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Jason ignorierte die neugierigen Zuschauer und bedeckte das Glasgefäß innen und außen bis zu zwei Dritteln seiner Höhe mit Zinnfolie. Dann schnitt er einen Stopfen aus gumi zurecht, der zu Isolationszwecken geeignet war, und bohrte ein Loch hindurch. Die Perssonoj sahen gespannt zu, als er einen Eisenstab durch das Loch stieß, den er am längeren Ende mit einer Eisenkette und am kürzeren mit einer Eisenkugel versah.

„Fertig“, stellte er dann fest.

„Aber… wie funktioniert denn das Ding?“ wollte der Hertug wissen.

„Ich werde es euch gleich zeigen.“ Jason setzte den Stopfen auf das Gefäß, so daß die Kette auf der inneren Zinnverkleidung auflag. Er wies auf die Kugel, die oben herausragte. „Das hier wird an den Minuspol des Generators angelegt; die Elektrizität fließt durch Kugel, Stab und Kette und sammelt sich auf der Zinnverkleidung. Wir lassen den Generator laufen, bis die Flasche voll ist, und unterbrechen dann die Verbindung. Das Gefäß enthält dann eine elektrische Ladung, die wir ausnützen können, indem wir einen Draht an die Kugel anlegen. Verstanden?“

„Unsinn!“ widersprach einer der älteren sciuloj und machte eine bedeutungsvolle Bewegung mit dem Zeigefinger, die auf Jasons Geisteszustand gemünzt war.

„Wartet nur ab“, sagte Jason ruhig, obwohl er von dem Erfolg seines Experiments keineswegs hundertprozentig überzeugt war. Schließlich hatte er die Leydener Flasche aus dem Gedächtnis nach einem alten Physikbuch gebaut, das er in seiner Jugend gelesen hatte. Jetzt erdete er den Pluspol des Generators und tat das gleiche mit der Außenverkleidung der Flasche, indem er einen Draht bis zu dem langen Nagel spannte, den er durch den Fußboden hindurch in die feuchte Erde getrieben hatte.

„Anwerfen!“ rief er dann und trat mit verschränkten Armen einen Schritt weit zurück.

Der Generator drehte sich quietschend, aber das Gefäß veränderte sich nicht sichtbar. Jason wartete einige Minuten lang, weil er sichergehen wollte, daß die Ladung ausreichte, um die Zweifler zu überzeugen. Außerdem hatte er nicht die geringste Ahnung, wie groß die Kapazität der Flasche sein mochte. Erst als die sciuloj immer lauter zu murren begannen, trat er wieder vor und trennte die Verbindung mit Hilfe eines Gummistabs.

„Haltet den Generator an; die Arbeit ist getan. Der akumulatoro ist jetzt bis zum Rand mit heiliger Elektrizität gefüllt.“ Er zog den Tisch heran, auf dem er einige primitive Glühlampen aufgebaut hatte, die in Serie geschaltet waren. Die Leydener Flasche mußte jetzt eine Ladung enthalten, die ausreichte, um die Lampen aufleuchten zu lassen. Hoffentlich.

„Gotteslästerei!“ kreischte der gleiche alte sciulo und schlurfte herbei. „In den Heiligen Schriften steht ausdrücklich, daß die Heilige Kraft nur fließt, wenn der Weg ununterbrochen ist, und wenn der Weg unterbrochen ist, kann nichts fließen. Aber dieser Fremde wagt zu behaupten, daß das Gefäß die Heilige Kraft enthält, obwohl nur ein Draht damit verbunden war. Lügner und Gotteslästerer!“

„Das würde ich nicht tun, wenn ich an deiner Stelle wäre…“, riet Jason dem Alten, der jetzt auf die Eisenkugel über der Leydener Flasche wies.

„Hier ist keine Kraft — hier kann keine Kraft vorhanden sein…“ Seine Stimme brach plötzlich ab, als sein Zeigefinger sich der Kugel auf drei Zentimeter genähert hatte. Ein blauer Funken sprang von der Kugel auf den Finger über, und der sciulo fiel mit einem heiseren Schrei zu Boden. Einer der anderen beugte sich über ihn und fühlte seinen Puls.

„Er ist tot“, keuchte er dann mit einem ängstlichen Blick auf das Gefäß.

„Jedenfalls habe ich ihn zu warnen versucht“, sagte Jason, der das Eisen schmieden wollte, solange es warm war. „Er war der Gotteslästerer!“ rief er und stellte erfreut fest, daß die Alten zurückwichen. „Die Heilige Kraft befand sich in dem Gefäß. Aber er zweifelte daran, und deshalb tötete sie ihn. Zweifelt nicht länger, sonst erleidet ihr das gleiche Schicksal. Unsere Aufgabe als sciuloj“, fügte er hinzu und beförderte sich unauffällig, „besteht darin, daß wir die Elektrizität zur Ehre des Hertugs bändigen. Dieser Tote hier soll uns ein mahnendes Beispiel sein, falls wir einmal vom rechten Weg abzukommen drohen.“ Die Alten zogen sich zurück, starrten die Leiche an und schienen begriffen zu haben, was Jason meinte.

„Die Heilige Kraft kann töten“, stimmte der Hertug lächelnd zu und warf einen kurzen Blick auf den toten sciulo. Dann rieb er sich die Hände. „Das ist eine wunderbare Entdeckung. Wir wußten schon immer, daß man davon einen Schlag oder sogar Brandwunden davontragen kann, aber diese Eigenschaft war uns unbekannt. Unsere Feinde werden vor uns zurückweichen.“

„Ganz bestimmt“, sagte Jason und holte einige Zeichnungen aus der Tasche, die er vorbereitet hatte. „Hier, sieh dir diese Wunder an. Ein Elektromotor, der schwere Lasten heben kann, ein Lichtbogen, dessen Schein die Nacht durchdringt, ein Verfahren, das die Herstellung dünner Metallüberzüge gestattet, und noch viele andere. Sie stehen alle zu deiner Verfügung, Hertug.“

„Beginne sofort mit der Arbeit!“

„Augenblicklich — aber zuerst müssen wir uns noch über die Vertragsbedingungen einig werden.“

„Ich weiß nicht recht…“

„Die ganze Sache wird dir noch viel weniger gefallen, wenn du die Einzelheiten hörst, aber sie ist die Mühe wert.“ Jason beugte sich vor und flüsterte in das Ohr des anderen. „Wie würde dir eine Maschine gefallen, die selbst den stärksten Wall zertrümmert, damit du die Festungen deiner Gegner erobern und ihre Geheimnisse erbeuten kannst?“

„Alle hinaus!“ befahl der Hertug. Als er wieder mit Jason allein war, sah er ihn fragend an. „Wie war das mit dem Vertrag?“

„Freiheit für mich, die Stellung eines persönlichen Beraters, Sklaven, Juwelen, Mädchen, gutes Essen — der übliche Kleinkram, der mit solchen Jobs verbunden ist. Als Gegenleistung baue ich alle diese Maschinen und noch viele andere. Für mich ist nichts unmöglich! Und alles gehört dann dir…“

„Ich werde sie alle vernichten — ich werde Appsala beherrschen!“

„Das hatte ich erwartet, denn je besser die Dinge für dich stehen, desto besser stehen sie auch für mich. Ich will nur ein behagliches Leben führen und in Ruhe an meinen Erfindungen arbeiten können, denn mein persönlicher Ehrgeiz ist gering. Ich bin glücklich, wenn ich im Laboratorium werkeln kann, während du die Welt beherrschst.“

„Du verlangst viel…“

„Ich leiste aber auch viel. Warum überlegst du dir meinen Vorschlag nicht einen oder zwei Tage? In der Zwischenzeit baue ich eine weitere Maschine, die dich belehren und überzeugen wird.“

Jason erinnerte sich an den Funken, der den alten sciulo zu Boden gestreckt hatte, und faßte wieder Hoffnung. Vielleicht hatte er jetzt endlich den Weg in die Freiheit gefunden.

12

„Wann ist das alles fertig?“ wollte der Hertug wissen und wies auf die verschiedenen Teile, die Jasons Arbeitstisch bedeckten.

„Erst morgen früh, selbst wenn ich die ganze Nacht durcharbeite, Hertug. Aber vor der Fertigstellung des Geräts habe ich ein anderes Geschenk für dich — eine Verbesserung des Telegrafensystems.“

„Es braucht keine Verbesserung! Was für meine Vorfahren gut genug war…“

„Ich will gar nichts ändern, weil ich selbst der Meinung bin, daß die Vorfahren immer recht haben. Ich will nur die Bedienung vereinfachen. Sieh dir das hier an…“ Jason wies auf einen der mit Wachs überzogenen Blechstreifen. „Kannst du die Nachricht entziffern?“

„Selbstverständlich, aber ich muß mich darauf konzentrieren, denn das Verfahren ist äußerst geheimnisvoll.“