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»Ich lache nicht, Janov«, sagte Trevize. »Aber wissen Sie auch, was Sie tun?«

»O ja. Diese Geschichte mit der Erde ist mir nicht länger wichtig. Die Tatsache, daß sie die einzige Welt mit stark differenzierter Ökologie und intelligentem Leben war, ist für meine Begriffe hinreichend erklärt. Die Ewigen, wissen Sie.«

»Ja, ich hab’s mitgekriegt. Sie wollen also auf Gaia bleiben?«

»Jawohl. Die Erde gehört zur Vergangenheit, und die Vergangenheit steht mir jetzt dermaßen im Hals, daß ich damit gurgeln kann. Gaia ist die Zukunft.«

»Sie sind kein Teil Gaias, Janov. Oder glauben Sie, ein Teil davon werden zu können?«

»Wonne sagt, ich könne in gewissem Umfang durchaus an Gaia teilhaben — wenn schon nicht biologisch, dann doch wenigstens intellektuell. Sie wird mir natürlich helfen.«

»Aber sie ist ein Teil Gaias, und wie sollen Sie unter solchen Umständen mit ihr ein gemeinsames Leben führen können, gemeinsame Standpunkte, gemeinsame Interessen haben?«

Sie standen im Freien, und Trevize betrachtete versonnen die stille, fruchtbare Insel ringsum, das Meer, das sich dahinter erstreckte, und am Horizont, durch die Entfernung nur dunkel erkennbar, eine andere Insel — alles friedlich, zivilisiert, lebendig, alles ein einziges Ganzes.

»Janov«, sagte er, »sie ist eine Welt, Sie sind nur ein winziges Individuum. Wenn Sie Ihrer nun überdrüssig wird? Sie ist jung…«

»Darüber habe ich schon nachgedacht, Golan. Tagelang habe ich über nichts anderes nachgedacht. Ich erwarte, daß sie mich eines Tages satt haben wird. Ich bin kein romantischer Idiot. Aber was sie mir bis dahin gibt, was es auch sein mag, das soll mir genügen. Sie hat mir schon jetzt genug gegeben. Von ihr habe ich mehr erhalten, als es nach meinen früheren Vorstellungen im Leben überhaupt zu erhalten gab. Selbst wenn ich sie von diesem Moment an nicht wieder sehen dürfte, würde ich mich fühlen wie der galaktische Hauptgewinner.«

»Ich kann’s nicht begreifen«, sagte Trevize leise. »Ich halte Sie wahrhaftig für einen romantischen Idioten, und trotzdem, ich möchte Sie gar nicht anders haben. Einen Großteil unseres Lebens haben wir uns nicht gekannt, Janov, aber wir waren nun wochenlang in praktisch jedem Moment zusammen, und — verzeihen Sie, wenn’s albern klingen sollte — ich mag Sie wirklich sehr gut leiden.«

»Ich Sie auch, Golan«, antwortete Pelorat.

»Und ich möchte nicht, daß Sie unglücklich werden. Ich muß mit Wonne sprechen.«

»Nein, nein, bitte nicht. Sie würden ihr nur Belehrungen vorposaunen.«

»Ich habe nicht die Absicht, ihr Belehrungen zu erteilen. Was ich mit ihr besprechen möchte, dreht sich nicht ausschließlich um Sie, aber ich muß unter vier Augen mit ihr reden. Bitte, Janov, ich möchte es nicht hinter Ihrem Rücken tun, also geben Sie Ihre Einwilligung, lassen Sie mich mit ihr sprechen und ein paar Dinge klären. Falls ich mit dem Verlauf der Unterredung zufrieden bin, werde ich Ihnen meine herzlichsten Glückwünsche aussprechen und Ihnen meinen Segen geben — und ich werde Sie von da an in Ruhe lassen, was auch geschehen mag.«

Pelorat schüttelte den Kopf. »Sie werden alles verderben.«

»Ich verspreche Ihnen, ich werde nichts verderben. Ich bitte Sie eindringlich…«

»Na schön… Aber seien Sie vorsichtig, mein Bester, ja?«

»Darauf gebe ich Ihnen mein feierliches Ehrenwort.«

91

»Pel sagt«, begann Wonne, »Sie möchten mich sprechen.«

»Ja«, bestätigte Trevize.

Anmutig setzte sie sich hin, schlug die Beine übereinander und schaute mit scharfsinnigem Blick zu ihm auf, ein Leuchten in den schönen braunen Augen, und ihr langes, dunkles Haar schimmerte.

»Sie mögen mich nicht, stimmt’s?« meinte sie. »Sie haben mich von Anfang an nicht ausstehen können.«

Trevize blieb stehen. »Sie wissen sehr gut über anderer Leute Gehirne Bescheid, und das, was darin vorgeht. Sie wissen, was ich von Ihnen denke, und Sie wissen auch, warum.«

Langsam schüttelte Wonne den Kopf. »Ihr Bewußtsein ist für Gaia unantastbar. Das müßte Ihnen klar sein. Ihre Entscheidung war notwendig, und es mußte die Entscheidung eines unbeeinflußten, unangetasteten Verstandes sein. Als wir Ihr Raumschiff aufgebracht haben, sind Sie und Pelorat von mir einer beruhigenden Einflußnahme unterworfen worden, aber das war unumgänglich. Panik oder Wut hätten Sie beeinträchtigt und vielleicht für eine Zeitspanne von kritischer Dauer unbrauchbar gemacht. Und dabei ist es geblieben. Darüber hinaus hätte ich nie gehen dürfen, und ich habe es nicht getan — folglich weiß ich nicht, was Sie denken.«

»Die Entscheidung, die man von mir verlangt hat, ist nun gefällt«, sagte Trevize. »Ich habe mich zugunsten Gaias und Galaxias entschieden. Was also soll all dies Gerede von einem unbeeinflußten, unangetasteten Verstand? Sie haben nun erreicht, was Sie von mir wollten, und Sie können mit mir machen, was Ihnen paßt.«

»Keineswegs, Trev. Es ist möglich, daß in der Zukunft weitere Entscheidungen von derartiger Bedeutung zu treffen sind. Sie bleiben, was Sie sind, und solange Sie leben, sind Sie ein einzigartiges natürliches Hilfsmittel der Galaxis. Zweifellos gibt es in der Galaxis weitere Personen wie Sie, und andere wie Sie werden in der Zukunft vorhanden sein, aber vorerst haben wir Sie — und nur Sie. Wir dürfen Ihren Geist nicht antasten.«

Trevize überlegte. »Sie sind Gaia, aber ich möchte nicht mit Gaia sprechen. Ich wünsche mit Ihnen als Individuum zu reden, falls dieser Begriff für Sie überhaupt irgendeine Bedeutung besitzt.«

»Er hat durchaus seine Bedeutung. Es verhält sich keineswegs so, daß wir in einem gemeinsamen geistigen Pol existieren würden. Ich kann Gaia für einige Zeit ausschließen.«

»Ja«, sagte Trevize, »ich glaube Ihnen, daß Sie das können. Haben Sie’s jetzt getan?«

»Ich habe es soeben getan.«

»Dann lassen Sie mich zunächst einmal feststellen, daß Sie ein listiges Spielchen getrieben haben. Vielleicht sind Sie schlau genug gewesen, nicht in meinen Geist einzudringen, um meine Entscheidung nicht zu beeinflussen, aber Sie haben Janovs Psyche dahingehend beeinflußt, nicht wahr?«

»Das ist Ihre Ansicht?«

»Dieser Meinung bin ich. Genau im richtigen Augenblick hat Pelorat mich an seine Vision von der Galaxis als lebendem Etwas erinnert, und damit hat er mich dazu bewogen, meine Entscheidung so zu fällen, wie sie gefallen ist. Der Gedanke ist seiner gewesen, kann sein, aber Sie waren’s, der in ihm die Erinnerung daran ausgelöst hat, oder nicht?«

»Der Gedanke war in seinem Bewußtsein, aber zusammen mit zahlreichen anderen Gedanken«, sagte Wonne. »Ich habe seiner Erinnerung an das Bild einer lebenden Galaxis den Weg an die Oberfläche seines Denkens gebahnt, anderen Erinnerungen dagegen nicht. Daher ist sie ihm leicht zu Bewußtsein gekommen und in Worte gefaßt worden. Beachten Sie, ich habe ihm den Gedanken nicht eingeflüstert. Er war bereits als eigene Erinnerung vorhanden.«

»Nichtsdestoweniger lief Ihr Vorgehen auf eine indirekte Einschränkung der Unabhängigkeit meiner Entscheidung hinaus, oder etwa nicht?«

»Gaia hat es als notwendig erachtet.«

»So? Naja, vielleicht fühlen Sie sich wohler — oder es stellt Ihre Noblesse wieder her —, wenn ich Ihnen verrate, daß ich, obwohl Janovs Bemerkung mich dazu veranlaßt hat, die Entscheidung schon in dem Augenblick zu treffen, dieselbe Entscheidung sowieso getroffen hätte, selbst wenn von ihm nichts geäußert oder versucht worden wäre, mir eine andere Entscheidung einzureden. Ich möchte, daß Sie das wissen.«