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Ihm genügte es, daß Hari Seldon erschienen war und heute sein Tag.

Kurz nach vierzehn Uhr bog ein Wagen in die Einfahrt zu seinem etwas abseits am Stadtrand von Terminus City gelegenen Haus.

Eine Hecktür glitt beiseite; ein Mann in der Uniform des dem Bürgermeisteramt unterstellten Sicherheitskorps stieg aus, gefolgt von einem jungen Mann, dann noch einem Uniformierten.

Wider Willen fühlte sich Pelorat beeindruckt. Offenbar kannte die Bürgermeisterin nicht nur seine Tätigkeit, sondern erachtete sie auch als höchst wichtig. Man hatte der Person, die ihn begleiten sollte, eine Ehreneskorte mitgegeben, und ohnehin war ihm bereits ein erstklassiges Raumschiff zugesagt worden, mit seinem Begleiter als Pilot. Wirklich schmeichelhaft! Wirklich…

Pelorats Haushälterin öffnete die Tür. Der junge Mann kam herein, und die beiden Uniformierten bezogen Posten beiderseits des Hauseingangs. Durchs Fenster sah Pelorat einen weiteren Posten in der Nähe, und außerdem war ein zweiter Wagen vorgefahren. Noch mehr Posten!

Wie verwirrend!

Er drehte sich um, und da stand der junge Mann bereits im Zimmer, und mit einiger Überraschung stellte Pelorat fest, daß er ihn kannte. Er hatte ihn schon im TV gesehen. »Sie sind doch dieser Ratsherr«, sagte er. »Sie sind Trevize.«

»Golan Trevize, ja. Völlig richtig. Sie sind Professor Janov Pelorat?«

»Ja«, sagte Pelorat, »ja. Sind Sie derjenige, der…«

»Wir werden zusammen reisen«, erklärte Trevize ausdruckslos. »So ist’s mir jedenfalls gesagt worden.«

»Aber Sie sind doch kein Historiker.«

»Nein, bin ich nicht. Wie Sie selbst erwähnt haben, bin ich Ratsherr im Verwaltungsrat. Ich bin Politiker.«

»Ja… ja… Aber warum mache ich mir denn solche Gedanken? Ich bin ja Historiker, wozu wäre also ein zweiter erforderlich? Sie können ein Raumschiff steuern.«

»Ja, darauf verstehe ich mich ziemlich gut.«

»Na, das ist es, was wir brauchen. Ausgezeichnet! Leider bin ich kein besonders praktisch orientierter Denker, junger Mann, aber sollten zufällig Sie zu diesen Leuten zählen, dürften wir ein recht gutes Team abgeben.«

»Gegenwärtig bin ich von der Qualität meines Denkens nicht allzu begeistert«, sagte Trevize, »aber anscheinend besitzen wir keine andere Wahl, als uns alle Mühe zu geben, um ein gutes Team zu werden.«

»Dann wollen wir hoffen, daß ich meine Unsicherheit in bezug auf den Weltraum überwinden kann. Wissen Sie, Ratsherr, ich war noch nie im All. Ich bin ein Bodenhocker, wie man so sagt. Möchten Sie übrigens ein Glas Tee? Kloda kann uns welchen zubereiten. Soviel ich weiß, wird’s bis zu unserem Aufbruch noch ein paar Stunden dauern. Ich bin allerdings schon fertig. Ich habe in Bereitschaft, was wir mitnehmen müssen. Die Bürgermeisterin war ja so verständnisvoll. Erstaunlich, ihr Interesse an diesem Projekt.«

»Sie wissen also Bescheid?« erkundigte sich Trevize. »Wie lange schon?«

»Die Bürgermeisterin hat sich…« — hier runzelte Pelorat die Stirn, rechnete offenbar nach — »…vor zwei oder drei Wochen an mich gewandt. Ich war höchst erfreut. Und nun, da ich kapiert habe, daß ich keinen zweiten Historiker, sondern einen Piloten brauche, bin ich ebenso erfreut, daß Sie mein Begleiter sein werden, mein Bester.«

»Vor zwei oder drei Wochen«, wiederholte Trevize leicht befremdet. »Dann hat sie sich also schon geraume Zeit lang darauf vorbereitet. Und ich…« Er verstummte.

»Entschuldigung?«

»Nichts, Professor. Ich habe die schlechte Angewohnheit, vor mich hin zu murmeln. Falls unsere Reise länger dauert, werden Sie sich noch daran gewöhnen.«

»Sie wird ihre Zeit beanspruchen, bestimmt, bestimmt«, sagte Pelorat und geleitete seinen Gast ins Wohnzimmer an den Tisch, wo seine Haushälterin soeben nachgerade zeremoniell Tee servierte. »Man kann fast von ungewisser Dauer sprechen. Die Bürgermeisterin hat mir versichert, wir dürften uns soviel Zeit lassen, wie wir möchten, die ganze Galaxis stünde uns offen, wir dürften uns überall, wo wir uns aufhalten, auf den finanziellen Rückhalt der Foundation stützen. Natürlich müßten wir bei den Ausgaben einigermaßen vernünftig sein, hat sie gesagt. Das habe ich ihr versprochen.« Er lachte gedämpft auf und rieb sich die Hände. »Setzen Sie sich, mein Bester, setzen Sie sich! Dies könnte für sehr lange Zeit Ihr letzter Imbiß auf Terminus sein.«

Trevize nahm Platz. »Haben Sie Familie, Professor?« fragte er nach.

»Ich habe einen Sohn. Er studiert an einer Fakultät der Universität von Santanni. Er ist Chemiker, glaube ich, oder so was ähnliches. Er ist nach seiner Mutter geraten. Sie hat lange keinen Umgang mit mir gepflegt, folglich habe ich keine Verpflichtungen, nichts am Hals, sehen Sie? Ich vermute, mit Ihnen steht’s ähnlich. Bedienen Sie sich mit Sandwiches, mein Bester.«

»Ich habe zur Zeit keine Bindungen. Ein paar Frauenbekanntschaften. Sie kommen und gehen.«

»Ja. Ja. Schön, wenn das so klappt. Noch schöner, wenn man feststellt, man muß das alles gar nicht so ernst nehmen. Keine Kinder, schätze ich?«

»Keine.«

»Gut. Sie sehen, ich bin in bester Laune. Zuerst war ich erschrocken, als ich Sie kommen sah, ich geb’s zu. Aber jetzt finde ich Sie sehr bemerkenswert. Was ich zu meiner Unterstützung benötige, sind Jugend, Enthusiasmus, ein Begleiter, der sich in der Galaxis zurechtfindet. Wir treten eine Suche an, wissen Sie. Eine ganz außerordentliche Forschungsreise.« Pelorats ruhige Miene und seine maßvolle Stimme strahlten nun eine gewisse Lebhaftigkeit aus, ohne daß Gesichtsausdruck und Tonfall sich verändert hätten. »Ich weiß nicht, ob Sie schon vollständig eingeweiht worden sind.«

Trevize verengte die Lider. »Eine außerordentliche Forschungsreise?«

»Ja, wahrhaftig. Unter den Dutzenden Millionen bewohnter Welten in der Galaxis ist eine Perle von größter Kostbarkeit verborgen, und es gibt nur ein paar ganz schwache Hinweise, die uns womöglich zu ihr führen könnten. Trotzdem, falls es uns gelingt, sie zu finden, werden wir an eine unschätzbare Kostbarkeit gelangt sein. Wenn Sie und ich diejenigen sind, die sie finden, Junge — Trevize, wollte ich sagen, ich möchte mich nicht anbiedern —, dann wird man unsere Namen in alle Ewigkeit nicht vergessen.«

»Diese Kostbarkeit, von der Sie da reden… diese so kostbare Perle…«

»Hört sich an wie Arkady Darell — diese Autorin, Sie kennen sie ja sicher —, wenn sie von der Zweiten Foundation spricht, was? Kein Wunder, daß Sie so ein verdutztes Gesicht machen.« Pelorat legte den Kopf zurück, als wolle er in lautes Gelächter ausbrechen, aber er lächelte bloß.

»Glauben Sie mir, es dreht sich um nichts, was so albern und unwichtig wäre.«

»Wenn Sie nicht von der Zweiten Foundation reden, Professor«, meinte Trevize, »wovon sprechen Sie dann?«

Pelorat war plötzlich ernst, fast voller Bedauern. »Ach, die Bürgermeisterin hat Ihnen also nichts erzählt? Eigentlich ist es wirklich merkwürdig, wissen Sie. Jahrzehntelang habe ich mich über die Regierung und ihre Unfähigkeit geärgert, zu begreifen, was ich treibe, und nun ist Bürgermeisterin Branno auf einmal so erstaunlich großzügig.«

»Ja«, sagte Trevize, ohne sich eines gewissen Anklangs von Ironie in seiner Stimme zu enthalten, »sie ist eine Frau von staunenswert unauffälliger Menschenfreundlichkeit, aber Sie hat mir nicht verraten, um was es bei dieser Angelegenheit eigentlich geht.«

»Dann haben Sie keine Ahnung von meinen Forschungen?«

»Nein, tut mir leid.«

»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ist schon recht. Ich habe damit nicht gerade Aufsehen erregt. Also will ich’s Ihnen sagen. Sie und ich werden losfliegen — und mit Erfolg, denn ich weiß schon eine glänzende Möglichkeit —, um die Erde zu suchen.«