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»Als Treibgut, das kann sein«, erwiderte Trevize. »Also, Professor, sind Sie bereit?«

»Solange ich das hier bei mir habe, bin ich zu allem bereit«, sagte Pelorat und hielt einen kantigen Stab in die Höhe, der etwa zwanzig Zentimeter lang war und umhüllt von silbrigem Plastik. Unvermittelt fiel Trevize auf, daß der Professor ihn schon seit Verlassen seines Hauses mitführte, ständig von der einen in die andere Hand nahm, ihn nie weglegte, nicht einmal, als sie unterwegs schnell ein Frühstück einnahmen, aus den Fingern gelassen hatte.

»Was ist das, Professor?«

»Meine Bibliothek. Sie ist nach Stichwörtern und Quellen geordnet, und ich habe alles in einen Datenkomprehensor packen können! Wenn Sie dieses Raumschiff für ein Wunderwerk halten, wie finden Sie dann erst diesen Datenkomprehensor? Eine ganze Bibliothek! Alles, was ich jemals zusammengetragen habe. Wunderbar! Einfach wunderbar!«

»Ja«, sagte Trevize. »Mann, wir schwimmen wirklich ganz obenauf.«

15

Auch während er das Innere des Raumschiffs besichtigte, kam Trevize aus dem Staunen nicht heraus. Es gab einen Lagerraum mit Nahrungsmittelvorräten, Bekleidung, Filmen und Spielen. Ein Gymnastikraum, ein Aufenthaltsraum sowie zwei fast gleiche Kabinen waren vorhanden.

»Das hier muß Ihre Kabine sein, Professor«, sagte Trevize. »Auf jeden Fall enthält sie einen FX-Projektor.«

»Gut«, meinte Pelorat mit merklicher Befriedigung. »Was für ein Trottel ich doch war, die Raumschiffahrt immer so gemieden zu haben. Hier drin könnte ich leben, mein werter Trevize, ohne jemals weitergehende Bedürfnisse zu verspüren.«

»Geräumiger als ich dachte«, sagte Trevize erfreut.

»Und der Antrieb befindet sich tatsächlich in der Hülle, wie Sie angenommen haben?«

»Jedenfalls die Kontrollinstrumente. Wir brauchen keinen Brennstoff zu lagern, wir verwenden von vornherein keinen. Wir bedienen uns der Grundenergie des Universums, also sind der Brennstoff und die Triebwerke… alles ist da draußen.« Er machte eine vage Geste.

»Tja, da fällt mir ein… was geschieht, wenn etwas schiefgeht?«

Trevize zuckte die Achseln. »Ich habe eine Ausbildung in Weltraumnavigation, aber diese Art von Schiff noch nie von innen gesehen. Wenn am Gravo-Antrieb irgendein Defekt auftreten sollte, werde ich wohl leider hilflos sein.«

»Aber Sie können mit diesem Raumschiff umgehen? Es fliegen?«

»Das frage ich mich auch.«

»Meinen Sie, das Schiff könnte automatisch funktionieren?« wollte Pelorat wissen. »Daß wir vielleicht nur Passagiere sind? Möglicherweise wird nichts von uns erwartet, als daß wir gemütlich herumsitzen.«

»Solche Dinge gibt’s innerhalb der Sonnensysteme im Fährdienst zwischen Planeten und Raumstationen, aber von automatischer Hyperraumfahrt habe ich noch nie was gehört. Bisher wenigstens nicht. Bisher…«

Erneut schaute er sich um und spürte das Prickeln einer gewissen Spannung. War diese alte Schachtel von Bürgermeisterin ihm womöglich weiter voraus, als er sich bis jetzt vorstellte? Besaß die Foundation auch bereits eine automatische interstellare Raumfahrt, und er würde gegen seinen Willen auf Trantor landen, ohne daß er darüber mehr zu bestimmen hatte als das an Bord befindliche Mobiliar?

»Setzen Sie sich ruhig hin, Professor«, sagte er mit einer heiteren Lebhaftigkeit, die er in Wirklichkeit nicht empfand. »Die Bürgermeisterin hat gesagt, das Schiff sei komplett computerisiert. Wenn’s in Ihrem Raum einen FX-Projektor hat, müßte in meinem eigentlich ein Computer sein. Machen Sie’s sich bequem, unterdessen schaue ich mich allein ein bißchen näher um.«

Augenblicklich wirkte Pelorat beunruhigt. »Trevize, mein Bester — Sie gehen mir aber nicht wieder aus dem Schiff, was?«

»Das ist keineswegs meine Absicht, Professor. Und sollte ich’s versuchen, können Sie sich darauf verlassen, daß man mich daran hindert. Die Bürgermeisterin hat nicht vor, sich von mir einen Strich durch die Rechnung machen zu lassen. Ich möchte lediglich herausfinden, wie die Far Star gesteuert wird.« Er lächelte. »Ich lasse Sie nicht im Stich, Professor.«

Er lächelte noch, als er die Räumlichkeit betrat, die er für seine Kabine hielt, aber als er leise hinter sich die Tür schloß, versachlichte sich seine Miene. Es mußte an Bord irgendein Mittel geben, mit dem man mit einem Planeten in der Nachbarschaft des Raumschiffs in Verbindung treten konnte. Ein Raumschiff, das von allem ringsherum vollständig abgeschlossen war, ließ sich kaum vorstellen, also mußte es irgendwo — vielleicht in einem Wandfach — einen Kommunikator geben. Damit konnte er das Bürgermeisteramt anrufen und sich nach den Kontrollen erkundigen.

Aufmerksam betrachtete er die Wände, das Wandregal überm Bett, die schlichten, weichen Formen der Möbel. Falls er hier nichts fand, mußte er sich im Rest des Raumschiffs umsehen.

Er wollte die Kabine gerade wieder verlassen, als er ein Glänzen auf der glatten, hellbraunen Tischplatte bemerkte. Es stammte von einem Leuchtkreis mit dem säuberlichen Hinweis: Computerinstruktionen.

Aha!

Nichtsdestoweniger schlug sein Herz beschleunigt. Es gab solche und solche Computer, und manche Programme erforderten viel Zeit, bis man sie beherrschte. Trevize hatte nie den Fehler begangen, seine eigene Intelligenz zu unterschätzen, andererseits aber war er kein Spitzenexperte. Einige Menschen besaßen ein Talent für den Umgang mit Computern, andere wieder überhaupt nicht, und Trevize wußte genau, welcher Kategorie er angehörte.

Während seiner Dienstzeit in der Raummarine der Foundation hatte er den Rang eines Lieutenant erreicht und gelegentlich den Befehlshabenden mimen müssen, daher hatte er zwangsläufig auch mit den Computern zu tun gehabt. Nie jedoch hatte er diesbezüglich die alleinige Verantwortung getragen, und es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, daß man irgendwann etwas anderes von ihm verlangen könnte als die Routinemanöver, wie ein befehlshabender Offizier sie nun einmal durchzuziehen hatte.

Mit einem Gefühl der Entmutigung erinnerte er sich an den Umfang, den ein Computerprogramm im Klartext-Printout besaß, und er entsann sich an die Arbeitsweise von Techno-Sergeant Krasnet an der Konsole. Er hatte die Hände daran wirbeln lassen, als handle es sich um das komplizierteste Musikinstrument der Galaxis, allerdings mit einem Gebaren der Nonchalance, als sei das alles so einfach, daß er sich unendlich langweile; trotzdem hatte auch er bisweilen in dicken Instruktionen nachschlagen müssen, dabei aus Verlegenheit unterdrückt geflucht.

Fast widerwillig tippte Trevize mit einem Finger auf den Leuchtkreis, und sofort breitete dessen Helligkeit sich über die ganze Tischplatte aus. Er sah darauf die Umrisse zweier Hände, einer rechten und einer linken Hand. Plötzlich schrägte sich die Tischplatte mit einer reibungslosen Kippbewegung in einem Winkel von fünfundvierzig Grad.

Trevize nahm vor dem Tisch Platz. Erklärungen waren überflüssig. Es war klar, was er tun mußte.

Er legte seine Hände auf die Umrisse, die für diesen Zweck auf der Tischplatte vorhanden waren, und dank des Winkels war das mühelos möglich. Die Oberfläche der Tischplatte fühlte sich weich an, fast wie aus Samt, wo er sie berührte, seine Hände sanken ein.

Erstaunt starrte er seine Hände an, denn sie waren durchaus nicht eingesunken. Seine Augen teilten ihm mit, daß die Hände auf der Fläche lagen. Sein Tastsinn dagegen übermittelte ihm den Eindruck, als habe die Fläche unter ihnen nachgegeben, als hielte irgend etwas seine Hände sanft und warm umfangen.