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„Jetzt schon, du Idiot! Warum habe ich denn einen Sender in die Gebetsmühle eingebaut?“ Jason runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach.

„Ijale“, rief er und holte einige Goldstücke unter dem Kopfkissen hervor. „Nimm das Geld hier und bringe es den Priestern im Tempel. Laß dich nicht aufhalten, denn der Auftrag ist lebenswichtig. Vermutlich dreht kein Mensch mehr die Gebetsmühle, weil alle im Hof stehen und nach oben gaffen. Aber sie müssen wieder drehen, hörst du? Sage ihnen, daß ein Götterschiff auf dem Weg nach Appsala ist, und daß es nur kommt, wenn es die Gebete hört.“

Das Mädchen rannte hinaus, und Jason sank erschöpft zurück. Hatte wirklich ein Raumschiff sein SOS aufgenommen? Hatte es einen Arzt an Bord, der ihn behandeln konnte? Immerhin blieb noch die Möglichkeit, daß schon die Bordapotheke ausreichte. Jason lächelte zu Mikah hinüber.

„Ich habe das Gefühl, daß wir die letzte kreno gegessen haben, alter Knabe. Glaubst du, daß du dich wieder auf normales Essen umstellen kannst?“

„Ich muß dich verhaften lassen“, sagte Mikah ernst. „Deine Verbrechen sind zu schändlich; ich kann dich nicht in Schutz nehmen. Der Kapitän wird die Polizei benachrichtigen und…“

„Wie kann man nur so dumm sein und trotzdem leben?“ fragte Jason kalt. „Was hindert mich denn daran, dich umbringen zu lassen, bevor du Anklage gegen mich erheben kannst?“

„Ich glaube nicht, daß du das tun würdest. Du besitzt ein gewisses Ehrgefühl.“

„Ein gewisses Ehrgefühl! Ein Lob aus deinem Mund! Seit wann so sanftmütig, Mikah?“

Bevor der andere sich zu einer Antwort aufraffen konnte, ertönte wieder das bekannte Grollen. Aber diesmal erstarb es nicht, sondern wurde ständig lauter und näherte sich rasch, bis es zu einem ohrenbetäubenden Dröhnen angeschwollen war.

„Chemische Triebwerke!“ schrie Jason über den Lärm hinweg Mikah zu. „Die Pinasse oder das Landungsboot eines Raumschiffs — das kann kein Zufall sein!“ In diesem Augenblick stürzte Ijale herein und warf sich vor Jasons Bett nieder.

„Die Priester sind geflohen“, schluchzte sie. „Alle verstecken sich. Ein großes flammenspeiendes Ungeheuer ist am Himmel erschienen und will uns alle vernichten!“ Ihr Schluchzen klang unnatürlich laut, als das Röhren der Triebwerke verstummte.

„Gut gelandet“, meinte Jason zufrieden und wandte sich an das Mädchen. „Ijale, ich möchte, daß du diesen Brief zu dem Schiff bringst, das eben gekommen ist.“ Das Mädchen wich erschrocken zurück, als Jason ihr den Zettel in die Hand drückte, den er in der Zwischenzeit geschrieben hatte.

„Du brauchst keine Angst zu haben, Ijale. Es ist nur ein Schiff wie alle anderen, obwohl es durch die Luft fliegt, statt auf dem Wasser zu schwimmen. Die Leute tun dir bestimmt nichts.“

„Ich habe Angst…“

„Das brauchst du aber nicht. Die Leute in dem Schiff werden mir helfen. Ich glaube, daß sie mich wieder gesund machen können.“

„Dann gehe ich“, antwortete Ijale einfach, obwohl sie vor Angst zitterte.

Jason sah ihr nach. „Wenn ich nicht gerade dich ansehe, Mikah“, stellte er fest, „bin ich wirklich stolz auf die menschliche Rasse.“

Die Minuten verstrichen unendlich langsam, während Jason auf jedes Geräusch von draußen lauschte. Er fuhr auf, als er Metall auf Metall klirren hörte. Dann fielen in rascher Folge einige Schüsse. Griffen die Perssonoj etwa das Schiff an? Er verfluchte seine eigene Schwäche, die ihn zum Nichtstun verdammte, so daß sein Schicksal von anderen abhing.

Noch einige Schüsse — diesmal bereits im Innern des Gebäudes —, dann Geschrei und laute Rufe. Die Tür öffnete sich, und Ijale stürzte herein — dann tauchte Meta hinter ihr auf. Sie hielt eine rauchende Pistole in der Hand.

„Du hast einen langen Weg hinter dir“, begrüßte Jason sie lächelnd. „Aber ich bin froh, daß du doch noch gekommen bist…“

„Du bist verwundet!“ Meta kam rasch auf ihn zu und kniete vor seinem Bett nieder, daß sie die Tür beobachten konnte. Dann löste sie wortlos den Medikasten vom Gürtel und drückte ihn gegen Jasons Arm. Das Gerät summte leise, eine Nadel drang durch die Haut, drei weitere folgten. Schließlich erhielt Jason noch eine schmerzstillende Spritze — damit war die Behandlung beendet.

Meta beugte sich über ihn, um ihn zu küssen. Aber da sie von Pyrrus stammte, erlahmte ihre Aufmerksamkeit selbst in diesem Augenblick nicht. Als die Soldaten in der Tür erschienen, trieb Meta sie mit einem Schuß zurück, der den Türstock zerfetzte.

„Nicht mehr schießen“, sagte Jason, als er wieder sprechen konnte. „Angeblich sind sie meine Freunde.“

„Meine jedenfalls nicht. Als ich das Schiff verlassen hatte, schossen sie mit Pfeilen nach mir, aber ich habe es ihnen gezeigt. Sie schossen sogar auf das Mädchen, das mir den Zettel brachte, und hörten erst auf, als ich eine Mauer über ihnen einstürzen ließ. Geht es dir wieder besser?“

„Nicht besonders, mir ist ziemlich schwindlig. Wir müssen so schnell wie möglich verschwinden. Vielleicht kann ich schon wieder gehen.“ Er wollte aufstehen, sackte aber vor dem Bett zusammen. Meta hob ihn auf und deckte ihn wieder zu.

„Du mußt im Bett bleiben, bis es dir besser geht. In diesem Zustand kannst du unmöglich aufstehen.“

„Wenn ich bleibe, geht es mir bald noch schlechter. Sobald der Hertug — der Führer dieser Leute — merkt, daß ich fort will, wird er alles unternehmen, um mich daran zu hindern.

Wir müssen verschwinden, bevor er auf dumme Gedanken kommt.“

Meta sah sich um, verschwendete keinen Blick auf Ijale und starrte Mikah an. „Ist der Kerl gefährlich, weil er an die Wand gekettet ist?“ erkundigte sie sich.

„Manchmal schon; du mußt gut auf ihn aufpassen. Er hat mich von Pyrrus entführt.“

Meta griff sich an den Gürtel und holte eine zweite Pistole hervor, die sie Jason gab. „Hier — vermutlich willst du ihn lieber selbst erschießen.“

„Siehst du, Mikah“, sagte Jason und wog die Waffe in der Hand. „Jeder will, daß ich dich umbringe. Weshalb tue ich es eigentlich nicht?“

„Ich habe keine Angst vor dem Tod“, behauptete Mikah und versuchte sich aufzurichten.

„Das solltest du aber“, meinte Jason. „Ich frage mich nur, wie du trotz deiner Art so alt geworden bist.“

Er wandte sich an Meta. „Ich kann keine Toten mehr sehen“, erklärte er ihr. „Außerdem brauchen wir ihn noch, damit er mir die Treppen hinunterhilft. Ich schaffe es unmöglich allein.“

Meta wandte sich Mikah zu. Ihre Pistole glitt aus dem Halfter, dann fiel ein Schuß. Mikah wich erschrocken zurück, hob den Arm vor die Augen und schien verblüfft, als er noch immer lebte. Meta hatte die Kette durchschossen, mit der er an die Wand gefesselt war. Jetzt kam sie auf ihn zu und drückte ihm die noch rauchende Waffe in die Rippen.

„Jason will nicht, daß ich dich erschieße“, sagte sie gefährlich ruhig, „aber ich tue nicht immer, was er wünscht. Wenn dir dein Leben lieb ist, gehorchst du ohne Widerrede. Du hilfst jetzt Jason zum Schiff hinunter. Aber keine falsche Bewegung, sonst bist du ein toter Mann! Hast du verstanden!“

Mikah öffnete den Mund, um zu protestieren oder eine seiner üblichen Reden zu halten, aber dann schwieg er doch betroffen. Er nickte nur und blieb wartend stehen, den Blick nach unten gesenkt.

Ijale kauerte neben Jasons Bett und hielt die Hand des Verwundeten umklammert. Sie hatte kein Wort von der ganzen Unterhaltung verstanden.

„Was ist denn geschehen, Jason?“ fragte sie ängstlich. „Warum hat das blitzende Ding dich in den Arm gestochen? Diese Frau hat dich geküßt, deshalb muß sie dir gehören, aber du bist stark und kannst zwei haben. Laß mich nicht allein zurück.“

„Was tut das Mädchen neben dir?“ erkundigte sich Meta wütend und warf Ijale einen abschätzenden Blick zu.

„Eine Sklavin, die mir geholfen hat“, antwortete Jason leichthin, obwohl ihm nicht danach zumute war. „Wenn wir sie zurücklassen, wird sie umgebracht. Sie kommt mit…“