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machte und fauchend vor ihm zurückwich. Astaroths Auge funkelte und er hatte die Krallen drohend

ausgefahren. Mikes Verwirrung verwandelte sich in jähen Schrecken, dann in Besorgnis. Astaroth benahm sich wie ausgewechselt. Es war, als ob der Kater nicht einmal mehr wüsste, wer er war!

»Astaroth!«, murmelte er. »Was ist denn mit dir los?«

Er bekam keine Antwort. Astaroth fauchte nur noch einmal, dann fuhr er herum und verschwand wie der Blitz im Unterholz. Mike blickte ihm vollkommen verstört hinterher. Singh kam aus der entgegengesetzten Richtung herangestürmt. Auf seinem Gesicht lag ein erschrockener

Ausdruck und er hatte die Hand auf das Schwert gelegt. »Was ist los?«, rief er. »Du hast geschrien! Was

ist passiert?« »Astaroth.« Mike streckte dem Inder den rechten Arm entgegen. Auf seinem Handrücken prangten drei frische, blutige Schrammen. »Er ist plötzlich einfach auf mich losgegangen!«

»Er hat dich angegriffen?«, fragte Singh ungläubig. »Astaroth?«

»Er ist vollkommen durchgedreht!« Mike presste die schmerzende Hand gegen die Seite. »Und zwar vollkommen grundlos ... Hast du Sarn oder einen der anderen gesehen?« Singh schüttelte den Kopf. »Nein. Und wir sollten auch nicht länger hier bleiben. Dieser Ort gefällt mir

nicht.«

Mike konnte ihm nicht widersprechen. Der Dschungel ringsum war so dicht, dass nicht einmal daran zu denken war, Astaroth zu folgen. Außerdem wusste er aus langjähriger Erfahrung, was für ein sinnloses Unterfangen es war, den Kater zu suchen. Wenn Astaroth nicht gefunden werden wollte, dannwurdeer nicht gefunden. Trotzdem fragte er: »Und ... Astaroth?«

Singh zuckte mit den Schultern. »Er wird uns schon finden. Komm jetzt!«

Sie verließen den kleinen Hain und näherten sich vorsichtig wieder der Straße, von der sie abgebogen waren. Nach einigen Schritten blieb Mike jedoch noch einmal stehen und sah zurück. Aus der Entfernung betrachtet wirkte der Kristallwald noch unheimlicher als aus der Nähe. Es war, als ob ein unsichtbarer Schatten über den Bäumen hing; etwas, was nicht zu sehen, aber sehr deutlich zu spüren war.

»Mach dir keine Sorgen«, sagte Singh. »Dein Kater kommt schon zurück, wenn er sich beruhigt hat.«

Mike sah den Inder verwirrt an, aber dann schüttelte er den Kopf. »Das meine ich nicht«, sagte er. »Aber irgendetwas stimmt mit diesem Wald nicht.«

»Was soll damit nicht stimmen?«, fragte Singh. »Aber spürst du es denn nicht?«, fragte Mike. »Da ist irgendetwas. Ich fühle mich in seiner Nähe einfach nicht wohl.«

Singh machte eine wegwerfende Geste. »Ich fühle mich in ganz Lemura nicht wohl«, sagte er. »Je schneller wir hier wegkommen, desto besser.« Er machte eine Handbewegung zu dem künstlichen, in sanftem Grün schimmernden Himmel über ihnen. »Der Druck von viertausend Metern Wasser lastet auf dieser Kuppel. Irgendwann wird sie zusammenbrechen. Und dann möchte ich möglichst weit weg sein.« »Zusammenbrechen? Wie kommst du darauf? Sie steht seit zehntausend Jahren.«

»Und das sind wahrscheinlich neuntausend mehr, als ihre Konstrukteure vorgesehen haben«, antwortete Singh. Er schüttelte heftig den Kopf, als Mike widersprechen wollte, und fuhr mit erhobener Stimme fort: »Lemura ist dem Untergang geweiht, Mike. Die Kuppelstadt ist ein technisches Wunderwerk, zu dem unsere Zivilisation niemals in der Lage wäre, aber auch ihr sind Grenzen gesetzt. Und ihre Grenzen sind erreicht, Mike, schon seit langer Zeit. Lemura wird untergehen. Vielleicht in einem Jahr, vielleicht auch erst in fünf, vielleicht aber auch schon morgen.«

Mike war verwirrt – nicht einmal so sehr über das, was Singh sagte, sondern über die Art,wieer es tat. Der Inder war über die Maßen erregt.

»Du weißt eine Menge über Lemura«, sagte er vorsichtig.

»Ich habe lange mit Argos gesprochen«, antwortete Singh.

»Wann?«

»Auf dem Weg hierher«, antwortete Singh. »Er hat mich ein paar Mal zu sich gerufen, während du und die anderen in euren Kabinen gefangen wart. Wir haben lange miteinander geredet. Er hat versucht, mich von seiner Sache zu überzeugen ... Ich weiß nicht, warum gerade mich. Vielleicht weil er glaubte, mich am ehesten überzeugen zu können.«

»Und wieso?«

Singh hob die Schultern. »Vielleicht, weil ichichbin«, sagte er. »Es ist noch nicht so furchtbar lange her, da war auch ich ein Sklave – ganz wie die meisten Menschen hier.«

»Man könnte fast glauben, es wäre ihm gelungen«, sagte Mike leise. Singh lächelte. »Kaum. Allerdings bin ich nicht mehr der Meinung, dass er und die anderen wirklich so blutrünstige Ungeheuer sind, wie Sarn und viele hier glauben.«

»Das ist doch nicht dein Ernst!«, empörte sich Mike. »Ich habe als Sklave in den Korallenbrüchen gelebt! Ich habe am eigenen Leib gespürt, wie wenig ein Menschenleben hier zählt!« »Es ist die einzige Art, auf die sie überleben können, Mike«, sagte Singh ernst.

»Wie bitte?«, keuchte Mike. »Du ... duverteidigstdiese Kerle auch noch?« »Keineswegs«, antwortete Singh ruhig. »Ich versuche nur, es dir zu erklären. Lemura war niemals für so viele Menschen gedacht und niemals für eine so lange Zeit. Als der Nachschub aus Atlantis ausblieb, da wären die Menschen hier beinahe alle gestorben. Sie mussten lernen, mit dem zu leben, was die Natur hier unten bietet. Was nicht viel war.«

»So kann man es auch sehen«, sagte Mike düster.

»Und die herrschende Klasse hat rasch gelernt, es sich auf Kosten der anderen gut gehen zu lassen, nicht wahr?« »Ja«, bestätigte Singh. »Und das müssen sie auch.« Mike riss ungläubig die Augen auf. »Wie?« »Es sind nur wenige«, sagte Singh. »Aber die wenigen entschieden über das Weiterleben oder Sterben

aller. Sie sind die Einzigen, die noch mit der alten Technik umgehen können. Ohne Argos und die anderen, die im Palast leben, würden alle hier binnen kürzester Zeit zugrunde gehen.«

»Das gibt ihnen doch nicht das Recht –« »Es ginge keinem hier wesentlich besser, wenn es die herrschende Kaste nicht gäbe«, fiel ihm Singh ins Wort. »Und sie sind nicht nur Ausbeuter und Tyrannen. Warum glaubst du wohl, haben Argos und die anderen Lemura verlassen und ihr eigenes Leben dabei aufs Spiel gesetzt?«

»Du hast es vorhin selbst gesagt: Lemura wird untergehen.« »Sie hätten nicht zurückkommen müssen«, fuhr Singh fort. »Sie haben fast alles, was von Lemuras alter Technik noch übrig war, aufgewandt, um an die Meeresoberfläche zu gelangen. Aber nicht, um ihre

eigenen Leben zu retten, sondern um eine Möglichkeit zu finden, wie alle Menschen von hier fortkommen können!« »Die Flugscheibe«, murmelte Mike.

»Anfangs, ja«, antwortete Singh. »Aber dann trafen sie uns.

Deshalb haben sie uns die NAUTILUS weggenommen, Mike: Um mit ihrer Hilfe die Menschen von hier wegzubringen.« »Und warum haben sie uns nicht einfach um Hilfe gebeten?«, fragte Mike. »Wir hätten es doch getan!« »Das musst du Argos und die anderen fragen«, antwortete Singh. »Ich habe ihm dasselbe gesagt, aber er

hat mir nicht geglaubt.« Er zuckte mit den Schultern.

»Was ist los mit dir, Singh?«, fragte Mike. »Wieso ... verteidigst du Argos und die anderen plötzlich? Du ... du bist ja gar nicht mehr du selbst!« »Vielleicht habe ich angefangen, über gewisse Dinge nachzudenken«, antwortete Singh hart. »Wenn dir

das nicht gefällt, sag es einfach. Ich kann gerne wieder dein Sklave sein wie früher.« Mike war vollkommen fassungslos. Früher, lange bevor sie die NAUTILUS gefunden und damit ihr neues, abenteuerliches Leben begonnen hatten, war Singh tatsächlich sein Diener und Leibwächter gewesen. Aber er hatte ihn niemals als Dienstboten behandelt oder gar alsSklaven!Singhs Worte