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Bolitho legte die Hände auf den Rücken.»Ich stimme zu. Villeneuve bleibt keine andere Wahl. Aber welche Richtung wird er einschlagen? Nach Norden in die Biskaya oder zurück ins Mittelmeer, vielleicht nach Toulon?«Er musterte ihre gespannten Gesichter.»Jedenfalls werden wir bereit sein. Wir sollen uns Lord Nelson anschließen, zur Blockade oder zum Kampf, das hängt ganz von Villeneuve ab.»

Er fühlte, wie er sich entspannte, als ob ein Gewicht von seinen Schultern genommen sei. Er wandte sich an den rotbäckigen Leutnant.»Wohin sind Sie unterwegs?»

Der machte eine unbestimmte Handbewegung.»Erst nach Malta und dann…»

Er schien zu überlegen, wie er seinen Freunden von dieser Begegnung erzählen würde, wenn er erst dem Rest der Flotte die Befehle überbracht hatte.

«Ich wünsche Ihnen eine gute Reise.»

Keen geleitete den jungen Mann von Bord.

Bolitho sagte:»Signal an Tybalt, zur Wiederholung für Phaedra: Kommandant zum Flaggschiff aufschließen und ohne Verzögerung an Bord melden.»

Jenour schrieb es in seine Kladde.»Sofort, Sir Richard!«Er rannte fast aus der Kajüte.

Bolitho sah Blachford an.»Ich entsende Phaedra, um Herricks Geschwader herbeizurufen. Mit ihm zusammen beabsichtige ich, nach Westen zu segeln. Kommt es zum Kampf, werden wir daran teilnehmen. «Lächelnd fügte er hinzu:»Dann werden Sie hier mehr als nur willkommen sein.»

Keen kam zurück und fragte:»Sie schicken die Phaedra nach ihm, Sir Richard?»

Wieder einmal fiel Bolitho auf, wie sehr sich ihre Gedankengänge glichen. Es war nur ein Jammer, daß es nicht Adam sein konnte, der Herrick den Rückruf überbrachte.

Blachford wandte ein:»Aber wird es schließlich nicht wieder bloß mit einer Blockade enden?»

Keen schüttelte den Kopf.»Das glaube ich nicht, Sir Piers. Es steht jetzt zuviel auf dem Spiel.»

Bolitho nickte.»Nicht zuletzt die Ehre Villeneuves. «Er ging zu den Heckfenstern und rechnete nach, wie lange wohl Dunstan brauchen würde, um mit seiner Korvette zum Geschwader aufzuschließen.

Nelson hatte also England verlassen und sich wieder auf Victory eingeschifft. Auch er mußte es im Gefühl haben. Bolitho strich über den abgenutzten Sims der Heckfenster und sah unten die See steigen und fallen. Zwei alte Schiffe. Er dachte an den Hafen, wo er sich von Catherine verabschiedet hatte. Auch Nelson mußte diese Stufen benutzt haben. Eines Tages würden sie sich treffen, das war unvermeidlich. Inch hatte ihn getroffen, und Adam hatte oft mit ihm gesprochen. Er lächelte in sich hinein. Unser Nel…

Hinter der Tür wurde geflüstert. Keen meldete: «Phaedra ist in Sicht, Sir Richard.»

«Gut. Wenn wir Glück haben, können wir sie noch vor dem Abend auf den Weg schicken.»

Bolitho legte seinen goldbetreßten Rock ab und setzte sich an den Tisch.»Ich schreibe jetzt meine Befehle, Mr. Yovell. Sagen Sie Ihren Gehilfen, sie sollen für jeden Kommandanten eine Kopie ausfertigen.»

Die frische Tinte glitzerte in der Sonne.

«Nach Erhalt dieses begeben Sie sich auf schnellstem Wege zu...«Ob richtig oder falsch, die Zeit zum Handeln war endlich gekommen.

Herrick saß groß und breit in der Kajüte der Hyperion und hielt mit beiden Händen einen Becher Limonade.

«Ein sonderbares Gefühl. «Er schlug die Augen nieder.»Warum eigentlich?»

Bolitho wanderte umher und entsann sich seiner eigenen Gefühle, als der Ausguck im Morgenlicht die Benbow und ihre zwei Begleiter ges ichtet hatte. Er verstand Herrick: Sie waren zwei Männer, die sich wie passierende Schiffe auf See gegenseitig anzogen. Nun war er hier, und nicht einmal die kühle Begrüßung zwischen Herrick und Keen konnte seine Erleichterung beeinträchtigen. Er sagte:»Ich habe mich entschlossen, mit dem vereinigten Geschwader nach Westen zu steuern, Thomas.»

Herrick sah hoch, aber sein Blick schien von dem eleganten Weinschränkchen in der Ecke der Kajüte angezogen zu werden. Wahrscheinlich erkannte er Catherines Geschenk.

«Ich bin nicht sicher, daß es richtig ist. «Er zuckte die Achseln.

«Doch wenn man uns ruft, Nelson zu unterstützen, dann ist es um so besser, je näher wir der Straße von Gibraltar sind. «Das hörte sich nicht sehr überzeugt an.»Wenigstens können wir dem Feind entgegentreten, wenn er uns in der Straße konfrontiert.»

Bolitho lauschte dem Trampeln der Füße, als die Wache die Kreuzbrassen bemannte, um wieder einmal über Stag zu gehen. Acht Linienschiffe, eine Fregatte und eine kleine Korvette. Das war nicht gerade eine Flotte, doch er war so stolz auf sie, wie man nur sein konnte. Ein Schiff fehlte noch, die kleine erbeutete Fregatte La Mouette, die Herrick weiter nach Norden entsandt hatte, um von der Küstenschifffahrt Informationen einzuholen.

Herrick sagte:»Wenn die Franzosen sich nicht herauswagen, bleiben wir über ihre Angriffspläne im Ungewissen. Was dann?«Er winkte Ozzard weiter, als der ihm ein Tablett mit Rotwein anbot.»Ich würde Limonade vorziehen.»

Bolitho wandte sich um. Lag es wirklich an Herricks Durst, oder war sein Vorurteil gegen Catherine schon so groß, daß er nichts aus ihrem Schränkchen annehmen wollte? Er bemühte sich, den Gedanken als kleinlich zu verdrängen, aber er blieb hartnäckig haften.

Laut sagte er:»Wir segeln in zwei getrennten Abteilungen, Thomas. Bei günstigem Wetter halten wir etwa zwei Meilen Abstand. Das gibt unseren Ausguckposten einen besseren Überblick und uns einen erweiterten Horizont. Wenn der Feind in unsere Richtung ko mmt, werden wir rechtzeitig gewarnt.»

Herrick wechselte das Thema; er fragte abrupt:»Was wirst du tun, wenn wir erst wieder nach Hause kommen?«Verlegen scharrte er mit den Füßen,»Dein Leben mit einer anderen teilen?»

Bolitho balancierte ein leichtes Schwanken des Schiffes aus.»Ich teile nichts, Catherine ist mein Leben.»

Die blauen Augen fixierten ihn eigensinnig.»Dulcie meint, daß du es noch bedauern wirst.»

Bolitho schaute zum Weinschränkchen mit dem gefalteten Fächer hin.»Man schwimmt entweder mit dem Strom, Thomas, oder gegen ihn.»

Herrick runzelte die Stirn, als Ozzard mit einem frischen Becher Limonade hereintrottete.»Unsere Freundschaft bedeutet mir eine Menge. Aber sie gibt mir auch das Recht, meine Ansicht zu äußern. Ich werde niemals diese — «, er leckte sich die Lippen,»diese Dame akzeptieren.»

Bolitho nickte betrübt.»Dann hast du deine Wahl getroffen, Thomas. «Er setzte sich und wartete, bis Ozzard sein Glas wieder gefüllt hatte.»Oder haben es andere für dich getan?»

Als Herrick ärgerlich auffuhr, schloß er:»Vielleicht wird ja der Feind über unsere Zukunft entscheiden. Hier hast du meine Ansicht, Thomas: Möge der beste Mann gewinnen. «Er hob sein Glas.

Herrick stand auf.»Wie kannst du darüber scherzen!»

Die Tür ging auf, und Keen spähte herein.»Das Boot des Konteradmirals wartet, Sir Richard. «Er schenkte Herrick keinen Blick.»Der Seegang wird gröber, deshalb dachte ich.»

Herrick nahm seinen Hut auf. Dann wartete er, bis sich Keen zurückgezogen hatte, und sagte heiser:»Wenn wir uns wiedersehen.»

Bolitho streckte die Hand aus.»In Freundschaft?»

Herrick packte sie, sein Händedruck war so fest wie eh und je. Er erwiderte:»Aye, die kann nichts zerbrechen.»

Bolitho lauschte dem Trillern, als Herrick von Bord ging, um über das zunehmend rauhe Wasser zu seinem Flaggschiff gerudert zu werden.

In der anderen Tür trödelte Allday und wischte mit einem Putzlappen den alten Degen blank.

Bolitho bemerkte müde:»Man sagt, Liebe macht blind, alter Freund. Aber mir kommt es vor, als ob eher diejenigen, die Liebe nie gekannt haben, die Blinden sind.»

Allday lächelte und hängte den Degen wieder an die Wand.

Wenn es Krieg und die Drohung eines blutigen Gefechts brauchte, damit Bolithos Augen wieder leuchteten, dann sollten sie eben kommen.