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»Um alles in der Welt, wie soll ich sie denn suchen, ohne mich zu verraten?« Trevize merkte, daß er stammelte. »Man wird ganz einfach irgendwie arrangieren, daß ich den Tod finde, und Sie werden kein bißchen klüger sein.«

»Dann suchen Sie sie nicht. Sie naives Bürschlein!

Schauen Sie sich nach irgend etwas anderem um. Sehen Sie sich mit allem Engagement nach sonst irgend etwas um, und falls Sie im Laufe dessen zufällig auf sie stoßen, weil man sich nicht die Mühe gemacht hat, Sie zu beachten, dann sind Sie richtig vorgegangen! Sobald dieser Fall eintritt, senden Sie uns diese Information auf sichere Weise, nämlich per codierter Hyperwelle, und dann dürfen Sie zur Belohnung heimkehren.«

»Ich nehme an, Sie wissen schon etwas, wonach ich Ausschau halten könnte.«

»Ja, natürlich. Kennen Sie Janov Pelorat?«

»Nie von ihm gehört.«

»Morgen werden Sie ihn kennenlernen. Er wird Ihnen sagen, wonach Sie zu suchen haben, und er wird mit Ihnen zusammen in einem unserer allermodernsten Raumschiffe aufbrechen. Nur Sie beide werden gehen, damit riskieren wir genug. Und sollten Sie jemals den Versuch einer Rückkehr wagen, ohne bewiesen zu haben, daß Sie das Wissen besitzen, an dem uns gelegen ist, werden Sie ausradiert, ehe Sie sich Terminus auf ein Parsek nähern können! Das ist alles. Unser Gespräch ist beendet.«

Sie stand auf, betrachtete ihre bloßen Hände, streifte dann langsam ihre Handschuhe über. Sie schritt zur Tür, und zwei Wachen, die Waffen in Bereitschaft, traten ein. Die beiden Männer wichen beiseite, um sie nach draußen zu lassen.

Auf der Schwelle drehte sie sich noch einmal um. »Rings ums Haus stehen weitere Posten. Tun Sie nichts, was ihnen Anlaß zur Beunruhigung geben könnte, sonst werden Sie uns das Ärgernis Ihres Daseins womöglich vorzeitig vom Hals schaffen.«

»Dann würden Sie auch um die Vorteile kommen, die Sie mir vielleicht zu verdanken haben können«, sagte Trevize, und mit einiger Anstrengung gelang es ihm, die Antwort leichthin zu äußern.

»Das werden wir ändern«, sagte die Branno mit humorlosem Lächeln.

8

Vor dem Haus erwartete Liono Kodell die Branno. »Ich habe die gesamte Unterhaltung mitangehört, Bürgermeisterin«, sagte er. »Sie haben unerhörte Geduld bewiesen.«

»Und infolgedessen bin ich unerhört müde. Ich glaube, mein Tag hatte zweiundsiebzig Stunden. Jetzt sind Sie an der Reihe.«

»Selbstverständlich, aber… Sagen Sie, ist das Haus wirklich durch einen Gedankenstörer abgeschirmt gewesen?«

»Ach, Kodell«, sagte die Branno matt. »Sie müßten’s ja wohl besser wissen. Wie hoch war denn die Wahrscheinlichkeit, daß jemand uns beobachtet hat? Kann sich denn irgend jemand vorstellen, die Zweite Foundation überwache immerzu überall jeden? Ich bin keineswegs so romantisch veranlagt wie der junge Trevize. Er mag so was denken, aber ich bin weit davon entfernt. Und selbst wenn’s so wäre, wenn die Zweite Foundation ihre Augen und Ohren überall hat, hätte ein Gs-Gerät sie nicht erst recht auf uns aufmerksam gemacht? Und hätte der Gebrauch eines solchen Geräts der Zweiten Foundation nicht gezeigt, daß ein Schutz gegen ihre geistigen Kräfte vorhanden ist? Ist das Geheimnis einer derartigen Schutzvorrichtung — auf jeden Fall, bis wir zu ihrer Benutzung in größerem Maßstab bereit sind —, etwa nicht nur viel mehr als Trevize wert, sondern sogar mehr als Sie und ich zusammen? Trotzdem…«

Sie hatten den Wagen bestiegen, und Kodell fuhr das Fahrzeug persönlich. »Trotzdem…?« hakte Kodell nach.

»Was, trotzdem?« meinte die Branno. »Ach so! Trotzdem ist dieser junge Mann intelligent. Ich habe ihn mindestens ein halbes Dutzend Mal in verschiedenen Zusammenhängen dumm und einen Narren genannt, nur damit er nicht den Starken spielt, aber er ist keineswegs so. Er ist jung und hat zu viele von Arkady Darells Romanen gelesen, dadurch ist er zu dem Eindruck gelangt, die Galaxis sei wirklich so, wie sie darin geschildert wird — aber er besitzt ein schnelles Auffassungsvermögen, und es dürfte jammerschade sein, ihn abschreiben zu müssen.«

»Sie sind sicher, daß wir ihn verlieren?«

»Ziemlich sicher«, sagte die Branno traurig. »Aber egal, so wird’s besser sein. Wir können keine jungen, romantischen Burschen gebrauchen, die blindwütig die haarsträubendsten Dinge verbreiten und dabei möglicherweise im Handumdrehen alles zerschlagen, was wir in jahrelanger Arbeit aufgebaut haben. Zudem wird er auf diese Weise einen guten Zweck erfüllen. Bestimmt erregt er die Aufmerksamkeit der Mitglieder der Zweiten Foundation — immer vorausgesetzt, sie besteht und befaßt sich mit uns. Und wenn sie sich mit ihm beschäftigt, bringt sie uns vielleicht um so weniger Aufmerksamkeit entgegen. Während ihrer Beschäftigung mit Trevize gibt sie sich uns vielleicht preis, ohne es zu merken, und wir erhalten die Möglichkeit und die Zeit, um uns Gegenmaßnahmen einfallen zu lassen.«

»Dann zieht Trevize also den Blitz auf sich.«

Die Lippen der Branno zuckten. »Aha, ja, das ist die Metapher, die ich schon die ganze Zeit suche. Er ist unser Blitzableiter, ja, er fängt das Unheil auf und bewahrt uns vor Schäden.«

»Und dieser Pelorat, der nahebei stehen dürfte, wenn der Blitz einschlägt?«

»Er könnte auch in Mitleidenschaft gezogen werden. Das läßt sich nicht ändern.«

Kodell nickte. »Tja, man weiß ja, was schon Salvor Hardin zu sagen pflegte: — ›Man soll sich nie von der Moral daran hindern lassen, zu tun, was richtig ist.‹«

»Im Moment verspüre ich keinen Funken von Moral«, entgegnete die Branno gedämpft. »Ich verspüre bloß Müdigkeit bis in die Knochen. Und doch… ich wüßte eine ganze Menge Leute zu nennen, die ich lieber abservieren würde als Golan Trevize. Er ist ein gutaussehender junger Mann. Und natürlich weiß er’s ganz genau.« Ihre letzten Worte klangen undeutlich, weil ihr schon die Lider zufielen, und sie sank in oberflächlichen Schlummer.

Drittes Kapitel

Historiker

9

Janov Pelorat war weißhaarig, und sein Gesicht wirkte mit ruhiger Miene reichlich ausdruckslos. Man sah es kaum jemals anders als mit ruhiger Miene. Er war durchschnittlich in Körpergröße und Gewicht und besaß die Neigung, sich ohne Hast zu bewegen und wohlüberlegt zu sprechen. Er machte einen erheblich älteren Eindruck als seine zweiundfünfzig Jahre.

Er hatte Terminus noch nie verlassen, ein recht ungewöhnlicher Tatbestand, vor allem für jemanden mit seinem Beruf. Er wußte selbst nicht recht, ob seine gemächliche Art mit seiner Versessenheit auf alles Historische im Einklang stand oder ob er sie sich vielmehr trotzdem erhalten hatte.

Seine Vorliebe hatte ihn ganz plötzlich gepackt, im Alter von fünfzehn Jahren, als man ihm während einer leichten Erkrankung ein Buch mit alten Legenden in die Hand drückte. Darin fand er wiederholt das Thema einer Welt abgehandelt, die allein war und abgesondert; einer Welt, die sich ihrer Isolation nicht einmal bewußt war, weil sie niemals etwas anderes gekannt hatte.

Unverzüglich hörte er auf zu kränkeln. Binnen zwei Tagen las er das Buch dreimal und verließ das Bett. Am folgenden Tag saß er vor seinem Computerterminal und forschte nach, ob sich in Terminus’ Universitätsbibliothek ähnliche Legenden finden ließen.