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Während des Sturzes hatte sich die Fluglage verändert, so daß sie in einem spitzen Winkel aufprallten. Jason spürte noch, daß sein Körper die Gurte zerriß, dann flog er durch den Kontrollraum. Er hob die Arme, um seinen Kopf zu schützen, aber dann kam auch schon die Wand auf ihn zu.

Jason kam wieder zu Bewußtsein und merkte, daß er nur mit Mühe atmen konnte. Die Kälte war so groß, daß sie das Universum zu füllen schien. Als er hustete, fiel ihm auf, daß die Kälte von dem Wasser herrührte, in dem er lag. Erst dann nahm er wahr, daß Mikah ihm den Arm um den Hals geschlungen hatte, um Jasons Kopf über Wasser zu halten, während er schwamm. Der dunkle Schatten im Hintergrund konnte nur das Wrack des Raumschiffes sein, das jetzt gurgelnd unterging. Das kalte Wasser tat jetzt nicht mehr weh; Jason wollte sich eben entspannen, als er festen Boden unter den Füßen spürte.

„Los, gehen Sie, sonst holt Sie der Teufel!“ keuchte Mikah heiser. „Ich kann… Sie nicht tragen… kann selbst kaum laufen…“

Sie taumelten weiter und ließen das seichte Wasser hinter sich. In der Dunkelheit vor ihnen flackerte ein schwacher Lichtschein, der langsam näher kam. Jason konnte nicht sprechen, aber er hörte Mikah um Hilfe rufen. Das Licht kam näher; es war eine Fackel, die hochgehalten wurde. Mikah richtete sich auf, als der Fackelträger erschien.

Dann sah Jason einen Alptraum vor sich. Die Fackel wurde nicht von einem Mann, sondern von einem Ungeheuer getragen. Ein Ding mit scheußlichen Körperformen, einem länglichen Schädel und riesigen Reißzähnen. Es schlug Mikah nieder, der wortlos zu Boden sank, und wandte sich Jason zu. Er hatte nicht einmal genügend Kraft, um sich zu erheben; allein die Anstrengung erschöpfte ihn so, daß er in sich zusammensank.

Mit letzter Energie drehte er sich auf den Rücken und sah zu dem Ungeheuer auf, das breitbeinig über ihm stand.

4

Das Ungeheuer brachte ihn nicht sofort um, sondern beobachtete ihn einige Sekunden lang aufmerksam. Während dieser Zeit zwang sich Jason dazu, diese aus der Dunkelheit aufgetauchte Bedrohung näher in Augenschein zu nehmen.

„K’e vi stas el…?“ sagte das unheimliche Wesen. Erst in diesem Augenblick merkte Jason, daß er es mit einem Menschen zu tun hatte. Die Frage schien nicht völlig unverständlich; Jason glaubte sie fast verstanden zu haben, obwohl er im Augenblick nicht wußte, um welche Sprache es sich handelte.

Er wollte antworten, aber seine Stimme versagte ihm den Dienst.

„Ven k’n torcoy — r’pidu!“

Jason hörte rasche Schritte und sah, daß die Dunkelheit jetzt von mehreren Fackeln erhellt wurde. Jetzt konnte er auch den Mann über sich deutlich erkennen und begriff, weshalb er ihn zunächst für ein großes Tier gehalten hatte. Der Mann war von Kopf bis Fuß in Leder gehüllt und trug zusätzlich einen Panzer aus dicken Lederplatten, der den Oberkörper bedeckte. Sein Kopf steckte in dem ausgehöhlten Schädel eines Tieres, in den er zwei Sehschlitze geschnitten hatte. Diese Maske wirkte noch grauenerregender, weil sie mit langen Zähnen besetzt war. Der einzige menschliche Teil dieses grotesken Kostüms war der verfilzte Bart, der unterhalb der Zähne aus der Maske hervorragte.

Das Ungeheuer erteilte den Fackelträgern einen kurzen Befehl und ließ sie fünf Meter von Jason entfernt anhalten. Jason fragte sich, weshalb er sie nicht näher herankommen ließ, weil das Licht kaum ausreichte. Aber auf diesem Planeten erschien alles unerklärlich…

Jason mußte für kurze Zeit das Bewußtsein verloren haben, denn als er wieder aufsah, steckte eine Fackel neben ihm im Sand. Der Gepanzerte hatte ihm einen Stiefel ausgezogen und zerrte gerade an dem anderen. Jason war zu schwach, um sich wehren zu können. Der Mann beschäftigte sich jetzt mit Jasons Kleidung, wobei er jeweils nach wenigen Sekunden zu den Fackelträgern hinübersah.

Als das unbekannte Wesen an den Magnetverschlüssen herumzerrte, verletzte er Jason an mehreren Stellen mit den scharfen Zähnen, die oberhalb der Knöchel auf seine Handschuhe genäht waren. Der Mann knurrte bereits ungeduldig, als er plötzlich den Medikasten in der Hand hielt. Das glänzende Ding schien ihm zu gefallen, aber als eine Nadel durch seinen Handschuh drang, brüllte er wütend auf, warf den Kasten zu Boden und stampfte darauf herum. Jason wollte retten, was zu retten war; er richtete sich auf, um nach dem Medikasten zu greifen, sank aber bewußtlos in den Sand zurück.

Jason wachte vor Morgengrauen des nächsten Tages aus seiner Ohnmacht auf. Er stellte fest, daß er mit einigen übelriechenden Fellen zugedeckt war, die seine Körperwärme einigermaßen bewahrten. Die Nachtluft war eisig kalt, aber er sog sie trotzdem in langen Zügen ein, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Erst jetzt fiel ihm auf, daß er eine große Beule am Hinterkopf hatte, die von der Bruchlandung des Schiffes stammen mußte. Dann wurde die Kälte unerträglich, so daß er sich gern wieder mit den Fellen zudeckte.

Er fragte sich, was aus Mikah geworden sein mochte, nachdem dieser verrückt kostümierte Raufbold ihm die Keule über den Schädel geschlagen hatte. Das war eigentlich ein unwürdiges Ende für einen Mann, der den Absturz eines Raumschiffes überlebt hatte. Jason mochte den unterernährten Eiferer nicht gerade, aber immerhin verdankte er ihm das Leben. Mikah hatte ihn gerettet, war aber dann selbst ermordet worden.

Jason nahm sich vor, den Mann bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit umzubringen, sobald er körperlich wieder dazu in der Lage war. Zur gleichen Zeit wunderte er sich darüber, daß er diesen Plan so kaltblütig fassen konnte. Offenbar war daran sein langer Aufenthalt auf Pyrrus schuld — und allem Anschein nach würde er sein dortiges Training hier ausgezeichnet verwerten können.

Als die Sonne endlich aufging, stellte Jason zu seiner Überraschung fest, daß Mikah Samon neben ihm unter einigen Fellen lag. Sein Kopf war blutverkrustet, aber der Atem ging regelmäßig.

„Der Kerl ist wirklich zäh“, murmelte Jason vor sich hin, während er sich aufsetzte, um die Welt zu betrachten, auf der sie durch seine Schuld gelandet waren.

So weit das Auge reichte, erstreckten sich leicht gewellte Sandflächen nach drei Seiten, während eine Düne Jason auf der vierten die Sicht versperrte. Hinter ihr mußte das Meer liegen, denn er hörte Wellen an den Strand schlagen. Hier und da lagen in Felle gehüllte Gestalten, die sich jetzt allmählich erhoben. Der eiskalte Wind blies noch immer und trieb Jason das Wasser in die Augen. Auf der Düne erschien jetzt eine bekannte Gestalt und rollte ein Seil auf, an dem zahlreiche Metallstäbchen hingen, die klirrend aneinander schlugen. Mikah Samon stöhnte und schlug die Augen auf.

„Na, alter Knabe, wie geht es dir denn?“ erkundigte Jason sich fröhlich. „So schöne blutunterlaufene Augen habe ich wirklich noch nie gesehen.“

„Wo bin ich…?“

„Das ist wieder eine äußerst originelle Frage — ich hätte nie gedacht, daß du dich wie ein modernes Dornröschen aufführen würdest. Ich habe keine Ahnung, wo wir sind, aber ich kann dir erklären, wie wir hierher gekommen sind, falls du dich der Sache gewachsen fühlst.“

Mikah warf Jason einen erstaunten Blick zu, weil dieser ihn duzte, ging aber sofort darauf ein. „Ich erinnere mich daran, daß ich dich ans Ufer gezogen habe. Dann tauchte plötzlich dieses Ungeheuer wie ein Teufel aus der Hölle auf. Wir setzten uns zur Wehr…“

„Und er schlug dir die Keule über den Schädel“, fuhr Jason fort. „Damit war der Kampf auch schon zu Ende, weil ich mich gar nicht erst rühren konnte. Dieser Kerl in dem komischen Kostüm scheint der Boß der ganzen Bande zu sein. Sonst weiß ich nichts über ihn — nur noch, daß er mir die Stiefel gestohlen hat, und ich will sie zurückhaben, selbst wenn ich ihn deswegen umbringen müßte.“