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»Unmöglich!« fügte Juan hinzu, und Chris stammelte: »Aber... aber wer sollte denn... « »Zeig mir dein Kleid, Serena«, verlangte Trautman. Das Mädchen reagierte auch jetzt nicht auf seine Worte, und Trautman wiederholte seine Aufforderung auch kein zweites Mal, sondern ergriff sie an den Schultern und drehte sie fast gewaltsam herum. Serena wehrte sich nicht. Mike hatte das Gefühl, daß sie gar nicht richtig mitbekam, was mit ihr geschah. Trautman ließ sich vor ihr in die Hocke sinken und musterteaufmerksam das weiße Kleid, das sie trug. Der große Ölfleck, der den weißen Stoff verunzierte, war deutlich zu erkennen. »Aber was... « murmelte Chris.

Trautman brachte ihn mit einer Handbewegung zum Verstummen und öffnete die linke Faust. Was er darin verborgen hatte, das entpuppte sich als ölverschmierter weißer Stoffetzen. Trautman zog die Falten von Serenas Kleid auseinander, und Mike sah überrascht, daß ein genau gleich großes Stück aus dem Saum von Serenas Kleid fehlte.

»Ich habe dieses Stück Stoff vorne im Torpedoraum gefunden«, erklärte Trautman. »Es steckte im Verschluß eines der Rohre. «

»Aber das... das kann doch gar nicht sein!« stammelte Mike. »Serena, sag, daß... daß das nicht wahr ist. « Serena schwieg. Sie hatte sich wieder halb herumgedreht und starrte den Tisch an, auf dem der versteinerte Kater lag. Sie schien Trautmans Worte gar nicht zu hören.

»Du?« murmelte Ben ungläubig. »Du hast die Torpedos sabotiert?«

»Es gibt keine andere Erklärung«, antwortete Trautman an Serenas Stelle. »Sie war es. « Er schüttelte den Kopf, ließ das Stück Stoff zu Boden fallen und stand auf. »Sie war die ganze Zeit dagegen, erinnert ihr euch? Aber ich hätte nicht gedacht, daß sie soweit geht. « »Aber warum?« murmelte Mike. »Warum hast du das getan, Serena?«

Serena antwortete auch jetzt nicht, sondern sah ihn nur aus tränenverschleierten Augen an. An ihrer Stelle sagte Ben: »Warum spielt ja jetzt wohl keine Rolle mehr. Wir hätten ihr nie trauen dürfen!«

»Sei still!« fuhr ihn Mike an. »Oder -« »Oder?« erkundigte sich Ben lauernd. »Oder was?« »Hört auf damit«, sagte Juan streng. »Das hat im Moment keinen Sinn. Wir müssen schnellstens zwei neue Torpedos bereitmachen. «

»Ich fürchte, das wird nicht gehen«, antwortete Trautman. »Wir brauchen Stunden, um die Torpedos für einen so genauen Schuß einzustellen. « Er deutete mit einer Kopfbewegung auf den Tisch. »Soviel Zeit haben wir nicht mehr. «

»Ganz davon abgesehen, daß die Männer auf der Insel jetzt gewarnt sind«, fügte Singh hinzu. »Ich fürchte«, bestätigte Trautman. »Sie würden uns erwarten, sobald wir auftauchen. « Er seufzte tief. »Uns bleibt jetzt nur noch eine Wahl. « »Welche?« fragte Ben.

Anstelle einer direkten Antwort sah Trautman auf und tauschte einen ernsten Blick mit Singh. Der Inder reagierte mit einem kaum sichtbaren Kopfnicken darauf, und Mike begriff, daß es zwischen den beiden wohl etwas gab, wovon er und die andern nichts wußten. »Was habt ihr vor?« fragte er geradeheraus. Trautman deutete auf den Kater. »Ihr könnt alle selbst sehen, was passiert, wenn man sich dieser Höllenmaschine auch nur nähert. Und ihr habt gehört, was Mike und Singh berichtet haben. Dieses Ding kann zu einer Gefahr für die gesamte Welt werden, wenn es in falsche Hände gerät. Wir müssen es vernichten. « »Und wie?« fragte Ben nervös.

Bevor Trautman antwortete konnte, erscholl vom Steuerpult her ein heller Glockenton. Trautman und Singh wandten sich gleichzeitig um, und Singh sagte: »Ich sehe nach. «

Während er zum Steuerpult ging, fuhr Trautman fort: »Es gibt noch eine Möglichkeit. Aber sie ist... nicht ganz ungefährlich. «

»Und wie gefährlich ist nicht ganz ungefährlich?« fragte Juan.

»Gefährlich genug, daß ich euch lieber von Bord hätte, wenn ich es versuche«, antwortete Trautman. »Wir werden auftauchen und euch auf der Insel absetzen. Es reicht, wenn Singh und ich allein an Bord zurückbleiben. «

Was hat er vor... ? dachte Mike. Ein ungutes Gefühl stieg in ihm auf. Aber es war Juan, der den Gedanken laut aussprach:

»Sie haben vor, ein Selbstmordunternehmen zu starten, nicht wahr? Sie wollen das Schiff rammen. Mit der NAUTILUS. «

»Aber das ist -« begann Mike.

»Die einzige Möglichkeit«, fiel ihm Trautman ins Wort. »Das würde Ihren Tod bedeuten!« protestierte Ben. »Und den Singhs. Und den Untergang der NAUTILUS!« »Das ist nicht gesagt«, erwiderte Trautman. »Die NAUTILUS ist ein gewaltiges Schiff. Selbst im Vergleich zu der Flugscheibe. Wahrscheinlich wird sie sie einfach zermalmen. Das Schlimmste, was geschehen kann, ist, daß sie anschließend auf dem Strand liegt. « Er versuchte aufmunternd zu lächeln, aber sehr überzeugend wirkte es nicht. »Macht euch keine Sorgen. « »Und wenn Sie sich irren?« keuchte Mike. »Ich meine: Wenn dieses Ding einfach... explodiert oder so was? Ihr würdet sterben! Das lasse ich nicht zu!« Trautman lächelte traurig. Er deutete abermals auf den Kater. »In spätestens zwei oder drei Stunden sind wir sowieso tot«, sagte er ernst. »Wir alle. Und vielleicht sterben nicht Tausende von unschuldigen Menschen. Es ist die einzige Wahl, glaub mir. « »Das ist alles nur deine Schuld!« sagte Ben plötzlich. Er drehte sich zu Serena herum und ballte die Fäuste. Er zitterte am ganzen Leib. »Wenn du die Torpedos nicht sabotiert hättest... !«

»Da kommt irgend etwas auf uns zu«, sagte Singh vom Kommandopult aus. Mike konnte sehen, wie alle Farbe aus seinem Gesicht wich. »Was ist los?« fragte Trautman alarmiert. »Um Gottes willen«, murmelte Singh. »Das... das ist unser eigener Torpedo! Weg hier!« Die beiden letzten Worte hatte er geschrien, und plötzlich flogen seine Hände nur so über die Tasten und Schalter auf dem Pult. Binnen einer einzigen Sekunde erwachten die Maschinen zu dröhnendem Leben, und der Boden schwankte so heftig, daß Mike um ein Haar von den Füßen gerissen worden wäre und hastig nach einem Halt griff. Astaroth rollte vom Tisch und wäre zu Boden gestürzt, hätte Serena sich nicht mit einem Schrei vorgeworfen und ihn aufgefangen. Während Mike sich mit aller Macht an der Tischplatte festklammerte, eilte Trautman mit wild rudernden Armen zum Steuerpult, um Singh zu helfen. Er hatte alle Mühe, dabei auf den Beinen zu bleiben, denn die NAUTILUS schoß in jähem Winkel schräg nach oben. Mike konnte hören, wie das Wasser an dem geschlossenen Fenster vorbeirauschte und die Maschinen schriller und schriller heulten. Das Boot mußte mittlerweile mit der Schnelligkeit eines Pfeiles durch das Wasser schießen. Bei diesem Tempo konnte es nur Augenblicke dauern, bis die NAUTILUS die Wasseroberfläche durchbrach.

»Er ist es!« brüllte Trautman, als er das Steuerpult erreicht hatte. »Unser eigener Torpedo! Der zweite, der vorbeigegangen ist! Aber wie kann das sein?!« »Sie müssen ihn fernsteuern!« antwortete Singh ebenso laut und mit deutlicher Panik in der Stimme. »Er ist zu schnell für uns! Ich kann ihn nicht abschütteln. « Die NAUTILUS hatte jetzt offensichtlich die Wasseroberfläche erreicht, brach hindurch und schien tatsächlich eine halbe Sekunde lang schwerelos in der

Luft zu hängen, ehe sie mit einem ungeheuren Krachen wieder zurückfiel. Mike, Ben, Chris, Juan und Serena stürzten hilflos übereinander, und auch Trautman wurde von den Füßen gerissen und fiel. Einzig Singh brachte das Kunststück fertig, sich nicht nur irgendwie am Steuerpult festzuhalten, sondern dabei noch weiter auf den Kontrollinstrumenten des Schiffes herumzuhämmern. Die NAUTILUS schaukelte wild hin und her, legte sich auf die rechte Seite, kippte dann ebenso jäh nach links und richtete sich schließlich träge wieder auf, während sie weiter mit Höchstgeschwindigkeit durch das Wasser schoß. Trotzdem brüllte Singh: »Er holt auf! Noch zwei Minuten! Allerhöchstens!« Mikes Gedanken rasten. Die NAUTILUS war ein gewaltiges Schiff, aber er wußte auch, wie enorm die Sprengkraft der Torpedos war, die sie auf die Flugscheibe abgeschossen hatten. Sie würde zwar nicht ausreichen, die NAUTILUS in Stücke zu reißen, aber durchaus, um ein gewaltiges Loch in ihren Rumpf zu sprengen. Selbst wenn sie die unmittelbare Explosion überstanden, würde das Schiff sinken wie ein Stein! »Raus!« befahl Trautman. »Alle raus! Hoch in den Turm. Schnell!«