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»Ich bin gestolpert.« Hamid machte keinen sonderlich erfreuten Eindruck, als er seinem Hauptmann in die Dunkelheit folgte und dabei einen kurzen Blick über die Schulter warf.

»Richte das Zelt wieder auf«, sagte ich zu Alyena, die mich erschrocken ansah.

»Jawohl, Herr«, sagte sie.

Ich machte mich auf die Suche nach Farouk. Ich wollte verhindern, daß seine Männer sinnlos ihr Leben opferten.

Wir brauchten auf den Angriff der Kavars nicht lange zu warten. Es passierte am nächsten Tag, kurz nach der zehnten Stunde, der goreanischen Mittagsstunde.

Es überraschte mich nicht, daß die Soldaten der Aretai-Eskorte zum Kampf antraten, dann aber schleunigst ihre Kaiila herumzogen und die Flucht ergriffen, war die Übermacht der von den Hängen herabschwärmenden Gegner doch erstaunlich groß.

»Wehrt euch nicht!« rief Farouk seinen Wächtern zu und ritt an der Karawane entlang. »Nicht kämpfen! Leistet keinen Widerstand !«

Wenige Minuten später ritten die Kavars mit gesenkten Lanzen zwischen uns herum.

Die Wächter Farouks folgten dem Beispiel ihres Herrn; sie ließen ihre Schilde in den Sand fallen, stießen ihre Lanzen mit den Schäften nach unten in den Boden, zogen ihre Krummsäbel und warfen sie mit den Klingen nach unten von sich.

Sklavinnen schrien durcheinander.

Mit Lanzen bedeuteten die Kavars ihren Gefangenen abzusteigen. Die Männer wurden zusammengetrieben. Kavars ritten an der Karawane entlang und befahlen den Treibern, ihre Tiere wieder in die Kolonne einzufügen. Mit Säbeln schnitten sie hier und dort Ballen und Kisten auf und stellten fest, was sich darin befand. Ein Kavar-Krieger zeichnete mit der Lanzenspitze eine Linie in den Sand.

»Entkleidet die Frauen!« rief er. »Sie sollen hinter dieser Linie Aufstellung nehmen!«

Dem Befehl wurde Folge geleistet. Ich sah, wie Alyena am Arm aus ihrer Kurdah gezerrt und zu Boden gestoßen wurde. Entsetzt starrte sie den Krieger an, der sie zur Linie zerrte. »Ein hübsches Kind!« rief er.

»Oh!« hauchte sie.

»Stell dich auf, Sklavin!« befahl er.

»Warum hast du deine Waffen nicht abgelegt?« fragte ein Kavar und zügelte seine Kaiila neben mir.

»Ich gehöre nicht zu Farouks Wächtern«, sagte ich.

»Du bist doch ein Mitglied der Karawane, nicht wahr?«

»Ich reise mit dieser Karawane, das ist richtig.«

»Übergib deine Waffen«, sagte er, »und steige ab.«

»Nein.«

»Wir haben nicht die Absicht, dich zu töten.«

»Das freut mich zu hören«, erwiderte ich. »Ich möchte dich ebenfalls nicht töten.«

»Sucht die Aretai«, rief ein Mann im Vorbeireiten. »Tötet sie!«

»Bist du ein Aretai?« wollte der Mann von mir wissen.

»Nein.«

Kaiila wurden an uns vorbeigeführt. Andere Tiere blieben bei ihren Treibern.

Staub wallte, aufgewirbelt von den Hufen der Tiere. Die Mädchen standen in einer Reihe nebeneinander. Ihre Beine waren staubbedeckt. Sie hatten die Augen zusammengekniffen. Zwei Mädchen husteten. Einige traten unruhig hin und her, denn Staub und Steine fühlten sich heiß an unter den nackten Füßen. Kein Mädchen verließ die Reihe. Ein Offizier ritt hastig an der Gruppe entlang und gab seine Befehle. Die erste, die mit einem Lanzenschaft aus der Reihe geholt wurde, war Alyena.

Es freute mich, daß die Kavars sie für würdig erachteten, ihre Sklavin zu sein.

Nach kurzer Zeit standen acht andere Mädchen hinter Alyena, fertig zum Anketten. Sechs Mädchen waren von den Kavars abgelehnt worden. »Lauft zu euren Herren!« rief ein Kavar diesen Mädchen zu. Beschämt huschten sie davon.

Alyena freute sich sichtlich, daß sie die Reihe anführte.

»Ich möchte dir empfehlen«, sagte der Kavar, »deine Waffen abzuliefern und abzusteigen.«

»Und dir rate ich, mit deinen Gefährten davonzureiten, wenn euch das Leben lieb ist.«

»Ich verstehe nicht, was du meinst«, sagte er.

»Wärst du ein Aretai, hättest du die Karawane kampflos aufgegeben?«

»Natürlich nicht«, sagte er. Und wurde bleich.

»Zum Glück«, sagte ich, »sehe ich nur im Osten eine Staubwolke. Trotzdem würde ich nicht nach Westen reiten, denn das wäre ein zu offensichtlicher Fluchtweg für eine überraschte Streitmacht. Vielleicht liegen dort andere Kämpfer auf der Lauer. In Anbetracht der Weite des Terrains und der Zahl der Soldaten, die die Aretai vermutlich zusammenbekommen, wäre es sicher nicht leicht für sie, euch zu umzingeln, es sei denn, ihr laßt sie zu dicht an die Karawane heran. Ich würde mich zu der Empfehlung versteigen obwohl ich dafür keine Garantie übernehmen kann, habe ich doch das Gelände nicht ausgekundschaftet , schleunigst nach Süden abzuziehen.«

»Im Süden«, sagte er, »liegt das Gebiet der Aretai!«

»Es käme mir unwahrscheinlich vor, wenn man auf eine Flucht in diese Richtung eingerichtet wäre«, sagte ich. »Ihr könnt ja später von diesem Weg wieder ablassen.«

Er stellte sich in den Steigbügeln auf. Dann stieß er einen Schrei aus. Ein Offizier ritt herbei. Die beiden spähten nach Osten. Eine gewaltige Staubwolke erhob sich dort wie eine Krummsäbelklinge in den Himmel.

»Wir müssen kämpfen!« rief ein Mann.

»Ohne daß ihr wißt, wie stark der Gegner ist?« fragte ich. Der Offizier sah mich an. »Wie groß ist die Streitmacht?« fragte er.

»Das weiß ich nicht«, sagte ich. »Doch ich nehme an, daß es genügend Männer sind, um das gesteckte Ziel zu erreichen.«

»Wer bist du?« fragte der Offizier.

»Ein Mann, der zur Oase der Neun Brunnen möchte«, erwiderte ich. Der Offizier richtete sich auf und hob seine Lanze. Wütend gab er seiner Kaiila die Sporen und galoppierte aus dem Lager. Die wirbelnden Burnusse der Kavars und Ta’Karas entfernten sich von der Karawane. Sie zogen nach Süden. Der Anführer schien ein guter Offizier zu sein. Ich ritt zu Alyena hinüber, die zu mir aufblickte. »Anscheinend kommst du nun doch nicht an die Kette«, sagte ich.

»Das freut mich!« rief sie.

»Sei nicht enttäuscht. Als Sklavin wirst du dich an Ketten noch gewöhnen.« Ich hob sie in den Sattel.

«Man hätte mich als erste an die Kette gefesselt«, sagte sie lachend.

»Heißt das nicht, daß ich die schönste von allen war?«

»Unter Tarsk«, sagte ich, »sieht sogar ein weiblicher Sleen hübsch aus.«

»O Herr!« rief sie zerknirscht.

Ich ließ sie in ihre Kurdah umsteigen und wandte mich ab. Im Osten waren die Reiter nun schon deutlich zu erkennen. Es waren etwa vierhundert.

»Herr«, sagte das Mädchen.

»Ja.«

»Ich weiß, daß ich schön bin.« Nackt kniete sie in der Kurdah. Sie hatte sich aufgerichtet und legte die Hände an den Sklavenkragen. Stolz hob sie den Kopf. Ihre blitzenden Augen waren auffällig blau; das lange blonde Haar hing über ihre Schultern herab.

Die Aretai näherten sich der Karawane. Kurz darauf machte ich im Westen ebenfalls eine Staubwolke aus, die von etwa zweihundert Reitern aufgewirbelt wurde. Es war ein vorzüglicher Plan gewesen nur hatten die Kavars offenbar rechtzeitig die Flucht ergriffen.

»Ich weiß, daß ich schön bin, weil ich den Sklavenkragen trage«, sagte Alyena. »Habe ich nicht recht?«

»Du hast recht, Sklavin«, sagte ich. »Wenn die Männer dich nicht schön fänden, hätten sie dich als freie Frau weiterleben lassen. Nur die allerschönsten Mädchen kommen für das Brandzeichen und den Kragen in Frage.«

Sie sah mich an.

»Jeder richtige Mann, der eine solche Frau erblickt, wünscht sie zu besitzen«, fuhr ich fort.

»Auf dieser Welt ist das möglich«, flüsterte Alyena. »Die armen Frauen!«

Ich streifte den Vorhang der Kurdah herunter und ritt weiter. Von Westen und Osten galoppierten die Aretai heran - die Lanzen gesenkt, die Krummsäbel erhoben. Sie fanden keine Kavars und auch keine Ta’Kara. Die Falle schnappte zu - aber war leer.

Suleiman war ein Mann von Geschmack; er war auch ungemein intelligent.

Er betrachtete die Edelsteine.

Er war es gewesen, der den listigen Angriff organisiert hatte.

»Fünfundzwanzig Lasten Dattelbarren«, sagte er.