blickte Keen an.»Wir werden einfach acht Glasen anschlagen lassen, Val, und damit Mr. Penhaligons Ruf retten.»

Als das Signal mit einem Ruck niedergeholt wurde, drehten die Schiffe in die schwache Brise und ließen die Anker fallen.

Bolitho ging nach achtern, nicht ohne vorher sein Boot zu bestellen. Auf Keens Frage:»Sie warten nicht auf den Besuch des Konteradmirals, Sir Richard?«, hatte er nur den Kopf geschüttelt. Er wollte selbst hinüberfahren.

Keen ahnte, daß er die Benbow nur deshalb selbst aufsuchte, weil er vermeiden wollte, Herrick mit den üblichen Formalitäten zu empfangen. Bei ihrer letzten Begegnung hatten sie als Gegner einander am Gerichtstisch gegenübergesessen. Diesmal würde es im Interesse beider ein Mann-zu-Mann-Treffen sein.»Alte Freunde haben es nicht nötig, auf Etikette zu achten, Val.»

Bolitho hoffte, daß es überzeugter klang, als er empfand. Herrick mochte Neuigkeiten über den Feind haben, er war schon lange Zeit hier. Und Nachrichten waren alles. Ohne die vereinzelten Informationsfetzen, die Patrouillen und gelegentliche Scharmützel erbrachten, waren sie hilflos.

Er hörte, wie Allday seine Bootscrew forsch zusammenrief, hörte das Knarren der Taljen, als sein Boot und nach ihm andere über die Seite geschwungen wurden. Einige Kähne näherten sich schon den Schiffen, vollgepackt mit billigen Waren, mit denen die Seeleute um ihr bißchen Geld betrogen werden sollten. Wie in Portsmouth und anderen Seehäfen wurden so auch Frauen für die hungrigen Männer gebracht, wenn die Kommandanten sich blind stellten. Für den einfachen Matrosen mußte es hart sein, dachte Bolitho. Die Offiziere kamen und gingen, wie es ihr Dienst zuließ, aber nur zuverlässige Mannschaften und die Preßgangs durften den Fuß an Land setzen. Monat für Monat und Jahr für Jahr lebten sie so — ein Wunder, daß es nicht zu mehr Meutereien in der Flotte gekommen war.

Aus seiner Kajüte nahm er einige Briefe für Herrick mit, die man im letzten Augenblick auf die Firefly gebracht hatte, und lächelte grimmig. Versöhnungsgeschenke.

Ozzard tappte um ihn herum und hatte seine Augen überall, damit Bolitho nichts vergaß. Er sah Catherines Gesicht vor sich, als er ihr den von Ozzard gesäuberten Fächer zurückgeben wollte. Sie hatte gedankt.»Behalte ihn. Er ist alles, was ich dir geben kann. Wenn du ihn ansiehst, werde ich bei dir sein.»

Er seufzte und ging hinaus, vorbei am Posten Kajüte und an Keens offener Tür, wo frische weiße Farbe Havens zweiten Pistolenschuß überdeckte. Haven hatte Glück, daß Parris noch lebte. Wirklich? Seine Karriere war zerstört, und keiner wartete auf ihn, wenn er schließlich nach Hause kam.

Im glänzenden Sonnenschein standen die Seesoldaten bei der

Relingspforte angetreten. Die Bootsmannsmaaten hoben ihre Silberpfeifen an die Lippen. Keen und Jenour warteten auf den Beginn der Ehrenbezeugung. Major Adams hob den Degen und meldete:»Wache angetreten,

Sir!»

«Boot ist längsseits, Sir Richard!«Das war Keen.

Bolitho lüftete seinen Hut in Richtung des Achterdecks und sah halbnackte Seeleute auf der Bagienrah arbeiten und zu ihm herunterstarren. Ihre Füße baumelten in der Luft.

Ein glückliches Schiff, eine gute Besatzung.

Bolitho stieg ins Boot hinunter.

Konteradmiral Thomas Herrick hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt und beobachtete die Schiffe beim Ankern. Der Pulverdampf des Saluts trieb träge zur Küste. Herrick versteifte sich, als er sah, daß man das grüne Admiralsboot der Hyperion beinahe so schnell aussetzte, wie man vorne den Union Jack hißte.

Kapitän Hector Gossage bemerkte:»Es scheint, daß der Vizeadmiral gleich zu uns kommt, Sir.»

Herrick brummte nur. Er hatte viele neue Gesichter in seinem Kommando, auch sein Flaggkapitän war erst wenige Monate bei ihm. Sein Vorgänger, Dewar, war krankheitshalber in die Heimat entlassen worden, und Herrick vermißte ihn sehr. Er sagte:»Machen Sie alles klar für großen Empfang. Sie wissen, was Sie zu tun haben.»

Er wollte alleingelassen werden und nachdenken. Seit er seine neuen Befehle von Sir Owen Godschale aus der Admiralität erhalten hatte, dachte er kaum an etwas anderes.

Zuletzt hatte er Bolitho hier im Mittelmeer getroffen, als seine Benbow unter schwerem Beschuß lag. Wiedervereint im Gefecht, Freunde im Kampf. Doch hinterher, als Bolitho nach England gesegelt war, hatte Herrick viel über den Untersuchungsausschuß nachgedacht. Wie Bolitho ihn verflucht hatte, als er von Inchs Tod erfuhr! Herrick glaubte noch immer, daß Bolithos Zorn und