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Mein Erster Offizier hat mit einem Scheinwerfer hineingeleuchtet, doch das Licht reichte nur wenige Schritte weit und offenbarte uns nichts Neues. Das ungute Gefühl, daß es besser wäre, sich dem Objekt nicht weiter zu nähern, plagt uns noch immer alle. « »Er hätte besser darauf gehört«, sagte Juan leise. »Dann wären er und seine Männer jetzt vielleicht noch am Leben. «

»Sie sind dann reingegangen, nicht wahr?« murmelte Chris.

Trautman nickte. »Ja, später. Hier: Gegen meine innere Überzeugung, aber eingedenk meines Auftrages und meiner Pflicht als Kapitän der Kaiserlichen Kriegsmarine, habe ich den Maat beauftragt, das Innere des Objektes zu erkunden. Dem Mann schien dabei nicht so wohl zu sein, und im nachhinein mache auch ich mir schwere Vorwürfe, denn ich bezweifle, daß er noch am Leben ist. Bewaffnet mit einem gutenGewehr und einer starken Lampe trat er durch die Öffnung und entschwand nach einigen Schritten aus unserem Sichtfeld. Wir konnten ihn noch eine Weile hören, dann brach das Geräusch seiner Schritte ab, und seither haben wir nichts mehr von ihm gesehen oder gehört. Unsere Rufe und einige Steine, die wirgegen den Rumpf und in die Öffnung warfen, um die Aufmerksamkeit des Matrosen zu erregen, blieben ohne Antwort.

Der Erste Offizier schlug vor, einen zweiten Mann hinterher zu schicken oder diese Aufgabe auch selbst zu übernehmen, aber ich habe mich dagegen entschieden. Wir gehören nicht zur kämpfenden Truppe, und meine Männer, für deren Leben ich die Verantwortung trage, sind keine Soldaten, sondern einfache Matrosen, die sich freiwillig für diesen Auftrag im Dienste des Kaiserreiches gemeldet haben. Ich habe nicht das Recht, ihre Gesundheit oder gar ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Nach eingehender Beratung mit meinem Ersten Offizier habe ich entschieden, die Insel zu verlassen und so rasch wie möglich Kontakt mit einem Offizier der Kriegsmarine aufzunehmen. Wir werden mit der ersten Flut auslaufen.

Mein Erster Offizier und ein weiteres Besatzungsmitglied haben sich freiwillig anerboten, auf der Insel zurückzubleiben und das Objekt zu bewachen. Ich habe diesem Vorschlag zugestimmt, den beiden jedoch strengstens verboten, sich dem Schiff weiter als bis auf zehn Meter zu nähern oder es gar zu betreten. Trautman schlug das Buch zu. »Damit enden die Logbuchaufzeichnungen. Jedenfalls der Teil, der die Insel und das fremde Schiff betrifft. Sie sind wenige Stunden später ausgelaufen und haben Kurs nach Westen gesetzt. Ich vermute, daß der Kapitän Panama oder vielleicht auch Mexiko erreichen wollte, um dort mit einem Abgesandten des Deutschen Kaiserreiches zusammenzutreffen. «

»Und dann ist das Schiff genau an dieser Stelle gesunken?« fragte Juan zweifelnd. »Fast auf den Meter genau dort, wo es mit dem Sternenschiff zusammengestoßen ist?« Er schüttelte heftig den Kopf. »Das ist doch kein Zufall!«

»Nein«, bestätigte Trautman. »Natürlich nicht. Jedenfalls nicht ausschließlich. Sie sind auf ihrem eigenen Kurs zurückgefahren. Wie ich gewissen Andeutungen aus dem Logbuch entnehme, in der Hoffnung, etwas über die Herkunft des fremden Objektes zu erfahren. Aber das ist im Moment nicht mehr wichtig. Was zählt, ist, daß wir nun die Position des Schiffes kennen. Jedenfalls den Ort, an dem es vor ein paar Tagen noch war. Wir müssen unbedingt dorthin. « »Sie haben die Insel auf der Karte gefunden«, vermutete Juan.

Trautman nickte düster. »Das ist es ja, was mir Sorgen bereitet«, sagte er. »Es ist eine kleine Inselgruppe abseits der bekannten Schiffahrtslinien, aber nicht so weit abseits, wie gut wäre. Wir sind schon beinahe in der Karibik. Jamaika, Haiti, Kuba... All diese Inseln werden von zahlreichen Schiffen angefahren, und sie alle sind nicht sehr weit entfernt. Die Gefahr, daß das fremde Schiff von einem weiteren Kapitän entdeckt wird, ist sehr groß. «

»Das muß auf jeden Fall verhindert werden«, sagte Ben entschlossen. »Unvorstellbar, wenn dieses Schiff den Deutschen in die Hände fiele!«

»Es wäre unvorstellbar, wenn es in die Hände irgendeiner Macht auf dieser Welt fiele«, sagte Trautman in scharfem Ton. »Wir müssen es finden und irgendwie unschädlich machen. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie. Und ich will euch nichts vormachen: Unsere Aussichten, das Geheimnis dieses fremden Schiffes zu lüften, sind nicht besonders groß. Ihr alle habt gesehen, was mit Tieren und Menschen geschieht, die ihm zu nahe kommen. Sich ihm zu nähern ist lebensgefährlich. Deshalb habe ich auch noch nicht Kurs auf die Position gesetzt, die ich aus dem Logbuch erfahren habe, sondern euch hier zusammengerufen, damit wir darüber abstimmen können. «

»Was gibt es da abzustimmen?« fragte Ben. »Das Ding muß weg. So oder so. «

»Wenn das deine Meinung ist, dann ist es ja gut«, sagte Trautman, »aber ich will auch die der anderen hören. Die NAUTILUS wird sich dieser Insel nicht nähern, wenn auch nur einer an Bord nicht hundertprozentig damit einverstanden ist. In diesem Punkt stimme ich völlig mit dem Kapitän des Frachters überein: Ich habe nicht das Recht, eure Gesundheit oder gar eure Leben aufs Spiel zu setzen. « Trautman sah aufmerksam in die Runde. Wie erwartet, nickte Singh sofort und nach einem kurzen Zögern auch Chris. Mike, Juan und Serena antworteten nicht gleich.

»Angenommen, wir entscheiden uns jetzt dafür«, sagte Juan nach einiger Zeit. »Was werden wir dann tun?« »Mit Sicherheit nicht das gleiche wie der Kapitän oder dieser arme Bursche, den er ins Innere des Schiffes geschickt hat«, antwortete Trautman. »Ich bin dafür, kein Risiko einzugehen und das Schiff zu zerstören. Ich weiß nicht, ob es uns gelingt, aber es ist nicht sehr groß. Zwei oder drei Torpedos sollten ausreichen, es in die Luft zu jagen. «

»Zerstören?« fragte Serena. Sie klang beinahe erschrocken. »Aber... warum denn?« »Was für eine blöde Frage«, sagte Ben. Trautman jedoch fuhr in sanftem, sehr verständnisvollem Ton fort: »Weil es eine gewaltige Gefahr darstellt. Sich ihm nur zu nähern bedeutet den Tod, und keiner von uns weiß, welche Gefahren und Geheimnisse noch in seinem Inneren lauern. Es hat seine Aufgabe erfüllt; die Sternenwesen, die in den Laderäumen der TITANIC waren, sind nach Hause zurückgekehrt. Ich nehme an, daß auch dieses Schiff nach Hause zurückkehren wollte, es aber nicht mehr konnte. Wir müssen es zerstören. Also... Juan - Mike?«

Mike nickte und schließlich auch Juan, dem man deutlich seinen Widerwillen ansah. Nur Serena schwieg. »Wir werden es nicht tun, wenn du dagegen bist«, sagte Trautman.

Mike lauschte vergeblich auf einen Unterton von Vorwurf oder Zorn in seiner Stimme. Er hörte nichts dergleichen. Was er sagte, war ehrlich gemeint. Serena wand sich, als bereite es ihr körperliches Unbehagen, antworten zu müssen. »Ich... habe hier nichts zu bestimmen«, sagte sie schließlich. »Ich gehöre nicht -« »Papperlapapp«, unterbrach sie Trautman zornig. »Du bist ein vollwertiges Mitglied der Besatzung, und deine Stimme zählt ebenso wie die aller anderen. Die Entscheidung wird einstimmig getroffen oder gar nicht. «

Serena überlegte schweigend, und Mike konnte deutlich sehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. Ihre Hände bewegten sich unbewußt, und sie zog die Unterlippe zwischen die Zähne und begann darauf herumzukauen. Sie wirkte sehr erschrocken und sehr unsicher. Und als sie schließlich mit einem wortlosen Nicken antwortete, da war Mike nicht der einzige, der ganz genau spürte, daß dies nicht das war, was sie im Grunde ihres Herzens wollte.

Die NAUTILUS nahm Kurs auf die bezeichnete Position. Sie war ein gutes Stück entfernt. Obwohl sie mit Höchstgeschwindigkeit liefen, würden sie den Rest des Tages und auch noch die gesamte darauffolgende Nacht brauchen, um die kleine Inselgruppe zu erreichen, so daß sich alle in ihre Kabinen zurückzogen, um die verbleibende Zeit zu nutzen und sich noch einmal gründlich auszuschlafen und Kraft zu schöpfen. Mike fühlte sich einsam. Vielleicht zum ersten Mal in all den Jahren, die er