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»Gilt das auch für den Salzmeister?« wollte Hassan wissen.

»Auch er kam vor langer Zeit nackt nach Klima«, sagte T’Zshal. »Unsere Rangordnung richtet sich nach Können und Kampfstärke. Wir, die Sklaven, haben diese Nation gebildet und verwalten sie, wie wir es für richtig halten. Wird das Salz pünktlich geliefert, stört man uns nicht. Nach innen hin sind wir völlig unabhängig.«

»Und wir?« fragte Hassan.

»Ihr«, sagte T’Zshal grinsend, »seid die wahren Sklaven, ihr seid die Sklaven von Sklaven.« Er lachte.

»Bist du verhüllt nach Klima gekommen?«

»Ja, wie wir alle, sogar der Salzmeister.«

Das war eine enttäuschende Information. Hassan hatte zweifellos mit dem Gedanken gespielt, einen Wächter oder Hüttenaufseher und vielleicht sogar T’Zshal persönlich zu überwältigen und zu zwingen, uns in die Freiheit zu führen, sofern er an Wasser herankam. Wie es sich jetzt erwies und wir hatten keinen Grund, dem Hüttenmeister zu mißtrauen , gab es in Klima keinen Mann, der den Weg in die Freiheit kannte.

Natürlich war uns bekannt, daß die Oase des Roten Felsens und die Kasbah des Salz-Ubar ungefähr nordwestlich von Klima lagen; doch wenn man die Wüstenwege nicht kennt, nützt einem eine solche Information wenig. Zu leicht wandert man an einer Oase oder sogar seinem Ziel vorbei. Die genaue Kenntnis der Wege und Wasserstellen war unerläßlich.

In Klima wußte niemand den richtigen Weg. Die Freien, die wahren Herren dieser Welt, hatten dafür gesorgt.

Um die Salzregionen zu schützen, waren die Wege nicht gekennzeichnet. Dabei handelte es sich um eine Schutzmaßnahme zu Gunsten der Salzmonopole der Tahari; die Wüste allein schien den wahren Verantwortlichen nicht zu genügen.

T’Zshal lächelte im Augenblick war er ein sehr menschlicher Sklavenmeister. »Meine Freunde, niemand kennt den Weg in die Freiheit. Solch einen Weg gibt es nicht.«

»Oh, den Weg gibt es schon«, stellte Hassan fest. »Man braucht ihn nur zu finden.«

»Viel Glück«, sagte T’Zshal. Mit der Peitsche deutete er auf die offene Tür der Hütte. »Geh«, sagte er.

»Ich möchte aber lieber bleiben im Augenblick jedenfalls«, sagte Hassan.

»Meine Hütte fühlt sich geehrt«, sagte T’Zshal und neigte den Kopf. Hassan erwiderte die Geste.

T’Zshal lächelte. »Du solltest dir allerdings klarmachen, daß wir uns gekränkt fühlen würden, wenn du uns verläßt und unsere Gastfreundschaft verschmähst. Nur wenige kehren nach Klima zurück. Doch die wenigen, die es schaffen, überleben selten die Strafgruben, und wer das schafft, muß in den offenen Gruben arbeiten.« Er hob die Peitsche und betrachtete den anmutigen Bogen des Leders. Dies war die ›Schlange‹ mit den vielen Reißzähnen - winzige Metallstücke, die man in das Leder geflochten hatte. »Klima«, fuhr T’Zshal langsam fort,

»mag euch wie ein schrecklicher Ort vorkommen. Vielleicht stimmt das sogar; ich weiß es nicht. Ich habe vergessen, wie es woanders aussieht. Und doch unterscheidet es sich wohl nicht allzusehr von der Welt auf der anderen Seite des Horizonts. In Klima - und so ist es überall auf der Welt gibt es die Leute mit der Peitsche, und die anderen, die arbeiten und leiden müssen.« Er sah uns an. »Hier«, fuhr er fort, »in dieser Hütte, schwinge ich die Peitsche.«

»Wie«, fragte ich, »wird man Hüttenmeister?«

»Töte mich«, sagte T’Zshal.

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14

Ich hielt die Leine zusammengerollt in der linken Hand; sie war am Griff des durchlöcherten Schöpfkegels befestigt, der in meiner Rechten pendelte.

Es war kühl in der Höhle, auf dem großen Floß. An jeder Ecke des Floßes schimmerte auf einem hohen Pfahl eine kleine Öllampe. Es war dunkel hier unten; das einzige Licht kam von unseren Lampen und den Lichtern der anderen Flöße. Ich vermochte, zwei Flöße zu erkennen; das eine etwa zweihundert Meter entfernt, das andere gut einen Pasang entfernt auf dem Wasser. Stellenweise vermochten wir die Decke der Höhle zu erkennen, nur wenige Fuß über unseren Köpfen; dann wieder verlor sich die Höhlung in der Dunkelheit und mochte eine Höhe von hundert oder mehr Fuß erreichen. Ich schätzte, daß wir uns etwa vierhundert Fuß unter der Goroberfläche befanden. In dem dunklen, zähflüssigen Wasser unter uns schwankte das Floß.

Ich warf den Schöpfkegel in die Dunkelheit hinaus, wobei ich das Seil mit der linken Hand auslauten ließ.

Acht weitere Männer verrichteten auf unserem Floß dieselbe Arbeit; sie warfen ebenfalls Kegel aus und wurden ›Einsammler‹ genannt. Außerdem befanden sich vier Stakenmänner und der Steuermann an Bord. Die Einsammler und die Männer an den Staken wurden periodisch ausgewechselt. Das Floß wurde durch ein Paddel am Heck gelenkt hierfür ist der Steuermann zuständig. Die Stakenmänner sorgen für die Fortbewegung. Die Stangen sind am unteren Ende beschwert und haben eine Länge von etwa zwanzig Fuß. Läßt man eine solche Stange im tiefen Wasser los, bleibt sie aufrecht stehen, und etwa ein Meter ragt noch über die Wasseroberfläche. Das Gewicht erleichtert die Aufgabe, die Stange unter Wasser zu halten. Natürlich gibt es Stellen in der Höhle, wo das Wasser tiefer ist. Hier werden Paddel eingesetzt, von denen jedes Floß vier besitzt; sie sind in der Nähe der Aufbewahrungsfässer befestigt. Allerdings läßt sich so ein Floß mit Paddelkraft nur mühsam fortbewegen. Das Floß ist etwa zwölf Fuß breit und vierundzwanzig oder fünfundzwanzig Fuß lang. Jedes Floß verfügt über einen niedrigen Rahmen, in dem sich die Aufbewahrungsgefäße befinden; etwa einen Meter hohe und vier Fuß durchmessende Fässer. Jedes Floß hat vier dieser Fässer an Bord, entweder in einem langen Rahmen in einer Reihe oder paarweise in der Mitte des Floßes angeordnet.

Ich ließ den Kegel zum Grund hinabsinken.

An den Salzdocks werden die Fässer mit Hilfe von Flaschenzügen und Gegengewichten von den Flößen gehoben; für diese Arbeit ist die jeweilige Floßbesatzung zuständig. Hängen die Aufbewahrungsgefäße in der Luft, werden sie geneigt, und der Salzschlamm wird von Hand in die weit offenen Säcke geschaufelt. Diese liegen auf niedrigen Wagen, welche sich auf Holzschienen bewegen. Die Säcke werden zu den mit Haken versehenen Liftseilen befördert, die sich in einer Art Paternoster zur Oberfläche bewegen und auf der anderen Seite zurückkehren. An der Oberfläche schuften Sklaven an Winden; sie entleeren die Säcke, die dann in die Tiefe zurückkehren. Die belastete Seite des Lifts kann nicht zurückgleiten, da die Windenmaschine an der Oberfläche so angelegt ist, daß sie sich nur in eine Richtung bewegt; jeder hochgeholte Haken dient als Sperre. Der Steuermann war mit einer Lanze bewaffnet, denn wir waren in der Höhle nicht allein.

Mit beiden Händen zog ich den Schöpfkegel durch das schwere Wasser. Mit Erstaunen hatte ich erfahren, daß es in den Salzgruben, bei denen es sich in Wirklichkeit um ein Gewirr kleiner unterirdischer Meere handelte, tierisches Leben gab. Ich hatte das nicht erwartet; immerhin gab es hier kein Sonnenlicht, womit die Photosynthese unmöglich war und eine Nahrungskette gar nicht in Gang kommen konnte; ganz abgesehen vom hohen Salzgehalt der Flüssigkeit.

Beispielsweise kann ein menschlicher Körper in diesem Wasser nicht absinken. Hier liegt auch einer der Gründe, warum die Floßstangen beschwert werden müssen als Gegengewicht zum ungewöhnlichen Auftrieb des Salzwassers. Jedenfalls irrte ich mich gründlich, was das Leben in diesen Seen anging.

»Dort«, rief ein Salzsklave.

Auch ich sah die Erscheinung. Die anderen Männer kamen auf meine Seite des Floßes, und wir verfolgten die Bewegung im Wasser. Der Steuermann senkte die Lanzenspitze und ließ sie mitwandern. Unsere Fackeln spiegelten sich flackernd auf der Wasseroberfläche; gelbliche, zuckende Reflexe.

»Dort!« sagte einer der Männer.

Lelts fühlen sich oft zu den Salzflößen hingezogen vorwiegend durch die Bewegungen der Schöpfkegel und Stangen im Wasser, Vibrationen, die sie mit farnähnlichen Kopfrezeptoren auffangen. Obwohl sie blind sind, scheint das Licht oder die Hitze unserer Lampen eine Anziehung auf sie auszuüben. Sie heben die winzigen augenlosen Köpfe aus dem Wasser, und die farnwedelähnlichen Erscheinungen an der Seite des Kopfes öffnen sich und orientieren sich nach dieser oder jener Lampe. Der Lelt ist im allgemeinen fünfzehn bis zwanzig Zentimeter lang. Sein Körper ist weiß und verfügt über lange Flossen. Das Geschöpf schwimmt langsam und elegant dahin, wobei sich die Flossen kaum bewegen. Zwischen den Lelts waren da und dort winzige Salamander zu erkennen, ebenfalls bleichhäutig und blind. Wie die Lelts verfügen sie über einen langsam arbeitenden Metabolismus, was in einer nicht gerade nahrungsreichen Umgebung sehr nützlich ist. Im Gegensatz zu den Lelts hatten die Salamander lange, spinnenähnliche Beine.