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„Ganz im Gegenteil; ich wußte schon nach einem einzigen Blick, wie es funktioniert — selbst ein Vollidiot hätte es gewußt.“

„Gotteslästerer!“

„Keineswegs. Sieh her: Das ist ein B, nicht wahr — zwei Kratzer des Zauberpendels?“

Der Hertug zählte etwas an den Fingern ab. „Du hast recht, es ist ein ER. Wie hast du das erraten?“

Jason beherrschte sich mühsam. „Es war nicht leicht, aber ich weiß eben alles. B ist der zweite Buchstabe des Alphabets, deshalb wird es mit zwei Strichen verschlüsselt. C wird durch drei dargestellt — noch immer einfach; aber schließlich endet die Sache mit Z, für das sechsundzwanzig Striche erforderlich sind, was einen unsinnigen Zeitverlust darstellt. Im Grunde genommen braucht man die vorhandenen Geräte nur wenig zu verändern, um zwei verschiedene Zeichen senden zu können — wir wollen originell sein und sie ›Punkt‹ und ›Strich‹ nennen. Mit Hilfe dieser beiden verschieden langen Impulse läßt sich das gesamte Alphabet mit maximal vier Zeichen übermitteln. Verstanden?“

„Ich habe Kopfschmerzen und bin heute nicht ganz auf der Höhe…“

„Du kannst später darüber nachdenken. Morgen früh ist meine neue Maschine betriebsbereit, und dann werde ich dir auch den neuen Kode vorführen.“

Der Hertug verließ den Raum, wobei er leise vor sich hinmurmelte. Jason grinste und begann mit dem Zusammenbau seines neuen Generators.

„Wie heißt die Maschine?“ fragte der Hertug und ging um den mit Schnitzereien verzierten Holzkasten herum.

„Das ist ein Heil-dem-Hertug-Macher, eine neue Quelle der Verehrung, des Respekts und regelmäßiger Einnahmen für deine Herrlichkeit. Er wird in einem Tempel oder ähnlichen Gebäude aufgestellt, wo das Publikum dafür zahlen muß, daß es dir seine Verehrung erweisen darf. Sieh her: Ich spiele jetzt den ergebenen Untertan, der den Tempel betritt. Ich stecke meinen Obolus in den hier dazu vorgesehenen Schlitz, greife nach dieser Kurbel und beginne sie zu drehen.“ Als Jason die Kurbel bewegte, ertönte ein leises Summen aus dem Inneren des Kastens. „Du mußt auf die Oberseite achten.“

Auf der Oberseite des Kastens erhoben sich zwei gebogene Metallarme, die in Kupferkugeln ausliefen, zwischen denen ein zwei Zentimeter breiter Spalt klaffte. Der Hertug wich erschrocken zurück, als ein blauer Funke von einer Kugel zur anderen sprang.

„Das wird die Bauern beeindrucken, meinst du nicht auch?“ sagte Jason zufrieden. „Jetzt — achte auf die Reihenfolge der Funken. Zuerst drei kurze, dann drei lange und schließlich wieder drei kurze.“

Er hörte zu kurbeln auf und überreichte dem Hertug ein Pergamentblatt, auf dem er seine eigene, verbesserte Fassung des interstellaren Morsekodes niedergeschrieben hatte. „Sieh her. Drei Punkte bedeuten H, während drei Striche den Buchstaben A bilden. Wenn also die Kurbel gedreht wird, sendet die Maschine das Signal HAH aus, was nichts anderes als Huraoj al Hertug — Heil dem Hertug! — bedeutet. Eine hübsche Erfindung, mit deren Hilfe sich die Priester nutzbringend und ungefährlich beschäftigen lassen, während der Rest der Gefolgschaft seine Unterhaltung findet. Gleichzeitig erhebt sich Tag und Nacht die Stimme der Heiligen Kraft zu deinem Lob und deinem Ruhm.“

Der Hertug drehte nun selbst an der Kurbel und beobachtete den überspringenden Funken mit glänzenden Augen. „Morgen werde ich die Maschine im Tempel enthüllen. Aber zuvor muß sie noch mit den Heiligen Zeichen verziert werden. Vielleicht in Goldschrift…“

„Ich würde sogar Juwelen verwenden, die bestimmt besser wirken. Schließlich wollen die Leute nicht nur eine einfache Drehorgel bedienen, die nicht einmal eindrucksvoll aussieht, obwohl sie heilig ist.“

Jason hörte glücklich zu, als die Funken von Kugel zu Kugel sprangen. Vielleicht bedeutete das Signal hier tatsächlich HAH, aber für jeden anderen ergab es SOS. Und jedes Raumschiff, das sich diesem Planeten näherte, mußte das Signal aufnehmen, das nun ständig ausgestrahlt wurde. Vielleicht war es bereits jetzt empfangen worden, vielleicht wurde schon eine Peilantenne in die Richtung gedreht, aus der das Signal kam? Jason bedauerte, daß er keinen Empfänger hatte, mit dem er die Antwort hätte hören können — aber das spielte keine Rolle, denn er würde ja die Raketentriebwerke deutlich genug hören, wenn das Raumschiff über Appsala zur Landung ansetzte…

Nichts dergleichen geschah. Jason hatte das erste SOS vor über zwölf Stunden ausgesandt, aber unterdessen hatte er eingesehen, daß er nicht auf eine sofortige Rettung hoffen durfte. Vorläufig konnte er sich nur so behaglich wie möglich einrichten und auf die Ankunft eines Raumschiffes warten. Dabei wies er den Gedanken weit von sich, daß er unter Umständen nicht lange genug leben würde, um Zeuge der Landung eines Raumschiffes zu sein.

„Ich habe deine Forderungen erwogen“, sagte der Hertug und wandte sich widerstrebend von dem hübschen Gerät ab, das seinen Ruhm verkündete. „Du könntest ein paar kleine Räume für dich allein haben, vielleicht einen oder zwei Sklaven, reichlich zu essen und Bier oder Wein an Feiertagen…“

„Keine stärkeren Getränke?“

„Es gibt keine stärkeren; die Weine der Pressonoj, die von den Weinbergen des Mount Malvigla stammen, sind als erstklassig bekannt.“

„Sie werden sogar noch bekannter werden, wenn sie erst einmal durch meine Destillationsanlage gelaufen sind. Ich sehe schon, daß ich eine Menge kleiner Verbesserungen einführen muß, bevor ich es hier für längere Zeit aushalten kann. Vielleicht muß ich sogar das WC erfinden, damit ich mir auf euren primitiven Anlagen nicht die Gicht hole. Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Aber zuerst müssen wir eine Dringlichkeitsliste aufstellen, an deren Spitze Geld steht. Einige der Maschinen, mit denen ich deinen Ruhm vermehren werde, sind etwas kostspielig, deshalb ist es bestimmt besser, wenn wir erst einmal die Schatzkammern auffüllen. Ich nehme an, daß deine religiösen Prinzipien nichts enthalten, das die Vermehrung deines Reichtums als Sünde erscheinen lassen könnte?“

„Bestimmt nicht“, antwortete der Hertug mit Überzeugung in der Stimme.

„Damit wäre also auch dieser Punkt geklärt. Mit deiner Erlaubnis werde ich mich jetzt in meine neuen Räume zurückziehen und gründlich ausschlafen. Dann stelle ich eine Liste zusammen, nach der du deine Wahl treffen kannst.“

„Einverstanden. Aber vergiß die Maschinen nicht, die Geld einbringen.“

„Die kommen ganz oben auf die Liste.“

Obwohl Jason sich innerhalb der abgeschlossenen und heiligen Arbeitsräume frei bewegen durfte, wurde er außerhalb der Werkstatt von vier Soldaten bewacht, die nicht von seiner Seite wichen.

„Weißt du, wo ich untergebracht werden soll?“ erkundigte Jason sich bei dem Wachführer, einem ungehobelten Kerl namens Benn’t.

„Mmm“, knurrte Benn’t und ging voraus. Sie stiegen in den ersten Stock hinauf, tappten durch halbdunkle Gänge und blieben schließlich vor einer massiven Tür stehen, vor der ein Soldat Wache hielt. Benn’t schloß die Tür mit einem riesigen Schlüssel auf, der an seinem Gürtel hing.

„Für dich“, sagte er und zeigte mit dem schmutzigen Daumen auf den Raum hinter der Tür.

„Vollständig eingerichtet — sogar die Sklaven sind nicht vergessen worden“, stellte Jason fest, als er Mikah und Ijale sah, die an die Mauer gekettet waren. „Allerdings habe ich kaum etwas von ihnen, wenn sie nur zu Dekorationszwecken benützt werden. Kann ich den Schlüssel haben?“

Benn’t suchte umständlich in seinen Taschen herum, dann fand er den kleinen Schlüssel und gab ihn Jason. Die Wache marschierte hinaus, und Benn’t schloß die schwere Tür hinter sich ab.

„Ich wußte, daß ich dich unversehrt wiedersehen würde“, sagte Ijale, als Jason den Eisenkragen um ihren Hals aufschloß. „Deshalb habe ich nur ein wenig Angst gehabt.“