»Haargenau, Erster Sprecher! Ich wollte, diese Formulierung wäre mir eingefallen. Was war der Fuchs? Ein Mutant. Aber woher stammte er? Wie kam seine Mutation zustande? Das weiß niemand so recht. Kann es nicht mehr seinesgleichen geben?«
»Offenbar nicht. Eine der bekanntesten Einzelheiten über den Fuchs ist die Tatsache, daß er steril war. Oder vermuten Sie, das sei nur ein Mythos?«
»Ich rede nicht von Nachfahren des Fuchses. Aber könnte es nicht sein, daß es sich beim Fuchs um ein in die Irre gegangenes Mitglied einer ganzen Gruppe von Personen mit vergleichbaren geistigen Fähigkeiten gehandelt hat, einer Gruppe, die heute vielleicht schon beachtlich groß ist, die aus irgendeinem Grund nicht gegen den Seldon-Plan arbeitet, sondern ihn fördert?«
»Bei der Galaxis, warum sollte sie so was tun?«
»Warum arbeiten wir an dem Plan? Wir bereiten einem Zweiten Imperium den Weg, in dem wir — oder vielmehr, unsere intellektuellen Nachfolger — es sein werden, die die Entscheidungen fällen. Falls es eine andere Gruppe gibt, die sich effizienter für den Seldon-Plan einsetzt, als wir’s können, dann gewiß nicht, um später die Entscheidungsgewalt uns zu überlassen. Sie wird die Entscheidungen fällen — aber mit welchem Ziel? Sollten wir nicht versuchen, in Erfahrung zu bringen, in was für eine Art von Zweitem Imperium man uns zu führen beabsichtigt?«
»Und wie sollen wir das nach Ihrer Meinung herausfinden?«
»Nun, die Frage lautet: Warum hat Terminus’ Bürgermeisterin wohl Golan Trevize ins Exil geschickt? Dadurch hat sie nichts anderes getan, als einer potentiell gefährlichen Person Freizügigkeit in der gesamten Galaxis gegeben. Ich kann nicht glauben, daß sie das aus reiner Menschlichkeit getan hat. Historisch betrachtet, haben die Führer der Ersten Foundation immer realistisch gehandelt, das heißt, normalerweise ohne jede Rücksicht auf moralische Maßstäbe. Einer ihrer Helden, Salvor Hardin, hat sich sogar explizit gegen Moral ausgesprochen. Nein, ich gehe davon aus, daß die Bürgermeisterin auf Veranlassung von Agenten der ›Anti-Füchse‹ — um Ihren Ausdruck zu verwenden — gehandelt hat. Ich glaube, Trevize ist von ihnen rekrutiert worden, und ich halte ihn für den Stoßkeil einer gegen uns gerichteten Bedrohung, einer tödlichen Gefahr!«
»Bei Seldon, kann sein, Sie haben recht«, sagte der Erste Sprecher. »Aber wie wollen Sie den Rat von all dem überzeugen?«
»Erster Sprecher, Sie unterschätzen Ihren Einfluß.«
Sechstes Kapitel
Erde
21
Trevize war mißmutig und gereizt. Er und Pelorat saßen in der kleinen Eßnische und hatten soeben ihr Mittagessen beendet.
»Wir sind erst seit zwei Tagen im All«, sagte Pelorat, »und trotzdem ist mir ganz wohl zumute, obwohl ich natürlich die frische Luft und das alles vermisse. Seltsam! Solange es ständig ringsherum vorhanden war, habe ich’s nie richtig zur Kenntnis genommen. Neben meinen paar Platten und Ihrem bemerkenswerten Computer habe ich meine komplette Bibliothek dabei — oder jedenfalls alles, was wichtig ist. Und jetzt ängstigt mich die Vorstellung, mitten im Raum zu sein, nicht mehr im mindesten. Erstaunlich!«
Trevize stieß einen nichtssagenden Laut aus. Sein Blick war nach innen gerichtet.
»Ich möchte nicht lästig sein, Colan«, meinte Pelorat leise, »aber ich habe den Eindruck, Sie hören mir nicht zu. Nicht etwa, daß ich ein besonders interessanter Mensch wäre, wissen Sie, ich war immer ein ziemlich langweiliger Typ. Trotzdem, ich glaube, Sie beschäftigen sich sehr stark mit irgend etwas… Sind wir in Schwierigkeiten? Sie können’s mir ruhig verraten, glauben Sie mir! Behilflich kann ich Ihnen sicher nicht sein, aber ich werde auch nicht in Panik geraten, mein Bester.«
»In Schwierigkeiten?« Trevize wirkte, als käme er gerade zu sich, runzelte leicht die Stirn.
»Das Raumschiff, meine ich. Es ist ja ein neues Modell, also könnte irgend etwas nicht so ganz klappen, stelle ich mir vor.« Pelorat erlaubte sich ein unsicheres Lächeln.
Nachdrücklich schüttelte Trevize den Kopf. »Janov, es war dumm von mir, Sie im Ungewissen zu lassen. Mit dem Raumschiff ist alles in schönster Ordnung. Es funktioniert tadellos. Ich habe bloß nach einer Hypersonde gesucht.«
»Aha, verstehe — nur weiß ich nicht, was eine Hypersonde ist.«
»Ich will’s klipp und klar erläutern, Janov. Wir haben unvermindert Verbindung zum Terminus. Ich kann jederzeit Kontakt aufnehmen, wenn ich will, und umgekehrt kann man von Terminus aus mit uns in Kontakt treten. Man kennt dort die Position des Schiffs, hat unseren Kurs verfolgt. Selbst wenn das nicht geschehen wäre, ließe sich unsere Position durchs Abtasten des näheren Weltraums mit Massedetektoren, wie es fortgesetzt geschieht, um den Raumflugverkehr zu überwachen und etwaige Meteore frühzeitig zu entdecken, leicht ermitteln. Außer der Masse mißt man dabei ein energetisches Muster an, dank dessen man nicht nur Raumschiffe von Meteoren, sondern auch ein Raumschiff vom anderen zu unterscheiden vermag, denn keine zwei Raumer erzeugen das gleiche energetische Muster. Unser Muster bleibt in irgendeiner Beziehung immer charakteristisch, unabhängig davon, welche Manöver wir vornehmen oder welche Instrumente wir ein- oder ausschalten. Natürlich kann das geortete Schiff unbekannt sein, aber wenn’s sich um eines wie unseres handelt, dessen Energiemuster auf Terminus registriert ist — und das ist mit unserem ohne Zweifel der Fall —, dann kann man’s identifizieren, sobald es geortet ist.«
»Manchmal finde ich, Golan«, sagte Pelorat, »daß man die Fortschritte der Zivilisation in nichts anderem besser zusammenfassen kann, als wenn man sie als Einübung in die immer stärkere Einschränkung der Privatsphäre beschreibt, oder was meinen Sie?«
»Da könnten Sie recht haben. Früher oder später allerdings müssen wir den Hyperraum durchqueren, andernfalls würden wir uns während des gesamten Rests unseres Lebens nicht weiter als ein oder zwei Parsek von Terminus entfernen. Wir würden nur im allergeringsten Umfang an der interstellaren Raumfahrt teilnehmen. Mit der Durchquerung des Hyperraums dagegen vollziehen wir eine Bewegung der Diskontinuität in bezug auf den Normalraum. Wir versetzen uns einfach von hier nach dort, über eine Entfernung von manchmal mehreren hundert Parsek hinweg, und brauchen dafür nur einen einzigen Augenblick tatsächlich erlebter Zeit. Wir sind urplötzlich weit fort, befinden uns in einer Richtung, die für Außenstehende nur sehr schwer vorauszusehen ist, so daß man uns, praktisch gesprochen, nicht mehr orten kann.«
»Das begreife ich. Ja.«
»Es sei denn, versteht sich, man hat zuvor an Bord eine Hypersonde installiert. Eine Hypersonde sendet ein Signal durch den Hyperraum, ein Signal, das für das Raumschiff charakteristisch ist, und die zuständigen Stellen auf Terminus könnten anhand dessen jederzeit ersehen, wo wir uns gerade aufhalten. Das ist die Antwort auf Ihre Frage. Nirgends in der ganzen Galaxis könnten wir uns verstecken, und keine Kombination von Hyperraumsprüngen würde ausreichen, um uns ihren Ortungsinstrumenten zu entziehen.«
»Golan«, sagte Pelorat gedämpft, »uns ist doch am Schutz gelegen, den die Foundation uns bieten kann, oder nicht?«
»Ja, Janov, gewiß, aber nur, wenn wir ausdrücklich darum bitten. Sie haben gesagt, Fortschritte der Zivilisation bedeuteten immer stärkere Einschränkung des Privaten. Na, ich jedenfalls habe keine große Lust, so sehr fortschrittlich zu sein. Ich wünsche die Freiheit, mich unbeobachtet bewegen zu können, ohne unter irgend jemandes Aufsicht zu stehen, bis ich Schutz benötige und wünsche. Deshalb wäre mir besser, viel besser zumute, befände sich keine Hypersonde an Bord.«