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Er schwieg, musterte die Sprecher der Reihe nach, richtete seinen Blick zuletzt auf die Delarmi. Er sprach langsam. »Sollten weitere Beweise erwünscht sein, bin ich nunmehr bereit, auch den hamischen Farmer namens Karoll Rufirant als Zeugen aufzurufen, den ich examiniert und dabei festgestellt habe, daß sein Geist auf ähnliche Weise beeinflußt worden ist.«

»Das ist nicht erforderlich«, sagte der Erste Sprecher, dessen Miene Entsetzen zeigte. »Was wir gesehen haben, ist hirnerschütternd.«

»In diesem Fall«, sagte Gendibal, »darf ich diese Hamerin nun wohl wieder wecken und gehen lassen. Ich habe veranlaßt, daß draußen Personen sie erwarten, die sich um ihr Wohlergehen kümmern werden.«

Als Novi gegangen war, durch seine Hand an ihrem Ellbogen behutsam zur Tür geleitet, setzte er seine Darlegungen fort. »Erlauben Sie mir eine kurze Zusammenfassung«, sagte er. »Tatsache ist, menschlicher Verstand kann und ist auf eine Weise beeinflußt worden, die außerhalb unserer Fähigkeiten steht. Auf die gleiche Weise können Kuratoren der Bibliothek dazu gebracht worden sein, alles die Erde betreffende Material zu entfernen, ohne daß wir es bemerkt haben, ohne daß sie selbst sich nachträglich daran erinnern können. Wir haben gesehen, wie es arrangiert worden ist, daß ich zu der bewußten Sitzung verspätet erscheine. Man hat mich bedroht, man hat mich gerettet. Das Resultat war die gegen mich vorliegende Anklage. Das Ziel dieser scheinbar natürlichen Folge von Ereignissen soll meine Entfernung aus einer einflußreichen Position sein, so daß der politische Kurs, den ich anstrebe und der den Urhebern dieser Vorgänge, wer sie auch sein mögen, anscheinend unlieb ist, nicht zum Tragen kommen kann.«

Die Delarmi beugte sich vor. Sie war merklich aufgewühlt. »Wenn diese… wie nennen Sie sie…? ›Anti-Füchse?‹ Wenn sie so überlegen sind, wieso haben Sie dann das alles aufdecken können?«

Gendibal fühlte sich nun zu einem Lächeln berechtigt. »Das ist sicherlich kein ausgesprochenes Verdienst meinerseits«, sagte er. »Ich behaupte nicht von mir, tüchtiger als andere Sprecher zu sein, schon gar nicht, ich sei fähiger als der Erste Sprecher. Aber auch die Anti-Füchse können weder unbegrenzt schlau sein noch vollkommen immun gegen das, was man Umstände nennt. Kann sein, daß sie diese Hamerin sogar speziell deswegen ausgesucht haben, weil nur in so geringem Maß auf sie eingewirkt werden mußte. Sie fühlt sich aufgrund ihres eigenen Charakters zu den Leuten hingezogen, die bei den Hamern ›Forscher‹ heißen, und sie bewundert unsereins ganz erheblich. Aber nachdem die Einflußnahme erfolgt war, Sprecherin Delarmi, muß die Begegnung mit mir wohl ihre Phantasterei, selber eine ›Forscherin‹ zu werden, wesentlich verstärkt haben. Schon am folgenden Tag ist sie nämlich mit genau dieser Absicht zu mir gekommen. Ihre sonderbaren Ambitionen haben mich naturgemäß so neugierig gemacht, daß ich ihren Geist begutachtete — eine Maßnahme, auf die ich normalerweise verzichtet hätte —, und dabei bin ich, mehr aus Zufall, auf diese Adjustierung gestoßen und habe ihre Bedeutung erkannt. Wäre eine andere Frau ausgesucht worden, die uns ›Forschern‹ weniger positiv gegenübersteht, hätten die ›Anti-Füchse‹ aufwendiger an der Adjustierung arbeiten müssen, aber die Konsequenzen wären vielleicht anderer Art gewesen, so daß ich all das nicht herausgefunden hätte. Die ›Anti-Füchse‹ haben sich verrechnet, oder sie haben dem Unvorhersehbaren zu geringes Gewicht beigemessen. Daß sie derartig über Kleinigkeiten stolpern können, ist für uns ein Grund zur Ermutigung.«

»Der Erste Sprecher und Sie«, sagte die Delarmi, »nennen diese… äh… Organisation die ›Anti-Füchse‹, weil sie sich, wie uns erklärt worden ist, dafür einsetzen, daß die Galaxis auf dem vom Seldon-Plan vorgegebenen Weg bleibt, also nicht etwa gegen den Seldon-Plan arbeiten, wie es der Fuchs getan hat. Wenn die ›Anti-Füchse‹ tatsächlich so handeln, warum gelten sie dann als gefährlich?«

»Warum sollten sie sich eine solche Mühe geben, wenn nicht für irgendeinen Zweck? Was für ein Zweck das ist, wissen wir nicht. Ein Zyniker könnte vielleicht sagen, sie beabsichtigen, zur rechten Zeit einzugreifen und die Entwicklung in eine Richtung zu lenken, die ihnen angenehmer ist als uns. Das ist auch mein Eindruck, obwohl ich mich keinem Zynismus hinzugeben pflege. Oder ist Sprecherin Delarmi zu behaupten bereit — womöglich aufgrund der Liebe und Zutraulichkeit, die, wie wir alle wissen, einen beachtlichen Teil ihres Charakters ausmachen —, wir hätten es mit kosmischen Altruisten zu tun, die unsere Arbeit erledigen, ohne sich davon irgendeinen Vorteil zu erhoffen?«

Es kam zu gemäßigten Bekundungen der Heiterkeit rings um die Tafel, und Gendibal wußte endgültig, daß er gewonnen hatte. Und die Delarmi besaß darüber Klarheit, daß sie verloren hatte, denn ein Auflodern von Wut zeigte sich durch ihre harte mentale Selbstkontrolle, so wie ein rötlicher Sonnenstrahl durch ein dichtes Blätterdach fällt.

»Unmittelbar nach dem Zwischenfall mit dem Hamer-Farmer«, sagte Gendibal, »habe ich voreilig die Schlußfolgerung gezogen, dahinter müsse ein anderer Sprecher stecken. Als ich dann die Veränderung im Geist der Hamerin erkannte, begriff ich, daß ich recht hatte, was die Machenschaft anging, mich jedoch in bezug auf die Urheberschaft geirrt hatte. Ich entschuldige mich für diesen Irrtum und bitte die Umstände als verständlichen Grund dafür anzusehen.«

»Ich glaube«, sagte der Erste Sprecher, »wir können das als hinreichenden Entschuldigungsgrund…«

Die Delarmi unterbrach ihn. Sie hatte sich wieder völlig in der Gewalt; ihre Miene war freundlich, und ihre Stimme klang nachgerade zuckersüß. »Bei allem Respekt, Erster Sprecher, darf ich Sie unterbrechen… Lassen wir die Sache mit der Anklage am besten ganz fallen. Im gegenwärtigen Moment denke ich nicht daran, für eine Amtsenthebung zu stimmen, und ich bin sicher, niemand hier würde das jetzt noch tun. Ich möchte sogar vorschlagen, den Vorgang aus dem Protokoll und den bis dahin einwandfreien Personaldaten des Sprechers zu streichen. Sprecher Gendibal hat sich ehrenvoll hervorgetan. Ich gratuliere ihm für seine hervorragende Leistung, das Aufdecken einer Krise, die der Rest von uns möglicherweise endlos hätte weiterschwelen lassen, mit unabsehbaren Folgen. Ich entschuldige mich meinerseits aus ganzem Herzen für meine vorherige Unfreundlichkeit bei Sprecher Gendibal.«

Sie strahlte Gendibal buchstäblich an. Gendibal empfand widerwillige Bewunderung für die Schnelligkeit, mit der sie im Handumdrehen die Richtung ihres Verhaltens änderte, um die Nachteile in Grenzen zu halten. Gleichzeitig jedoch hatte er das Gefühl, daß sie nur das Vorspiel zu einem Angriff von anderer Seite betrieb.

Er war sicher, daß ihm keine Annehmlichkeiten bevorstanden.

35

Als sie sich zu umgänglichem Auftreten durchrang, hatte Sprecherin Delora Delarmi darauf abgezielt, die volle Aufmerksamkeit der Tafel auf sich zu ziehen. Ihre Stimme klang sanft, ihr Lächeln war gutmütig, die Augen funkelten in ihrem Gesicht, insgesamt machte sie einen reizvollen Eindruck.

Niemand wagte sie zurückzuhalten, und wartete auf ihren nächsten Vorstoß.

»Dank Sprecher Gendibal«, sagte sie, »wissen wir nun alle darüber Bescheid, nehme ich an, was wir tun müssen. Noch haben wir kein genaues Bild von den sogenannten Anti-Füchsen, wissen wir nichts über sie, haben wir von ihnen nichts kennengelernt außer ihre vorübergehende Beeinflussung des Geistes von Menschen hier in der Bastion der Zweiten Foundation selbst. Wir wissen auch nicht, was das Machtzentrum der Ersten Foundation plant. Könnten wir uns einer Allianz von Anti-Füchsen und Erster Foundation gegenübersehen? Wir wissen’s nicht. Wir wissen, daß Golan Trevize und sein Begleiter, dessen Namen ich im Augenblick vergessen habe, ein Ziel anfliegen, das wir wiederum nicht kennen, und daß der Erste Sprecher, dessen Intuition ich respektiere, das Gefühl hat, Trevize ist im Hinblick auf den Ausgang dieser großen Krise eine Schlüsselperson. Was ist es nun, das wir zu tun haben? Eindeutig müssen wir alles herausfinden, was es über Trevize zu wissen gibt — wohin er fliegt, was er denkt, was seine Absichten sind… oder erst einmal, ob er überhaupt ein Ziel hat, irgend etwas denkt, irgendwelche Absichten verfolgt, ob er nicht in Wahrheit nur das Werkzeug anderer ist, die mächtiger sind als er.«