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»Ich nehme an, Sie haben Bürgermeisterin Branno von alldem erzählt, und sie billigt es?«

»Billigt es? Mein Bester, sie war entzückt! Sie stimmte mir darin zu, daß Trantor ganz gewiß der richtige Ort ist, an dem ich alles entdecken kann, was ich noch herausfinden muß.«

»Ohne Zweifel«, bemerkte Trevize unterdrückt.

Das gehörte zu dem, was ihn im Laufe der Nacht unablässig beschäftigte. Bürgermeisterin Branno schickte ihn aus, damit er über die Zweite Foundation herausfand, was sich herausfinden ließ. Sie schickte ihn in Pelorats Begleitung, damit er seine wahren Absichten hinter dieser angeblichen Suche nach der Erde verbergen konnte — eine Suche, die ihn praktisch in jeden beliebigen Winkel der Galaxis verschlagen mochte. Es handelte sich tatsächlich um eine perfekte Tarnung, und er bewunderte den Einfallsreichtum der Bürgermeisterin.

Aber nach Trantor? Was für einen Sinn sollte das haben? Sobald sie sich auf Trantor befanden, würde Pelorat sich in der Galaktischen Bibliothek einnisten und nicht mehr zum Vorschein kommen. Angesichts endloser Reihen von Büchern, Filmen und anderer Aufzeichnungen, zahlloser Datenspeicher und Symbolkompilationen würde er bestimmt keine Lust verspüren, je wieder fortzugehen.

Außerdem…

Zur Zeit des Fuchses war Ebling Mis auf Trantor gewesen. Wie es hieß, hatte er dort entdeckt, wo sich die Zweite Foundation verbarg, aber den Tod gefunden, ehe er es irgendwem verraten konnte. Auch Arkady Darell hatte Trantor aufgesucht und mit Erfolg nach der Zweiten Foundation geforscht. Deren Schlupfwinkel jedoch, den sie aufspürte, befand sich auf Terminus selbst, und dort hatte man daraufhin die Zweite Foundation auslöschen können. Wo immer sich die Zweite Foundation heute verborgen halten mochte, es war auf jeden Fall woanders. Was also sollte sich auf Trantor noch in Erfahrung bringen lassen? Wenn sie nach der Zweiten Foundation suchen wollten, konnten sie nahezu jedes beliebige Ziel anpeilen, bloß nicht Trantor.

Außerdem…

Welche Pläne die Branno weiterhin verfolgte, wußte er nicht, aber es entsprach keineswegs seiner Laune, ihr zu gehorchen. So, die Branno war wegen der Reise nach Trantor entzückt gewesen? Na, wenn die Branno wünschte, daß sie nach Trantor flogen, dann würden sie eben nicht nach Trantor fliegen! Überallhin, aber bestimmt nicht nach Trantor!

Und als die Nacht sich allmählich der Morgendämmerung näherte, sank Trevize, völlig zermürbt, endlich in unruhigen Schlaf.

11

Der nächste Tag, nachdem sie Trevize unschädlich gemacht hatte, verlief für Bürgermeisterin Branno einwandfrei. Sie hatte ihre Grenzen weit überschritten, und niemand erwähnte den Vorfall.

Nichtsdestoweniger war sie sich darüber im klaren, daß der Verwaltungsrat seinen lähmungsähnlichen Zustand des Stillhaltens bald überwinden mußte, man würde Fragen aufwerfen. Es kam darauf an, schnell zu handeln. Also schob sie zahlreiche andere Angelegenheiten vorerst beiseite und widmete sich dem Fall Trevize.

Zur gleichen Zeit, als Trevize und Pelorat über die Erde diskutierten, saß im Bürgermeisteramt Ratsherr Munn Li Compor der Branno gegenüber. Während er sich recht unbekümmert vor ihrem Schreibtisch lümmelte, unterzog sie ihn einer erneuten Einschätzung.

Er war kleiner und leichtgewichtiger als Trevize und nur zwei Jahre älter. Beide waren erst seit kurzem Mitglieder des Verwaltungsrates, beide jung und forsch, und das mußten die einzigen Gemeinsamkeiten sein, die sie miteinander verbunden hatten, denn in jeder anderen Hinsicht waren sie vollkommen verschieden.

Wogegen Trevize heftige Eindringlichkeit zu verbreiten pflegte, merkte man Compor nichts anderes an als nahezu heiter-gelassenes Selbstvertrauen. Das lag vielleicht an seinem blonden Haar und den blauen Augen, was unter den Bürgern der Foundation sehr selten anzutreffen war. Sie verliehen ihm eine fast feminine Zierlichkeit, die ihn (vermutete die Branno) für Frauen weniger attraktiv machte als Trevize. Allerdings bildete er sich unverkennbar etwas auf sein Aussehen ein, trug das Haar ziemlich lang und sorgfältig gewellt. Unter den Brauen wies er hellblauen Lidschatten auf, um seine natürliche Augenfarbe zu betonen (Lidschatten in den verschiedensten Farbtönen waren im Laufe der letzten zehn Jahre unter Männern beliebt geworden).

Er war kein Weiberheld. Er lebte eher geruhsam mit einer Frau zusammen, hatte den Behörden jedoch noch keine Zeugungsabsichten angemeldet, und von einer Partnerin nebenher wußte man nichts. Auch das unterschied ihn von Trevize, der seine Frauenbekanntschaften so häufig wechselte wie die grellfarbenen Gürtel, für die er bekannt war.

Es gab wenig, was Kodells Sicherheitsbüro über die beiden jungen Ratsherren nicht in Erfahrung gebracht hatte; Kodell selbst saß nun still in einer Ecke der Räumlichkeit und zeigte sein übliches, gutmütiges Lächeln.

»Ratsherr Compor«, sagte die Branno, »Sie haben der Foundation einen wertvollen Dienst erwiesen, doch zu Ihrem Nachteil ist er nicht von der Art, die man öffentlich loben oder auf herkömmliche Art und Weise belohnen kann.«

Compor lächelte. Er hatte weiße und gleichmäßige Zähne, und flüchtig stellte sich die Branno die müßige Frage, ob alle Bewohner des Sirius-Sektors so aussahen. Compors Behauptung, aus dieser besonderen, ziemlich peripheren Region zu stammen, ging zurück auf seine Großmutter mütterlicherseits, die auch blond und blauäugig gewesen war und darauf beharrt hatte, ihre Mutter habe aus dem Sirius-Sektor gestammt. Kodell zufolge aber existierten dafür keine sicheren Beweise.

So seien Frauen nun einmal, hatte Kodell bemerkt, es sei sehr gut möglich, daß sie sich bloß eine ferne, exotische Herkunft angedichtet habe, um ihre ohnehin beträchtliche Anziehungskraft und Ausstrahlung noch zu verstärken.

»Sind Frauen so?« hatte die Branno humorlos gefragt, und Kodell hatte gelächelt und gedämpft eingeschränkt, er meine natürlich nur gewöhnliche Frauen.

»Es ist nicht erforderlich, daß die Bevölkerung der Föderation von diesem Dienst weiß«, sagte Compor. »Es genügt, wenn Sie davon wissen.«

»Ich weiß davon und werde ihn nicht vergessen. Gleichfalls will ich Sie aber nicht darüber im unklaren lassen, daß Ihre Pflicht damit noch nicht getan ist. Sie haben sich auf einen heiklen Kurs eingelassen und müssen nun weitermachen. Wir wollen mehr über Trevize erfahren.«

»Ich habe Ihnen alles mitgeteilt, was ich über ihn weiß.«

»Kann sein, Sie möchten gern, daß ich das glaube. Vielleicht glauben Sie’s sogar selber. Aber beantworten Sie erst einmal meine Fragen. Kennen Sie einen Mann namens Janov Pelorat?«

Flüchtig runzelte Compor die Stirn; sie glättete sich fast sofort wieder.

»Mag sein, daß ich ihn erkenne, wenn ich ihn sehe«, antwortete er vorsichtig, »aber der Name allein besagt mir nichts.«

»Er ist ein Gelehrter.«

Compor rundete den Mund zu einem geringschätzigen, aber lautlosen Oh?, als ob es ihn überrasche, daß die Bürgermeisterin annahm, er kenne irgendwelche Gelehrten.

»Pelorat ist eine interessante Person, die aus gewissen Gründen wild darauf ist, Trantor einen Besuch abzustatten«, sagte die Branno. »Ratsherr Trevize wird ihn begleiten. Da Sie mit Trevize gut befreundet waren und daher vielleicht die Art kennen, wie er denkt, sagen Sie mir folgendes — wird sich Trevize mit Trantor als Ziel abfinden?«

»Wenn Sie Trevize ins Raumschiff bringen und es nach Trantor steuern lassen«, sagte Compor, »was bleibt ihm anderes übrig? Sie befürchten doch wohl nicht, er könne meutern und das Raumschiff übernehmen?«

»Sie mißverstehen mich. Er und Pelorat werden allein im Schiff sein, und er wird an den Kontrollen sitzen.«

»Und Sie fragen mich, ob er sich bereitwillig nach Trantor schicken läßt?«