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Wie rasend bewegte sich der mächtige Fisch hin und her; das Maul öffnete sich immer weiter, versuchte, das Opfer loszuwerden, doch die Zähne gaben es nicht frei. Daraufhin versuchte der Hai, den Körper T’Zshals durchzubeißen, doch seine Beute war festgekeilt, und das Ungeheuer vermochte keine rechte Kraft mehr aufzubringen. Langsam ließ das Zucken nach. Der Alte lebte noch, als ich von ihm fortgezogen wurde, als Hassan und ein anderer Mann mich aufs Floß zurückholten. Ich vermochte den Dolch nicht loszulassen. Hassan mußte gewaltsam meine Finger öffnen, die den Griff umklammert hielten. Ich lag auf dem Rücken in der Mitte des Floßes. In meiner Nähe lag T’Zshal ausgestreckt. Auf Händen und Knien kroch ich zu ihm.

»Du hast dich von dem Alten erwischen lassen«, sagte ich zu ihm.

»Ich habe mich etwas ungeschickt angestellt«, erwiderte er lächelnd. An verschiedenen Stellen hing ihm das Fleisch in Fetzen vom Leib. Ich versuchte die Wunden zusammenzudrücken.

»Was ist mit dem Alten?« fragte T’Zshal.

»Er ist tot«; erwiderte ich.

Der mächtige Körper trieb mit dem fahlen Bauch nach oben im Wasser. Er war länger als das Floß.

»Gut«, sagte T’Zshal und schloß die Augen.

»Sucht mir die Lanze«, sagte ich. »Löst den Lederriemen vom Schaft. Außerdem brauche ich den Dolch.«

»Der ist nicht zu retten«, sagte Hassan. »Die Balken unter dem Körper des Hüttenmeisters waren feucht von Blut. Ich sah die Wunden im unruhigen Fackellicht über und hinter mir. An meinen Händen klebten Blut und Salz. Ich drückte das aufgerissene Fleisch zusammen, wo ich konnte.

»Ich hatte nicht gedacht, daß ein Mann so viel Blut besitzt«, sagte einer der Männer hinter mir.

»Hilf mir, Hassan«, sagte ich.

»Sei gnädig«, sagte Hassan. »Töte ihn.«

»Hilf mir.«

»Die Sache ist hoffnungslos«, sagte er.

»Wir haben Salz geteilt«, erinnerte ich ihn.

»Ich helfe dir«, sagte Hassan.

Ich benutzte den Dolch als eine Art Nadel und stach damit durch das Fleisch, verwendete die Lederstreifen von der Lanze als Fäden, während Hassan die klaffenden Wunden hielt so nähte ich das zerrissene blutige Fleisch vor mir wieder zusammen.

Einmal öffnete T’Zshal die Augen. »Laß mich sterben«, sagte er.

»Ich dachte, du hast einmal den Marsch nach Klima geschafft«, sagte ich.

»Aber ja!« erwiderte T’Zshal.

»Dann marschiere von neuem nach Klima«, sagte ich.

Der Hüttenmeister ballte die Fäuste. Kurz darauf schlief er ein.

»Ich«, sagte Hassan zu mir, »hätte dich nie in die Kaste der Lederarbeiter aufgenommen.«

Wir lachten. T’Zshal schlief.

»Was ist mit dem Alten?« fragte einer der Männer.

»Laß ihn treiben«, erwiderte ich. Die Lelts hatten sich noch nicht an den toten Körper des Alten herangewagt. Nach einiger Zeit würde der Hunger sie nähertreiben, würde sie an der gewaltigen Masse herumnagen lassen, woraufhin dann das große Festmahl beginnen konnte.

»Zurück zu den Salzdocks«, sagte ich.

Die Männer griffen nach ihren Stangen. Das große Floß drehte sich und nahm langsam Fahrt auf.

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16

»Was möchtest du dafür haben, daß du mir das Leben gerettet hast?«

fragte T’Zshal.

»Wie kommt es«, wollte ich wissen, »daß dieses Gespräch in der Unterkunft des Salzmeisters stattfindet?«

Ich stand auf kühlen blaugelben Kacheln, in einem gewölbten Raum in der Unterkunft des Salzmeisters. Ich stand vor einer mit Laken verhüllten Couch, auf der T’Zshal lag. Wächter umringten uns. Neben mir stand Hassan.

»Ich bin der Sklavenmeister«, sagte T’Zshal. Angehörige der Kaste der Ärzte, die in Klima ebenfalls nur Sklaven waren, hielten sich in T’Zshals Nähe auf. »Wie lautet dein Wunsch?«

»Ich möchte meine Freiheit«, sagte ich. »Und Wasser.« Ich musterte T’Zshal. Er lag mit nacktem Oberkörper auf der Couch und gab sich keine Mühe, die entsetzlichen Wunden zu verhüllen, die ihn entstellten.

»Es gibt in Klima keine Kaiila«, sagte T’Zshal.

»Das ist mir bekannt.«

»Du willst zu Fuß durch die Wüste?«

»Ich habe woanders etwas Dringendes vor.«

»Du hast mir das Leben gerettet«, sagte T’Zshal. »Und als Gegenleistung forderst du nichts weiter als deinen Tod?«

»Nein«, sagte ich. »Ich bitte dich um meine Freiheit und um Wasser.«

»Du kennst die Wüste nicht.«

»Ich werde ihn begleiten«, sagte Hassan. »Auch ich bitte um Freiheit und Wasser. Auch ich habe Aufgaben außerhalb Klimas.«

»Du kennst die Wüste«, sagte er.

»Die Wüste ist meine Mutter und mein Vater«, sagte Hassan ein Sprichwort der Tahari.

»Und doch möchtest du Klima zu Fuß verlassen?«

»Verschaffe mir Kaiila«, sagte Hassan. »Ich werde dein Angebot nicht ablehnen.«

»Ich könnte euch beiden in Klima einen hohen Posten verschaffen«, sagte T’Zshal.

»Aber wir haben anderes zu tun«, sagte ich.

»Das ist euer letztes Wort?«

»Ja«, sagte ich.

»Ganz recht«, fiel Hassan ein.

»Also gut«, sagte T’Zshal. »Pflockt sie in der Sonne an.«

»Sleen!« fauchte Hassan.

Wächter packten uns von hinten.

Ich zerrte an dem Pflock, der mein rechtes Handgelenk festhielt.

»Beweg dich nicht«, sagte der Wächter. Ich spürte seine Lanzenspitze an der Kehle.

Er zog sich unter den Baldachin zurück, der ihm Schatten spendete. Er und ein Gefährte waren reichlich mit Wasser versorgt. Die beiden hatten ein Zarbrett zwischen sich auf der Salzkruste stehen, ein Spiel, das eine gewisse Ähnlichkeit mit Kaissa hat.

»Hassan«, sagte ich.

»Lieg still«, sagte ein Wächter. »Spar dir den Atem. Versuch zu überleben.«

Ich schwieg.

»Ah!« rief einer der Wächter. Er hatte einen Zug gemacht, der ihm gefiel.

Ich hielt die Lider geschlossen, damit mir die Sonne nicht das Augenlicht raubte.

Mir war kalt.

Ich bewegte den Pflock, an den ich gefesselt war, um einen Viertelzoll.

»Hassan?« fragte ich. »Lebst du noch?«

»Ja«, antwortete er aus der Nähe.

Man hatte uns auf der Salzkruste festgepflockt.

Die Sonne war untergegangen.

Unter der Taharisonne halten es manche Männer nur vier Stunden lang aus - auch Männer, die den Marsch nach Klima geschafft hatten. Ganz in der Nähe hatte Wasser gestanden, doch wir hatten nichts davon bekommen. Unsere einzige Gesellschaft waren die Pflöcke. Dabei bewegte man sich so wenig wie möglich, denn man darf nicht schwitzen. Außerdem beschirmt man mit dem eigenen Körper die Fläche, auf der man liegt. Die Oberflächentemperatur kann am Spätnachmittag bis auf achtzig Grad ansteigen.

Aber jetzt war es kalt. Über der Tahari war die Nacht angebrochen. Ich sah die Sterne und die drei Monde.

Die beiden Wächter waren verschwunden.

»Morgen um die Mittagsstunde leben wir nicht mehr«, sagte Hassan. Von neuem bewegte ich den Pflock mit meinem rechten Handgelenk. Langsam, Stück um Stück, zog ich ihn aus der Kruste.

Hassan hatte mir das Gesicht zugewendet.

»Sei still«, sagte ich.

Mit dem herausgezogenen Pflock in der rechten Hand ließ ich mich nach links rollen und beschäftigte mich mit der Salzkruste an meiner linken Hand. Ich hackte darauf herum, lockerte die Masse und vermochte nach einiger Zeit die Hand freizuziehen. Mit den Zähnen und der rechten Hand lockerte ich schließlich die Fesseln des linken Pflocks und machte anschließend auch meine Beine frei.