Nach Nomadenart befand sich das Lager auf hohem Gelände und bot einen guten Ausblick über das umliegende Land, war jedoch von außen zwischen Unterholz und Felsbrocken verborgen. Ich hatte eine Umzäunung aus Dornengebüsch entdeckt, eine künstlich zusammengeschobene Hecke, hinter der die Kaiila der Bande verwahrt wurden. In diesem primitiven Korral bewegten sich im Augenblick vier Packkaiila. Das Lager umfaßte fünf Zelte aus festem Kaiilahaartuch, jedes Zelt war auf drei Seiten am Boden festgepflockt, und die Eingänge wiesen nach Osten. Die Zelte, typische Nomadenbehausungen, waren klein etwa zehn Fuß tief und zehn bis fünfzehn Fuß breit. Sie wurden von Holzgestellen getragen. Das Innere war mit Matten ausgelegt. Nach hinten fallen die Zeltbahnen flach ab und strecken sich über den Boden. Hier werden Vorräte aufbewahrt. In einem einfachen Familienzelt befinden sich die Haushaltsgegenstände und die Besitztümer der Frauen auf der linken Seite, und die Gegenstände der Männer - Decken, Waffen und dergleichen auf der rechten Seite. Zur Aufbewahrung dienen Ledersäcke verschiedener Größe, meistens von den Frauen hergestellt, mit Fransen und verschiedenen Farbmustern versehen.
Ich sah mich um; das Lager der Räuber hatte große Ähnlichkeit mit einem Nomadenlager. Ein wesentlicher Unterschied bestand natürlich darin, daß es hier keine freien Frauen und Kleinkinder gab. In diesem Lager hielt sich nur ein einziges Sklavenmädchen auf, das Korn stampfte und Kaiila hüten mußte.
Ich lächelte und ließ das Mädchen los.
Sie drehte sich um. »Du!« rief sie. Alyena war voll angekleidet sie trug einen langen bestickten Rock mit einer roten Borte am Saum; sie hatte eine braune Jacke aus weichem Kaiilatuch an; zu der Jacke gehörte eine Kapuze, die zurückgeworfen war. Unter der Jacke trug sie eine billige bedruckte Bluse aus Reptuch, blau und gelb, die die Formen ihres Körpers betonte. Um ihren Hals lag ein Metallkragen, der allerdings nicht mehr meinen Namen trug. Ich sah, wie ihr der Rock lose über die Hüften fiel, und sah die süßen Rundungen ihrer Bluse. Alyenas Herr hatte ihr keine Unterkleidung gegeben. Was sollte eine Sklavin damit? Erschrocken sah sie mich an. Ihre blauen Augen leuchteten, ihr Haar fiel in schimmernden Wellen herab.
»Wie ich sehe, trägst du jetzt Ohrringe«, sagte ich. »Ohrringe gelten auf Gor als das Zeichen äußerster Erniedrigung einer Frau.«
Sie lachte. »Ich tue, was mein Herr mir befiehlt.«
»Ich verstehe«, sagte ich.
»Ich bin sein Besitz, seine Sklavin.«
»Und was hältst du davon?
Sie sah mich an. »Ich mag es.«
»Bereite mir Tee«, sagte ich.
Sie raffte den Rock und ging zu einem Zelt. In der Ferne machte ich einen fast unsichtbaren Staubschleier aus. Die Räuber kehrten zurück. Ich folgte Alyena und setzte mich mit untergeschlagenen Beinen auf eine Matte in der Nähe des Zelteingangs. Dann streifte ich die Kapuze meines Burnus zurück. Es war heiß. In der Tahari weht ein ständiger heißer Wind.
»Als ich dich erblickte«, sagte das Mädchen und nahm Tee aus einer winzigen Dose, »dachte ich, du wolltest mich entführen. Aber wenn das deine Absicht wäre, hättest du sie vermutlich längst in die Tat umgesetzt, nicht wahr?«
Im Inneren des Zelts hatte sie die braune Kapuzenjacke ausgezogen. Als sie sich nun bückte, bewegten sich ihre Brüste aufregend unter dem billigen Reptuch der blaugelben Bluse.
»Vielleicht nicht«, sagte ich.
Die Hand mit der metallenen Teedose zitterte leicht. Ihr Blick umwölkte sich.
»Hast du viel Arbeit hier?« fragte ich.
»O ja!« Sie lachte. »Von früh bis spät gibt es zu tun. Ich muß Kleinholz und Kaiiladung sammeln und Feuer machen; ich muß kochen und Pfannen und Schalen säubern; ich muß die Matten ausschütteln und den Sand aus den Zelten kehren, ich muß Kleidung waschen, Stiefel und Lederteile polieren, ich muß flicken und nähen und weben. Ich mache Seile, gerbe Leder, stampfe Korn, hüte die Kaiila, und zweimal am Tag melke ich die weiblichen Tiere. Ich habe viel Arbeit!« Ihre Augen funkelten. »Ich arbeite für zehn Frauen. Ich bin die einzige Frau im Lager. Sämtliche unwichtigen, leichten, trivialen Arbeiten werden mir übertragen für die Männer ist so etwas ja eine Beleidigung ihrer Körperkräfte.« Sie blickte auf. »Auch du hast mich deinen Tee machen lassen.«
»Ist er fertig?« fragte ich und blickte auf den winzigen Kupferkessel. Ein winziges Feuer aus Kaiiladung brannte unter dem Gestell. Ein kleines, schweres Glas stand auf einem flachen Kasten in der Nähe. Bazi-Tee wird normalerweise aus solchen kleinen Gläsern getrunken. Unauffällig blickte ich zum Horizont. Die Staubwolke war schon näher gekommen. An einem Pfosten neben dem Zelteingang hing ein Wasserbeutel.
»Und nachts ?« fragte ich das Mädchen. »Darfst du dich nachts von deinen Mühen ausruhen?«
Sie lachte.
»Nachts beginnt meine eigentliche Arbeit! Oh, was ich schon habe machen müssen! Dinge, von denen ich mir nie hätte träumen lassen!«
»Bist du glücklich?« fragte ich.
»Ja«, sagte sie.
»Teilen dich die Reiter unter sich auf?«
»Natürlich. Normalerweise bin ich das einzige Mädchen im Lager.«
»Gibt es von Zeit zu Zeit andere?«
»Manchmal schon. Freie Frauen, Sklavinnen, die von Karawanen erbeutet wurden.«
»Was geschieht mit ihnen?
»Sie werden zu den Oasen gebracht und verkauft«, entgegnete sie.
»Aber meine Dienste als Sklavin beschränken sich nicht auf die Nacht. Er nimmt mich oft, meist mehrmals hintereinander. Manchmal überkommt ihn das Bedürfnis auch tagsüber, und er ruft mich, schweißüberströmt wie ich bin, von der Arbeit zu sich, und ich muß ihm dienen. Er legt sich hin, und ich muß mich auf ihn setzen. Manchmal wieder ist er so stürmisch, rafft mir einfach den Rock über den Kopf, schleudert mich auf die Matten und wirft sich auf mich, nimmt mich schnell und hastig und schickt mich dann wieder an die Arbeit.«
»Wirst du oft ausgepeitscht?« fragte ich.
Sie drehte sich um, zog die Bluse hoch und zeigte mir ihren Rükken.
»Nein«, sagte sie. Auf ihrem Rücken befanden sich nur schwache Peitschenmale und keine Narben. Für ihre Bestrafung war offenbar die weiche Sklavenpeitsche mit den breiten Striemen verwendet worden.
»Mein Herr ist nicht brutal«, sagte sie. »Doch er ist streng.«
»Du scheinst endlich deinen Spaß daran zu haben, von einem Manne beherrscht zu werden«, sagte ich.
»Ich bin eine Frau«, erwiderte sie und senkte den Blick. »Ich habe Gefühle in mir entdeckt, von denen ich nichts ahnte. In den Armen eines starken, unnachgiebigen Mannes habe ich entdeckt, wie herrlich, wie überwältigend meine Sexualität sein kann.«
»Du sprichst nicht mehr wie eine Frau von der Erde«, stellte ich fest.
»Ich bin ja auch eine goreanische Sklavin«, sagte sie und berührte ihre Ohrringe.
»Ich habe den Eindruck, als liege dir dein Herr am Herzen.«
»Wenn er es mir nicht verboten hätte«, sagte sie kühn, »würde ich ihm selbst den Staub von den Stiefeln lecken.«
Plötzlich sah sie sich um und entdeckte die Staubfahne. Sie erkannte, daß die Räuber zurückkehrten. In ihren Augen stand plötzlich Angst. »Du mußt fliehen!« sagte sie. »Sie töten dich vielleicht, wenn sie dich hier finden.«
»Ich bin mit meinem Tee noch nicht fertig«, sagte ich.
Unsicher stand sie auf. »Hast. . . hast du die Absicht, meinem Herrn zu schaden?«
»Ich muß etwas mit ihm besprechen«, sagte ich schlicht. Sie wich von mir zurück. Ich stellte den Tee zwischen zwei Matten in den Sand. Sie machte einen weiteren Schritt rückwärts. Ich streckte die Hand aus und griff nach einem Stück Sklavenkette, das dort lag. Alyena machte kehrt, floh mit einem Aufschrei aus dem Zelt und lief auf die Staubwolke zu. Das Kettenstück wirbelte wie eine Bola aus meiner Hand und legte sich um ihre Fußgelenke. In einem Gewirr aus Rockfalten und blondem Haar stürzte das Mädchen mit ausgestreckten Händen in den Staub. Gleich darauf kniete ich auf ihr, die rechte Hand über ihren Mund gelegt. Ich hob sie hoch und brachte sie ins Zelt zurück. Dort sah ich mich um und ergriff einige Dinge, die mir nützlich erschienen. Ich hockte mich über sie und stieß ihr ein zusammengeknülltes Halstuch tief in den Mund, das ich mit einer langen Schärpe festband. Die Schärpe diente zugleich als Augenbinde für die Gefangene. Ich drehte sie auf den Bauch. Mit einer Schnur fesselte ich ihr die Hände auf dem Rücken und mit einem zweiten Halstuch die Fußgelenke. Dann warf ich sie hinten rechts ins Zelt auf die Seite, die normalerweise für die Besitztümer der Männer reserviert ist. Schließlich kehrte ich zum Zelteingang zurück und stellte mich dort auf. Meine Kaiila war hinten angebunden.