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»Von der Division?«

»Von einer Daniel« sagte Zado. »Von einer Dame, die mit dem Schreiber befreundet ist. Was hältst du davon?«

Zado war wieder der alte. Es schien, als habe ihm der letzte Einsatz nichts angehabt. Als wäre es nur ein Spazierflug gewesen. Bindig betrachtete ihn nachdenklich. Er wußte, daß Zado niemals oder nur selten spüren ließ, was er dachte. Er ließ sich nichts anmerken, und es mochte auch sein, daß er härter war als die anderen. Manchmal ist er undurchsichtig, dachte Bindig. Manchmal weiß man nicht, woran man bei ihm ist.

»Die Rouladen werden wir essen…«, sagte er nebenhin, »aber wir müßten ein paar Kartoffeln dazu haben. Hast du eine Ahnung, ob irgendwo Kartoffeln herumliegen?«

Zado winkte gelangweilt ab. »Die Kartoffeln sind Nebensache. Aber ich möchte diese Rouladen wenigstens von einem vernünftigen Teller essen, nicht aus dem stinkenden Blechgeschirr.«

Er wandte den Kopf und blickte zu dem einsamen Gehöft hinüber. Es lag still unter den aufgebauschten Wolken, die sich langsam zu einer grauen Decke zusammenschoben.

»Es sieht so aus, als ob die dort Feuer haben«, sagte er. »Was hältst du davon, wenn wir bei ihnen essen? Kartoffeln werden sie auch haben.«

»Es ist anzunehmen«, sagte Bindig nachdenklich. »Aber ob sie es machen? Wo hast du die Rouladen?«

»Im Quartier«, erklärte Zado. »Laß mich das nur machen.«

Er ließ Bindig stehen und ging mit schnellen Schritten in das Dorf, um die Büchsen mit dem Fleisch zu holen. Bindig lehnte sich an die Panzerplatten und brannte sich eine Zigarette an. Als Zado schon ein Stück von ihm entfernt war, rief er ihm nach: »Sag dem Funker, daß er wieder zu seinem Wagen kommen soll!«

Zado war bereits zwischen den Häusern verschwunden, als auf der Straße, die in einiger Entfernung an dem einsamen Gehöft vorbeiführte, ein Fahrzeug auftauchte. Es war ein Volkswagen, der mit hoher Geschwindigkeit auf das Dorf zufuhr. Er bremste unmittelbar vor Bindig, und eine Hand mit einem braunen Lederhandschuh winkte dem Gefreiten. Eine außergewöhnlich hohe Stimme rief aus dem Wagen: »Kommen Sie her!«

Als Bindig den Befehl hörte, wußte er sofort, daß diese Begegnung unangenehm ausgehen würde. Er hatte ein feines Gefühl für den Tonfall einer Stimme, und die Stimme aus diesem Auto gefiel ihm nicht. Sie reizte ihn zum Widerspruch.

»Ich habe dienstfrei!« rief er zurück. »Vielleicht bemühen Sie sich selbst her.« Es klang herausfordernd. Die Tür des Autos öffnete sich schwungvoll. Der Mann, der ausstieg, war von hünenhafter Gestalt. Er trug die Abzeichen eines Oberfeldwebels auf der fleckenlosen Uniform. Auf der Brust, an der silbernen Kette, hing das Amtsschild der Feldgendarmerie. Bindig sah es und richtete sich langsam auf, während der Oberfeldwebel auf ihn zukam. Er zog unwillkürlich die Tasche mit der Pistole griffbereit, aber da war der Oberfeldwebel schon bei ihm angelangt, und seine hohe, heisere Stimme bellte wütend: »Wie heißen Sie?«

»Bindig.«

»Herr Oberfeldwebel!« schrie der andere.

»Nein«, sagte Bindig seltsam ruhig, »ich heiße nur Bindig, nicht ,Herr Oberfeldwebel‘!«

Der andere sah ihn ein paar Sekunden lang entgeistert an. Dann kniff er die Augen in seinem runden, blaurasierten Gesicht zusammen und sagte bedrohlich leise: »Wenn Sie nicht gleich Ihre Knochen zusammennehmen und sich wie ein Soldat betragen, erleben Sie, daß ich unangenehm werde.«

Bindig ließ diese Warnung unbeachtet. Er lehnte sich wieder an die Panzerplatte des Funkwagens und sagte gelassen:

»Sie sollten sich daran gewöhnen, daß Sie hier nicht in der Etappe sind, sondern an der Front. Hier wird nicht vor jedem Fatzken strammgestanden.«

Der Oberfeldwebel riß die Augen weit auf und wiederholte mit gerunzelter Stirn: »Fatzke? Sagten Sie Fatzke?«

»Fatzke!«

»Fallschirmjäger?«

Bindig deutete mit dem Daumen auf das Kriegsverdienstkreuz an der Uniform des Oberfeldwebels und sagte: »Sie sollten Ihren Nichteinmischungsorden hier vorn lieber abnehmen. Man wird Sie auslachen.«

»Ich habe Sie gefragt, ob Sie Fallschirmjäger sind.«

»Ja«, sagte Bindig lächelnd, »beunruhigt Sie das?«

Der andere sah ihn kalt an. »Wir kennen euch. Wie wissen, daß ihr der verkommenste Haufen in dieser Gegend seid. Aber wir kriegen euch! Wo liegt euer Kompaniechef?«

Bindig machte eine unbestimmte Handbewegung. Er wies mit dem Kopf nach dem Dorf und sagte: »Dahinten…«

»Los!« befahl der Oberfeldwebel. »Einsteigen! Zu eurem Kompaniechef I«

Bindig schüttelte den Kopf. Dann sagte er, sich aufrichtend: »Nein. Ich steige nicht gern zu fremden Leuten ins Auto. Ich gehe lieber zu Fuß.«

Er setzte sich nach dem Dorf zu in Bewegung, und dem Oberfeldwebel blieb nichts weiter übrig, als ihm zu folgen. Er winkte dem Fahrer, hinterherzufahren. Der Fahrer war ein Unteroffizier. Er sah Bindig böse an, als dieser an seinem Wagen vorbeiging.

Leutnant Alf hatte geschlafen. Er erschien, nur mit der Hose und der Uniformjacke bekleidet, mit bloßen Füßen in der Tür des Hauses, das ihm als Quartier diente. Als er Bindig neben dem Oberfeldwebel sah, zog er erstaunt die Augenbrauen hoch und fragte, bevor der Oberfeldwebel etwas sagen konnte: »Was ausgefressen, Bindig?«

Bindig nahm eine sehr stramme Haltung an und antwortete schnelclass="underline" »Nein, Herr Leutnant. Aber der Herr wollte Sie sprechen.« Alf sah mißtrauisch von einem zum anderen. Er ahnte, was sich abgespielt hatte, und nahm die Meldung des Oberfeldwebels schweigend entgegen.

»Meine Leute sind den Umgang mit der Feldgendarmerie nicht gewohnt«, sagte er kurz. »Was wünschen Sie von mir, Oberfeldwebel?«

»Die Disziplinlosigkeit dieses Menschen grenzt an Meuterei!« erklärte dieser. »Ich bestehe auf einer Meldung des Vorfalls.«

Alf knöpfte sich die Jacke zu. »Das, ist Ihre Sache«, erklärte er gereizt. »Was wollen Sie hier?«

»Ich habe einen Vorführungsbefehl für den Obergefreiten Gerhard Bachmann bei mir. Der Genannte befindet sich bei der dritten Kompanie in der Schützen Stellung. Ich muß ihn abholen und erbitte dazu einen Mann von Ihnen, der mich in die Stellung führt.«

»Sie wissen nicht, wo die Kompanie liegt?« erkundigte sich Alf. Er sah über den Oberfeldwebel hinweg und erblickte auf der anderen Straßenseite Zado, der mit zwei Konservenbüchsen in der Hand unbeteiligt an einem halb niedergebrochenen Zaun lehnte.

»Nein«, sagte der Oberfeldwebel, »den Standort der Kompanie kenne ich nicht.«

Um diese Zeit war es an der Front still. Es konnte noch eine halbe Stunde dauern, bis die Granatwerfer der Russen mit ihrem Abendsegen begannen. Bis dahin gab es vorn nur vereinzeltes Gewehrfeuer, aber das war bis hierher nicht zu vernehmen.

»Zado!« rief Alf über die Straße.

Der Angerufene setzte behutsam die Konservendosen auf die Erde. Dann richtete er sich wieder auf und rief zurück: »Herr Leutnant?« Er hatte alles gehört, was zwischen Alf und dem Oberfeldwebel gesprochen worden war.

»Ich brauche den Melder!« rief Ali.

Zado kam mit ein paar schnellen Schritten über die Straße und baute sich so korrekt vor Alf auf, wie der es noch niemals erlebt hatte.

»Der Melder ist zur Division unterwegs, Herr Leutnant!« meldete Zado. »Wegen der Post…«

»In Ordnung.« Alf nickte. »Dann einen anderen Mann, der die Feldgendarmerie zum Gefechtsstand der dritten Kompanie führen kann.«

Zado reckte sich, und der Oberfeldwebel nahm das von der Seite her mit einem befriedigten Bück zur Kenntnis.

»Mache ich selbst, Herr Leutnant. Ich kenne die Stellung.«

»Steigen Sie ein. Fahren Sie mit«, sagte Alf. »Bindig sofort zu mir!«

Der Oberfeldwebel legte die Hand an die Mütze und bedankte sich. Alf winkte ab.