Выбрать главу

»Warum reden Sie dann so mit mir?«

»Weil ich, wenn Sie von der Zweiten Foundation kontrolliert werden, sowieso verloren bin, und in diesem Fall kann ich mir genauso gut ein wenig Luft machen, statt meinen Ärger hinunterzuschlucken, aber ebenso, weil ich in der Tat keineswegs davon ausgehe, sondern darauf setze, daß Sie nicht von der Zweiten Foundation gelenkt werden, daß Sie sich nur nicht darüber im klaren sind, was Sie tun.«

»Damit liegen Sie jedenfalls nicht falsch«, sagte die Branno. »Ich stehe in niemandes außer meiner eigenen Kontrolle. Aber wie können Sie sicher sein, daß ich die Wahrheit spreche? Stünde ich unterm Einfluß der Zweiten Foundation, würde ich das denn etwa zugeben? Müßte ich eigentlich selbst davon wissen, falls sie mich lenkt?

Aber solche Fragen führen zu nichts. Ich bin mir sicher, unter niemandes Kontrolle zu stehen, und Sie haben keine andere Wahl, als mir zu glauben. Denken Sie einmal über folgendes nach. Sollte die Zweite Foundation wirklich noch existieren, dürfte sicher sein, daß ihr wichtigstes Anliegen darin besteht, zu gewährleisten, daß niemand in der Galaxis von ihrer fortgesetzten Existenz erfährt. Der Seldon-Plan funktioniert nur, solange die Bauern — also wir — nicht wissen, wie er funktioniert und mit welchen Methoden die Manipulation erfolgt. Nur weil der Fuchs die Aufmerksamkeit der Foundation auf die Zweite Foundation gerichtet hatte, konnte die Zweite Foundation zu Arkady Darells Lebzeiten vernichtet werden — oder soll ich sagen, fast vernichtet, Ratsherr? Von daher lassen sich zwei Schlußfolgerungen ziehen. Erstens, wir können mit Recht unterstellen, daß eine eventuell noch existente Zweite Foundation sich im allgemeinen so unauffällig wie überhaupt möglich in aktuelle Angelegenheiten einmischt. Daß wir alle uns in ihrer Gewalt befinden, darf man wohl als unmöglich ausschließen. Auch die Zweite Foundation, falls es sie gibt, muß Grenzen ihrer Macht kennen. Einige wenige Personen zu lenken und zu dulden, daß andere ungehindert diesbezügliche Mutmaßungen anstellen, das hieße ja, den ganzen Plan der Gefahr von Verzerrungen auszusetzen. Folgerichtigerweise gelangen wir zu der Einsicht, daß ihre Eingriffe so behutsam, so indirekt, so selten wie nur möglich erfolgen — und deshalb ich nicht von ihr kontrolliert werde. Und Sie auch nicht.«

»Das ist ein logisches Ergebnis konsequenter Überlegung, und ich neige dazu, Ihnen zuzustimmen, obwohl vielleicht bloß aus Wunschdenken«, sagte Trevize. »Und die zweite Schlußfolgerung?«

»Sie ist noch simpler und naheliegender. Wenn die Zweite Foundation existiert und das Geheimnis ihrer Existenz zu hüten wünscht, dann ist eines ganz sicher. Wer die Meinung vertritt, daß sie noch existiert, öffentlich darüber redet, es verbreitet, es womöglich in der ganzen Galaxis ausruft, der muß auf irgendeine unauffällige Weise von ihnen sofort aus dem Verkehr gezogen werden, den müssen sie aus dem Weg schaffen, beseitigen. Würden Sie dieser Schlußfolgerung nicht ebenso zustimmen?«

»Ist das der Grund, weshalb Sie mich in Gewahrsam genommen haben, Bürgermeisterin?« fragte Trevize. »Um mich vor der Zweiten Foundation zu schützen?«

»Gewissermaßen, ja. In gewissem Umfang. Liono Kodells so sorgfältig vorgenommene Aufnahme Ihrer Ansichten wird nicht nur publik gemacht, um die Bürger Terminus’ und der ganzen Foundation vor Ihren albernen Redensarten zu bewahren, sondern auch, um zu verhindern, daß die Zweite Foundation hellhörig wird. Falls es sie gibt, möchte ich nicht, daß Sie ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen.«

»Das stelle man sich einmal vor«, sagte Trevize mit merklicher Ironie. »Mir zuliebe? Meiner schönen braunen Augen wegen?«

Die Branno machte eine unwillkürliche Bewegung, dann lachte sie, ohne daß es sich hätte absehen lassen, gedämpft auf. »Ich bin noch nicht so alt, Ratsherr«, antwortete sie, »daß Ihre schönen braunen Augen mir nicht aufgefallen wären, und vor dreißig Jahren wären sie mir, kann sein, Motivation genug gewesen. Heute jedoch würde ich mich um keinen Millimeter vom Fleck rühren, um Sie zu retten, oder alles, was noch an Ihnen ist, ging es hier bloß um Ihre Augen. Aber wenn die Zweite Foundation existiert und Sie ihre Aufmerksamkeit erregen, dann wird möglicherweise mit Ihrer Beseitigung noch lange nicht Schluß sein. Ich muß an mein eigenes Leben denken und an das von zahlreichen anderen Personen, die weit intelligenter und unentbehrlicher sind als Sie — und an all die Pläne, die wir geschmiedet haben.«

»Ach? Glauben Sie denn, da Sie so vorsichtig einer etwaigen Reaktion vorbeugen, daß die Zweite Foundation noch besteht?«

Die Branno schlug vor sich mit der Faust auf den Tisch.

»Natürlich glaube ich das, Sie ausgemachter Narr! Wüßte ich nicht, daß die Zweite Foundation existiert, stünde ich nicht im Kampf gegen sie, so entschieden und wirksam, wie’s mir möglich ist, würde ich etwas darum geben, was Sie zu diesem Thema daherreden? Gäbe es die Zweite Foundation nicht, wäre es dann von irgendeiner Bedeutung, wenn Sie das Gegenteil behaupten? Schon seit Monaten habe ich’s darauf abgesehen, Sie zum Schweigen zu bringen, bevor Sie an die Öffentlichkeit gehen, aber es stand nicht in meiner Macht, mit einem Ratsherrn allzu rücksichtslos umzuspringen. Seldons Auftritt hat mein Ansehen gewaltig verbessert und mir die erforderliche Macht gegeben, und sei’s nur zeitweilig — und genau in diesem Moment haben Sie sich öffentlich zu Wort gemeldet. Ich habe sofort gehandelt, und nun werde ich Sie ohne eine Mikrosekunde des Zögerns oder die geringsten Gewissensbisse umbringen lassen, wenn Sie nicht ganz genau das tun, was Ihnen gesagt wird. Unsere gesamte Unterhaltung, die wir hier zu einer Stunde führen, in der ich lieber im Bett liegen und schlafen würde, hatte von Anfang an nur den einen Zweck, Sie dahin zu bringen, daß Sie mir glauben, wenn ich Ihnen das sage, was ich gerade gesagt habe. Ich möchte, daß Sie volle Klarheit darüber haben, das Problem der Zweiten Foundation, das ich von Ihnen habe darstellen lassen, liefert mir Grund genug, um Sie notfalls ohne irgendwelche Umstände zu eliminieren.«

Trevize erhob sich halb von seinem Platz.

»Oh, machen Sie keinen Unsinn«, sagte die Branno. »Ich bin nur eine alte Frau, wie Sie sich zweifellos einzureden belieben, aber bevor Sie mich anrühren könnten, wären Sie tot. Selbstverständlich beobachten meine Leute uns, Sie kindischer junger Mann.«

Trevize setzte sich wieder. »Ihr Verhalten leuchtet mir nicht ein«, sagte er mit ein klein wenig zittriger Stimme. »Wenn Sie wirklich glauben, daß die Zweite Foundation existiert, würden Sie nicht so freimütig darüber reden. Sie wären selbst den Gefahren ausgesetzt, die, wie Sie behaupten, mir drohen.«

»Sie erkennen also an, daß ich erheblich vernünftiger bin als Sie. Mit anderen Worten, Sie glauben, daß die Zweite Foundation existiert, und Sie reden offen davon, weil Sie ein Narr sind. Ich glaube ebenfalls, daß sie existiert, und ich rede auch darüber, aber nur, weil ich Vorsichtsmaßnahmen getroffen habe. Da Sie Arkady Darells historische Anekdoten anscheinend so gut gelesen haben, dürften Sie sich daran erinnern, daß sie erwähnt, ihr Vater habe einen Apparat erfunden, den sie als ›Gedankenstörer‹ bezeichnet. Er dient als Abschirmung gegen die Art geistiger Kräfte, über die die Zweite Foundation verfügt. Diese Geräte gibt’s noch heute, und sie sind unter schärfster Geheimhaltung sogar verbessert worden. Dies Haus ist gegenwärtig gegen derlei Zudringlichkeiten einigermaßen hinlänglich geschützt. Nachdem das nun klar ist, gestatten Sie mir, Ihnen zu erläutern, was Sie zu tun haben.«

»Und das wäre?«

»Sie sollen herausfinden, ob das, was wir beide denken, sich tatsächlich so verhält. Sie sollen feststellen, ob es die Zweite Foundation wirklich noch gibt, und wenn, wo sie sich befindet. Das heißt, Sie müssen Terminus verlassen und sonstwohin gehen — ich weiß nicht, wohin —, wenngleich sich letzten Endes womöglich herausstellt, daß die Zweite Foundation, wie zur Zeit Arkady Darells, mitten unter uns ihrer Tätigkeit nachgeht. Es heißt zugleich, daß Sie nicht zurückkehren dürfen, bevor Sie uns brauchbare Dinge berichten können. Falls Sie dazu außerstande sind, werden Sie nie zurückkehren, und Terminus’ Bevölkerung ist einen Narren los.«