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Andererseits würde Sayshell nicht vergessen, daß diese Schiffe innerhalb eines Tages — oder noch schneller — an die Grenzen der Sayshell-Union zurückbeordert werden konnten. Das Manöver hatte sowohl eine Demonstration der Macht wie auch eine Demonstration der Gutwilligkeit miteinander kombiniert.

»Ganz richtig«, sagte Kodell. »Wir dürfen ihnen nicht uneingeschränkt trauen, aber schließlich kann man niemandem in der Galaxis uneingeschränkt vertrauen, und es liegt ja in Sayshells eigenem Interesse, sich an die getroffenen Vereinbarungen zu halten. Wir sind großzügig gewesen.«

»Viel wird von der Ausarbeitung der Details abhängen«, meinte die Branno, »und ich sehe voraus, daß sie monatelang dauern wird. Allgemeine Umrisse kann man innerhalb weniger Augenblicke akzeptieren, aber dann kommen die Feinheiten: wie die Durchführung der Quarantäne von Import und Export geregelt wird, wie wir den Wert ihres Korns und Viehs im Vergleich zu unserem festlegen, und so weiter.«

»Ich weiß, aber auch das wird irgendwann abgewickelt worden sein, und das Verdienst wird man Ihnen beimessen, Bürgermeisterin. Ihr Vorgehen war ziemlich kühn, und außerdem, das gebe ich zu, habe ich seine Klugheit angezweifelt.«

»Kommen Sie, Liono! Es hing nur davon ab, daß die Foundation dem Stolz der Saysheller genügend Beachtung schenkt. Schließlich haben sie seit den Zeiten des Imperiums immer eine gewisse Unabhängigkeit bewahrt. Und das ist eigentlich auch bewunderungswürdig.«

»Ja, das können wir uns nun leisten, da sie uns nicht mehr lästig zu sein braucht.«

»Genau, und dazu war es bloß nötig, daß wir von unserem Stolz einige geringfügige Abstriche und aus Rücksicht auf ihren Stolz irgendeine Geste machen. Ich gestehe, als Bürgermeisterin einer Föderation, die letztendlich eine Ausdehnung auf die ganze Galaxis anstrebt, ist es mir schwergefallen, einer eher provinziellen Sternengruppe einen Staatsbesuch abzustatten, aber sobald ich mich zu dem Entschluß erst einmal durchgerungen hatte, habe ich ihn nicht mehr als so schmerzhaft empfunden. Und denen hat es geschmeichelt. Wir mußten uns eben darauf verlassen, daß sie mit dem Besuch einverstanden sind, nachdem unsere Raumschiffe bereits an ihren Grenzen aufgetaucht waren, aber das verlangte natürlich von uns, daß wir bescheiden auftreten und übers ganze Gesicht lächeln.«

Kodell nickte. »Wir haben auf die Attribute der Macht verzichtet, um sie im wesentlichen weiterhin behalten zu können.«

»Genau. — Von wem stammt das Zitat?«

»Ich glaube, es ist erstmalig in einem von Eridens Stücken vorgekommen, aber sicher bin ich nicht. Sobald wir daheim sind, können wir eines unserer literarischen Glanzlichter fragen.«

»Falls ich daran denke. Wir sollten den sayshellischen Gegenbesuch auf Terminus so früh wie möglich anberaumen, und wir müssen gewährleisten, daß die Gäste wie vollkommen gleichgestellte Partner behandelt werden. Und ich fürchte, Liono, wir müssen für sie strikte Sicherheitsvorkehrungen treffen. Unter unseren Hitzköpfen dürfte es zwangsläufig einige Aufregung geben, und es wäre nachteilig, unsere Besucher einer Demütigung — und wenn noch so unbedeutend — durch irgendwelche Protestbekundungen auszusetzen.«

»Absolut richtig«, pflichtete Kodell bei. »Es war übrigens ein wirklich raffinierter Trick, Trevize loszuschicken.«

»Meinen Blitzableiter? Er hat sich viel besser bewährt, als ich es erwartet habe. Er mußte ganz einfach auf Sayshell Ärger veranstalten, und er hat ihren Blitz in Form von Protesten schneller auf sich gezogen, als ich es für möglich gehalten hätte. Raum und Zeit! Was für einen hervorragenden Vorwand für meinen Besuch das abgegeben hat — Sorge um das Betragen eines Bürgers der Foundation, Dankbarkeit für die Umsicht der Saysheller.«

»Echt gerissen! Aber meinen Sie nicht, es wäre besser gewesen, Trevize wieder mit nach Hause zu nehmen?«

»Nein. Im großen und ganzen ist er mir überall lieber als daheim. Auf Terminus wäre er ein Unruhefaktor. Sein Unsinn bezüglich der Zweiten Foundation hat mir zwar einen glänzenden Grund geliefert, um ihn wegschicken zu können, und natürlich konnten wir uns darauf verlassen, daß Pelorat ihn nach Sayshell lotst, aber ich möchte nicht, daß er in Zukunft nochmals auf Terminus solchen Blödsinn verbreitet. Man weiß nie, wohin so was führen kann.«

Kodell lachte gedämpft. »Ich bezweifle, ob sich irgendein leichtgläubigerer Mensch finden läßt als so ein intellektueller Akademiker. Ich wüßte gerne, wieviel erst Pelorat für bare Münze genommen hätte, wäre er von uns zu solchem Quatsch angestiftet worden.«

»An die tatsächliche Existenz des sayshellischen Gaia-Mythos zu glauben, das war ja wohl kraß genug — aber lassen wir das. Wenn wir zurück sind, müssen wir dem Rat den Vertrag mit der Sayshell-Union schmackhaft machen, weil wir für die Ratifizierung seine Zustimmung brauchen. Zum Glück liegt uns Trevizes Erklärung vor — samt Stimmprofil und allem —, daß er Terminus freiwillig verlassen habe. Ich werde mich vor dem Rat für Trevizes zeitweilige Inhaftierung entschuldigen, das wird den Rat beruhigen.«

»Ich kann mir gut vorstellen, wie Sie auf die Tränendrüsen drücken, Bürgermeisterin«, sagte Kodell humorlos. »Aber haben Sie schon einmal daran gedacht, daß Trevize seine Suche nach der Zweiten Foundation fortsetzen könnte?«

»Soll er von mir aus«, entgegnete die Branno mit einem Achselzucken, »solang er’s nicht auf Terminus macht. Es wird ihn beschäftigen und zu nichts führen. Die fortwährende Existenz der Zweiten Foundation ist in diesem Jahrhundert unser Mythos, so wie auf Sayshell der Gaia-Mythos.« Sie lehnte sich zurück, erweckte einen rundum jovialen Eindruck. »Und wir haben nun Sayshell im Griff — und bis Sayshell es merkt, wird’s zu spät sein, um sich wieder herauszuwinden. Und so wird die Foundation immer weiter und weiter wachsen, reibungslos und ohne Unterbrechung.«

»Und das Verdienst wird gänzlich Ihnen gehören, Bürgermeisterin.«

»Diese Tatsache ist meiner Aufmerksamkeit keineswegs entgangen«, sagte die Branno, und ihr Raumschiff verschwand in den Hyperraum, um gleich darauf im Weltraum in Terminus Nachbarschaft wieder zum Vorschein zu kommen.

89

Sprecher Stor Gendibal hatte allen Grund zur Zufriedenheit. Die Begegnung mit der Ersten Foundation hatte wenig Zeit in Anspruch genommen und war trotzdem vollauf erfolgreich verlaufen.

Er hatte eine Botschaft sorgsam gemäßigten Triumphs nach Trantor übermittelt. Vorerst war es nur erforderlich gewesen, dem Ersten Sprecher mitzuteilen, daß alles gut ausgegangen war. Einzelheiten konnten später abgehandelt werden. Dann würde er in allen Einzelheiten schildern, wie eine sorgfältige — und ganz minimale — Beeinflussung von Bürgermeisterin Brannos Bewußtsein ihre Gedanken von imperialistischer Großtuerei abgelenkt und auf die Zweckmäßigkeit kommerziellen Handels gerichtet hatte; wie er durch eine gezielte Fernbeeinflussung das Oberhaupt der Sayshell-Union dazu bewogen hatte, die Bürgermeisterin zu einem Staatsbesuch einzuladen, und wie daraufhin ohne jede weitere mentalistische Einflußnahme eine fruchtbare Annäherung zustande gekommen war, nicht zu vergessen, daß Compor auf dem Schiff der Bürgermeisterin nach Terminus zurückkehrte, um dafür zu sorgen, daß man alle Vereinbarungen einhielt. Das alles, stellte Gendibal mit Gelassenheit bei sich fest, war nahezu ein Musterbeispiel für durch präzis eingesetzte Minimalmentalistik herbeigeführte, große Resultate.

Sobald er anläßlich einer ordnungsmäßigen Zusammenkunft der Tafel der Sprecher alle Details offenlegte, hatte er — da war er sicher — Sprecherin Delarmi an die Wand gespielt und durfte mit seinem baldigen Aufstieg zum Ersten Sprecher rechnen. Und bis dahin sollte nur noch kurze Zeit vergehen, denn er flog mit Compors Raumschiff zurück nach Trantor, dessen technische Besonderheiten die Einsicht der Zweiten Foundation in die physikalischen Wissenschaften verbessern würden.