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Pelorat dachte für ein Weilchen ernst darüber nach. »Aber welche«, fragte er dann auf einigermaßen perplexe Art, »ist die tatsächliche Galaxis?«

»Beide sind real, je nachdem, was man gerade macht. Auf Terminus kann man mit einem Fahrzeug eine Strecke auf dem Land zurücklegen, man kann aber auch ein Schiff auf dem Wasser benutzen. Die Bedingungen sind jedesmal unterschiedlich, also könnte man fragen, was ist Terminus wirklich, Land oder Wasser?«

Pelorat nickte. »Analogien sind immer riskant«, sagte er, »aber ich finde mich lieber mit diesem Vergleich ab, als weiter über den Hyperraum nachzudenken und womöglich meine geistige Gesundheit zu gefährden. Ich werde mich auf das konzentrieren, was wir gerade tun.«

»Betrachten Sie das, was wir eben getan haben«, sagte Trevize, »als unsere erste Etappe auf dem Weg zur Erde.«

Und ich wüßte gerne, dachte er bei sich, zu was außerdem alles.

32

»Tja«, sagte Trevize, »ich habe wahrhaftig einen Tag verschenkt.«

»Ach?« Pelorat blickte von seiner sorgfältigen Indexerstellung auf. »In welcher Beziehung?«

Trevize breitete die Arme aus. »Ich habe dem Computer zuwenig Vertrauen entgegengebracht. Ich wollte mich doch nicht voll auf ihn verlassen, also habe ich nun unsere gegenwärtige Position mit den Zielkoordinaten vor dem Hypersprung verglichen. Es ist keine Differenz meßbar. Es gibt keine feststellbare Abweichung.«

»Das ist doch gut, oder nicht?«

»Mehr als gut. Das ist unglaublich. Von so was habe ich noch nie gehört. Ich habe schon Hypersprünge aller Art und mit allen möglichen technischen Hilfsmitteln gemacht, selbst berechnet und durchgeführt. Während der Ausbildung mußte ich einmal einen Sprung mit dem Taschenrechner vorbereiten und eine Hypersonde losschicken, um das Resultat zu überprüfen. Versteht sich, daß ich kein richtiges Raumschiff schicken konnte, denn von den Kosten abgesehen, wäre es denkbar gewesen, daß ich einen Zielpunkt mitten in einem Stern ausrechne. Solche Fehlschläge sind mir natürlich nie unterlaufen, aber immer sind deutliche Fehler aufgetreten. Sogar die besten Experten arbeiten ständig mit gewissen Fehlern. Es geht gar nicht anders, weil so viele Variablen vorhanden sind. Drücken wir’s mal so aus: Die Geometrie des Raums ist zu kompliziert zu handhaben, und der Hyperraum erweitert alle gegebenen Schwierigkeiten um die Komplexität seiner eigenen Natur, die zu verstehen wir beileibe nicht von uns behaupten können. Daher erfolgt die Hyperraumfahrt stets in mehreren Etappen, deshalb haben wir nicht einen einzigen Riesensprung in den Sayshell-Sektor gemacht. Mit der Entfernung nimmt die Fehlerhaftigkeit zu.«

»Aber Sie sagten ja«, meinte Pelorat, »dieser Computer begeht keine Fehler.«

»Er behauptet, keine Fehler begangen zu haben. Ich habe ihn angewiesen, unsere jetzige Position mit der vorausberechneten Position zu vergleichen, die erreichte Position mit der Zielvorstellung. Er hat die Auskunft gegeben, beide seien im Rahmen seiner Meßwerte identisch, und da dachte ich mir: Wenn er nun lügt?«

Bis zu diesem Moment hatte Pelorat seinen Printer in der Hand gehalten. Nun legte er ihn mit betroffener Miene beiseite. »Soll das ein Witz sein? Ein Computer lügt nicht. Es sei denn, Sie meinen, er ist defekt.«

»Nein, das war’s eben nicht, was ich gedacht habe. Raum und Zeit! Ich habe wirklich gedacht, er lügt. Dieser Computer ist ein so fortgeschrittener Typ, ich kann nicht anders als wie von einem Menschen von ihm denken… vielleicht einem Übermenschen. Menschlich genug, um seinen Stolz zu haben, unter Umständen auch zu lügen. Ich habe ihm die Anweisung gegeben, einen Hyperflug bis zu einer Position im Bereich des Planeten Sayshell zu konzipieren, der Hauptwelt der Sayshell-Union. Das hat er getan, und zwar hat er einen Kurs in neunundzwanzig Etappen festgelegt, und so was ist schlichtweg Arroganz der schlimmsten Sorte.«

»Wieso Arroganz?«

»Der Fehler im ersten Sprung vermindert die Zielgenauigkeit des zweiten Sprungs, der doppelte Fehler macht den dritten Sprung bereits reichlich unverläßlich, und so weiter. Wie soll man da neunundzwanzig Sprünge auf einmal vorausberechnen können? Der neunundzwanzigste Sprung könnte überall in der Galaxis enden, oder irgendwo. Deshalb hat meine Anweisung so gelautet, nur den ersten Sprung auszuführen, damit sich, ehe wir weitere Hypersprünge vornehmen, die Position prüfen läßt.«

»Ein vorsichtiges Herangehen«, konstatierte Pelorat erfreut. »Ganz nach meinem Geschmack.«

»Ja, aber ich habe mir überlegt, könnte der Computer nach dem ersten Sprung nicht beleidigt gewesen sein, weil ich mißtrauisch war? Wäre er vielleicht fähig gewesen, auf seinen Stolz zu pochen und mir mitzuteilen, es sei überhaupt kein Fehler aufgetreten, als ich danach gefragt habe? Hätte er es nicht als unerträglich empfinden können, einen Fehler und damit Nichtperfektsein einzugestehen? In dem Falle wären wir so gut dran wie ohne Computer.«

Pelorats langes, freundliches Gesicht nahm einen trübseligen Ausdruck an. »Was kann man da machen, Golan?«

»Man kann machen, was ich getan habe — einen vollen Tag verschwenden. Ich habe die Positionsdaten einiger näherer Sterne anhand der primitivsten Methoden ausgerechnet — Teleskopbeobachtung, Photographie, manuelles Messen. Jede tatsächliche Position habe ich mit der verglichen, wie sie bei völlig fehlerfreiem Hypersprung hätte sein müssen. Die Arbeit hat mich einen ganzen Tag gekostet und absolut nichts eingebracht.«

»Ja, aber was ist denn dabei herausgekommen?«

»Zwei kolossale Fehler habe ich gefunden, aber beim Nachprüfen festgestellt, daß sie in meinen eigenen Berechnungen staken. Ich selbst hatte die Fehler gemacht. Dann habe ich die Berechnungen berichtigt und durch den Computer gehen lassen, von Grund auf, um zu sehen, ob dabei auf unabhängiger Basis das gleiche herauskäme. Übersieht man mal, daß der Computer auf einige Dezimalstellen mehr gekommen ist, waren meine Berechnungen richtig — und sie haben bewiesen, daß der Computer keine Fehler begeht. Der Computer mag ein arroganter Sohn des Fuchses sein, aber zumindest kann er auch Leistungen vorweisen, auf die er sich was einbilden darf.«

Pelorat atmete gedehnt aus. »Na, das ist doch alles wunderbar.«

»Ja, das kann man wohl sagen. Folglich werde ich dem Computer auch die restlichen achtundzwanzig Etappen überlassen.«