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Wie ich schon vermutet hatte, bestand eine Verbindung zwischen dem Schiff und den nächsten Agenten der Kurii, den Männern Abduls, des Salz-Ubar, der mir als Ibn Saran bekannt war. Nahrungsmittel und Wasser mußten mit Kaiila gebracht werden. Vermutlich gab es eine regelmäßige Versorgungsvereinbarung mit den Kuriiagenten ein Programm, das auf Wochen im voraus feststehen mußte, auch für die Zeit nach dem Augenblick der Vernichtung Gors, um die menschlichen Agenten der Kurii nicht mißtrauisch zu machen. Die beiden Männer, die sich jetzt dem Schiff näherten und vier Packkaiila an den Leinen führten, hatten also keine Ahnung. Für sie war dies eine ganz normale Lieferung. Ich war zufrieden. Zuerst hatte ich mit dem Gedanken gespielt, die Wüste zu Fuß zu verlassen. Es gab im Schiff ausreichend Vorräte und Wasser. Ich hätte mir für die benötigten Sachen eine flache Rutsche bauen können, die leicht durch die Wüste zu ziehen war. Doch dann hatte ich mich dagegen entscheiden. Ich kannte die Entfernungen und die genauen Routen nicht. Ohne Kaiila kam ich nicht weit.

Möglich, daß eine Art Signal gegeben werden mußte, wenn sich die Männer dem Schiff näherten. Ich mußte mir also etwas ausdenken, um zu verhindern, daß sie sich vorzeitig wieder absetzten. Ich warf die Schutzplane auf der anderen Seite des Schiffes hinab, ließ die Stahlflasche mit Wasser nachfolgen und hangelte hinunter. Ich trank noch einen tiefen Schluck aus der Flasche und warf sie fort. Dann marschierte ich in die Wüste hinaus.

»Wasser!« flehte ich. »Wasser!«

Hundert Meter vor mir zügelten die Reiter ihre Kaiila. Ich näherte mich nicht aus der Richtung des Schiffes.

»Wasser!« rief ich und taumelte auf die Männer zu.

Sie ließen mich näher kommen; dabei tauschten sie erstaunte Blicke. Ich stürzte, rappelte mich mühsam wieder auf. Ich tat, als hätte ich Schmerzen, als wäre ich dem Ende nahe.

Wieder stürzte ich in den Sand. Und lächelte verstohlen vor mich hin, denn ich kannte diese Männer. Sie waren wirklich Agenten der Kurii, Helfer Ibn Sarans, des Salz-Ubars. Sie hatten zu den grausamen Bestien gehört, die unseren Marsch nach Klima begleiteten.

»Hoch mit dir!« rief einer der Männer. Er war gut vierzig Meter entfernt. Ich tat, als kämpfte ich mich empor. Verständnislos starrte ich in die Runde.

Der Mann, der Baroum hieß, der geschicktere der beiden, wollte den ersten Angriff reiten.

»Wasser!« rief ich. »Bitte, Wasser!«

Er war Rechtshänder. Er würde also zu meiner Rechten vorbeigaloppieren. Ich konzentrierte mich auf die Lanze. Sie war schmal und etwa acht goreanische Fuß lang; ihr Schmuck bestand aus roten und gelben Stoffstreifen; die Spitze war lang und scharf. Ich hatte meinen Standort mit Bedacht gewählt. Der Sand zwischen uns war glatt. Er sollte ruhig zielen können. Vermutlich hatte er es auf eins meiner Augen abgesehen vielleicht auf mein rechtes Ohr.

Der Mann war völlig ahnungslos; er konzentrierte sich voll auf sein Ziel. Er hielt mich für einen Sklaven, an dem er seine Geschicklichkeit mit der Waffe ausprobieren wollte.

Ich trat zur Seite, fuhr herum und packte mit beiden Händen den Lanzenschaft etwa einen Meter hinter der Spitze. Der Reiter stieß einen Schrei aus, als er aus dem Sattel gerissen wurde und sich im Sand überschlug; die Kaiila raste weiter. Ich hob die Waffe. Als sich der Mann auf den Rücken rollen ließ und mich entsetzt ansah, stieß ich ihm die Spitze ins Herz, zerrte die Lanze wieder heraus und wirbelte herum. Doch der andere Mann hatte mich nicht angegriffen; er hatte seine Chance verpaßt.

Ich bedeutete ihm, mich anzugreifen.

Doch er rührte sich nicht von der Stelle.

Langsam, herausfordernd, drehte ich ihm den Rücken zu und machte mich daran, die reiterlose Kaiila einzufangen. Wäre er nun doch noch losgeprescht, hätte ich ihn hören müssen.

Ich ergriff die Zügel des Tiers. Die Packkaiila standen unbeaufsichtigt in der Nähe des anderen Mannes.

Ich stellte einen Fuß in den Steigbügel und schwang mich in den Sattel. Der andere Reiter zog seine Kaiila herum und ergriff die Flucht, ohne sich um die Packkaiila zu kümmern.

Ich ritt zu den beladenen Tieren und brachte sie an mich. Es würde mir keine Mühe machen, der Spur des anderen zu folgen; dazu hatte ich viel Zeit, und er zu wenig Wasser. Dem toten Reiter nahm ich ab, was ich brauchte - Kleidung, Waffen, Stiefel. Anschließend kehrte ich zum Schiff zurück und ergänzte dort meine Vorräte.

Der fliehende Mann würde mich aus der Wüste führen.

21

Ich hörte die Kriegstrommeln dröhnen.

»Für wen reitest du?« fragte der Mann.

»Für die Kavars«, erwiderte ich. Ich trieb meine Kaiila an, die vier Packtiere und einen dahinstolpernden Gefangenen hinter sich herzog; seine Füße waren blutig, seine Beine staubbedeckt. Vier Tage lang war ich seiner Spur gefolgt, ehe ich ihn entkräftet im Sand fand. Ich hatte ihn gefesselt und mit Wasser und Salz ins Leben zurückgeholt. Danach hatte er sich nur zu gern bereiterklärt, mich zu dem Ort zu führen, wo die große Schlacht zwischen den Kavars und den Aretai stattfinden sollte. Dieses Ziel hatten wir jetzt erreicht. Es war ein großartiger Anblick. Auf der Ebene unter uns bewegten sich ungefähr zehntausend Reiter. Ihre Reihen erstreckten sich viele Pasang weit. Ich sah zahlreiche Wimpel und Standarten. Etwa vierhundert Meter lagen zwischen den beiden Armeen. Lanzen funkelten im grellen Sonnenlicht. Hinter jeder Formation erhoben sich Hunderte von Zelten in verschiedenen Farben.

Mein Kriegerblut geriet in Wallung.

»Bist du ein Kavar, der spät zu seiner Truppe stößt?« fragte der Mann weiter.

»Nein.«

»Welchem Vasallenstamm gehörst du an?« wollte er wissen.

»Keinem Vasallenstamm«, erwiderte ich. »Doch ich möchte mit den Kavars reiten.«

»Willkommen«, sagte der Mann erfreut und hob seine Lanze. Die Männer hinter ihm taten es ihm nach. »Sieht aus, als stünde uns ein großartiger Kampf bevor.«

Ich stellte mich in den Steigbügeln auf. Die Kavars nahmen die Mitte ein. An der linken Flanke befanden sich die Ta’Kara und die Bakahs. Rechts die Char und die Kashani.

»Unter welchem Namen bist du bekannt?« fragte der Mann.

»Hakim aus Tor.«

»Wolltest du mit deinen Packkaiila in den Kampf reiten?«

»Ich glaube nicht. Ich vertraue sie euch an.«

Der Mann gab einem seiner Begleiter ein Zeichen, der sich daran machte, meine Tiere im großen Bogen hinter die Linien zu führen. Meinen Sklaven gab ich ihm mit.

Rechts von mir erstreckten sich die Formationen der Aretai, die natürlich die Mitte einnahmen; ihre rechte Flanke wurde von den Luraz und den Tashid gehalten. Links hatten sich die Raviri und vier kleinere Stämme aufgebaut, die Ti, die Zevar, die Arani und die Tajuks. Die Tajuks sind eigentlich kein Vasallenstamm der Aretai, reiten aber dennoch für diesen Stamm. Vor über zweihundert Jahren war ein herumirrender Tajuk von Aretaireitern aus der Wüste gerettet worden, die ihn gut behandelt und ihm Wasser und eine Kaiila gegeben hatten. Der Mann war anschließend zu seinem Stamm zurückgekehrt. Seither waren die Tajuks in Kriegzeiten stets zu den Fahnen der Aretai geeilt, obwohl sie dazu in keiner Weise verpflichtet waren.

Ich sah, daß es auf der linken Flanke der Aretai Probleme gab. Die Reiter der Tajuks versuchten ihre übliche Stellung zwischen den Zevar und den Aretai einzunehmen; sie waren es gewöhnt, hier die erste Linie zu halten. Doch heute schienen die Zevar und Arani auf das Terrain der Tajuks geraten zu sein; vielleicht waren die Tajuks auch nur zu spät gekommen. Jedenfalls herrschte zwischen den Tajuks und den anderen Stämmen eine gewisse Unruhe.

Natürlich ging es nicht an, daß auf der Seite der Aretai Auseinandersetzungen ausgefochten wurden. Doch schon sah ich Reiter, die aus der Mittelposition der Aretai zur linken Flanke galoppierten; sie schienen einen Kampf unter Verbündeten nicht für unmöglich zu halten. Die heißblütigen Tajuks waren zum Kämpfen hier; auf Befehl ihres Anführers würden sie sich auch gegen die Zevar oder die Arani wenden. Die Zajuks waren empfindlich, stolz und arrogant. Wenn sie gekränkt waren und es nicht für ehrenvoll hielten, die Verbündeten der Aretai anzugreifen, mochten sie einfach abziehen und in ihr eigenes Gebiet zurückkehren, das immerhin tausend Pasang entfernt war. Es war auch nicht ausgeschlossen, daß sie zur Unterstreichung ihres Unwillens zu den Kavars überwechselten, was natürlich voraussetzte, daß sie auf der linken Flanke der Kavars eine entsprechend wichtige Rolle spielen durften. Ich respektierte die Tajuks, doch ich kann nicht behaupten, daß ich ihr Verhalten begriff. Einer der Reiter der Aretai, der auf die linke Flanke ritt, war im Sattel angebunden. Er krümmte sich vor Schmerzen. Ich erkannte ihn sofort und freute mich über diese Entdeckung. Suleiman, Pascha der Neun Brunnen, Herr über tausend Lanzen, war am Leben! Er hatte sich von seiner Couch erhoben, auf die ihn Hamid mit seinem heimtückischen Anschlag geworfen hatte, und wollte nun in den Kampf ziehen, obwohl seine Stichwunde noch nicht ganz verheilt war. Neben ihm ritt Shakar, der Hauptmann der Aretai.