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Und falls Sie sich entsprechend entscheiden, werden sie sogar den eigenen Untergang in Kauf nehmen. Ist das eine Art und Weise des Daseins, wie Sie sie sich für die ganze Galaxis vorstellen können?«

»Ich weiß nicht«, erwiderte Trevize, »ob ich tatsächlich noch Herr meines eigenen Willens bin, Bürgermeisterin. Genauso gut kann mein Geist auf subtile Weise beeinflußt worden sein, damit ich die Entscheidung treffe, die erwünscht ist.«

»Ihre Psyche ist vollkommen unangetastet geblieben«, versicherte Sura Novi. »Wenn wir es über uns brächten, Sie so zu beeinflussen, wie es unseren Zwecken entgegenkommt, wäre diese ganze Zusammenkunft überflüssig gewesen. Wären wir derart prinzipienlos, hätten wir verfahren können, wie es uns gefällt, ohne auf höherstehende Bedürfnisse und das übergeordnete Wohl der Menschheit insgesamt irgendeine Rücksicht zu nehmen.«

»Ich glaube«, meldete sich Gendibal, »nun ist es an mir, mich zu äußern. Ratsherr Trevize, lassen Sie sich nicht durch engstirnigen Provinzialismus in die Irre führen. Die Tatsache, daß Sie auf Terminus geboren sind, sollte Sie nicht zu dem Irrtum verleiten, Terminus käme vor der Galaxis. Seit mittlerweile schon fünf Jahrhunderten orientiert sich alles Geschehen in der Galaxis am Seldon-Plan. Diese Entwicklung ist inner- und ebenso außerhalb der Foundation-Föderation weitergegangen. An erster Stelle und über Ihre unbedeutendere Rolle als Foundationist hinaus sind Sie ein Teil des Seldon-Planes. Tun Sie nichts, was den Plan stören könnte, weder irgend etwas im Namen eines beschränkten Patriotismus, noch einer romantischen Sehnsucht nach Neuem und Unerprobtem zuliebe. Die Zweite Foundation wird den freien Willen der Menschen niemals beeinträchtigen. Wir sind Vorkämpfer, keine Despoten. Und wir haben ein Zweites Galaktisches Imperium zu bieten, das sich vom Ersten Imperium grundlegend unterscheidet. Während der ganzen bekannten menschlichen Geschichte, in keinem Jahrzehnt der rund zwanzigtausend Jahre, seit die Hyperraumfahrt besteht, ist es nicht irgendwo in der Galaxis zu Blutvergießen und gewaltsamem Sterben gekommen. Entscheiden Sie sich für Bürgermeisterin Branno, und dergleichen wird sich in Zukunft endlos fortsetzen. Der fürchterliche, tödliche Kreislauf wird weitergehen. Der Seldon-Plan verheißt endlich die Befreiung davon — und nicht um den Preis, nichts anderes mehr zu sein als ein Atom in einer Galaxis aus Atomen, heruntergekommen zur Gleichheit mit Gras, Bakterien, Viren und Staub.«

»Ich stimme mit dem überein, was Sprecher Gendibal über die Erste Foundation sagt«, erklärte Sura Novi. »Aber nicht mit dem, was er von seiner Foundation behauptet, der Zweiten Foundation. Die Sprecher Trantors sind selbständige Menschen mit freiem Willen und infolgedessen genauso, wie sie schon immer waren. Sind sie frei von destruktiver Konkurrenz, von Politik, von Karrierismus ohne jede Rücksicht? Gibt es an der Tafel der Sprecher keine Streitigkeiten, nicht sogar Haß und Abneigung? Können Sie immer Vorkämpfer sein, denen zu folgen man wagen darf? Stellen Sie Sprecher Gendibal diese Fragen bei seiner Ehre.«

»Es erübrigt sich, meine Ehre zu bemühen«, sagte Gendibal. »Ich gebe ohne Umschweife zu, daß wir an der Tafel der Sprecher mit Haß, Konkurrenzdenken und Intrigen zu tun haben. Doch wenn ein Entschluß einmal gefaßt ist, richten sich alle nach ihm. Diesbezüglich hat es nie eine Ausnahme gegeben.«

»Und wenn ich nun gar keine Wahl treffe?« fragte Trevize.

»Sie müssen«, entgegnete Sura Novi/Gaia. »Sie werden einsehen, daß es richtig ist, eine Wahl vorzunehmen, und deshalb werden Sie es tun.«

»Und wenn ich versuche, eine Wahl zu treffen, aber es nicht kann?«

»Sie müssen!«

»Wieviel Zeit habe ich?« wollte Trevize wissen.

»Sie haben Zeit«, erwiderte Sura Novi, »bis Sie die erforderliche Gewißheit empfinden, wie lange es bis dahin auch dauern mag.«

Trevize saß stumm da.

Obwohl auch die anderen Schweigen bewahrten, schien es Trevize, als könne er sie durch das Pochen seines Blutes noch immer hören.

›Freier Wille!‹ hörte er Bürgermeisterin Brannos feste Stimme proklamieren.

›Richtungsweisung und Frieden‹, verhieß Sprecher Gendibals Stimme mit gebieterischer Entschiedenheit.

›Leben‹, sagte Sura Novis/Gaias Stimme versonnen.

Trevize drehte sich um und sah, daß Janov Pelorat ihn eindringlich musterte. »Janov«, fragte er, »haben Sie das alles mitbekommen?«

»Ja, habe ich, Golan.«

»Und was meinen Sie?«

»Die Entscheidung liegt nicht bei mir.«

»Das weiß ich. Aber wie ist Ihre Meinung?«

»Keine Ahnung. Alle drei Alternativen bereiten mir gehöriges Unbehagen. Und doch, mir kommt ein sonderbarer Gedanke…«

»Ja?«

»Als wir ins All gestartet sind, haben Sie mir die Galaxis gezeigt. Erinnern Sie sich?«

»Natürlich.«

»Sie haben mit dem Computer eine Beschleunigung des Zeitablaufs simuliert, so daß man die Galaxis rotieren sehen konnte. Und da habe ich gesagt, ganz als hätte ich diesen Moment vorausgeahnt: ›Die Galaxis sieht wie ein Lebewesen aus, das durch den Weltraum kriecht.‹ Halten Sie es für denkbar, daß dieses Wesen in gewisser Weise bereits zum Leben erwacht sein könnte?«

Und als sich Trevize an den beschriebenen Augenblick erinnerte, empfand er plötzlich die erforderliche Gewißheit. Überstürzt wandte er sich ab, um sich erst gar keine Zeit zum Nachdenken zu geben, so daß keine Zweifel aufkommen konnten, keine Unsicherheit ihn nachträglich befiel.

Er legte seine Hände aufs Terminal des Computers und richtete seine Gedanken mit einer Intensität, wie er sie nie zuvor gekannt hatte, nach draußen.

Er hatte seine Entscheidung gefällt — die Entscheidung, von der das Schicksal der Galaxis abhing.

Zwanzigstes Kapitel

Schluß

88

Bürgermeisterin Harla Branno besaß allen Grund zur Zufriedenheit. Der Staatsbesuch hatte wenig Zeit beansprucht, aber war durch und durch produktiv verlaufen.

»Wir können ihnen natürlich nicht uneingeschränkt vertrauen«, sagte sie, wie um wohlüberlegt jeder Hybris vorzubeugen. Sie beobachtete den Bildschirm. Die Raumschiffe der Flotte verschwanden eines nach dem anderen in den Hyperraum und kehrten zu ihren normalen Stationierungsorten zurück.

Es stand außer Frage, daß ihre Anwesenheit Sayshell beeindruckt hatte, aber trotzdem konnten den Sayshellern zwei Dinge keinesfalls entgangen sein: erstens, daß die Raumschiffe jederzeit im Hoheitsgebiet der Foundation verblieben waren; zweitens, daß sie, sobald die Branno ihren Abflug angekündigt hatte, tatsächlich ohne Umstände abflogen.