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Nicht für mich, dachte Jason und zwang sich dazu, eine der trockenen Wurzeln zu kauen. Ein schmerzbetäubendes Mittel, ein Rauschgift…

Trotzdem war er für das Mittel dankbar, das schon nach wenigen Minuten zu wirken begann. Der Durst verging, die Schmerzen waren kaum noch zu spüren, aber Jason hatte einen merkwürdig leichten Kopf.

„Wie ist der Kampf ausgegangen?“ fragte er den Hertug, der mit verschränkten Armen auf ihn herabsah.

„Der Sieg ist unser. Die überlebenden Trozelligoj sind unsere Sklaven; ihr Clan existiert nicht mehr. Wir haben auch die Geheimkammern entdeckt, in denen ihre Maschinen stehen. Wenn du sie nur sehen und uns erklären könntest…“ Der Hertug brach ab, als ihm einfiel, daß Jason wahrscheinlich in seinem Leben nicht mehr viel sehen würde.

„Nur nicht den Kopf hängen lassen“, mahnte Jason. „Nach diesem Sieg ist der Weg frei. Du mußt nur zuschlagen, bevor die anderen Clans sich zusammenschließen. Wenn du das tust, kannst du ganz Appsala beherrschen, bevor der Winter kommt.“

„Wir werden dir das schönste Begräbnis ausrichten, das Appsala je gesehen hat“, versprach Hertug impulsiv. „Alle Perssonoj werden fasten und beten, bevor deine Leiche in dem Elektroschmelzofen zu Ehren Gottes Elektro verbrannt wird.“

„Nichts könnte mich glücklicher machen…“

„Und dann wirst du von einer Prozession schwer bewaffneter Schiffe aufs Meer hinausgebracht und dort den Wellen übergeben. Die Schiffe sind deshalb bewaffnet, weil wir nach unserer Rückkehr unvermutet die Mastreguloj überfallen werden.“

„Das ist wieder der gute alte Hertug. Ich hatte schon Angst, du seist auf deine alten Tage sentimental geworden.“

Dann flog die Tür krachend auf. Als Jason den Kopf zur Seite wandte, sah er einige Sklaven, die ein schweres Kabel hereinschleppten. Andere trugen große Kisten, und hinter ihnen kam ein Sklavenaufseher, der den gefesselten Mikah mit einer Peitsche antrieb. Mikah sank in einer Ecke zusammen.

„Ich wollte den Verräter köpfen“, sagte der Hertug, „als mir einfiel, daß du ihn vielleicht lieber selbst zu Tode foltern würdest. Der Schmelzofen ist bald heiß, und dann kannst du ihn Stück für Stück Elektro opfern, damit er dich gnädig aufnimmt.“

„Das ist freundlich von dir“, antwortete Jason und warf einen Blick auf Mikah. „Fesselt ihn und laßt mich mit ihm allein, damit ich mir die schrecklichsten Foltern für ihn ausdenken kann.“

„Ich erfülle deinen Wunsch gern. Aber du mußt mich holen lassen, wenn es Ernst wird. Ich lerne immer gern etwas Neues dazu.“

„Das glaube ich, Hertug.“

Die anderen verließen den Raum. Jason sah aus dem Augenwinkel, daß Ijale mit einem Messer auf Mikah zuschlich.

„Laß das“, rief er ihr zu. „Dadurch änderst du nichts mehr.“

Ijale ließ gehorsam das Messer fallen und nahm einen Schwamm auf, um Jasons Stirn zu kühlen. Mikah hob sein zerschlagenes Gesicht und starrte Jason an.

„Möchtest du mir nicht sagen“, begann Jason, „weshalb du mit den Trozelligoj gemeinsame Sache gegen mich gemacht hast?“

„Du kannst mich foltern, aber ich werde schweigen.“

„Benimm dich doch nicht wie ein Idiot. Niemand will dich foltern. Ich bin nur neugierig — warum hast du es getan?“

„Ich habe das getan, was ich für richtig hielt.“

„Das tust du immer — aber meistens bist du auf dem Holzweg. Warst du mit der Behandlung hier unzufrieden?“

„Ich hatte keine persönlichen Gründe, sondern mir lag das Wohl der leidenden Menschen am Herzen.“

„Ich glaube, daß du nur an deinen eigenen Vorteil gedacht hast.“ Jason spekulierte auf Mikahs Schwäche.

„Niemals! Ich wollte den Krieg verhindern…“

„Was soll das wieder heißen?“

Mikah wies anklagend auf Jason, wobei seine Ketten rasselten. „Du hast mir selbst verraten, daß du diese unschuldigen Menschen in einen Krieg verstricken wolltest, um den Hertug zum Alleinherrscher des gesamten Planeten zu machen. Als ich das hörte, wußte ich, was ich zu tun hatte.

Ein Mann in Diensten der Trozelligoj hatte sich mir bereits einmal genähert. Dieser Clan — ehrliche Arbeiter und Mechaniker, wie er mir versicherte — wollte dich mit meiner Hilfe den Perssonoj abwerben. Zunächst weigerte ich mich, aber dann sah ich ein, daß so der Krieg verhindert werden konnte.“

„Du kümmerlicher Narr“, sagte Jason leidenschaftslos. Mikah wurde rot.

„Ich weiß, was du von mir denkst. Aber ich würde nie anders handeln.“

„Obwohl die Trozelligoj auch nicht besser als alle anderen sind? Hast du nicht Ijale vor ihnen retten müssen? Eigentlich müßte ich dir dafür dankbar sein — obwohl du an ihrer Entführung schuld warst.“

„Ich will deinen Dank nicht…“

„Das spielt auch keine Rolle mehr. Der Krieg ist gewonnen, die Umwälzung nicht mehr aufzuhalten. Du hast eigentlich nur erreicht, daß ich sterben muß — und das kann ich nicht ohne weiteres entschuldigen.“

Was habe ich erreicht?“

„Meinen Tod, du Narr!“ Jason ließ sich in die Kissen zurücksinken. „Glaubst du denn, daß ich im Bett liege, weil ich müde bin? Durch deine Schuld bin ich in den Kampf geraten und aufgespießt worden.“

„Das verstehe ich nicht.“

„Dann bist du noch dümmer, als ich gedacht hätte. Mir ist ein Schwert durch den Körper gegangen. Meine anatomischen Kenntnisse sind nicht überragend, aber ich nehme an, daß kein lebenswichtiges Organ verletzt worden ist. Sonst könnte ich nämlich nicht mehr mit dir sprechen. Aber ich weiß, daß ich eine Infektion davongetragen habe, die unter den hiesigen Verhältnissen hundertprozentig zum Tode führt.“

Diese Feststellung brachte zwar Mikah zum Schweigen, half Jason aber wenig. Deshalb schloß er die Augen und schlief erschöpft ein. Als er wieder aufwachte, rief er nach Ijale und ließ sich eine der schmerzstillenden Wurzeln bringen. Sie wischte ihm die Stirn ab, und Jason bemerkte ihren besorgten Gesichtsausdruck.

„Dann ist es also gar nicht so heiß“, stellte er fest, „sondern ich habe hohes Fieber.“

„Du bist meinetwegen verwundet worden“, schluchzte Ijale fassungslos.

„Unsinn!“ sagte Jason. „Ich wußte schon immer, daß ich eines Tages durch Selbstmord enden würde. Auf meinem Heimatplaneten hätte ich friedlich hundert Jahre alt werden können. Aber ich floh von dort, weil mir ein kurzes, erfülltes Leben erstrebenswerter als ein langes, ereignisloses erschien. Komm, gib mir noch eine Wurzel, damit ich das ganze Elend vergesse.“

Jason dämmerte im Halbschlaf dahin und wachte erst lange Zeit später auf. Alles war wie zuvor. Ijale nahm sich seiner an, Mikah hockte in der Ecke und schwieg.

Während einer dieser wachen Minuten hörte Jason das Geräusch — ein dumpfes Grollen, das plötzlich die Luft erfüllte und wieder erstarb. Er setzte sich auf, achtete nicht auf die Schmerzen und rief.

„Ijale, wo bist du? Komm sofort her!“

Als das Mädchen herbeigerannt kam, wurde Jason auf andere Stimmen außerhalb des Zimmers aufmerksam — die Perssonoj schrien erregt durcheinander. Hatte er das Geräusch wirklich gehört? Oder war alles nur eine Fieberphantasie? Ijale wollte ihn in die Kissen drücken, aber er stieß sie beiseite und rief zu Mikah hinüber: „Hast du eben etwas gehört? Hast du es gehört?“

„Ich habe geschlafen, aber ich glaube…“

„Was?“

„Ein Grollen — ich bin davon aufgewacht. Es klang wie… aber das ist doch unmöglich…“

„Unmöglich? Warum unmöglich? Es war ein Raketentriebwerk, nicht wahr? Hier auf diesem primitiven Planeten!“

„Aber hier gibt es keine Raketen.“