»Sehr großzügig von Ihnen.«
»Das weiß ich, Ratsherr. Aber tun Sie mir den Gefallen, Ratsherr, und verstehen Sie mich richtig. Sie helfen Professor Pelorat bei seiner Suche nach der Erde. Ganz egal, was Sie zu suchen denken, Sie suchen die Erde! Wer immer Ihnen begegnet, darf daran keinerlei Zweifel haben. Und beachten Sie immer, daß die Far Star nicht bewaffnet ist!«
»Ich suche die Erde«, sagte Trevize. »Ich habe vollkommen verstanden.«
»Dann werden Sie sich nun auf den Weg machen.«
»Verzeihen Sie, aber sicher gibt’s noch mehr zu besprechen, als wir bis jetzt diskutiert haben. Ich habe früher Raumschiffe geflogen, aber mit Kleinkreuzern neuen Typs besitze ich keinerlei Erfahrungen. Wenn ich ihn nun nicht steuern kann?«
»Soviel ich weiß, ist die Far Star weitgehendst computerisiert. Und bevor Sie fragen, Sie brauchen nicht zu wissen, wie man mit einem modernen Pilotcomputer umgeht. Er selbst wird Ihnen alles sagen, was Sie wissen müssen. Besteht Ihrerseits sonst irgendein Bedarf?«
Trevize schaute unbehaglich an sich hinunter. »Ich sollte mich besser umziehen.«
»Sie finden Kleidungsstücke an Bord des Raumschiffs. Darunter auch solche Gürtel, oder Schärpen — wie immer man das nennt —, wie Sie sie zu tragen pflegen. Auch der Professor hat, was er braucht. Alle gebräuchlichen, vernünftigen Gegenstände des täglichen Bedarfs befinden sich bereits an Bord, allerdings mit der Einschränkung, keine weiblichen Begleiter.«
»Sehr schade«, meinte Trevize. »Das wäre angenehm, aber wie’s der Zufall will, gegenwärtig wüßte ich sowieso keine geeignete Kandidatin. Aber ich gehe davon aus, daß die Galaxis stark bevölkert ist, und wenn ich erst einmal fort bin, kann ich tun, was mir gefällt.«
»In bezug auf Frauen? Ganz nach Belieben.«
Umständlich erhob sich die Branno. »Ich werde Sie nicht zum Raumhafen begleiten«, sagte sie, »aber Sie werden von einer Eskorte hingebracht, und Sie sollten es sich verkneifen, irgend etwas anderes als das, was man Ihnen sagt, zu tun. Ich fürchte, falls Sie einen Fluchtversuch unternehmen, wird man Sie töten. Der Umstand, daß ich nicht dabei bin, dürfte sich so auswirken, daß die Männer weniger Zurückhaltung zeigen.«
»Ich werde nichts tun, was man mir nicht gestattet, Bürgermeisterin«, sagte Trevize. »Nur eines noch…«
»Ja?«
Trevize suchte rasch nach den richtigen Worten, lächelte schließlich (wie er hoffte) ungezwungen. »Es könnte der Tag kommen, Bürgermeisterin«, sagte er, »an dem Sie mich um etwas bitten, und dann werde ich mich an diese beiden Tage erinnern und so entscheiden, wie ich’s für angebracht halte.«
Bürgermeisterin Branno seufzte. »Ersparen Sie mir so ein Melodrama. Wenn ein solcher Tag kommt, dann kommt er eben, aber bis dahin — bitte ich Sie um gar nichts.«
Viertes Kapitel
Weltraum
14
Das Raumschiff sah noch beeindruckender aus, als Trevize aufgrund seiner Erinnerungen an die Zeit, als sich die neue Kreuzer-Klasse im Bau befand und überschwengliche Publizität genoß, erwartet hatte.
Nicht die Größe war eindrucksvoll, denn das Raumschiff war ziemlich klein. Die Vorzüge der Konstruktion lagen in Manövrierbarkeit, Geschwindigkeit, dem Gravo-Antrieb und besonders der hochmodernen Computerisierung. Auf Größe hatte verzichtet werden können; sie wäre dem Zweck sogar hinderlich gewesen.
Es handelte sich um einen Einmann-Raumer, der dank seiner Überlegenheit die älteren Raumschiffe, die eine dutzendköpfige oder noch größere Mannschaft brauchten, leicht ersetzte. Mit einem zweiten oder gar dritten Besatzungsmitglied an Bord, so daß Schichtdienst möglich war, konnte so ein Kleinkreuzer es ohne weiteres mit einer ganzen Flottille größerer, nicht zur Foundation gehöriger Raumschiffe aufnehmen. An Geschwindigkeit war es jedem bekannten Typ überlegen und konnte sich etwaigen Gegnern notfalls mühelos entziehen.
Es besaß in seiner Gesamtheit eine schlanke Form, wies keine überflüssigen Merkmale auf, keine sinnlose Rundung, weder innen noch außen. Jeder Kubikmeter Innenraum war maximal genutzt worden, so daß man im Innern ein beinahe paradoxes Gefühl der Geräumigkeit hatte.
Nichts, was die Bürgermeisterin über die Wichtigkeit dieser Mission hätte sagen können, wäre für Trevize überzeugender gewesen als dies Raumschiff.
Branno die Bronzefrau, sah er mit Verdruß ein, hatte ihn zur Übernahme eines gefährlichen Auftrags von allerhöchster Bedeutung genötigt. Vielleicht hätte er ihn mit weniger Entschlossenheit übernommen, wäre nicht von der Branno alles so arrangiert worden, daß er ihr nur zu gern beweisen wollte, was er leisten konnte.
Was Pelorat betraf, er war entgeistert vor Staunen. »Würden Sie mir glauben«, meinte er, als er, bevor er hineinkletterte, behutsam einen Finger an den Rumpf legte, »daß ich einem Raumschiff noch nie so nahe gewesen bin?«
»Wenn Sie’s sagen, glaube ich’s natürlich, Professor, aber wie haben Sie das bloß geschafft?«
»Das weiß ich selbst kaum, um ehrlich zu sein, teurer… ich meine, Trevize. Vermutlich war ich immer zu sehr mit meinen Forschungen beschäftigt. Wenn man daheim einen richtig guten Computer hat, der andere Computer überall in der Galaxis erreichen kann, darf man sich die meisten Wege sparen, wissen Sie. Irgendwie habe ich erwartet, Raumschiffe seien größer.«
»Das hier ist ein kleiner Typ, aber trotzdem innen geräumiger als jedes andere Raumschiff dieser Größe.«
»Wie kann denn so was möglich sein? Sie machen sich über meine Unwissenheit lustig.«
»Nein, nein. Das ist mein Ernst. Sie sehen hier eines der ersten völlig gravobetriebenen Raumschiffe vor sich.«
»Und was bedeutet das? Bitte sehen Sie lieber von Erklärungen ab, falls dazu ausgedehnte Abschweifungen in die Physik erforderlich sind. Ich gebe mich mit Ihrem Wort zufrieden, so wie gestern Sie bezüglich der einheitlichen Spezies Mensch und der einen Welt des Ursprungs.«
»Wir wollen’s versuchen, Professor Pelorat. Während vieler Jahrtausende der Raumfahrt sind chemische Antriebe, Ionenantriebe und hyperatomare Antriebe verwendet worden, und all diese Antriebssysteme haben viel Platz beansprucht. Die alte Kaiserliche Marine hatte Raumschiffe von fünfhundert Metern Länge, in denen der Besatzung nicht mehr Aufenthaltsraum geboten war als in einem kleinen Apartment. Zum Glück hat sich die Foundation in all den Jahrhunderten ihrer Existenz auf Miniaturisierung spezialisiert, weil sie aufgrund des Mangels an Ressourcen gar keine andere Wahl hatte. Was Sie hier sehen, ist davon das Spitzenergebnis. Das Raumschiff fliegt dank Antigravitation, und der Antrieb, der das ermöglicht, nimmt so gut wie keinen Platz ein, er ist nämlich in die Hülle integriert. Wären nicht trotzdem noch die hyperatomaren…«
Ein Posten der Sicherheit trat näher. »Gehen Sie bitte weiter!«
Der Himmel erhellte sich allmählich, obwohl bis zum Sonnenaufgang noch eine halbe Stunde verstreichen mußte.
Trevize schaute sich um. »Ist mein Gepäck verladen worden?«
»Jawohl, Ratsherr. Die Ausstattung befindet sich schon vollständig im Schiff.«
»Und Kleidung dabei, nehme ich an, die weder meine Größe hat, noch meinem Geschmack entspricht.«
Urplötzlich grinste der Posten nahezu jungenhaft. »Ich glaube, daß alles zu Ihrer Zufriedenheit sein dürfte«, sagte er. »Die Bürgermeisterin hat uns im Laufe der vergangenen dreißig oder vierzig Stunden gehörig Mehrarbeit leisten lassen, und wir haben uns weitgehend nach dem gerichtet, was Sie daheim haben. Geld hat keine Rolle gespielt.« Er blickte sich um, als wolle er sich vergewissern, daß seine plötzliche Vertraulichkeit niemandem auffiel. »Hören Sie, ich finde, Sie beide können von Glück reden. Das ist das beste Raumschiff der Welt. Komplett ausgerüstet, abgesehen von Bewaffnung. Sie schwimmen ganz oben.«