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Nichts davon schien Trautman jedoch zu beeindrucken. Er drückte das Gewehr noch ein wenig fester unter Vom Dorffs Kinn und lachte. »Ich denke doch, im Moment bin ich am

Drücker, und das sogar wortwörtlich. Pfeifen Sie Ihre Leute

zurück!«

»Und wenn nicht?«, fragte Vom Dorff. »Wollen Sie mich erschießen? Das glaube ich nicht.«

Einen Moment lang sah Trautman regelrecht betroffen aus, aber dann erschien auf seinem Gesicht ein nur noch grimmigerer Ausdruck. Er nahm das Gewehr herunter und hielt den Lauf dann unmittelbar an Vom Dorffs Ohr. »Was halten Sie von einem geplatzten Trommelfell?«, fragte er. »Das hinterlässt zwar keine bleibenden Schäden, aber ich habe gehört, es soll sehr, sehr schmerzhaft sein.«

Vom Dorff wurde sichtbar blasser. Zwei, drei Sekunden lang überlegte er, dann hob er die linke Hand und gab den Soldaten einen Wink. »Es ist gut. Tut, was der Mann sagt, und nehmt die Waffen herunter.«

Die Männer gehorchten, wenn auch zögernd. Mike sah, dass sich einer von ihnen herumdrehte und hastig davonstürzte.

»Sehr vernünftig«, sagte Trautman. »Und jetzt werden wir gehen. Niemand wird uns folgen, haben Sie verstanden? Sobald Mike und ich in Sicherheit sind, lassen wir Sie frei, darauf haben Sie mein Wort.«

»In Sicherheit?« Vom Dorff lachte hart. »Sie sind ja verrückt. Wir sind Tausende von Kilometern von jederSicherheitentfernt.«

»Lassen Sie das unser Problem sein«, sagte Trautman. »Vorwärts!« Er drehte Vom Dorff grob herum und versetzte ihm einen Stoß, der ihn auf die Kaimauer zustolpern ließ.

»Damit kommen Sie nicht durch«, beharrte Vom Dorff.

»Spätestens wenn Berghoff oder Hansen hier auftauchen, ist es vorbei. Oder glauben Sie etwa, dass die beiden Rücksicht auf mich nehmen?«

Statt zu antworten versetzte Trautman Vom Dorff einen neuerlichen Stoß, der ihn noch weiter auf die Kaimauer zubeförderte. Die Oberfläche des zugefrorenen Flusses lag einen guten Meter unter ihnen, sodass sie springen mussten. Das Eis knisterte bedrohlich unter ihrem Gewicht, aber es hielt.

»Wo wollen Sie denn hin, um Himmels willen?«, keuchte Vom Dorff. »Da draußen ist nichts als Eis und Kälte! Selbst wenn Sie uns entkommen, sind Sie spätestens morgen früh tot!«

Mike glaubte jedoch mittlerweile zu wissen, was Trautman vorhatte. Das Gelände auf der anderen Seite des Flusses war zerklüftet und uneben. Wenn es ihnen gelang, dorthin zu kommen, hatten sie eine gute Chance, denn in diesen eisverkrusteten Felsen und Schluchten konnten ihre Verfolger weder Automobile noch Hundeschlitten einsetzen. Bis zur Küste waren es allerhöchstens drei oder vier Stunden Fußmarsch. Und wenn sie sie erst einmal erreicht hatten, würde es ihnen bestimmt auch gelingen, Kontakt mit der NAUTILUS aufzunehmen.

Sie bewegten sich rasch auf das Eis hinauf. Vom Dorff sagte jetzt nichts mehr und er versuchte auch auf keine andere Weise ihnen Schwierigkeiten zu bereiten oder sie aufzuhalten. Allerdings sah er immer wieder nervös zum Ufer zurück und schließlich begriff Mike, dass er es vermutlich ebenso eilig hatte wie sie, das andere Ufer zu erreichen. Seine Bemerkung, Hansen und Berghoff betreffend, schien durchaus berechtigt zu sein.

Und natürlich schafften sie es nicht.

Auf dem spiegelglatt zugefrorenen Fluss war es unmöglich, zu rennen, sodass sie nicht annähernd so rasch vorwärts kamen, wie nötig gewesen wäre. Sie hatten kaum ein Drittel des Flusses überquert, als Bewegung unter die Soldaten am Ufer kam. Immer mehr und mehr Männer tauchten auf und dann sah Mike mit einem Gefühl kalten Entsetzens, wie gleich drei Hundeschlitten auf den Fluss hinabgelassen wurden.

»Geben Sie doch auf!«, keuchte Vom Dorff. »Sie machen es nur schlimmer, begreifen Sie das nicht?«

Statt auf seinen Rat zu hören, beschleunigte Trautman seine Schritte nur noch, auch wenn er dadurch Gefahr lief, auf dem spiegelglatten Eis zu stürzen. Nur noch einige wenige Augenblicke, bis sich das erste Gespann in Bewegung setzte, fast unmittelbar gefolgt von den beiden anderen. Mike erschrak, als er sah, wie schnell die Soldaten trotz allem waren.

Plötzlich tauchte ein viertes Gespann hinter ihnen auf. Es bewegte sich in spitzem Winkel auf sie zu und war wesentlich schneller als die drei anderen Verfolger. Der Mann, der im Heck des Schlittens stand, trug auch nicht die gleiche Art von Kleidung. Nach ein paar Sekunden erkannte ihn Mike.

Es war Kanuat.

Der Inuit jagte mit seinem Gespann in unglaublich hohem Tempo an den Soldaten vorbei, korrigierte seinen Kurs ein wenig und ließ seine Peitsche knallen. Auf diese Weise brauchte er kaum eine Minute, bis er auf Rufweite heran war.

»Springt auf!«, schrie er. »Ich kann nicht anhalten!«

Mike fuhr ein eisiger Schrecken durch die Knochen, als er sah, wie schnell der Hundeschlitten heranfegte. Sie würden nur eine einzige Chance haben, auf das Gespann aufzuspringen. Und er wagte es nicht einmal, sich vorzustellen, was passierte, wenn dieses Vorhaben nicht gelang.

Trautman versetzte Vom Dorff einen Stoß, der ihn auf das Eis stürzen und hilflos davonschlittern ließ, und begann gleichzeitig zu rennen. Auch Mike beschleunigte seine Schritte, so weit er es nur wagte. Trotzdem war Kanuats Gespann noch immer ungleich schneller als er.

Trautman war der Erste, der den Sprung wagte. Er landete erstaunlich geschickt auf dem Schlitten, fiel auf die Seite und streckte trotzdem sofort die Hand in Mikes Richtung aus.»Spring!«,schrie er.

Mike raffte all seinen Mut zusammen, stieß sich ab und sprang mit aller Kraft.

Er merkte sofort, dass er sich verschätzt hatte. Der Schlitten war zu schnell und er hatte auf dem glatten Untergrund nicht genug Schwung holen können. Es gelang ihm zwar, Trautmans ausgestreckte Hände zu ergreifen, aber er verfehlte den Schlitten und prallte mit grausamer Wucht auf das Eis.

Trautman zerrte ihn unbarmherzig zu sich heran, krallte schließlich die Hand in seinen Gürtel und zog ihn mit einem Ruck auf den Schlitten hinauf. Mike rollte sich keuchend auf den Rücken, blinzelte die Tränen weg und versuchte sich aufzurichten.

»Das war knapp«, keuchte Trautman. »Bist du in Ordnung?«

»Ja«, antwortete Mike gepresst. »Ich muss wahrscheinlich in

Zukunft nur aufpassen, dass ich mir nicht dauernd selbst auf die

Hände trete.«

Trautman grinste, setzte sich vorsichtig auf und sah zum Ufer zurück. Ihre Verfolger waren weiter zurückgefallen, legten aber allmählich an Tempo zu.

»Keine Angst!«, rief Kanuat. »Sie holen uns nicht ein!«

Tatsächlich handhabten die Soldaten die Schlitten nicht einmal annähernd so geschickt, wie es der Inuit tat. Kanuat stand hoch aufgerichtet auf einem sonderbar anmutenden Gestell am Heck des geflochtenen Schlittens. Obwohl sie mit halsbrecherischer Geschwindigkeit dahinrasten, hielt er sich mit nur einer Hand fest. Mit der anderen ließ er immer wieder die Peitsche knallen, ohne dass die geflochtene Schnur die Rücken der Tiere vor ihnen allerdings auch nur ein einziges Mal berührte.

Ihre Verfolger hatten in dieser Hinsicht allerdings weniger Hemmungen. Das Bellen der Hunde klang immer schriller und gequälter und das Ergebnis ließ auch nicht lange auf sich warten. Einer der Schlitten begann plötzlich zu schlingern. Die Hunde heulten schrill auf, dann stellte sich das Gespann quer und zerbarst plötzlich, als wäre es von einer Kanonenkugel getroffen worden. Trümmer und Soldaten flogen in alle Richtungen davon, während sich die Hunde losrissen und ihr Heil in der Flucht suchten.

»Diese Narren!«, schrie Kanuat. »Hoffentlich brechen sie sich die Hälse!«

Zumindest das hatten die Besatzungen der beiden anderen Gespanne wohl nicht vor, denn sie wurden nun deutlich