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»Es bleibt den anderen Sprechern überlassen, zu äußern, was immer sie davon denken«, sagte Gendibal. »Ich für meinen Teil bin ebenfalls dieser Meinung. Trevize ist der Schlüssel. Ich finde diesen plötzlichen Hinauswurf durch die Erste Foundation zu seltsam, als daß sich dahinter nichts verbergen könnte.«

»Wollen Sie damit andeuten«, entgegnete die Delarmi, »Trevize sei unterm Einfluß dieser mysteriösen Organisation, oder etwa die Leute, die ihn ins Exil geschickt haben? Befindet sich womöglich alles und jeder unter ihrer Kontrolle außer Ihnen und dem Ersten Sprecher — und mir, der Sie bestätigt haben, nicht einer solchen Kontrolle ausgesetzt zu sein?«

»Dies Geschwätz erfordert keine Antwort«, erwiderte Gendibal. »Statt dessen möchte ich die Frage stellen, ob irgendein weiterer Sprecher sich in dieser Angelegenheit mit mir und dem Ersten Sprecher einig zu erklären gedenkt? Ich gehe davon aus, alle Anwesenden haben die mathematischen Darlegungen, die ich mit der Einwilligung des Ersten Sprechers allen habe zukommen lassen, mit der gebührenden Aufmerksamkeit studiert?«

Schweigen herrschte.

»Ich wiederhole meine Frage«, sagte Gendibal. »Ist jemand dazu bereit?«

Das Schweigen blieb ungebrochen.

»Erster Sprecher«, sagte Gendibal, »da haben Sie das Motiv für die Herbeiführung des Zwischenfalls.«

»Erklären Sie deutlicher«, sagte der Erste Sprecher.

»Sie haben hier über die Notwendigkeit gesprochen, daß wir uns mit Trevize befassen, diesem Erstfoundationisten. Dabei handelt es sich um eine wichtige politische Initiative, und falls die Sprecher meine Vorlage gelesen haben, dürften sie im großen und ganzen gewußt haben, woher der Wind weht. Aber wenn sie einhellig anderer Auffassung gewesen wären — einhellig! —, hätten Sie aus traditioneller Selbstbeschränkung die Sache nicht weiterverfolgen können. Mit der Unterstützung nur eines Sprechers jedoch hätten Sie die vorgeschlagene neue Politik zur Ausführung bringen können. Ich war der eine Sprecher, mit dessen Rückhalt Sie rechnen konnten, wie jeder, der meine Vorlage gelesen hatte, ersehen konnte, und deshalb mußte ich um jeden Preis von der Tafel ferngehalten werden. Fast hatte dieser Trick Erfolg, doch jetzt bin ich da, und ich unterstütze den Ersten Sprecher. Ich teile seine Meinung, und in Übereinstimmung mit den traditionellen Regeln kann er bei der weiteren Verfolgung seiner politischen Linie die Bedenken der anderen elf Sprecher außer acht lassen.«

Die Delarmi schlug mit der Faust auf die Tafel. »Die Implikation all dessen lautet, jemand habe vorher gewußt, was der Erste Sprecher zu empfehlen beabsichtigt, und ebenso vorher gewußt, daß Sprecher Gendibal ihm seinen Rückhalt gibt, und daß der gesamte Rest nichts von allem gewußt haben soll. Ferner impliziert es, diese Initiative sei dieser wahnhaften geheimen Organisation Sprecher Gendibals unangenehm, daß sie sich bemühe, sie zu sabotieren, daß einer oder mehrere von uns unter ihrer Kontrolle stünden.«

»Diese Implikationen sind vorhanden«, stimmte Gendibal zu. »Ihre Analyse ist meisterhaft.«

»Wen beschuldigen Sie?« rief die Delarmi.

»Niemanden. Ich ersuche den Ersten Sprecher, alles weitere zu veranlassen. Es ist vollkommen klar, daß irgend jemand in unserer Organisation gegen uns arbeitet. Ich schlage vor, daß jeder, der für die Zweite Foundation tätig ist, einer gründlichen Mentalanalyse unterzogen wird. Jeder, auch die Sprecher selbst. Auch ich — und ebenfalls der Erste Sprecher.«

Die Versammlung brach in größeren, chaotischeren Aufruhr aus, als je zuvor einer durch das Protokoll aufgezeichnet worden war.

Und nachdem der Erste Sprecher in diesem Sinne sein Einverständnis bekanntgegeben hatte, verließ Gendibal ohne ein Wort den Sitzungsraum und suchte sein Apartment auf. Er wußte genau, daß er unter den Sprechern keinen Freund besaß; selbst der Beistand, den er vom Ersten Sprecher erhielt, konnte günstigstenfalls halbherzig sein.

Er besaß keine Klarheit darüber, ob er nur um sich selbst oder um die ganze Zweite Foundation fürchtete, aber auf seiner Zunge lag bitter der Vorgeschmack drohenden Unheils.

27

Gendibal schlief schlecht. Im Wachen wie im Schlafen galten seine Gedanken und Träume dem Streit mit Sprecherin Delora Delarmi. In einem Traumfetzen kam es zu einer Verwischung zwischen ihr und dem hamischen Farmer, so daß Gendibal sich von einer verzerrten Delarmi attackiert sah, die gegen ihn eine riesige Faust schwang und gleichzeitig ein süßliches Lächeln zeigte, das nadelspitze Zähne entblößte.

Als er schließlich erwachte — später als gewöhnlich —, fühlte er sich nicht ausgeruht, und von seinem Nachttisch ertönte gedämpftes Summen. Er wälzte sich herum und drückte die Taste.

»Ja? Was ist los?«

»Ein Besucher möchte mit Ihnen reden, Sprecher.« Die Stimme gehörte dem Hauswart und klang wesentlich weniger respektvoll als angebracht.

»Ein Besucher?« Gendibal rief seinen Terminplan ab, aber auf dem Bildschirm zeigte sich für den Vormittag kein einziger Termin. Er drückte die Zeitanzeige; es war 8 Uhr 32. »Raum und Zeit«, fragte er verdrossen nach, »wer ist es denn?«

»Will keinen Namen nennen, Sprecher.« Man merkte dem Etagenwart sein Mißfallen an. »Ein Hamer, Sprecher. Will aufgrund Ihrer Einladung hier sein.« Letzteres sagte er mit noch spürbarerer Mißbilligung.

»Er soll im Empfangsraum warten, bis ich nach unten komme. Es wird aber einige Zeit dauern.«

Gendibal beeilte sich nicht im mindesten. Während seiner morgendlichen Verrichtungen blieb er in Gedanken versunken. Daß jemand sich der Hamer bediente, um ihm Schwierigkeiten zu machen, wirkte durchaus sinnvoll — und er hätte zu gern gewußt, wer derjenige war. Doch was sollte es nun bedeuten, daß ein Hamer ihn an seinem Wohnsitz besuchte? Konnte es sich um irgendeine raffinierte Falle handeln?

Im Namen Seldons, wie konnte ein hamischer Farmer in die Universität gelangen? Welche Gründe hatte er für so etwas zu nennen? Was mochten seine wahren Beweggründe sein?

Einen flüchtigen Moment lang überlegte er, ob er sich bewaffnen solle. Fast augenblicklich entschied er sich dagegen, weil er auf nahezu geringschätzige Weise davon überzeugt war, einen einzelnen Farmer, der sich in die Universität gewagt hatte, in Schach halten zu können, ohne sich dabei irgendeiner Gefahr auszusetzen, ohne mit unakzeptabler Nachhaltigkeit ein Hamer-Bewußtsein beeinflussen zu müssen.

Gendibal gelangte zu der Auffassung, daß der gestrige Zwischenfall mit dem Farmer ihn viel zu stark beeindruckt hatte. War womöglich derselbe Farmer sein unerwarteter Besucher? Vielleicht stand er nicht länger unter fremdem Einfluß, von wem oder was diese Einflußnahme auch ausgehen mochte, und war nun gekommen, um sich für sein Benehmen bei Gendibal zu entschuldigen, aus Sorge, er könne andernfalls irgendwie bestraft werden. Aber woher sollte der Mann wissen, wohin er gehen mußte? An wen er sich zu wenden hatte?

Entschlossen bog er um die Ecke des Korridors und betrat den Warteraum. Erstaunt blieb er stehen, dann wandte er sich an den Hauswart, der in seiner gläsernen Kabine furchtbar geschäftig tat.

»Hauswart, Sie haben nicht erwähnt, daß der Besucher eine Frau ist!«

»Ein Hamer, habe ich gesagt, Sprecher«, erwiderte der Hauswart ruhig. »Sie haben keine weitergehenden Fragen gestellt.«

»Minimalinformation, Hauswart? Muß ich mir als eine Ihrer Eigenheiten merken.« (Und er mußte nachprüfen, ob der Hauswart sein Amt der Delarmi verdankte. Außerdem empfahl es sich offenbar, von nun an genauer auf die Funktionärchen zu achten, die ihn umgaben — es fiel allzu leicht, sie von der Höhe seiner noch neuen Sprecherschaft herab zu übersehen, die ›Unteren‹.) »Sind irgendwelche Konferenzräume frei?«