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dänischen Kaufmann vor, sie zu erwerben. Er schlug Sadsbergen als Treffpunkt vor. Fragen Sie mich

nicht, warum.« »Ich verstehe«, sagte Vom Dorff. »Und Sie haben auch nicht gefragt, warum. Stattdessen ziehen Sie es vor, gewisse Steuern und Abgaben zu umgehen. Und den Zoll.«

»Ich ziehe es vor, lebendig wieder nach Hause zu kommen, statt einem englischen Unterseeboot vor die Torpedorohre zu laufen«, antwortete Trautman. »Diese Irren schießen doch auf alles, was sich bewegt!« Plötzlich grinste er. »Außerdem werde ich selbstverständlich die hier üblichen ...Abgabenbezahlen. Was meinen Sie – wären drei dieser Perlen angemessen?«

»Wollen Sie mich bestechen?«, fragte Vom Dorff. »Ja«, antwortete Trautman. Mikes Herz setzte für einen Schlag aus. Vom Dorff starrte Trautman einige Sekunden lang an, dann schüttelte er wortlos sechs der schweren weißen Perlen aus dem Beutel heraus und ließ sie in seiner Jackentasche verschwinden.

»Seien Sie meine Gäste, bis Ihr ... Geschäftsfreund eintrifft«, sagte er. »Wann wird er kommen?« »In zwei oder drei Tagen«, antwortete Trautman. »Hierher?« Vom Dorff legte den Kopf auf die Seite. »Ich bin zufällig Zeuge Ihres Gesprächs mit dem Gastwirt geworden.«

»Oh, das Gespann.« Trautman deutete auf Mike. »Wie gesagt, haben wir noch etwas Zeit. Ich habe Mike versprochen, mit ihm eine Fahrt mit dem Hundeschlitten zu machen. Sie wissen doch, wie Jungen in diesem Alter sind.«

»Das große Abenteuer, ich verstehe. Aber Sie sollten vorsichtig sein. Dieses Land ist gefährlich. Ich habe schon von Fällen gehört, in denen Menschen zehn Kilometer von einer großen Stadt entfernt verhungert oder erfroren sind. In diesem einen Punkt stimme ich dem Mann zu: Sie sollten nicht allein dort hinausgehen. Wenn Sie wollen, besorge ich Ihnen einen wirklich zuverlässigen Führer. Möchten Sie zu einem bestimmten Ort?«

Trautman schüttelte den Kopf.

»Dann stelle ich eine Route für Sie zusammen«, sagte Vom Dorff. »Auch wenn man es nicht glaubt, aber es gibt sogar hier ein paar Flecken, die durchaus sehenswert sind.«

»Das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte Trautman. »Aber reden wir morgen eingehender darüber. Mike und ich sind ziemlich müde. Die Reise hierher war recht anstrengend.«

»Vor allem zu Fuß«, fügte Vom Dorff hinzu.

Trautman ignorierte die Bemerkung ebenso, wie er Vom Dorffs bisherige Fragen über sein Schiff ignoriert hatte. Stattdessen hob er die Hand vor den Mund und gähnte demonstrativ.

»Ja, Sie haben Recht«, sagte Vom Dorff. »Es ist spät geworden. Wir können ja morgen beim Frühstück weiterplaudern.« Er stand auf. Trautman und Mike erhoben sich ebenfalls und folgten ihm ins obere Stockwerk, wo sich das kleine, aber gemütlich eingerichtete Gästezimmer befand. Vom Dorff verabschiedete sich wortreich von ihnen und ging.

Kaum waren sie allein, wandte sich Mike aufgeregt an Trautman. »Was um alles in der Welt –«

Trautman machte eine erschrockene Geste, still zu sein, und Mike stockte einen Moment und fuhr nach einem nervösen Blick zur Tür leiser fort:»– haben Sie sich dabei gedacht? Warum erzählen Sie einen solchen Unsinn? Wir sind doch keine Schmuggler!«

»Und er ist kein Handelsattaché«, sagte Trautman.

»Soll er mich ruhig für einen Kriegsgewinnler halten. Auf diese Weise schöpft er wenigstens keinen Verdacht.«

»Verdacht?«

»Irgendetwas stimmt hier nicht«, sagte Trautman. »Nicht mit diesem angeblichen Handelsattaché und nicht mit dieser ganzen Stadt.«

»Das Funkgerät.«

»Unter anderem«, sagte Trautman. Dann deutete er auf das Bett. »Versuch ein paar Stunden zu schlafen. Wir müssen vielleicht früh raus.« Ohne Mikes Reaktion abzuwarten, ging er zu dem Stuhl, auf dem Vom Dorffs Bediensteter ihre Jacken abgelegt hatte, und begutachtete sie flüchtig. Sein Gesicht verdüsterte sich.

»Ja, das habe ich mir gedacht«, grollte er. »Sie haben unsere

Taschen durchwühlt.«

»Wundert Sie das?«, fragte Mike. »Es war ja schon fast peinlich, wie sehr Sie mit den Perlen angegeben haben.«

»Stimmt«, sagte Trautman. »Aber hinter den Perlen ist er bestimmt nicht her. Sonst hätte er die nicht genommen, mit denen ich ihn bestochen habe. Warum sollte er sich mit einem halben Dutzend zufrieden geben, wenn er alle haben könnte?«

»Ich verstehe das sowieso nicht«, antwortete Mike. »Ich meine: Ich weiß nicht viel über das deutsche Kaiserreich, aber ich dachte immer, deutsche Beamte wären unbestechlich.«

»Niemand ist wirklich unbestechlich«, sagte Trautman überzeugt. »Aber du hast Recht: Vom Dorff hat die Perlen nicht aus Habgier genommen, sondern nur, um seine Rolle perfekt zu spielen. Ich frage mich bloß, welche es eigentlich ist ... Aber das werde ich herausfinden.«

Mike setzte sich auf die Bettkante. »Wo wir schon einmal dabei sind«, sagte er. »Warum sindwireigentlich hier?«

»Wie meinst du das?«

»Sie wissen, wovon ich spreche«, antwortete Mike. »Ich wollte nichts sagen, solange die anderen dabei waren, aber irgendetwas war an diesem Funkspruch, worüber Sie bisher nicht gesprochen haben, habe ich Recht?«

Trautmans Miene verfinsterte sich. »Woher willst du wissen ...«, begann er.

»Wenn man sich so lange kennt wie wir, merkt man, wenn den anderen etwas bedrückt«, sagte Mike schnell. »Irgendetwas hat Sie erschreckt. Warum verraten Sie mir nicht, was es ist?«

Trautman schwieg. Aber dann schüttelte er den Kopf.

»Diesmal irrst du dich gewaltig«, behauptete er. »Wir gehen nur einem Hilferuf nach, das ist alles.«

»Sie haben doch gerade selbst gesagt, dass hier etwas nicht stimmt!«

»Und dabei bleibe ich auch«, sagte Trautman. »Irgendwo, nicht einmal sehr weit entfernt von hier, morst jemand seit Tagen verzweifelt um Hilfe. Vielleicht sogar schon länger. Und hier in dieser Stadt scheint niemand auch nur etwas davon zu wissen – obwohl direkt über uns eine riesige Antenne steht. Ich denke schon, dass man da auf die Idee kommen kann, dass etwas nicht stimmt.«

Erwolltenicht über das Thema reden, begriff Mike. Vermutlich hatte er seine Gründe dafür. Mike war enttäuscht, versuchte aber nicht weiter in Trautman zu dringen. Wenn er glaubte, dass der Moment dafür gekommen war, würde er schon von sich aus über das Thema sprechen.

Außerdem war erwirklichmüde. Es war ein langer und anstrengender Tag gewesen und die Wärme unddas verlockende weiche Bett, auf dem er saß, taten ein Übriges, um ihn schläfrig zu machen. Mike ließ sich auf das Bett zurücksinken, schloss die Augen und schlief praktisch auf der Stelle ein.

Als er erwachte, war es noch dunkel. Trotzdem war Trautman schon auf und hantierte leise im Zimmer herum. Als Mike sich aufrichtete und verschlafen in die Runde blinzelte, hielt er in seinem Tun inne.

Mike unterdrückte ein Gähnen. »Wie spät ist es?«

»Gleich sechs«, antwortete Trautman. »Hast du gut geschlafen?«

Mike setzte sich umständlich auf und stellte benommen fest, dass Trautman nicht nur schon wach und in geradezu unverschämt guter Stimmung war, sondern offensichtlich auch schon einen Morgenspaziergang unternommen hatte. An seinen Stiefeln klebte noch Schnee, der allmählich zu einer Pfütze zwischen seinen Füßen schmolz.

»Wo sind Sie gewesen?«, fragte Mike. »Ich habe mich ein wenig umgesehen«, antwortete Trautman. »Außerdem habe ich mit Kanuat gesprochen.«

»Ka– wer?«, fragte Mike.

Trautman grinste. »Kanuat«, wiederholte er. »Der Cousin des freundlichen Gastwirts von gestern Abend ... hast du es schon vergessen oder war das Bier doch zu stark?«