Выбрать главу

Nichts rührte sich im Wasser. Die Männer waren stumm.

T’Zshal bemerkte die Erscheinung als erster. Wir übrigen sahen den Hai erst, als er sich deutlich abzeichnete.

Das Tier war etwa vierzig Fuß entfernt, auf der Steuerbordseite. Gleich darauf verschwand es wieder.

T’Zshal ergriff die Lanze und richtete die Spitze nach unten. Er packte den Schaft mit beiden Händen.

»Weg von der Bordwand«, sagte er.

Wir traten zurück.

Ich war in Hochstimmung. Urplötzlich war meine Niedergeschlagenheit verflogen.

Der Hai schoß kaum einen Meter von der Bordwand entfernt aus dem Wasser; er stieg zehn Fuß hoch in die Luft, überragte das Floß und T’Zshal, der einen Schrei der Wut und der Freude ausstieß, in den ich einfiel. Unser Hüttenmeister rammte die Lanze tief in den mächtigen Leib, der sich in der Luft herumwarf. Zähne blitzten; sie wirkten wie Reihen von zurückgebogenen Haken, unter dem klaffenden Maul dreieckige Kiemen. Im nächsten Augenblick fiel der Alte ins Wasser zurück und entfernte sich in einem großen Bogen, die segelähnliche Rückenflosse zeichnete den Kreis nach.

»Sei gegrüßt, Alter!« rief T’Zshal. Er hielt die Lanze in der Hand; das Blut daran schimmerte dunkel und zähflüssig im Licht der Laternen. Der Alte schien uns zu belauern. Er bewegte sich kaum im Wasser, schien uns zu beobachten.

»Das hat ihm gar nicht gefallen«, sagte einer der Männer. »Du hast ihn wütend gemacht.«

Das Herz schlug mir bis in den Hals. In diesem Augenblick dachte ich nicht an meine Kameraden, die diesem Monstrum zum Opfer gefallen waren, ich dachte an das Biest als Gegner, an die Tatsache, daß wir es jagten. In diesem Augenblick fürchtete ich nur, daß er uns entwischen könnte. Doch darum brauchte ich mir keine Sorgen zu machen; schließlich hatten wir es mit dem Alten zu tun.

»Ah, mein Freund«, sagte T’Zshal. »So sehen wir uns also wieder! «

Ich wußte nicht, was er damit meinte.

»Schützt die Lampen«, sagte T’Zshal leise zu uns. »Deckt sie ab, wenn es zum Kampf kommt.«

Wenn die Lampen verlöschten und wir nicht vorher eine Fackel entzünden konnten, standen unsere Chancen schlecht.

Ich sah, daß das Wasser hinter der Schwanzflosse des Alten in Bewegung geriet. Im nächsten Augenblick verschwand sie unter der Wasseroberfläche.

»Haltet euch an den Fässern fest«, befahl T’Zshal.

Wir spürten, wie sich der mächtige Körper des Alten unter den Balken des Floßes wand. Als sich das Ungeheuer darunter krümmte, wurde es angehoben und neigte sich um ungefähr fünfundvierzig Grad. Die Männer gerieten ins Rutschen, einige verloren sogar den Halt, doch niemand stürzte ins Wasser. Viermal versuchte es der Alte mit diesem Trick, viermal versuchte er, das Floß zum Kentern zu bringen. Doch vor Verlassen des Salzdocks hatten wir die Salzfässer randvoll mit Salz gefüllt; das Floß war zu schwer. Die Lichter auf den Masten blieben unversehrt. Der Alte entfernte sich langsam und verharrte eine Zeitlang unschlüssig, fünfzig bis sechzig Fuß entfernt. Es sah aus, als beobachtete er uns.

Schließlich verschwand er erneut. Fast eine ViertelAhn lang sahen wir ihn nicht mehr.

Doch plötzlich sprang er an der Backbordseite aus dem Wasser, ein Dutzend Fuß entfernt. Wasserkaskaden ergossen sich über das Floß.

»Deckt die Fackeln ab!« rief T’Zshal. »Schützt die Lampen!« Das Licht backbord achtern verlöschte. Männer deckten die Fakkeln mit ihren Körpern. Der Alte war erneut verschwunden.

»Vielleicht hat er aufgegeben«, sagte einer der Männer.

»Vielleicht«, erwiderte T’Zshal. Die anderen lachten.

»Aii!« kreischte ein Mann. Der Alte war ganz in seiner Nähe aufgestiegen. Der Mann sprang zurück. Der Fisch drehte sich herum, der gewaltige sichelähnliche Schwanz fegte über die Bordwand dahin, erfaßte das Bein des Mannes und drückte es gegen ein Salzfaß. Das Bein brach. Doch der Alte hatte es nicht auf den Mann abgesehen; der Schwanzhieb war vielmehr gegen den Lampenmast gerichtet gewesen, der weggefegt wurde. Brennendes Öl spritzte meterweit über das Wasser.

»Bringt die Lampen in die Mitte des Floßes«, schrie T’Zshal. »Stellt euch in den Rahmen der Salzfässer!«

Einige Öllachen brannten kurze Zeit auf dem Wasser. Dann verlöschten sie. Der Mann mit dem gebrochenen Bein klammerte sich an ein Salzfaß; er äußerte keinen Laut.

»Ungeschickt, ungeschickt«, sagte T’Zshal.

Der Alte schwamm viermal um das Floß.

»Wenn du uns haben willst, mußt du uns schon holen!« rief T’Zshal über das Wasser. »Komm schon! Komm zu T’Zshal! Er wartet auf dich!«

Wieder setzte sich der Fisch in Bewegung.

»Vorsicht«, sagte ich zu T’Zshal.

Der mächtige Körper raste mit zuckendem Schwanz durch das Wasser. Unmittelbar vor der Bordkante des Floßes kam er hoch, drehte sich auf die Seite, stürzte mit aufgerissenem Maul herab, hin und her peitschend, blindlings zubeißend. T’Zshal stach mit der langen Lanze fast direkt von vorn und versuchte das Monstrum zu treffen; die Spitze riß eine lange Wunde in die Flanke des Hais, fast einen Meter lang. Die Zähne packten T’Zshals weite Hose, drehten ihn herum, wirbelten ihn durch die Luft, zerrten das Tuch von seiner Hüfte. Erneut hieb T’Zshal mit der Lanze zu, trieb sie tief in den Schwanz des Monstrums, das sich nun von unserem Floß wälzte.

»Zündet eine Fackel an!« befahl T’Zshal. »Haltet sie hoch!«

Er hob die Lanze, zum Zustoßen bereit. Am linken Bein T’Zshals sah ich eine gezackte weiße Narbe, die sich fast um das ganze Bein zog und stellenweise ziemlich breit war.

»Wir sind alte Freunde, der Alte und ich!« sagte T’Zshal. »Komm zurück!«

T’Zshal und der Alte schienen wirklich alte Freunde zu sein. Ich fragte mich, wie viele Männer T’Zshals schon von dem Hai getötet worden waren. Vermutlich nicht wenige.

T’Zshal hielt die Lanze bereit. Niemand von uns sprach. Die nun folgenden Ereignisse überraschten uns. Der Angriff kam ganz plötzlich von achtern. Plötzlich schrien einige Männer auf, Holz splitterte; der Hai tobte zwischen uns und traf die Männer, ein Schlag riß mich von den Füßen, Gestalten taumelten über Bord... Als der Spuk vorüber war, brannte nur noch eine einzige Lampe.

»Fackeln!« brüllte ich. An der Lampe wurden Fackeln entzündet. Wir sahen den Alten aus dem Wasser emporsteigen. Gut vier Meter hoch erhob sich der mächtige Körper aus dem Wasser, glitzernd von abperlendem Wasser, in den Fängen den Körper T’Zshals.

Ich sprang vom Floß, verschwand unter der Wasseroberfläche. Ehe ich mir die Gefahren meines Tuns klarmachte, hatte ich bereits die Flanke des Alten erreicht. Ähnlich wie bei den anderen Haigattungen auf Gor und auf der Erde waren die Zähne des Alten einwärts gebogen mit jedem Biß wird die Beute noch mehr festgehalten, die sich nur in Richtung zum Schlund hin lösen läßt. Kurz der Alte konnte seine Beute gar nicht loslassen, selbst wenn er gewollt hätte.

Ich packte die rechte Brustflosse des Ungeheuers. Der Hai tauchte in die Tiefe und rieb sich im Herumdrehen am Salz des Höhlenbodens. Doch ich klammerte mich fest. Ich bewegte eine Hand auf das Maul zu. Das Maul war geöffnet und hielt T’Zshal fest. Ich vermochte nicht hineinzugreifen. Im nächsten Augenblick fegte das Ungeheuer wieder nach oben. Mich an der Flosse festklammernd, wurde ich zusammen mit dem Wesen in die Luft geschleudert. In meinen Augen und meiner Nase brannte das Salz; ich vermochte kaum etwas zu erkennen. Ich hatte einen vagen Eindruck von den Fackeln des Floßes auf dem Wasser, ich hörte die Schreie von Männern, doch schon stürzte der Fisch mit mir peitschend ins Wasser zurück. Gleichzeitig ließ sich der Hai herumrollen und hob mich erneut in die Luft. Ich schüttelte den Kopf, ließ die Flosse los und stürzte mich auf das Maul, das von T’Zshals Körper offengehalten wurde. Mein Arm drang in die Mundöffnung ein. Der Fisch drehte sich erneut. Ich mußte nachfassen und packte T’Zshals Körper. Ich vermochte, die Finger um T’Zshals Dolchgriff zu legen. Im nächsten Augenblick hatte ich die Waffe herausgezogen. Von neuem sprang der Fisch aus dem Wasser, und ich bohrte die Klinge mit wilden Hieben immer wieder in das Kiemengewebe unterhalb des Kiefers. Ich wußte nicht, wie viele Herzen so ein Tier besaß oder wo sie zu finden waren; hier war mit meinem Dolch also nichts auszurichten. Aber das Kiemengewebe ist äußerst empfindlich.